Hallo sandhofer,
Na ja: Gutzkow spielt mit der Tradition, dass Titel eines Kapitels etwas mit dem Kapitel zu tun haben müssen. Und liefert Titel, die zwar mit dem Kapitel durchaus zu tun haben - gleichzeitig aber schon mit dem nächstfolgenden Kapitel. Er verwirrt seine Leser, indem er eine Tradition und damit Erwartungen der Leser mit einem textimmanenten Spielchen unterläuft. Das könnten ihm zwar die Romantiker vorgemacht haben, ist aber dennoch recht hübsch. :winken:
Danke für die Erklärung.
Das könnte zwar so sein, aber gegen dieses versteckte Spiel mit dem Leser spricht
- dass diese Art Kapitelüberschrift nur in den letzten Büchern und eher unregelmäßig vorkommt,
- dass Gutzkow sonst dazu neigt, seine Leser zu entmündigen und ihnen alles das, was sie sehr gut selbst hätten erschließen können und auch tun, nochmal brühwarm in kleinen Häppchen aufbereitet, was ja auch sehr zur Schwerfälligkeit des Romans beiträgt.
Obwohl ich Gs Roman durchaus in Einigem schätze, traue ich ihm diese Art literarische Leichtfüßigkeit und Ironie kaum zu.
Ich könnte mir eher vorstellen, dass er die Kapitelüberschriften erst später festgelegt und bei der Zuordnung geschlampt hat oder dass unterschiedlich große Kapitel aus derZeitungsveröffentlichung gegenüber der Buchveröffentlichung später harmonisiert wurden und es daher zu diesen Zuordnungsfehlern kam.
Aber vielleicht bin ich auch zu misstrauisch und kann diese ziemlich offensichtlichen Titelverschiebungen nicht mit der Ironie der Romantiker verbinden.
HG
finsbury