• Franz Werfel

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

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  • Hallo zusammen,


    ich hatte das Bedürfnis diesen Thread, in dem noch nicht viel geschrieben wurde, hervorzuholen. Bis vor kurzem kannte ich nur von ihm "Das Lied von Bernadette". Das ist aber schon Jahrzehnte her.


    Ich entdeckte Franz Werfel neu durch seinen Roman "Verdi - Roman der Oper", den ich letztes Jahr (2007) las und ich war ganz hin und weg von der Atmosphäre und der Geschichte. Ich war so begeistert, dass ich den Roman gleich zweimal zu Weihnachten verschenkte. :breitgrins:


    Hier mal ein paar Infos zum Buch im Wikipedia:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Verdi._Roman_der_Oper


    und


    Marcel Reich-Ranicki: Sein Werk durchziehen Widersprüche


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo !


    Und ich bin eine der Beschenkten - da mir Werfel bisher unbekannt war, bin ich schon sehr gespannt. Danke dir nochmals, Maria !


    Gruß von Steffi

  • Werfel... - Kenne nur "Der veruntreute Himmel". Seither habe ich kein Bedürfnis, mehr von ihm zu lesen. Die Atmosphäre und der religöse Einschlag haben mich irgendwie abgeschreckt.



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann


  • Werfel... - Kenne nur "Der veruntreute Himmel". Seither habe ich kein Bedürfnis, mehr von ihm zu lesen. Die Atmosphäre und der religöse Einschlag haben mich irgendwie abgeschreckt.



    Grüsse
    alpha


    Hallo alpha


    in "Verdi" konnte ich diesen Aspekt nicht finden, außer du nimmst die Oper = Religion :smile:
    im Gegenteil. Diese Atmosphäre in Venedig ... Nebel ... Gondeln ... das Altern .... der Zerfall ... einen Überhundertjährigen, der keine Oper verpasst .... Schaffenskrise .... Wagner (aus der Ferne betrachtet) ....


    hach - ein Lesevergnügen.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Werfel habe ich als Teenager gelesen, in meiner Hesse-Phase, immer positiv werde ich "Cella", "Der veruntreute Himmel" und natürlich "Die 40 Tage des Musa Dagh" ( das erschütterndste Zeugnis über die Pogrome an den Armeniern, ein von der Literatur ansonsten vollkommen vernachlässigtes Thema) in Erinnerung behalten. Ein großer Lyriker ist er aber wahrlich nicht gewesen.


    Viele Grüße


    Die Leserin

  • Hallo!



    Ich entdeckte Franz Werfel neu durch seinen Roman "Verdi - Roman der Oper", den ich letztes Jahr (2007) las und ich war ganz hin und weg von der Atmosphäre und der Geschichte. Ich war so begeistert, dass ich den Roman gleich zweimal zu Weihnachten verschenkte. :breitgrins:


    "Verdi" habe ich auch gerne gelesen. Ansonsten noch den "Abituriententag" in Schulzeiten. Leider bisher nicht mehr.


    CK

  • Hallo zusammen,


    vor grauer Vorzeit las ich anlässlich meines eigenen Abiturs Werfels Roman "Der Abituriententag", eine, wenn ich mich recht erinnere, Geschichte von verschleppter Schuld aus Jugendtagen -vom Genre, nicht von der Behandlung und vom Stil her so ähnlich wie "Katz und Maus" von Grass. Mir hat's damals ganz gut gefallen.


    Daneben habe ich noch die "Komödie einer Tragödie : Jacobowski und der Oberst" gelesen, wo ein jüdischer Emigrant im besetzten Frankreich einen SS-Offizier überlistet. Auch das fand ich recht gelungen. Werfel hat es nach seiner Flucht über Frankreich in die USA nach einem wirklichen Vorfall geschrieben.


    An die anderen Sachen habe ich aus demselben Grund wie alpha noch nicht herangetraut.
    Aber anscheinend hat Werfel auch die nicht-religiöse Literatur um einiges beschenkt. Danke für den Tipp mit Verdi, Maria. Allerdings interessiert mich die - insbesondere italienische - Oper nicht besonders. Sie ist mir zu übertrieben dramatisch und alle sterben dabei immer so lange und herzzerreißend ... :zwinker:


    HG
    finsbury

  • Hallo, Ihr Lieben,


    "Verdi" von Franz Werfel gehört für mich als Opernliebhaber zu den Entdeckungen der letzten Jahre. Erstaunlich detailliert hat Werfel die große musikalische Auseinandersetzung des reifen 19. Jahrhunderts zwischen der italienischen Belcanto-Oper (geprägt nicht nur von Verdi, sondern auch von Rossini) und der deutschen Romantikoper, deren Exponent Richard Wagner war, beschrieben.


    Als interessanteste Nebenfigur des Verdi-Romans ist mir übrigens der über 100 Jahre alte Marchese Gritti lebhaft im Gedächtnis geblieben. Dessen zäher Lebenswille, der sich auf das Altern um des Alterns willen konzentriert, erinnert irgendwie an unseren Jopi Heesters ... :breitgrins:


    Also: Lest dieses Buch - und geht anschließend in die Oper!


    Es grüßt


    Sir Thomas

  • Hallo Finsbury


    Werfel hat keine nicht-religiösen Bücher geschrieben, denn er war ein glühender Katholik mit jüdischen Wurzeln, was in seinem ganzen Werk zu spüren ist. Eine brisante, aber für seine Zeit nicht ungewöhnliche Mischung. Er ist auch immer da am stärksten, wo er sich dezidiert mit der Religion oder mit Antisemitismus und Verfolgung auseinandersetzt. "Der veruntreute Himmel" ist die beeindruckende Studie eines Menschen, der sein ganzes Leben über auf die Religion gesetzt hat und am Ende schwer enttäuscht wird. Eine in jedem Fall lohnende Lektüre, vor der man sich nicht fürchten muss.


    Viele Grüße


    Die Leserin

  • Hallo Leserin,


    vielen Dank für diese Rückmeldung: Natürlich haben alle Werke von Werfel einen religiösen Hintergrund, der auch ok. ist. Ich bin nur nicht so interessiert an dezidiert religiösen Büchern wie zum Beispiel "Das Lied von Bernadette", von dem ich annehme, dass es das Erweckungserlebnis in den Mittelpunkt stellt.



    Hg
    finsbury

  • Hallo zusammen,


    nicht nur "Das Feuer" von Gabriele D'Annunzio kam als Hörbuch heraus, sondern auch "Verdi - Roman der Oper" hat der edel records Verlag kürzlich herausgebracht:


    [kaufen='9783867900058'][/kaufen]


    Da Wagner eine schattenhafte Nebenrolle in dem Buch spielt, verstehe ich nicht warum sein Bildnis auf dem Cover ist.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich kenne von Werfel den "Abituriententag". Als ich das Werk vor etwa einem jahr gelesen habe, hat es meinen Geschmack voll getroffen, da ich selber noch Schüler bin und ich mich gut in die Personen und die Handlung reinversetzen konnte. Mehr kenne ich leider noch nicht, aber da stehe ich hier ja anescheinend nicht ganz alleine da. :zwinker:


  • Ich kenne von Werfel den "Abituriententag". Als ich das Werk vor etwa einem jahr gelesen habe, hat es meinen Geschmack voll getroffen, da ich selber noch Schüler bin und ich mich gut in die Personen und die Handlung reinversetzen konnte. Mehr kenne ich leider noch nicht, aber da stehe ich hier ja anescheinend nicht ganz alleine da. :zwinker:


    Hallo Telemachos,


    genauso ging es mir vor langer Zeit auch: Da sieht man doch, dass dieser Roman eine zeitlose Gültigkeit für die entsprechende Lebenssituation hat.


    HG
    finsbury

  • Hallo,


    am Wochenende las ich Werfels "Eine blaßblaue Frauenschrift" in einem Rutsch und bin begeistert von dieser wunderbaren Novelle über Lebenslügen, Schuld und Sühne. Sie hat mir sogar ein wenig besser gefallen als das "Verdi"-Werk. Großartiger Autor, dieser Franz Werfel!


    Viele Grüße


    Tom

  • Zitat

    Hallo,


    am Wochenende las ich Werfels "Eine blaßblaue Frauenschrift" in einem Rutsch und bin begeistert von dieser wunderbaren Novelle über Lebenslügen, Schuld und Sühne. Sie hat mir sogar ein wenig besser gefallen als das "Verdi"-Werk. Großartiger Autor, dieser Franz Werfel!


    Werfel ist eine gute Idee. Von ihm habe ich bisher noch nichts gelesen.


    Ich hoffe, dass mein Lieferant diesmal einen kürzeren Werfel auftreiben kann. Sonst muss ich wahrscheinlich wieder selbst nach Linguere reiten.


    Gruß
    Meier

    &quot;Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt&quot; * Keimzeit

  • Diesmal hatte ich Glück und mein Lieferant hatte die Frauenhandschrift tatsächlich im Gepäck. Liest sich bisher auch sehr gut an.


    Gruß
    Meier

    &quot;Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt&quot; * Keimzeit

  • Ich habe das Abschlusskapitel zwar noch vor mir, schätze aber das dies nicht mein letzter Werfel bleiben wird. Inhaltlich wie auch stilistisch sind natürlich deutliche Parallelen zu Vargas Llosas "Lob der Stiefmutter" unübersehbar. Nun bin ich bloß noch gespannt, ob die letzten Seiten noch eine weitere überraschende Wendung nehmen werden.


    Gruß
    Meier

    &quot;Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt&quot; * Keimzeit

  • Ich ziehe diesen Ordner wieder hoch wegen einer Frage zu Franz Werfels Lebenslauf. Ich bin leider nicht im Besitz einer Biographie, lese aber gerade die über seine merkwürdige Frau Alma.

    Da ich wusste, dass Franz Werfel zwei Wochen lang in Lourdes auf sein Ausreisevisum nach den USA gewartet und während dieser Zeit Interesse für Bernadette gefasst hat, habe ich automatisch angenommen, dass er auch dort über die Grenze nach Spanien ging. Das ist aber nicht richtig. Sondern die Werfels reisten von da aus nach Katalonien und gingen zu Fuß von Cerbére nach Portbou über die Grenze, zusammen mit Heinrich Mann und dessen Frau Nelly. Für den 70jährigen Heinrich Mann und den dicken Franz Werfel war der Übergang eine Strapaze - Alma Mahler-Werfel, obwohl auch alles andere als schlank und fit, schaffte es vergleichsweise leicht. Sonst steht leider nichts Näheres in dem Buch, außer dass sie über einen Berg geklettert seien.

    Ich war schon oft in der Gegend, sie zählt zu meinen Lieblingsreisezielen (ich liebe das Katharerland). Wenn ich genau wüsste, wo die Gruppe die Grenze überschritten hat, würde ich mich nächstes Mal gern an Ort und Stelle umsehen. Weiß vielleicht jemand Bescheid?

  • In der Werfelbiographie von Jungk erfährt man nicht viel mehr, als du schon weisst, Zefira. Es ging von Cerbére nach Port Bou. "Nach etwa zwei Stunden erreichten die Werfels en Gipfel des siebenhundert Meter hohen Rumpissa-Kogels.(281)" (Die Werfels hatten einen Vorsprung vor dem Rest der Gruppe und liefen zunächst alleine weiter.) "Unmittelbar unter ihnen lag ein spanisches Zollhäuschen - als Werfel und seine Frau dort eintrafen, hielten die Wachbeamten sie für ortsunkundige Wanderer, begleiteten sie eines Stück Weges, wobei sie sie aber, ohne dass die Werfels dies wussten - zurück in Richtung der französischen Grenze führten. .....und zu ihrem Entsetzen tauchten Augenblicke später die gefürchteten französischen 'guardes mobiles' auf, liessen sie jedoch anstandslos weiterziehen, warnten sie sogar noch, an einer betimmten Gabelung, auf dem Gipfel, diesmal nicht nach rechts, sondern nach links abzubiegen, um den richtigen Grenzposten zu erreichen. Unmittelbar vor der spanischen Grenze trafen sie nun wieder auf Heinrich, Nelly und Golo Mann (....) Nun folgte noch der mühsame Abstieg nach Port Bou (281)


    Hoffentlich hilft das weiter.