• Die Gruppe 47 begeistert mich schon seit langem, ich wusste aber nicht, dass ihr so viele wichtige Autor(inn)en angehörten (der entsprechende WIKI hat mich da aufgeklärt). Die Gruppe 47 ist ja soetwas, wie die wichtigste literarische Initiative, wie der wichtigste literarische Zusammenschluss deutschsprachiger Literatur. Gab es jemals etwas vergleichbares? Wenn man sich für die deutschsprachige Literatur der Nachkriegszeit interessiert, dann wird man an der Gruppe 47 und deren Vertreter(innen) sicher nicht vorbeikommen, davon bin ich überzeugt. Ich werde mir wohl früher oder später einige der Aufgelisteten etwas näher unter die Lupe nehmen. FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo Friedrich-Arthur


    danke für den Link, ich bin ihm mit Interesse gefolgt. In den letzten Wochen habe ich mich vorsichtig der Nachkriegslyrik genähert, in Form des Medium Hörbuchs u.a. Ingeborg Bachmann (Auszüge aus der 'Gestundenen Zeit') und Paul Celan (u.a. Todesfuge). Ein ganz neues Erlebnis für mich.
    Viele Grüsse
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo Maria,


    einige Gedichte von Ingeborg Bachmann und Paul Celan finde ich auch sehr gut, mir fällt der Zugang zu beiden aber nicht sehr leicht. Ich habe von beiden nur kleine Sammelausgaben, eine Art "die besten Gedichte von". Von Ingeborg Bachmann habe ich auch Malina gelesen. Von Alfred Andersch habe ich unlängst das spannende Buch Sansibar oder der letzte Grund gelesen, das mich sehr beeindruckt hat. Eigentlich wollte ich mehr von Alfred Andersch entdecken, aber der Zeitmangel hat es mich aufgeben lassen. Vielleicht wird später ja noch etwas daraus. Es gibt einen riesigen SUB hier, der schneller wächst, als er lesend abgetragen werden kann. Ich werde wohl einiges un- oder angelesen an die Kinder vererben müssen...


    Noch einen schönen Sonntag wünscht dir FA!

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo Friedrich-Arthur,


    die Gruppe 47 ist wirklich ein faszinierendes Thema - in all ihrer Bedeutung für den deutschen Literaturbetrieb aber auch in ihrer Widersprüchlichkeit. Als Johnson-Leser weißt Du ja sicher, dass Uwe Johnson auch eine Zeitlang dabei war. Zu diesem Zeitpunkt aber war die Gruppe schon zu sehr in interne Macht- und Kompetenzdiskussionen verfallen, als dass jemand wie Johnson sich noch wohlfühlen konnte.
    Einen sehr guten, weil auch kritischen Überblick über die Gruppe 47 gibt es bei Text+Kritik (Sonderband, Hrsg.: Heinz Ludwig Arnold).


    Viele Grüße


    Rat Krespel


  • Die Gruppe 47 begeistert mich schon seit langem, ich wusste aber nicht, dass ihr so viele wichtige Autor(inn)en angehörten (der entsprechende WIKI hat mich da aufgeklärt). Die Gruppe 47 ist ja soetwas, wie die wichtigste literarische Initiative, wie der wichtigste literarische Zusammenschluss deutschsprachiger Literatur.


    Guten Morgen Friedrich-Arhur.
    vielen Dank für den tollen Link, mir ging es genau so wie dir, kannte die Gruppe 47, wusste aber auch nicht, dass so viele bedeutende Schriftsteller ihr angehörten, ich werde jetzt meine französischen Klassiker für eine Zeit vernachlässigen und mich mehr in diese Gruppe "einarbeiten."
    Ich weiss nicht, wie sich die Literaten in Deutschland in der Zwischenkriegszeit vereinten ( gab es da nicht die Gruppe 1925, die aber nach kurzer Zeit auseinanderbrach?), aber in Österreich vereinten sie sich in Wiener Cafés ( café central ) um Egon Erwin Kisch (Werfel, Musil,Kraus,...). Gab es da noch mehr?
    Werfel , dessen Romane ich gerne lese, aber mit seiner Religiosität ich nicht klarkomme, beschreibt diese Zeiten ganz ausführlich in "Barbara oder die Frömmigkeit". Aber sie hatten keinen Namen, oder?

    Puuh, soviel "Halbwissen"...weiss da jemand mehr bescheid???


    Liebe Grüsse
    donna

  • Interessant, interessant, man lernt eben doch nie aus.


    Ich habe von dieser Gruppe, das muss ich zu meiner Schande gestehen, noch nie etwas gehört. :redface:
    Finde es aber interessant, dass es solche Treffen gegeben hat. Auch, dass sich so viele bekannte Namen darunter finden.


    Werde mich da jetzt noch ein wenig einlesen.
    Danke für die vielen tollen Infos. :klatschen:


    Katrin

  • Vorweg muss ich einmal sagen, dass mein Urteil über die Gruppe 47 durchaus nicht im Entferntesten mit dem über die Teilnehmer der Tagungen, unter denen zweifelsohne geniale Künstler waren, in eins fällt. Dann muss ich ebenfalls zugeben, dass mir Lesungen im Allgemeinen nicht besonders zusagen, da ich mit ihnen, gleichermaßen wie mit dem berühmt-berüchtigten "elektrischen Stuhl" der G47 (Also gleich anschließender "Kritik"), literarischen Voyeurismus verbinde, den ich nicht wirklich verstehen kann.


    Nein wirklich, ich finde man muss das Phänomen der Gruppe 47 im gesamtschnitt aller 20 Tagungen sehen, da schlussendlich, als man sich von "Ruf"-Zeiten so weit entfernt hatte, alsdass keine politische Motivation mehr zu erkennen war (Vgl. Demokratisierung, Sprachrestauration nach '45)- ganz im Gegenteil, zeitgeschichtliches ja verpönt zu sein schien. Angeblich war Stagnation ja auch der Zerfallsgrund, neben dieser Debatte, wenn ich mich nicht irre, irgendeine GRundsatzdebatte um den Realismus (Aber da liege ich wahrscheinlich tatsächlich falsch...).


    Ich muss dann später noch etwas zu den jungen, ausgeschlossenen Schriftstellern anno 47 sagen, aber das editiere ich lieber später, mir ist darüber nicht mehr alles so geläufig, entschuldigung. ;)

  • Hallo Titania,


    deine Ansichten decken sich ja mit einigem, was ich zuletzt las. Trotzdem finde ich es gut, dass es diese Gruppe überhaupt gab, auch wenn sie schon wieder Geschichte ist. Mir sagen viele der Autor(inn)en zu, aber das liegt wohl an meinem literarischen Lieblingsschwerpunkt und der ist ja deutschsprachige Nachkriegsliteratur. Ein sehr weites Feld mit sehr vielem, was ich noch für mich entdecken will...


    Es gibt übrigens eine rororo Bildmonographie über die Gruppe 47, vielleicht ist die gut geeignet zum Einstieg...


    Noch ein schönes Wochenende,


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo und einen schönen Sonntag,


    für die Auflösung der Gruppe 47 gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Der Generationenkonflikt, die Zugeständnisse an den Literaturmarkt, poltische Differnzen der Mitglieder und einiges mehr. Der Realismusstreit war mit Sicherheit kein Grund, eher ein Auslöser.


    Besonders treffend hat meiner Meinung nach Uwe Johnson einen der wichtigsten Gründe genannt:


    Zitat

    Je weniger die Gäste der Tagungen einander verdächtigten wegen des Anstands, desto mehr wuchs dem Gespenst zu, man sei eine Instanz mit Zuständigkeiten weit über das Literarische hinaus


    Friedrich-Arthur, es gibt übrigens auch in der Reihe Text+Kritik einen Band über die Gruppe 47 (Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold).


    Noch einen schönen Tag


    Rat Krespel

  • Hallo


    Etwas über die Gruppe 47 und vielem drumherum findet man auch in der Biographie "Unseld" von Peter Michalzik, erschienen bei Blessing.


    Natürlich geht es dort hauptsächlich um den Verleger Unseld, aber dieser kam eben auch viel mit der Gruppe 47 in Kontakt und literarischen Größen wie Hesse, Frisch, Johnson, Enzensberger, Walser, Handke,.... und seine Beziehung zu Ingeborg Bachmann!


    Wirklich lesenswert finde ich.

  • Hallo vatel, willkommen im Klassikerforum!


    Die Unseld-Biographie von Peter Michalzik liegt noch auf meinem SUB und irgendwann nehme ich sie "In Angriff", ich freue mich schon darauf. Da wird wohl einiges über die Gruppe 47 und deren wichtigste Autor(inn)en zu lesen sein, kann ich mir vorstellen. Ich bin gespannt...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • hallo Friedrich-Arthur,

    Zitat

    Die Unseld-Biographie von Peter Michalzik...


    eigentlich wollte ich sie auch kaufen, habe nur schlechte Kritiken darüber gelesen, so dass ich es sein liess, jetzt nach deinem Beitrag reizt mich die Biographie doch... :confused:
    Gruss
    dora

  • Hallo,


    einige Grass'sche Reminiszenzen zur Gruppe 47 finden sich in seiner neuen Autobiografie ab Seite 458: der Einfluss der Gruppe auf seine ersten Verlagskontakte, Bemerkungen zu Richter, Bachmann, Kaiser, Höllerer ...


    HG
    finsbury

  • Hallo zusammen,


    zur Gruppe 47 habe ich ein interessantes Zitat von Günter Grass gefunden:


    "Ich halte es für wesentlich besser, wenn man sich nach dem Leseerlebnis etwa fragt, mit welchem Sprachmaterial hier umgegangen wird, welche Tricks der Autor verwendet. Oder wenn man bestimmte Bücher fächerübergreifend untersucht. Nehmen wir meine Erzählung „Das Treffen in Telgte“, ein erfundenes Treffen von Barockschriftstellern im Jahre 1647, dem letzten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, mit dem ich meine eigenen Erfahrungen mit der Gruppe 47 verarbeite, indem ich sie ins 17. Jahrhundert zurückverlagere. In dieser Erzählung bringe ich auf 180 Seiten zwei sehr komplexe Sachverhalte, den Dreißigjährigen Krieg und die Barockliteratur, die endlose Bücherschränke füllt, auf einen Nenner, mache sie überschaubar, weshalb sich das Buch anbietet, gleichzeitig vom Deutsch- und vom Geschichtslehrer behandelt zu werden. Wie sieht das aus, wenn man eigenes Erleben aus dem 20. Jahrhundert ins 17. Jahrhundert in eine vergleichbare Kriegssituation zurückversetzt? Solche Fragen sind, glaube ich, für den Unterricht aufschlussreich. Aufschlussreicher als die ewige Grübelei „Was will der Dichter sagen“."


    Am 1.11.01 hat Grass sich im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage mit Schülern unterhalten. Aus diesem Gespräch stammt das o.a. Zitat. Link: http://www.auricher-wissenschaftstage.de/grassint.htm


    Dort finden Ihr auch noch andere Interviews mit interessanten Zeitgenossen wie Enzensberger, Helmut Schmidt, Dieter Hildebrand u.a..


    Viel Spaß


    Fortissima