Michel Houellebecq

  • Genau das wollte ich wissen. Aber nicht von google, sondern von Dir. Ist irgendwie menschlicher, oder?


    Na, bei Google hätte es so schön ja nicht gestanden. Die Gründe, warum mir das mhd. Original besser gefiel, sind ja psychologischer Natur und daher für Google nicht zugänglich. Aber für die Psychologie werde ich bestimmt gleich geschimpft. :zwinker:


  • Übrigens: Schon die Frage, ob man dieses Buch lesen sollte, regt mich auf. Wer das lesen möchte ist mMn. schlicht einem üblen Selbstvermarkter auf den Leim gegangen.


    Ach immer diese üblen Selbstvermarkter! Gut, daß Goethe ein anständiger Selbstvermarkter war, oder? :breitgrins:
    gruß
    josmar

  • Welches Selbstmarketing meint Ihr? Für den zeitgleich mit Erscheinen seines neuen Buches geschehenen Terroranschlag kann Houellebecq nichts. Und aus der Öffentlichkeit hat er sich danach zurückgezogen.


  • Welches Selbstmarketing meint Ihr? Für den zeitgleich mit Erscheinen seines neuen Buches geschehenen Terroranschlag kann Houellebecq nichts. Und aus der Öffentlichkeit hat er sich danach zurückgezogen.


    Genau, und die Promotion seines Buches ausgesetzt.
    Ich halte ihn überhaupt für unterschätzt und verkannt. Gut, durch sein Auftreten und provokante Äußerungen hat er vielleicht selbst zu dem Negativimage beigetragen, das ihm anhaftet. Dieser Artikel aus der taz versucht gegenzusteuern und spricht mir aus der Seele.
    Houellebecqs Buch Plattform, eine bitterböse Satire auf die Kompliziertheit von Liebesbeziehungen in unseren Breiten, fand ich damals recht amusant und mehr als das. Soumission habe ich bestellt. Schon, dass der Protagonist, ein frustrierter vereinsamter Literaturwissenschaftler, der sich mit Huysmans(!) beschäftigt, zum Islam konvertiert, weil das sein(Liebes-) Leben vereinfacht ( so in etwa), finde ich reizvoll.
    Erstmal lese ich aber das kleine Büchlein Lettre ouverte a ma femme von vor zwanzig Jahren noch mal. Text und Zeichnungen von Wolinski, einem der getöteten Zeichner von Charlie Hebdo.

  • Genau, und die Promotion seines Buches ausgesetzt.
    Ich halte ihn überhaupt für unterschätzt und verkannt.



    Diese Aussage überrascht mich. Ich kann das inhaltlich nicht beurteilen, da ich fast überhaupt keine Franzosen lese und auch von ihm noch kein Buch gelesen habe. Aber zumindest kann ich sagen, dass er einer der ganz wenigen Namen der frz. Gegenwartsliteratur ist, die ich überhaupt wahrnehme, weil über ihn so viel geschrieben und gesprochen wird.


  • ... da ich fast überhaupt keine Franzosen lese ...


    Recht so! (Zeitgenössiche) Franzosen sollte man trinken, nicht lesen. Doch Vorsicht: Man kann für Vins de France schnell viel Geld ausgeben, ohne die entsprechende Qualität zu erhalten. :breitgrins:

  • Eine recht interessante positive Rezension von Houellebeqcs neuem Roman unter dem Titel: Abgesang auf das abendländische Europa
    jetzt auch beim vertrauenswürdigen deutschlandradio kultur:


    …Dieser Roman[…]beschreibt auch eine Huysmans-Nachfolge in der Dialektik von Décadence und Bekehrung[…]. Islam deshalb, weil er ein bequemes Leben verspricht. Die Glaubensinhalte selbst sind ganz unwesentlich.
    Die Listigkeit dieses Romans, seine Doppelbödigkeit als polemische Zukunftsphantasie und literaturgeschichtlich inspirierte Huysmans-Kontrafaktur, seine unerwarteten Volten, schließlich die ihm jäh zugewachsene politische Brisanz, über der man seinen Witz nun erst recht nicht vergessen darf: all das macht "Unterwerfung" zu einer ebenso auf- wie anregenden Lektüre.


    Der ganze Artikel: http://www.deutschlandradiokul…ml?dram:article_id=308835


    :klatschen:


    Jau, schon klar :breitgrins::
    [i]Kein rechter Deutscher mag den Franzen leiden/ doch seine Weine trinkt er gern…[/i]( Auerbachs Keller)
    :trinken:

  • Du darfst hier gerne etwas elaborieren. :)


    Amüsant war die Arbeit des Protagonisten im französischen Literaturbetrieb (Huysmans muss ich wohl demnächst mal lesen). Interessant waren die Projektionen muslimischer Werte auf den europäischen Alltag (wobei mir als Antitheisten die religiösen Argumentationsketten nach wie vor nicht einleuchtend sind, bin halt unbelehrbar). Erschreckend war, dass Angela Merkel 2022 immer noch Kanzlerin sein wird. :entsetzt:
    Also kein Buch, um deswegen Leute umzubringen. Aber wert, gelesen zu werden.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Der neue Roman "Serotonin" von Michel Houellebecq liegt auf meinem Lesetisch. Das Buch schlägt in allen Feuilletons große Wellen, wurde überall besprochen


    Deutschlandfunk

    SZ

    taz

    NZZ

    Nochmal NZZ

    Der Standard


    Ausführliche Leseprobe war gestern beim Verlag noch nicht eingestellt, aber hier gab es sie:

    Leseprobe bei buecher.de


    Ich habe den Autor im letzten Herbst live im Schauspiel Frankfurt/Main erlebt, dann hört man seine Stimme uns seine kodderige Art bei der ein oder anderen Lesestelle heraus.


    Gruß, Thomas

  • Hi Jaqui,


    Houellebecqs neuestes Buch hat einen frustrierten, depressiven 46jährigen Mann als Protagonisten. Sozusagen der französiche Philip Roth oder der französische Genazino. Wir scheitern ja irgendwie alle im und am Leben, Lektüre kann dann ein Trost sein, daher lese ich sowohl Roth als auch Genazino und natürlich auch Houellebecq.


    Gruß, Thomas

  • Ich wollte gerade nach dem Buch fragen und schon hat klassikfreund das gemacht.


    Der ORF schreibt: Houellebecq schickt Frankreich in die Hölle

    Das hat mich schon mal sehr neugierig gemacht auf das Buch. Ich habe von dem Autor noch nichts gelesen. Nur gehört, dass seine Bücher sehr polarisieren.

    Ja, das kann man wohl so sagen. Und der Autor selbst noch mehr. Ich finde ihn ziemlich widerlich, aber darauf legt er es ja auch bewusst an. Sein Buch 'Unterwerfung' war wirklich interessant. Einige attestieren ihm ja nachgeradezu einen prophetischen Blick. Das ist sicher etwas übertrieben, aber er analysiert und überzeichnet manche gesellschaftliche Tendenzen schon ganz treffend auf eine Weise, dass man hellsichtiger wird.


    In der Süddeutschen gab es am Samstag bereits eine ziemlich verhaltene Rezension, die auch die Schwächen des Romans aufzeigt:


    https://www.sueddeutsche.de/ku…tonin-rezension-1.4274668

    Daraus:

    Zitat

    Um es mal in seiner eigenen Metaphorik zu sagen: Mitte der Neunzigerjahre wirkten diese Schimpfereien noch sehnig, straff und unverbraucht. Jetzt kommt einem der sehr lange Anfang dieses Romans vor wie ein welker, unglücklich gealterter Textsack, in den nach der gängigen Rezeptur natürlich auch noch Islamophobie, Schwulenhäme und sehr viel Alkohol und Psychopharmaka gestopft werden.


    Und am Schluss (Achtung: Spoiler!!):

    Zitat

    Labrouste ist sich am Ende sicher, dass ihm nur der Freitod bleibt, als Sturz aus dem Fenster seiner Hochhauswohnung. Diese Einsamkeitspassagen sind streckenweise erschütternd. Gleichzeitig denkt man, na ja, 200 Seiten lang alle nur als Schlampen beschimpfen und dann auf den letzten Metern Einsamkeit und Verlust beklagen, vielleicht besteht da ja ein Zusammenhang. Aber das wäre natürlich wieder nur typisch schwules Pariser Gutmenschengerede.