Maritime Literatur

  • Hallo zusammen,


    Es ist Sommer! Urlaubsstimmung! Ich dachte, ich frag euch mal nach eurem liebsten maritimen Roman. Ist es vielleicht der Klassiker „Moby-Dick“ von Hermann Melville? Ein wahres Meisterwerk und sein erster Satz ist bestimmt der bekannteste unter den ersten Sätzen der Weltliteratur: Nennt mich Ismael.


    Als ein kleines Juwel unter den Reisetagebüchern empfinde ich Thomas Mann’s erste Schiffreise nach Amerika 1934. „Meerfahrt mit Don Quijote“. Seine Beobachtungsgabe hat uns Lesern eine schöne Lektüre beschert.


    Als stimmungsvoll-melancholische Strand-Meer-Lektüre gehört für mich unbedingt auch „Wellen“ von Eduard von Keyserling.


    Welcher ist euer liebster maritimer Roman?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Moin, Moin!


    Ich kann allem, was mit Seefahrt zu tun hat, nichts abgewinnen. Vermutlich sträube ich mich deshalb so gegen Mobby Dick. Allerdings hat diese meine Aversion der fruchtbaren Lektüre von Cortazars "Die Gewinner" keinen Abbruch getan. Und auch die Schatzinsel ließ sich ertragen. Dennoch muß ich mich jedesmal wieder überwinden, wenn von Schiffen die Rede ist.

  • Bon jour,


    spontan fallen mir zwei Sachen von Thomas Mann ein: In den "Buddenbrooks" gibt es einige schöne Strand- und Meerkapitel, in "Mario und der Zauberer" fängt er gekonnt die Atmosphäre eines italienischen Badebetriebs ein.


    Au revoir


    Sir Thomas

  • Hallo,


    wenn's nicht ein dicker Roman sein muß - "Taifun" von Joseph Conrad.
    Genauso schrecklich, "Von Dienstag bis Dienstag" von Richard Hughes - bleibt für immer im Gedächtnis, besonders wenn man sich auf einen Ozean begibt, denn Taifun segelt wenigstens noch, hier wird aber schon gedampfschifffahrt.
    Es gibt zwei interessante Bücher (natürlich keine literarischen Klassiker, aber sehr lesenswert), die, präzise bis zu Luftdruckdaten, historische,metereologische Dramen spannend darstellen. Leider weiß ich von keinem der Autoren den Namen.
    "Isaac's Storm", im letzten Jahrhundert, am Golf von Mexiko, Schwerpunkt Galveston, eine Hurrican - und Flutkatastrophe bis dato unbekannten Ausmaßes.
    "The Perfect Storm", da erwischt es Fischer im Nordatlantik, das war, glaube ich, in den Siebzigern oder Achtzigern. Der Autor erklärt einem u.a. exakt, warum es grundsätzlich nicht möglich ist, ein Schiff so zu bauen, daß es mit jedem Sturm fertig wird - was wohl die angeblich ständig spurlos von der Bildfläche verschwindenen Schiffe erklärt. Und die Seenotrettung per Flugzeug und Schiff lernt man auch kennen und bewundern.


    Stevenson und Maugham eignen sich auch noch für naß und salzig -
    und alles zusammen garantiert für beunruhigte Urlaubstage:smile:


    Gruß
    g.


    Und falls das hier überhaupt statthaft ist zu sagen :zwinker: - ich fand den Schätzing "Der Schwarm" über große Strecken spannend verpackte Information.

  • Hallo !


    Da ich ja gerade einige Erzählungen von Maugham gelesen habe, habe ich auch gleich an ihn gedacht. Von der Stimmung her mag ich auch "Tod in Venedig" - naja, nicht unbedingt maritim, oder ?


    gantenbein schrieb:

    Zitat

    ich fand den Schätzing "Der Schwarm" über große Strecken spannend verpackte Information.

    Vor allem, wenn du das Hörbuch am Strand hörst und sich dann leichter Küstennebel bildet :rollen: Das Baden im Meer war an diesem Tag nicht der reinste Genuss ...


    Gruß von Steffi

  • Hallo,


    zwei moderne Romane, die auch viele nautische Informationen transportieren:


    John Grisemer: Rausch - ein historischer Roman über die Verlegung des ersten Telegrafenkabels durch den Nordatlantik


    Umberto Eco: Die Insel des vorigen Tages - Der Roman thematisiert die Datumsgrenze im Südpazifik


    Und natürlich immer noch Defoes "Robinson Crusoe" und Stevensons "Schatzinsel". Das sind nicht nur Mythen für Kinder und Jugendliche.


    Gut hat mir auch bei der zweiten Lektüre Poes "Insel des Dr. Moreau" gefallen: Die Fahrt des blinden Passagiers ist schon toll dargestellt.


    Da fällt mir auch noch das Großkapitel über das Floß der Medusa in Peter Weiß' "Ästhetik des Widerstands" ein: Da steigt einem auch trotz allen Eklektizismus' der Salzwassergeruch in die Nase!


    HG
    finsbury


  • Und falls das hier überhaupt statthaft ist zu sagen :zwinker: - ich fand den Schätzing "Der Schwarm" über große Strecken spannend verpackte Information.


    Ich fand es auch schon mal statthaft, das zu sagen. :wink:


    Zusätzlich zu den hier genannten Klassikern -
    vor zig Jahren mal alle verschlungen:
    Die Hornblower-Romane von C.S. Forester.
    Und natürlich auch mal:
    Nordhoff/Hall: Die Meuterei auf der Bounty.


    Diese Romane stellen die Christliche (Kriegs-)Seefahrt eher so dar, wie sie wirklich war.


    Conrad steht bei mir schon lange mal zur Neu- bzw. Wiederlektüre an.
    "Herz der Finsternis" hab ich letztens mal gekauft, früher schon mal gelesen "Almayers Wahn", "Die Schattenlinie", "Lord Jim".


    Melville übrigens, nicht nur der "Moby Dick", sondern auch die Novelle "Billy Budd".
    Von seinen anderen Romanen kenne ich nichts, hab aber mal die Reisebeschreibung ("Taipi" ?? glaub ich) gelesen.


    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Conrad steht bei mir schon lange mal zur Neu- bzw. Wiederlektüre an.
    "Herz der Finsternis" hab ich letztens mal gekauft, früher schon mal gelesen "Almayers Wahn", "Die Schattenlinie", "Lord Jim".


    Nicht zu vergessen: Freya von den sieben Inseln :zwinker: ! Dem ehemaligen Kapitän Conrad sind tatsächlich einige sehr gute "maritime" Geschichten gelungen.


    Weniger gelungen, meiner Meinung nach, aber ebenfalls "maritim" angehaucht: Virginia Woolfs To the Lighthouse.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    Noch was sehr Nasses:
    "Die Lofotfischer" von Johan Bojer (erwähne ich hauptsächlich, damit den Vergessenen vielleicht mal wieder jemand liest, vor allem sein "Die Auswanderer" ein Stück amerikanischer und europäischer Geschichte zum Thema "Wirtschaftsflüchtlinge" :rollen:)


    Von Otto Julius Bierbaum "Die Yankeedoodle-Fahrt" , Reisen per Schiff von Italien bis in den Nahen Osten und in Gesellschaft, mit allem was so eine Gemeinschaft bedeutet - kritisch und witzig.


    Gruß
    g.


  • Von Otto Julius Bierbaum "Die Yankeedoodle-Fahrt" , Reisen per Schiff von Italien bis in den Nahen Osten und in Gesellschaft, mit allem was so eine Gemeinschaft bedeutet - kritisch und witzig.


    ( Von dem hatte ich vor einem Vierteljahrhundert mal was gelesen. "Prinz Kuckuck". Ich erinnere mich aber an nichts mehr. )


    Flussschipperei sollte nicht unerwähnt bleiben.
    Mark Twain natürlich, "Leben auf dem Mississippi". Ist ja von einem Gelernten. :wink:
    Und Friedrich Gerstäcker, "Die Flusspiraten des Mississippi". Klassische Abenteuerliteratur. Von einem, der wirklich da war. Anders als Karl May.


    Poe, vor allem "Arthur Gordon Pym". Und die "Fortsetzung" von Jules Verne, "Die Eissphinx".

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Hallo,


    Poe, vor allem "Arthur Gordon Pym". Und die "Fortsetzung" von Jules Verne, "Die Eissphinx".


    Au ja, da ist mir unten ein übler Fehler unterlaufen: Den obigen Titel meinte ich, nicht die "Insel des Dr. Moreau". Die ist überhaupt nicht von Poe, bin jetzt zu faul um nachzusehen, vielleicht eher von Wells?!


    Ach ja, da fallen einem noch einige Sachen ein: Von Jules Verne natürlich auch noch die "20 000 Meilen unter den Meeren", dann
    "Die Abenteuer des Röde Orm" von Bengtsson, eine wilde Wikingergeschichte.


    HG
    finsbury

  • Au ja, da ist mir unten ein übler Fehler unterlaufen: Den obigen Titel meinte ich, nicht die "Insel des Dr. Moreau". Die ist überhaupt nicht von Poe, bin jetzt zu faul um nachzusehen, vielleicht eher von Wells?!


    Yep. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • "Sigismund Rüstig" ....kennt das eigentlich noch jemand? Biedermeierlicher Schiffbruch mit anschließender Robinsoneade; war mal ein Jugendbuch Klassiker.
    "Van Zantens glückliche Zeiten" , an das ich nur mehr äußerst vage Erinnerungen habe, hat glaube ich ein ähnliches Setting.


    Ein schöner Thread! Dank diesem taucht plötzlich längst Vergessenes, aus grauer Vorzeit wieder auf.
    Gruß
    g..

  • Von Theodor Storm, den ich zugegebenermassen nicht besonders hoch schätze, gibt's wohl auch einiges. Darunter auch sein wohl bestes: Der Schimmelreiter.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Maria!


    "Der Schimmelreiter" gehört zu meinen Lieblingsbüchern und ich mag auch vieles andere von Theodor Storm.


    Weiterhin habe ich Alfred Anderschs Sansibar oder Der letzte Grund sehr gerne, ein beklemmendes, anklagendes aber auch selbstkritisches und zudem sehr spannendes Buch.


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo,


    jau, danke @ sandhofer,


    und absolut wunderbar und durchtränkt mit Salzwassser- meer geht nicht - Margriet de Moor: Sturmflut. Ich hab's bisher schlimmerweise vergessen, aber mein absoluter Liebling! Ein Homer des 20. Jahrhunderts, das Maritime betreffend.


    HG
    finsbury


  • "Sigismund Rüstig" ....kennt das eigentlich noch jemand?


    Ja, ich. Aus dem Bücherregal der Eltern. Das war aber wohl eine gekürzte Ausgabe. Emil Vollmer Verlag Wiesbaden, Garant für Verstümmelungen.
    :grmpf:
    Von Marryat hatte ich dann noch mal den "Peter Simpel" nachgeschoben. Brave Seefahrerliteratur für die damals Reife Jugend, nehme ich an, mit schöner Moral.


    Da ist Hornblower besser.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Brave Seefahrerliteratur für die damals Reife Jugend, nehme ich an, mit schöner Moral.


    Da ist Hornblower besser.


    Also bei mir war's brave Seefahrerliteratur für die unreife Jugend, hab ich so mit Sieben bekommen.
    Außerem, gibt es da nicht geschlechtsspezifische Unterschiede? Den Hornblower hab ich nämlich z.B. als reifere Jugend gelesen, weil erst durch einen Mann kennengelernt, der vermutlich in seiner Jugend viel Identität daraus gezogen hatte und für diese, seine restlose Begeisterung war ich dann wahrscheinlich zu alt oder zu weiblich. War also mehr eine Reise in die männliche Psyche, für die man ja nie zu alt ist :breitgrins:


    Gruß
    g.