Lyrikleser

  • Moin, Moin!


    Ich habe mal einen <a href="http://www.fliegenfischen-fliegen.de/html/sartseite.html">Bekannten</a> angemailt. Mal sehen, was er dazu schreibt.


    Antwort: "Wenn damit gemeint ist, dass jemand mit der Hand unter der Uferböschung die Forellen fängt, dann ja. Der Fisch bleibt dort stehen und lässt sich leicht von unten befühlen, ehe man ihn dann mit einem gekonnten Wurf auf s Trocken befördert. Es ist eine uralte 'Fischräubermethode'. aber man braucht etwas Übung".

  • Antwort: "Wenn damit gemeint ist, dass jemand mit der Hand unter der Uferböschung die Forellen fängt, dann ja. Der Fisch bleibt dort stehen und lässt sich leicht von unten befühlen, ehe man ihn dann mit einem gekonnten Wurf auf s Trocken befördert. Es ist eine uralte 'Fischräubermethode'. aber man braucht etwas Übung".


    Danke, also ist das Fischekitzeln dazugedacht, den richtigen Fisch und seine Dicke zu erkennen. Wieder was dazu gelernt!


    finsbury

  • "Verteidigung der Poesie" ist ein Buch von Johanners R. Becher. Daraus zog ich folgendes Zitat - - "Manche Gedichte reichen nicht über den Anfang hinaus; vielleicht wird in einem späteren Gedicht das Gedicht ganz da sein . . . Oder das Gedicht verbirgt sich im Gedicht irgendwo in der oder jener Zeile; zwischen den Zeilen ist fühlbar eine poetische Substanz enthalten, aber sie bleibt unausgenutzt und wird nicht durch die Gestaltung in Freiheit gesetzt. Der Dichter arbeitet sich bis zu dieser Stelle vor, dichtet daran herum, dichtet eng daran vorbei und darüber hinweg; aber das eigentlich Dichterische in seinem Gedicht entdeckt er nicht; weiterdichtend entfernt er sich von der Stelle, wo in unmittelbarer Nähe das Dichterische verborgen lag.“

    Eine Folge konsequenter Augenblicke ist immer eine Art von Ewigkeit selbst.

  • Sammlung lyrischer Zauberzeilen (von Goethe über Rilke bis zur Gegenwart)


    Frost im Herzen, hilflos, durchzog mich (Anna Achmatova). Keine Posaune zurhand, keine Verkündigungen (Peter Rühmkorf). Wisst ihr denn, auf wen die Teufel lauern? (Goethe). Es ist ein Raum, den sie mit Milch getüncht haben (Trakl). Um sechs Uhr kam der Staatsanwalt (Johannes R. Becher). Flüchtig gelagert in dies mein Gartengeviert (Peter Rühmkorf). Die Silberpappel, eine ortsbekannte Schönheit (Brecht). Hier strotzt die Backe voller Saft (Wilhelm Busch).


    Ein dicker Junge spielt mit einem Teich (Alfred Lichtenstein). Der Abendfrieden ist hereingebrochen (Hans Scheibner). In dem Zug, der von A nach B fuhr (Hans Arp). Das Fräulein stand am Meer (Heinrich Heine). Betrachtet die Fingerspitzen, ob sie sich schon verfärben (Günter Eich). Wenn der Schweigsame kommt und die Tulpen köpft (Paul Celan). Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand (H. v. Hofmannswaldau).


    Der lag besonders mühelos am Rand (Walter Höllerer). Im Teerfass-Schatten kauen sie gelassen (Heinz Piontek). So gehen sie hin, Gelächter im Hals, und zeigen (Krolow). Wenn man kein Englisch kann (Benn). Nur noch zwei Bäume (Kaschnitz). In Ebenen, die qualmten von Regen (Stephan Hermlin). Nun rieseln weisse Flocken unsre Schritte ein (Ernst Stadler). Grau und trüb und immer trüber (Goethe).


    Ach Liebste, lass uns eilen (Martin Opitz). Im Haselholz liebten sie sich (Wistawa Szymborska). Im Sessel du, und ich zu deinen Füssen (Theodor Storm). Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen (H.v. Hofmannsthal). Aus der Hand frisst der Herbst mir sein Blatt, - wir sind Freunde ( Paul Celan).


    Unter türkischen Linden, die blühn, an Rasenrändern (Rilke). In Apfelbäumen lehnen weisse Leitern (Hans Egon Holthusen). Gestern fuhr ich Fische fangen (Werner Bergengruen). Stehend an meinem Schreibpult (Brecht). Immer wieder strecke ich meine Hand (Krolow). Ich bin im braunen Cognac-See ertrunken (Carl Zuckmeyer). Mir grauet vor mir selbst, mir zittern alle Glieder (A. Gryphius). In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs (Benn).


    Ich bin wie schon gestorben (Alexander Xaver Gwerder). Wer kann gebieten den Vögeln (Goethe). Da es dunkelt, da es feuchtet (Wilhelm Lehmann). Schneefall, dichter und dichter (Paul Celan). Nun die Bäume wieder Blüten schnein (Villon). Die Hecken klirren (Siegfried Lang). Komm, wir gehen, du und ich (T.S. Eliot). Es kommen härtere Tage (Ingeborg Bachmann).


    unaufhörlich begegnen sich in den gegeneinander bewegten strömen dieselben gesichter (Helmut Heissenbüttel). Die Menschen stehen vorwärts in den Strassen (Georg Heym). Die Faulen werden geschlachtet (Erich Fried). Achtung wir senden den Lachmöwenschrei (Günter Bruno Fuchs). Er liebte sie in aller Stille (Wilhelm Busch). Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt (Erich Kästner). "tut mir doch die fahne aus dem gesicht, sie kitzelt" (Hans Magnus Enzensberger).
    *
    Es ist ein Heidekrug, den am Nachmittag ein Betrunkener verlässt (Trakl). Der erste Tag im Monat Mai (Friedrich von Hagedorn). Schon, horch, hörst du der ersten Harken Arbeit, - wieder den menschlichen Takt in der verhaltenen Stille (Rilke). "mehr weiss niemand, die disteln gehn rückwärts" (Franz Mon). Drei Nächte geflochten aus deinem Leib (Boletaw Taborski).
    *
    Es schwamm der Mond in mein Gemach herein (Villon). Doch im Blauen eine weisse Taube (Josef Weinheber). In diesem Land kommt auf zwei Männer eine Zigarette (T.S. Eliot). Die Zeitung nehmen sie in die Finger wie Brei (Julian Tuwim). Geboren hat mich ein zwanzigjähriges Mädchen (Hans Egon Holthusen). Ach und weh! Mord! Zeter! Jammer! Angst! Pech! Polter! Folter! Henker! Geister! Kälte! Zagen! (Andreas Gryphius). In unseren Augenwimpern wimpern Widerhaken (Heike Doutiné).

    Eine Folge konsequenter Augenblicke ist immer eine Art von Ewigkeit selbst.

    Einmal editiert, zuletzt von litfink ()

  • Hallo,


    Durch die aktuelle Jürg Jenatsch-Leserunde bin ich darauf aufmerksam geworden, dass der gute Conrad Ferdinad Meyer auch ein interessanter Lyriker ist. Stöbern in seinem lyrischen Werk könnt Ihr hier: http://www.zeno.org/Literatur/…Conrad+Ferdinand/Gedichte


    Das kann ich nur unterstützen: Meyer ist ein großer Sprachmagiker, der schon einige Merkmale des Symbolismus vorwegnahm und dessen Metaphern oft einzigartig sind. In der von ihm selbst zusammengestellten und oft überarbeiteten Gedichtsammlung finden sich vor allem in dem Kapitel "Stunde" herrliche Gedichte. Daneben war er ein großer Balladenschreiber: Die meisten von euch werden seine "Füße im Feuer" kennen, die sich mit dem auch für sein Prosawerk typischen Thema Politik und Moral beschäftigen.


    finsbury

  • Hallo zusammen,


    auch Lutz Görner widmet sich, natürlich, Conrad Ferdinand Meyer, erzählt den Lebenslauf, durchbrochen mit seinen Gedichten.


    Folge 72


    Folge 73


    Folge 74


    Folge 75


    (darin wird kurz Jürg Jenatsch erwähnt, u.a. das schöne Gedicht "Zwei Segel")


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Meine Lieblingsdichter sind Walt Whitman und Rainer Maria Rilke. Mit gereimten Gedichten habe ich meine Probleme, da mir diese Kunstform sehr artifiziell erscheint.


    Ich komme im moment immer mehr dazu, Gedichte wieder und immer wieder zu lesen. Also möchte ich mich in die Dueniser Elegien von Rilke und bestimmte Gedichte Whitmans noch mehr vertiefen. Solche Texte muß man lesen und immer wieder lesen. Man kann sie nicht lesen wie einen Roman. Mir erscheint diese Schwerpunktsetzung heute sinnvoller als dieses Stöbern in diesem und jenem.


    Gruß Martin

  • Hallo Marlino,
    an den Dueniser Elegien bin ich seit geraumer Zeit ebenfalls interessiert, zumal ich zugeben muss bei meinen ersten Versuchen komplett gescheitert zu sein und mir dabei nicht das geringste Sinnverständnis zuteil wurde. Vielleicht sollte man sich die Lektüre einmal gemeinsam vornehmen, um zumindest ein klein wenig in die Geheimnisse jener Dichtung vorzudringen.


    Gruß
    Meier

    &quot;Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt&quot; * Keimzeit

  • Hallo zusammen,


    Rilke ist schon genial, vor allem sein Gedicht über den Panther.
    Meine beiden Lieblingsgedichte sind allerdings Theodor Storm "Die Stadt" sowie Kästners "Sachliche Romanze".
    Neumoderne Gedicht (vor allem Postmoderne) sind nicht mein Fall. Geschmackssache halt.


    Gruß Andre

    Miguel de Cervantes Saavedra:&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &quot;Don Quixote von la Mancha&quot;&nbsp; <br />- Tieck Übersetzung -

  • Hallo Meier,


    ja grundsätzlich wäre ich bereit, sich die Dueniser Elegien vorzunehmen. Ich habe sie selbst vor etwas längerer Zeit gelesen und ich kann bestätigen, daß es schwierige Texte sind. Anderseits weiß ich auch nicht, ob "Interpretationen" einem da weiter helfen. Rilkes Metaphern haben für mich eine starke expressive Kraft, ob ich sie mir deshalb unbedingt verständlich machen muß, wofür sie eventuell stehen, weiß ich nicht. Rilke braucht eigentlich nur allgemeinverständliche Begriffe. Keine gelehrten Anspielungen auf Historisches und dergleichen. Er schreibt aber oft an der Grenze des Verständlichen, weil das, was er ausdrücken will, vielleicht auch an der Grenze des Verständlichen ist.


    Wiegesagt: Im Augenblick lese ich zwar den Walt Whitman, wäre aber gerne bereit für die Dueniser Elegien.


    Gruß Martin

  • Hallo Marlino,
    prinzipiell wäre ich ab sofort startbereit, zumal ich davon ausgehe, dass der Text auch online verfügbar ist. Mehr als eine Elegie innerhalb von 14 Tagen möchte ich mir dabei allerdings nicht zumutuen, da ich annehme, dass jede einzelne bereits unendlich Gesprächsstoff bietet. Außerdem Dank an Herrn Sandhofer für die unaufdringliche Titelkorrektur.


    Gruß
    Meier

    &quot;Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt&quot; * Keimzeit

  • Hallo Meier,


    Dueniser, Duineser gut ich hatte da nie sonderlich drauf geachtet. Wir können für mein Gefühl auch sofort anfangen, nur weiß ich wieder nicht, in welchem Unterforum es recht wäre.


    Wie dieses Gespräch aussehen soll, wird man mal abwarten müssen. Die "Interpretationen des Deutschunterichtes" habe ich immer aus vollem Herzen gehaßt, insofern wird niemand eine "Interpretation" von mir erwarten dürfen. Mit dem "Engel" meint Rilke dies und das, wenn er vom "Weltraum" redet meint er dies und das. Also so was bitte nicht.


    Aber ein Gespräch gerne und das kann auch beinhalten, daß man die Gedichte weniger interpretiert, als über die Wirkung zu reden und sie in Worte zu fassen sucht, die bestimmte Worte, bestimmte Bilder in einem auslösen.


    Wer will oder soll den Thread starten?


    Gruß
    Marlino

  • Maria - Dank deinem Link hab ich zum Anfang gefunden von:
    Lyrik für alle
    :smile:


    Hallo Marlenja,


    "Lyrik für alle" - darin könnte man doch ewig stöbern und hören :winken:
    Schön, dass man bei Youtube es nachhören kann.


    Vermutlich kennst du bereits die Webseite von Lutz Görner:
    Der Rezitator:
    http://www.rezitator.de/


    Dort findest du täglich ein Gedicht des Tages.


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ich weiß nicht viel über Rainer Maria Rilke, über sein Leben und Wirken. Doch kürzlich bin ich über ein sehr schönes, melancholisches und zugleich tröstliches Gedicht gestolpert:


    Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
    sie fallen mit verneinender Gebärde.


    Und in den Nächten fällt die schwere Erde
    aus allen Sternen in die Einsamkeit.


    Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
    Und sieh dir andre an: es ist in allen.


    Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
    unendlich sanft in seinen Händen hält.


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)