Balzac

  • Sorry Sandhofer,


    mein Versehen. Thx von wegen der Beitragsverschiebung. Auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames Büchlein, was vielleicht zum Bessermachen anregen könnte. Witzig war es allemal.


    mfG
    F. Hermann


  • Hallo,


    ich habe den Balzac Ordner einmal hervorgekramt, weil ich mir gerade "Kleine Leiden des Ehestandes" zu Gemüte führe. Kennt jemand dieses amüsante Büchlein?


    mfG
    F. Hermann



    Hallo Hermann


    ich kenns auch nicht. Es klingt für mich nach der Lektüre, die Balzac schrieb, wenn er in Geldnöten war. Ich kenne eine ähnlich amüsante Geschichte:
    Die Kunst seine Schulden zu bezahlen ...
    und seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur einen Sou auszugeben.


    war ganz amüsant.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Es klingt für mich nach der Lektüre, die Balzac schrieb, wenn er in Geldnöten war.


    Ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben (vielleicht sogar in diesem Forum hier?), dass da eigentlich nur "Balzac" drauf steht, aber nicht "Balzac drin ist. Sprich: dass ein Verleger den bekannten Namen benutzt hat, um ein Werk eines andern Autors besser zu verkaufen ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich meine, mal irgendwo gelesen zu haben (vielleicht sogar in diesem Forum hier?), dass da eigentlich nur "Balzac" drauf steht, aber nicht "Balzac drin ist. Sprich: dass ein Verleger den bekannten Namen benutzt hat, um ein Werk eines andern Autors besser zu verkaufen ...


    stimmt, ich kann mich erinnern, das war hier im Forum.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Moin, Moin!


    Die "Die kleinen Nöte des Ehelebens" (Petites Misères de la Vie conjugale) stammen von Balzac, waren ursprünglich nicht für die Menschliche Komödie vorgesehen, aufgrund einer Nachlaßnotiz dann trotzdem aufgenommen. Zudem handelt es sich um eine Kompilation verschiedener Texte, die zu unterschiedlichen Zeiten in Zeitungen & Zeitschriften erschienen. In der Menschlichen Komödie eingeordnet wurden sie in die "Analytischen Studien" (Band 12). Das Projekt Gutenberg offeriert den <a href="http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=140&kapitel=1#gb_found">E-Text</a>.
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  • Zitat

    ich kenns auch nicht. Es klingt für mich nach der Lektüre, die Balzac schrieb, wenn er in Geldnöten war. Ich kenne eine ähnlich amüsante Geschichte:
    Die Kunst seine Schulden zu bezahlen ...
    und seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur einen Sou auszugeben.


    war ganz amüsant.


    Hi Maria. Det kenn ich auch. Die Frage ist bloß, weshalb da ein Verleger einen anderen Namen benutzt haben sollte? Es ist doch wurscht ob sich ein Werk unter Balzac oder weißdergeierwie verkauft? Wobei...ist bestimmt Quatsch. Einmal Name immer Name. Im Grunde könnte man ja den letzten Scheißdreck verklingeln, wenn Bohlen oder Heidi draufsteht oderso. Nett muss es wirken. Oderandersrum. Is ja gar nich schlecht, wenn man was verkauft, wo z.B. Stephen King drauf steht, und mehrere Leute haben dadurch Arbeit. Bzw. Lohn und Brot. Freu mich jedenfalls, dass das auch wer kennt. Im Übrigen bin ich trotzdem der Meinung, dass besagtes Bändchen aus der Feder von Balzac selbst stammt, zumindest vom Stilistischen her. Gut erinnere ich mich auch noch an den "Vater Goriot", den seine Töchter immer so fleißig ausnehmen. Ich wusste gar nicht, dass die ganzen Geschichten einem einzigen großen Zyklus angehören...


    lg

    Einmal editiert, zuletzt von Freund Hermann ()

  • Nachdem ich fast die gesamt menschliche Komödie von Balzac gelesen habe (ich bin zur Zeit bei Band 17 "Die Chouans"), kann ich nur sagen, wie sehr ich Balzac bewundere und verehre. So starke Charaktere, wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, fast klassische Konflikte und deren Lösung, ich bin begeistert. Ich werde die menschliche Komödie bestimmt irgendwann wieder lesen. Danach bereite ich mich vor, Prousts Suche zum zweiten Mal zu lesen. diesmal an einem Stück.

    Gerade über die einfachsten Dinge ist es oft am schwierigsten zu schreiben.

  • Kürzlich griff ich wegen einer bestimmten Information nach Jahren wieder zu "Glanz und Elend der Kurtisanen", so wie hier in diesem Thread nach Jahren auch wieder etwas über Balzac geschrieben werden soll.
    Schon in meiner Kindheit sagte mein Vater, der in den fünfziger Jahren mit der Lektüre begonnen hatte: "Du musst Balzac lesen, wenn Du wissen willst, wie der Kapitalismus funktioniert!" :cool:
    Die Jahre nach 1984 war für mich die große Zeit der Balzac-Lektüre: ich griff zu einem Roman, zu einer Erzählung nach der anderen und versuchte mich an die Eigenheiten der Hunderten von Figuren zu erinnern, die immer wieder in den verschiedenen Werken vorkommen.
    Die Sentimentalität etwa in der "Lilie im Tal" empfand ich als süßlich im Vergleich zu den Originalromanen der Zeit der Empfindsamkeit von Rousseau und Goethe.
    Grauenhafte Typen kommen in den Romanen vor, Geldverleiher und Wucherer, Polizeispitzel und Kinderschänder.


    http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/4900.15 (weiter unten: über Typen bei dem Zeitgenossen Immermann und bei Balzac)


    Bestimmte Tricks aus dem Geschäftsleben, die ich nur bei Balzac fand, habe ich mir schon zu realsozialistischen Zeiten gemerkt: zwei Brüder der Finanzwelt behandeln einen ahnungslosen Kunden, der eine gibt ihm in eine Zusage und macht ihm schöne Hoffnungen, er reicht den Kunden mit einem Wisch zu seinem anderen Bruder eine Etage tiefer, auf dem er ein bestimmtes Zeichen hinterlassen hat, das dem Bruder signalisiert, genau das Gegenteil zu vollziehen, also das Kreditgesuch abzuschmettern ...


    Ich habe mich manchmal nach 1990 gefragt, ob es so etwas auch heute noch beispielsweise bei Anwälten gibt, man antwortete mir, dass das nicht mehr nötig sei, man wisse auch so, was der andere Anwalt vorhat.


    Begleitend las ich damals die Biographien von Stefan Zweig und Andre Maurois. Später kamen die Lebensbeschreibungen Balzacs und Stendhals von Johannes Willms als Lektüre hinzu, der, sagen wir mal so, ziemlich viele Bücher zu französischen Persönlichkeiten geschrieben hat.
    (bei Willms werden deutlich die finanziellen "Geschäfte des Herrn Balzac" behandelt. Was mich etwas abstößt, ist seine Art, von Frauen im Leben Balzacs zu schreiben, "die Hanska" vor allem; vielleicht kommt so etwas, wenn man sich lange im Ausland aufhält...)
    Noch ein letztes, bevor ich zum eigentlichen Anliegen dieses Posts komme:
    Man hatte sich damals also so richtig in die Welt des Balzacschen Paris und der französischen Provinzstädte eingesponnen. Aus seinem realen Leben war ich immer angezogen von der langjährigen wahren Freundin, die Balzac mit Sorge um ihn begleitet hat: Zulma Carraud, die Frau des Direktors einer Pulverfabrik. Von Stefan Zweig wurde sie gepriesen, bei Willms kommt sie nebenbei vor. Und als ich da ein Bild von ihr in die Hand bekam, war ich ja völlig hingerissen.


    Spätestens 1987 war Balzac wieder von meiner Leseliste verschwunden.


    Was ich mich also heute frage: Bei Balzac kommen Minister, Präsidenten und ein Generalsekretär des Staatsrates (Lousteau) vor, dieser düster-wichtige de Marsay, diese ominösen "Dreizehn", die ganz Paris im Geheimen beherrschen,


    obwohl doch jeder lesende Franzose wissen musste, wer das etwa im Jahr 1830 gewesen ist. Wie muss bei den damaligen Lesern so ein Spiel, solch eine Fiktion, angekommen sein? Es gibt auch Bände mit zeitgenössischen Reaktionen auf Balzac, aber da kommt dieser Umstand kaum ins Spiel.
    Bei Tolstoj unterhalten sich in "Krieg und Frieden" fiktive Personen, wie Andrej Bolkonskij und Pierre Besuchov, mit real-historischen Gestalten, wie Speranskij und Kutuzov, er wollte auch noch Karamzin einbauen, hat es aber dann unterlassen. Die deutschen Offiziere, die am Abend vor der Schlacht bei Borodino vorbeireiten, die hat es wirklich gegeben, Clausewitz und Wolzogen, und das waren keine arroganten Schnösel und Schreibtischstrategen, die nichts von den Russen verstanden hätten. Fontane lässt seinen fiktiven Schach von Wuthenow bei dem wirklichen, nur in Infinitiven sprechenden König Friedrich Wilhelm III. und der liebenswürdigen Louise vorstellig werden (herrliche Szene).



    Kann man sich das etwa so vorstellen, wie in einem neueren amerikanischen Film, wo beabsichtigt ist, den fiktiven Präsidenten umzuhauen und dann irgendwelche Leibwächter mit modernsten Waffen den Bösewichtern nachjagen, die eine Verschwörung gegen diesen Präsidenten angezettelt haben, der schon lange vor Obama eine dunkle Hautfarbe haben konnte?
    Also wenn ich mir vorstelle, einen heutigen Roman zu lesen über das gegenwärtige Berlin mit einem fiktiven Bundeskanzler anstelle von Angela Merkel und einem angenommenen Präsidenten anstelle des jetzigen ... (ab wann würde eigentlich der Präsidentenbeleidigungsparagraph dann greifen). Ich weiß auch nicht, wie sich das etwa in der Schweiz anfühlen würde, höre an der Stelle lieber auf.
    Aber merkwürdig ist das schon.