Lesediszplin

  • Was haltet Ihr von "Lesedisziplin"? :grmpf:
    Ein Freund von mir meint, dass jedes einmal begonnene Buch auch zu Ende gelesen werden muß, sonst fehlt dem Leser jede Disziplin. Schließt Ihr Euch dieser Meinung an oder darf man Bücher bei Nichtgefallen auch weglegen, selbst wenn es sich um Klassiker handelt?

  • Moin, Moin!


    Was haltet Ihr von "Lesedisziplin"? :grmpf:
    Ein Freund von mir meint, dass jedes einmal begonnene Buch auch zu Ende gelesen werden muß, sonst fehlt dem Leser jede Disziplin. Schließt Ihr Euch dieser Meinung an oder darf man Bücher bei Nichtgefallen auch weglegen, selbst wenn es sich um Klassiker handelt?


    So ein Zwischending. Einerseits muß man einem Buch schon eine Chance geben; bei mir dauert es oft bis zur Hälfte, bis ich reingekommen bin; andrerseits ist die Lebenszeit zu kurz, um etwas auf Teufel komm raus zu erzwingen. Selbst gestandene Kritiker räumen bei manchen Büchern Startprobleme ein.

  • Hallo Sylli,


    ich lese auch Bücher zu Ende, die mir überhaupt nicht gefallen. Es git Bücher, in die ich mich erst einlesen musste und es wäre ein Verlust gewesen, wenn ich vorher abgebrochen hätte. Es gibt sogar Bücher, die mir erst im Nachhinein gut gefallen haben, mit denen ich mich währdend des Lesens aber die ganze Zeit geplagt hatte. Und wenn mir ein Buch gar nicht gefallen hat, dann kann ich das auch problemlos sagen, wenn ich es zu Ende gelesen habe. Wenn man ein 1000-seitiges Buch nach 50 Seiten abbricht und dann darüber schimpft, wirkt das meist nicht sehr überzeugend.


    Viele Grüße,
    Zola


  • Wenn man ein 1000-seitiges Buch nach 50 Seiten abbricht und dann darüber schimpft, wirkt das meist nicht sehr überzeugend.


    Wenn ich nach 50 Seiten erkennen kann, dass der Autor ein humorloser Nichtskönner ist, werde ich den Teufel tun, mich weitere 950 Seiten mit seinem Unsinn abzugeben.


    Ich erinnere mich an ein Buch, das mit dem Satz begann "Als Johannes an jenem Morgen aufwachte, wußte er, daß es ein besonderer Tag werden würde" (aus dem Gedächtnis zitiert) – warum soll ich mich mit einem Autor auseinandersetzen, der mit einem solchen ersten Satz anhebt? Für sowas ist mir meine Zeit zu schade. Also: zugeklappt und was anderes gelesen.


    Gruß, Bonaventura

  • Moin, Moin!


    Vielleicht hilft ja auch das:
    http://tinyurl.com/357xzr


    Wat könnte ich mir jetzt aufreechen. Seit 11 Jahren sind Pennacs 'Rechte' <a href="http://www.bibliomaniac.de/fab/prim3/pennac2.htm">auf meiner Webseite</a>, eines der ältesten Fundstücke, die ich horte, und keine Sau kennt das.


    Auch sehr beruhigend und berühmt: Süskinds <a href="http://www.bibliomaniac.de/fab/prim3/suesk.htm">Amnesie in litteris</a>.

  • Hallo zusammen!


    Da man mit zunehmendem Alter seine Autoren immer besser kennt, werden Reinfälle auch immer seltener. Höchstens mal, wenn ich dann wieder einen von der Kritik hochgelobten Gegenwartsmenschen lese. Da kann's vorkommen, dass ich auch nach 300 Seiten noch abbreche.


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Bevor ich ein Buch abbreche, ringe ich lange mit mir - denn meistens wähle ich meine Lektüre recht überlegt aus und dann gibt es ja einen ganz bestimmten Grund, warum ich es überhaupt zu lesen begonnen habe. Somit habe ich dann selbst bei Nichtgefallen ziemliche Hemmungen, es vorzeitig abzubrechen - da muss es mir schon wirklich schwer auf die Nerven gehen ...

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;


  • Wat könnte ich mir jetzt aufreechen. Seit 11 Jahren sind Pennacs 'Rechte' <a href="http://www.bibliomaniac.de/fab/prim3/pennac2.htm">auf meiner Webseite</a>, eines der ältesten Fundstücke, die ich horte, und keine Sau kennt das.


    Endlich die Bestätigung, dass ich "keine Sau" bin! :zwinker:


  • Ich erinnere mich an ein Buch, das mit dem Satz begann "Als Johannes an jenem Morgen aufwachte, wußte er, daß es ein besonderer Tag werden würde" (aus dem Gedächtnis zitiert) – warum soll ich mich mit einem Autor auseinandersetzen, der mit einem solchen ersten Satz anhebt? Für sowas ist mir meine Zeit zu schade. Also: zugeklappt und was anderes gelesen.


    Kommt drauf an. Eine ziemlich gute Erzählung von Tucholsky könnte so beginnen :breitgrins:

  • Hallo allerseits,


    normalerweise gehöre ich zu denjenigen, die versuchen, ein Buch zu Ende zu lesen. Wie auch sonst im Leben: Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Endgültig (so glaube ich zumindest) bin ich an James Joyce Ulysses gescheitert, zwei Mal angefangen und jeweils bis zur Hälfte ca. gekommen! Einen dritten Anlauf werde ich wohl nicht mehr wagen!
    Andere Erfahrung: John Banville, Das Buch der Beweise, angefangen und als nicht gelungen abgespeichert, beim zweiten Anlauf absolut begeistert!
    Momentan zur Seite gelegt; William Gaddis, Die Fälschung der Welt; ruht aber nur und wird irgendwann weiter gelesen!


    Gruß
    josmar

  • Ich denke da so, wie der Großteil von Euch! Jedem Buch sollte man, je nach Seitenzahl, eine entsprechende Chance geben, aber eine Qual sollte daraus nicht entstehen. Mir gefällt ein Buch oft auch erst ab der Mitte, und dann bin ich froh, dass ich durchgehalten habe. Ist dem nicht so, ärgere ich mich wegen der verlorenen Zeit.
    Mit J. Joyce habe ich auch immer noch Probleme. Ich habe mir schon vorgenommen, nur ganz wenig pro Tag zu lesen, aber nicht aufzugeben, wie schon einmal. Jetzt finde ich aber immer einen Vorwand, um nicht anfangen zu müssen. Hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal vor einer Lektüre fürchte.
    Bei Sachbüchern verstehe ich oft auch nicht alles, aber die lese ich so gut wie immer zu Ende, weil man doch etwas mitnimmt. Und wenn einem das Thema dann an anderer Stelle wieder begegnet, hat man wenigstens eine Ahnung, wovon die Rede ist. Liebe Grüsse, Sylli

  • Hallo zusammen,


    ich habe überhaupt kein Problem damit ein Buch abzubrechen, wenn es mich nach ungefähr einem Drittel nicht überzeugt hat, dann landet es in der Papiersammlung. Kommt aber nicht allzu oft vor, wie Sandhofer schon geschrieben hat, Fehlkäufe werden immer seltener, außer ich lasse mich auf eine Leserunde im Schwesterforum ein, doch da habe ich auch hinzugelernt und bin zurückhaltender geworden (von 4 Büchern waren 3 ein Flop)


    liebe Grüße
    donna

  • Ich bemühe mich jedes Buch zuende zu lesen. Ganz einfach aus dem Grund, dass ich mit meinen 20 Jahren eher meinem Geschmack bzw. meinen Literaturkenntnissen misstraue als dem Buch. Und da ich höchstens aller vier Bücher zu zeitgenössischer Literatur greife, werden die Empfehlungen der Klassiker hoffentlich eine Bewandnis haben.


  • Ich bemühe mich jedes Buch zuende zu lesen. Ganz einfach aus dem Grund, dass ich mit meinen 20 Jahren eher meinem Geschmack bzw. meinen Literaturkenntnissen misstraue als dem Buch. Und da ich höchstens aller vier Bücher zu zeitgenössischer Literatur greife, werden die Empfehlungen der Klassiker hoffentlich eine Bewandnis haben.


    Dem steht die Einsicht gegenüber, dass nicht jedes Buch für alle Leser geschrieben ist, und dass nicht jedes Buch für jeden Punkt in der eigenen Lesegeschichte passt. Eine Lektüre abzubrechen, bedeutet ja nicht, das Buch für immer aus dem Lesekanon zu verbannen. Vielleicht kommt später einmal die richtige Zeit für gerade dieses Buch. Ich habe z. B. Homers »Odyssee« und »Ilias« erst recht spät mit Lust lesen können – da hätte ich mir den vorherigen erzwungenen Durchgang gern erspart. Natürlich weiß man es immer erst anschließend richtig ...


  • Endgültig (so glaube ich zumindest) bin ich an James Joyce Ulysses gescheitert, zwei Mal angefangen und jeweils bis zur Hälfte ca. gekommen! Einen dritten Anlauf werde ich wohl nicht mehr wagen!


    Kleiner Trick, falls nicht bekannt:
    zunächst nicht am Anfang anfangen, sondern mit Kapitel Vier, Kalypso, das, wo Leopold Bloom erstmals auftaucht.
    :winken:


    Ansonsten bin ich der undisziplinierteste Leser, den ich kenne.
    Meine Angewohnheit, nach und nach ein Buch nach dem anderen anzufangen, war früher so ausgeprägt, dass ich mir selber auf den Wecker gegangen bin damit.
    Und dann blieb eines liegen und das nächste ... und das lag keineswegs an der Qualität der Bücher.
    Ich habe auch schon *flüster* Jean Paul *flüsterflüster* für andere liegen *peinlich* lassen.


    Das ist die letzten Jahre etwas anders geworden, aber immer noch liegen meist 3-4-5 parallel.
    Die Bücher, die ich anfange, und die mir dann nicht gefallen, sind auch zunehmend weniger geworden, ich wähle sorgfältiger aus, lese nicht mehr so wahllos, und auch immer mehr wieder. Da weiß ich dann, was ich hab.


    Im übrigen hab ich als Leser ja auch meine Rechte (und die Linke natürlich :wink:), und das Recht, Bücher zur Hand zu nehmen und wieder wegzulegen wie ich will, nehm ich mir jederzeit.
    "Du MUSST aber das und das und das gelesen haben", das gibt es für mich nicht mehr.


    Nur noch ein "......... *seufz* ich möchte aber noch das und das und das lesen ....." :wink:


    Ich hab wenig Kontakt zu jungen Leuten, bin aber der Meinung, dass MUSS der Ausbildung von Lesekultur nicht sehr förderlich ist.
    Ich fand Disziplin immer zum Kotzen. Weil aufgezwungen.
    Und nur Selbstdisziplin OK.
    Aber die muss sich entwickeln. Auch beim Lesen.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

    Einmal editiert, zuletzt von Leibgeber ()

  • Du hast schon recht mit deiner Meinung über das MUSS beim Lesen. Aber wie soll man über Bücher urteilen können, wenn man sie nicht selbst gelesen hat? :grmpf:


  • Du hast schon recht mit deiner Meinung über das MUSS beim Lesen. Aber wie soll man über Bücher urteilen können, wenn man sie nicht selbst gelesen hat? :grmpf:


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass schon ziemlich viele Mitmenschen über ziemlich viele Bücher geurteilt haben, ohne die gelesen zu haben. Und wenn nicht eh zu wenig gelesen würde, käme das wohl noch öfter vor.
    Aber so sind wir hier ja nicht.
    Hast schon recht, wenn du über ein Buch urteilen willst, musst du es gelesen haben.
    Aber dann liegt dir ja was am Urteil, und also am Buch, nehme ich mal an, und nicht nur am Urteil darüber, und insofern liest du das Buch weil du es lesen willst. Nicht, weil du musst.
    :wink:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Mit dem LESEN-MUESSEN ist das eine ganz eigenartige Sache. Einerseits will ich alles selber lesen, um mir eine Meinung bilden zu können. Andererseits scheitere ich immer wieder an meiner Lektüre. Doch dann habe ich das Gefühl, dass mich die Bücher, die ich abgebrochen habe, fast verfolgen, bis ich sie irgendwann doch lese.
    So gesehen MUSS ich aus einem inneren Zwang heraus auch Bücher lesen, die mir nicht zusagen und an denen ich beim Lesen keine Freude habe, wie z. B. bei J. Joyce. Keine Ahnung, warum das so ist und es wird mit zunehmendem Alter immer schlimmer. Früher habe ich ohne schlechtes Gewissen jede Lektüre abgebrochen. Liebe Grüsse, Sylli