ZitatJürg Federspiel (ja, ich weiss ... (wahrscheinlich) Suizid 2007
Gibt es etwas besonders empfehlenswertes von Federspiel?
Kenn ihn leider nur den Namen nach.
Gruß, Lauterbach
ZitatJürg Federspiel (ja, ich weiss ... (wahrscheinlich) Suizid 2007
Gibt es etwas besonders empfehlenswertes von Federspiel?
Kenn ihn leider nur den Namen nach.
Gruß, Lauterbach
Gibt es etwas besonders empfehlenswertes von Federspiel?
Ich kenne nur, und kann empfehlen, auch wenn's sicher in der Klassik tonnenweise Besseres gibt:
Die Ballade von der Typhoid Mary [kaufen='978-3518384831'][/kaufen] und
Wahn und Müll (vergriffen)
Was ich nun gerade in der Literatur nicht verstehe, ist, dass es Leser gibt, die so felsenfest von ihrer eigenen Meinung überzeugt sind, als ob sie für die Qualität einen wissenschaftlichen Beweis erbringen könnten.
Ich habe bis jetzt noch keine Maßstäbe gefunden, die ich anlegen könnte, um 100%ig zu wissen, dass es sich beim Gelesenen um hochwertige Literatur handelt. Natürlich weiß ich, wie sich Trivialliteratur liest, aber bei Autoren, die alle Nobelpreisträger sind, derartig unterschiedliche Beurteilungen vorzufinden, das irritiert mich sehr.
Wenn ich sandhofers Beitrag richtig interpretiert habe, muss man auch damit rechnen, dass nichts bleibt, wie es war, nicht einmal in der Liebe zur Literatur. Zumindest könnte es passieren, dass ich meinen so heißgeliebten Günter mit 70 Jahren überhaupt nicht mehr lesen mag, dafür aber als Jelinek-Verehrerin nach Mürzzuschlag pilgere.
Hallo Madeleine
Ich für meinen Teil mag Günter Grass´ Erzählstil. Auch Thomas Mann kann ich immer noch sehr viel abgewinnnen. Sein Erzählstil liegt mir sehr nahe. Das heißt nicht, dass ich nicht auch Schwächen in seinen Werken vorfinde, das gehört zu jedem Autor dazu. Diese Schwächen resultieren aber oft aus den Stärken oder sind stofflich vorprogrammiert.
Marcel Reich-Ranicki erklärte einmal, Dorfgeschichten seien langweilig. Mit diesem Pauschalurteil hat er eine gesamte Erzählrichtung verurteilt. Klar hat eine Dorfgeschichte ein anderes Flair als eine Stadtgeschichte, Stadt- und Landgeschichten zu vergleichen, ist, als würde man Äpfel und Birnen vergleichen. Ich denke, viele Kritiker legen auf diese Weise falsche Maßstäbe an, sie werden den Geschichten in ihrer Intension und Gattungszugehörigkeit nicht gerecht.
Den Autoren wird von sich aufplusternden Kritikern immer wieder der klassische Erzählstil "verboten". Trotzalledem entwickelt sich die heutige Literatur in Richtung Wahrnehmungsliteratur, wo die modernen Erzählelemente mit den klassischen verknüpft werden. Diese selbstherrlichen Kritiker sind derart unwichtig und lächerlich in ihren Forderungen. Es geht ihnen nur darum, sich selbst wichtig zu machen. Verrisse verkaufen sich eben besser und es tut einfach gut, sich mächtig zu fühlen und Schriftsteller herabzusetzen. Da spielt auch viel Neid eine Rolle, denn sie könnten nie so schreiben. Sie sind die Boulvardpresse der Literaturszene mit all ihren Eitelkeiten. Literaturwissenschaftliche Begründungen sucht man vergeblich, es ist nur geschmäcklerisches Getue von Leuten, welche ihre Liebe für die Literatur verloren haben. Denn wer Literatur liebt, liebt auch deren Vielfalt und ist bereit, sich auf Autoren und deren Stil einzulassen, und will sie nicht in eine kanonische Konserve quetschen, denn gerade damit wären sie konventionell und gewöhnlich.
Ich kenne nur, und kann empfehlen, auch wenn's sicher in der Klassik tonnenweise Besseres gibt:
Die Ballade von der Typhoid Mary [kaufen='978-3518384831'][/kaufen] und
Das habe ich als Comic gelesen. Er stammt von der Schweizer Zeichnerin Ursula Fürst:
http://www.amazon.de/Die-Balla…phoid-Mary/dp/3907010493/
Passend dazu diese Webseite, die ich gerade gefunden habe:
Comic-Land Schweiz: http://www3.pro-helvetia.ch/ex…ic/comic_d/litaratur.html
Auf der Webseite geht es um Schweizer Literatur (u. a. von Glauser, Dürrenmatt), die von Schweizer Comic-Zeichnern zu Comics umgestaltet wurde. Über "Die Ballade von der Typhoid Mary" heißt es dort:
Zitat
Ursula Fürst adaptierte 1990 den Roman «Die Ballade von der Typhoid Mary» (1982) des Schweizer Schriftstellers Jürg Federspiel (die Geschichte der Schweizer Auswanderin Maria Caduff im New York des späten 19. Jahrhunderts). Sie verdichtet die literarische Vorlage mit typischem Pinselstrich und Grautönen zum stimmungsvollen Comic.
Außerdem wird dort noch ein Klassiker von Homer (der war allerdings kein Schweizer ;-)) erwähnt:
Zitat
Als Auftrag des renommierten Literaturverlags Artemis & Winkler entstand in einjähriger Arbeit «Die Abenteuer des Odysseus» (1992) von Frida Bünzli (Debra Bühlmann-Drenten). Sie verdichtet das antike Epos von Homer auf 96 Comic-Seiten, wobei der Zugang zum Stoff auf komische Art geschieht. Die Erzählperspektive ist weiblich, weil Frida Bünzli das Geschehen von Nausikaa, Odysseus’ Wohltäterin, berichten lässt. Weltliteratur einmal ungewöhnlich anders.
Diesen Comic habe ich ebenfalls im Regal stehen, wirklich sehr witzig und erfrischend anders. :breitgrins:
Schöne Grüße,
Wolf
Oft sind die mit Literatur Beschäftigten es einfach müde, sich für dumm verkaufen lassen. Sie sind wütend darüber, das es einerseits Leute gibt, die glauben Schriftsteller zu sein (obwohl sie in anderen Berufen bestimmt besser aufgehoben wären und viele Bäume am Leben bleiben könnten, wenn sie nicht totes Papier produzieren würden), und andererseits Leute, die den sogenannten Schriftstellern ihr Geschriebenes abnehmen.
Wenn man der Schönheit, Wahrheit und Klarheit begegnet, ist man niemals neidisch, nur beglückt. Wenn man der Dummheit begegnet, muß man sich in Sicherheit bringen, denn sie ist eine Krankheit, die sich wie Mehltau auf alles Lebendige legt.
Je mehr man gelesen hat, umso wählerischer wird man, umso genauer lernt man das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, umso mehr achtet man auf falsche Töne, schiefe Bilder, auf Ungenauigkeiten in der Sprache, die ja immer auch Ungenauigkeiten im Denken sind. Immer weniger möchte man sich von Phrasen, Attitüden, Eitelkeiten, Plattitüden, Unaufrichtigkeiten langweilen lassen. Jedes Buch soll ein Abenteuer (im Kopf) sein, aus dem man als ein Erneuerter, Erstarkter, Aufgerichteter oder Erschütterter hervorgeht. Man entwickelt ein Gespür für Effekthascherei und Großspurigkeit. Man lehnt das handwerkliche Kleingeld ebenso ab, wie das geborgte Gold oder den Flitterkram. Man möchte sich nicht mit dem Mittelmaß abspeisen lassen. Man beginnt damit, die Bibliothek für das Leben zusammenzustellen. Alles wird dann gewogen, vieles für zu leicht befunden und aussortiert. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher, wer hat das gleich noch gesagt? Am Ende wird man sich vielleicht mit Beckett, Hölderlin und Kafka zurückziehen, wer weiß?
Die Leserin
Hallo Leserin,
das klingt sehr verbittert ! Ich zumindest versuche, mir einen unbeeinflussten und naiven Standpunkt gegenüber der Literatur zu erhalten. Um im Bild zu bleiben: bei einem luftigen Standort hat der Mehltau keine Chance !
Auf jeden Fall habe ich nun etliche interessante Vorschläge für künftige Leseausflüge in die Gegenwart. :winken:
Gruß von Steffi
Liebe Leserin!
Ohne Dir nahetreten zu wollen, sei mir die Frage erlaubt, wie Du mit diesen hohen Ansprüchen überhaupt noch Bücher findest.
Muss man sich denn von jeder Lektüre wirklich immer erneuert, erstarkt, aufgerichtet oder erschüttert fühlen?
Habe ich denn von der Vielfalt des geschriebenen Wortes nicht mehr, wenn ich auch einmal gelten lasse, was nicht bedingungslos meine Ansichten widerspiegelt? Viele wahre und schöne Gedanken finden sich doch auch in Büchern, die vor Deinem gestrengen Urteilsspruch nicht bestehen würden.
Ich bin seit vielen Jahren überzeugte Atheistin und lese dennoch die Bibel, aber weder um mich darüber lustig zu machen, noch um gläubig zu werden, sondern um an der Vielfalt der Gedanken anderer Menschen und anderer Zeiten mein eigenes Denken zu schulen.
Wenn Du am Text, den Du liest, immer die Wahrheit, Schönheit und Klarheit erkennst, beneide ich Dich um diese Weisheit, wo doch gerade die Wahrheit viele Gesichter hat.
Jedenfalls könnte ich mir nicht vorstellen, meinen Lebensabend ausschließlich mit Beckett, Hölderlin und Kafka zu verbringen.
Da entfliehe ich dem Mehltau der Vollkommenheit doch lieber, um mit Steffi zu sprechen, in luftige Höhen.
Von dort grüßt sehr herzlich, Madeleine.
Am Ende wird man sich vielleicht mit Beckett, Hölderlin und Kafka zurückziehen, wer weiß?
Die Leserin
Ja, so oder ähnlich wird es kommen. Es müssen zwar nicht unbedingt die oben genannten Autoren sein, das jetzt keine Wertung, aber ähnliches zeichnet sich auch bei mir ab. Man wird immer pingeliger, oder besser gesagt - wählerischer, und man ist froh (jedenfalls ich) wenn man einen literarischen Reinfall so schnell wie möglich wieder los wird, sprich - verschenkt oder wieder verkauft.
Es bilden sich im laufe eines Leselebens so die merkwürdigsten, wenn nicht gar bibliomanen Angewohnheiten heraus und ich bin darauf bedacht diese dann auch mit aller leserischen Inbrunst zu Pflegen. Und das Wunderbarste dabei ist:
Die Klassiker, unsere geliebten Klassiker, sind allemal wohlfeiler als so manch Trendbüchlein, das zwar außerordentlich reißerisch angeboten wird, aber außer einen hochgebildeten SS Mann (was er irgendwie nicht ist) mit seltsam perversen Vorlieben (das jetzt bitte nur als Beispiel) nichts weiter zu Schenken vermag als namenlosen Leserfrust.
Lieber dann (wieder als Beispiel) den Tristram Shandy noch einmal lesen...
Grüße
Peter
Hallo zusammen
Ich bevorzuge auch Hochliteratur, doch war es schon immer so, dass die gefeierten Klassiker von übermorgen in ihrer Zeit nicht gewürdigt wurden. Daran ändert sich wohl nichts, wie ich feststelle. Dabei werden gerade diejenigen Autoren zu Vorreitern, welche keinen Deut auf "konservierende" Wertungen geben. Ich liebe die Klassiker und empfinde sie oft als zeitlos aktuell. Aber keiner ihrer Autoren hat sich gefragt, was die Kritiker dazu sagen werden, ob es ihnen genehm sein wird oder nicht. Wenn doch, wären sie sich trotzdem treu geblieben. Hätten sie auf ihre Kritiker gehört, tja, dann wäre wohl einiges an Papier gespart worden und wir wären um viele literarische Kostbarkeiten ärmer. Aber wenn man sich eh nur auf drei Autoren beschränkt, ist das sicher kein Problem. :zwinker:
Formlosigkeit entschuldigt ist durch die Formlosigkeit "des Lebens"
da sei Peter Hacks vor:
ZitatDie Welt will nicht gern in die Form; die Arbeit des Dichters ist, sie da hinein zu bringen.
Btw - Hacks wurde schon als lohnende Lektüre genannt, oder?
Ich kenne nur, und kann empfehlen, auch wenn's sicher in der Klassik tonnenweise Besseres gibt:
Die Ballade von der Typhoid Mary [kaufen='978-3518384831'][/kaufen] und
Wahn und Müll (vergriffen)
Hallo zusammen,
"Typhoid Mary" hat in der CH eine kleine Renaissance erlebt, weil es persönlicher Tipp von Hugo Loetscher
in einer Literaturclub-Sendung war:
http://www.sf.tv/sf1/literaturclub/index.php?docid=20070313
Zitat von "Wolf"Alles anzeigen
Das habe ich als Comic gelesen. Er stammt von der Schweizer Zeichnerin Ursula Fürst:
http://www.amazon.de/Die-Balla…phoid-Mary/dp/3907010493/
Passend dazu diese Webseite, die ich gerade gefunden habe:
Comic-Land Schweiz: http://www3.pro-helvetia.ch/ex…ic/comic_d/litaratur.html
Auf der Webseite geht es um Schweizer Literatur (u. a. von Glauser, Dürrenmatt), die von Schweizer Comic-Zeichnern zu Comics umgestaltet wurde. Über "Die Ballade von der Typhoid Mary" heißt es dort:
Zitat
Ursula Fürst adaptierte 1990 den Roman «Die Ballade von der Typhoid Mary» (1982) des Schweizer Schriftstellers Jürg Federspiel (die Geschichte der Schweizer Auswanderin Maria Caduff im New York des späten 19. Jahrhunderts). Sie verdichtet die literarische Vorlage mit typischem Pinselstrich und Grautönen zum stimmungsvollen Comic.
sehr interessante Links, Wolf.
Das Comic zu der Typoiden Mary mußte ich mir natürlich bestellen
Herzliche Grüße
Maria
Aber keiner ihrer Autoren hat sich gefragt, was die Kritiker dazu sagen werden, ob es ihnen genehm sein wird oder nicht. Wenn doch, wären sie sich trotzdem treu geblieben.
Ersteres würde ich so nicht schreiben, letzteres mag stimmen.
Thomas Mann zum Beispiel (den ich jetzt mal grosszügig als Klassiker bezeichne) war sehr empfindlich, was Rezensionen anbelangt und hatte z.B. während der letzten "Krull-Phase" immer wieder Bedenken, ob die Kritik ihm das Buch nicht verübeln würde und war sehr überrascht über die positive Aufnahme.
Grüsse
alpha