• hallöchen und sorry, dass ich jetzt erst dazukomme. ich war ein halbes Jahr nicht im Forum. Zur Kameliendame wurde ich angeregt bei Dostojewski --Der Idiot-- und da ich dieses Buch schon 40 Jahre beitze, aber noch nicht gelesen hatte, habe ich es nun in Angriff genommen. indem ich es den Sommer über immer im Rucksack dabeihatte, um bei meinen Pendelfahrten was zum Lesen zu haben und zum Einnicken... *ggg*


    Mein Eindruck insgesamt: als Leselektüre fand ichs zäh vorwärtsschreitend. Ich musste mich teilweise zwingen das Buch weiterzulesen. Das liegt nicht an der Sprache des Buches, mehr an den Bildern, die sich bei mir wie statische Kulissen während des Lesens einprägten. Ich bin kein Literaturprofi, ich weiß auch nicht, ob man das so ausdrückt, ich beschreibe das aus meinem Bauch heraus. ich würde insgesamt sagen : langweilig, aber das ist ja als Endbewertung zu larifari.
    Der Inhalt konnte mich nicht schocken, wie zB die Exhumierung. Die sogenannte Liebe zwischen den Beiden erinnerte mich an Etwas, was heutzutage doch wieder oder genauso noch aktuell ist: die virtuelle "Liebe", die durch Internet stark an Aktualität zugenommen hat und doch genau so ein Korsett bedeuten kann, wie das in dem Buch beim Lesen empfunden wird. Ich finde das jedenfalls. Für mich ist es deutlich geworden, das "Liebe" auch in vergangenen Jahrhunderten mindestens so ein verworrenens Gefühl gewesen sein musste, das man in ein rationales Gerüst einzupressen versucht war und Menschen schließlich vom Boden abheben und fallen ließ, wie es heute noch genauso ist. Dann ist mir so eine Art Belehrton, der mit einem Schuß elitärem Zynismus getränkt wurde, verschiedentlich aufgefallen. Naja, ich fragte mich, wem die langen Sprüche eigentlich gelten sollen..... Respektierlich gegenüber der weiblichen Welt empfand ich das Buch nicht.
    Alles in Allem sehe ich in diesem Roman dennoch ein Stück Sozialgeschichte der Liebe in der gehobenen Schicht des 19. Jahrhnderts in Paris, ein bisschen verzopft das Ganze, aber doch eine ähnlich unendliche Geschichte bis heute und immerfort.


    Vielleicht mag mir ja noch jemand antwortend Resonanz geben, zumal ich ja nun genau das Gegenteil dessen getan habe, was ein Spoiler bewirken soll *gg* , nämlich Bremsklotz spielen wo es nichts mehr zu bremsen gibt *ggg*. Mal sehen, ob sich jemand rührt....
    Ansonsten eine schöne Weihnachtszeit an die Klassik-Literatur-Fan-Gemeinde
    byebye von myfairlady

  • Hallo myfairlady!


    Ich habe Deinen Beitrag von der Leserunde abgetrennt und ein neues Thema damit eröffnet. Hier kann in aller Ruhe über die Kameliendame diskutiert werden - auch von solchen, die an der Leserunde nicht teilgenommen haben. Nix für Ungut!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "myfairlady"

    Mein Eindruck insgesamt: als Leselektüre fand ichs zäh vorwärtsschreitend. Ich musste mich teilweise zwingen das Buch weiterzulesen. Das liegt nicht an der Sprache des Buches, mehr an den Bildern, die sich bei mir wie statische Kulissen während des Lesens einprägten. Ich bin kein Literaturprofi, ich weiß auch nicht, ob man das so ausdrückt, ich beschreibe das aus meinem Bauch heraus. ich würde insgesamt sagen : langweilig, aber das ist ja als Endbewertung zu larifari.
    Der Inhalt konnte mich nicht schocken, wie zB die Exhumierung. Die sogenannte Liebe zwischen den Beiden erinnerte mich an Etwas, was heutzutage doch wieder oder genauso noch aktuell ist: die virtuelle "Liebe", die durch Internet stark an Aktualität zugenommen hat und doch genau so ein Korsett bedeuten kann, wie das in dem Buch beim Lesen empfunden wird. Ich finde das jedenfalls. Für mich ist es deutlich geworden, das "Liebe" auch in vergangenen Jahrhunderten mindestens so ein verworrenens Gefühl gewesen sein musste, das man in ein rationales Gerüst einzupressen versucht war und Menschen schließlich vom Boden abheben und fallen ließ, wie es heute noch genauso ist. Dann ist mir so eine Art Belehrton, der mit einem Schuß elitärem Zynismus getränkt wurde, verschiedentlich aufgefallen. Naja, ich fragte mich, wem die langen Sprüche eigentlich gelten sollen..... Respektierlich gegenüber der weiblichen Welt empfand ich das Buch nicht.
    Alles in Allem sehe ich in diesem Roman dennoch ein Stück Sozialgeschichte der Liebe in der gehobenen Schicht des 19. Jahrhnderts in Paris, ein bisschen verzopft das Ganze, aber doch eine ähnlich unendliche Geschichte bis heute und immerfort.


    Vielleicht mag mir ja noch jemand antwortend Resonanz geben, zumal ich ja nun genau das Gegenteil dessen getan habe, was ein Spoiler bewirken soll *gg* , nämlich Bremsklotz spielen wo es nichts mehr zu bremsen gibt *ggg*. Mal sehen, ob sich jemand rührt....
    Ansonsten eine schöne Weihnachtszeit an die Klassik-Literatur-Fan-Gemeinde
    byebye von myfairlady


    Hallo myfairlady
    schwierig für mich, mich nochmals darüber zu äußern, da die Leserunde nun doch bereits Monate hinter mir liegt. Ich schreibe meine Eindrücke lieber während des Lesens nieder, als nochmals nachträglich.


    Langweilig oder zäh empfand ich die Geschichte nicht, eigentlich sogar recht abwechslungsreich. Aber die Liebesgeschichte war mir zu konfus.
    Ich verstand manche Beweggründe der Protagonisten nicht bzw. konnte ich nicht nachvollziehen. Ähnlich erging es mir auch bei 'Manon Lescaut' von Abbé Prévost, das Buch wird in der 'Kamiliendame' herangezogen.


    Dass das Thema die Zeit überdauert hat, das steht außer Frage. Das sieht man schon an den Erfolg von La Traviata.


    leider kann ich dir keine neue Erkenntnisse oder Denkanstösse anbieten.


    Zitat von "myfairlady"


    Die sogenannte Liebe zwischen den Beiden erinnerte mich an Etwas, was heutzutage doch wieder oder genauso noch aktuell ist: die virtuelle "Liebe", die durch Internet stark an Aktualität zugenommen hat und doch genau so ein Korsett bedeuten kann, wie das in dem Buch beim Lesen empfunden wird.


    vielleicht ansatzweise vergleichbar. Jedenfalls ein interessanter Gedanke.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • danke Maria, dass du noch ein paar Anmerkungen zu meinem posting beigesteuert hast.


    ja, wirr, das ist sicher ein Attribut, das den Inhalt der Kameliendame auf den Punkt bringt.......

  • So, ich hole diesen uralten Thread mal aus der Versenkung. Mittlerweile habe ich das Buch fertig gelesen... Es hat ein bisschen gedauert.


    Für mich war das Buch eine Zweitlektüre. Ich hatte es vor vielen Jahren schonmal gelesen, so am Anfang meiner Studienzeit (Mitte der 90er). Viel ist von damals nicht mehr hängen geblieben, nur so eine Art Grundstimmung, die ich auch wiedergefunden habe.


    Wie weiter oben im Thread geschrieben wurde, war das Buch teilweise eher zäh zu lesen, für mich v.a. der Mittelteil. Allerdings aus anderen Gründen. Armand ist ein verliebter junger Bursche (für einen Mann ist er meines Erachtens noch nicht reif genug :zwinker:), der seine Affäre mit Marguerite sehr ausführlich schildert. Fast jede Gemütsregung wird erläutert, was auf die Dauer ein bisschen ermüdend ist. Sobald echte Handlung einsetzt, liest es sich recht zügig. Mir hat die Schilderung der damaligen Gesellschaft sehr gefallen. Interessant, wie viele Männer da wohl Mätressen ausgehalten haben und sich dabei des öfteren wohl ruiniert haben. Es wird recht offen über Geld geprochen und die Kosten, die eine Kurtisane so verursacht bzw. das Geld, das den verschiedenen Personen so zur Verfügung steht.


    Marguerite wird sehr sympathisch geschildert. Sie ist das unschuldige Landmädchen, das zur Edelkurtisane aufgestiegen ist, sich allerdings nach dem einfachen Leben zu sehnen scheint. Sie liebt Armand aufrichtig und sieht ihn als Chance, aus dem Pariser Leben zu entkommen. Sie ist bereit, dafür auf allen Luxus zu verzichten. Und beinahe hätte es ja auch funktionieren können, wenn nicht Armands Vater eingeschritten wäre, um die Ehre und den guten Namen seiner Familie zu schützen, v.a. der Schwester Armands wegen.


    Armand selbst ist ein unreifer Jüngling, der zwar Marguerite auch aufrichtig liebt, allerdings häufig unter Eifersucht leidet. Wenn er mit ihr auf dem Lande alleine ist, ist alles wunderbar. In Paris allerdings wird er meist sehr kindisch und verletzend, sobald Marguerite sich mit anderen Männern abgibt (gezwungen oder freiwillig). Ihm fehlt die Großmütigkeit, die Marguerite an den Tag legt. Somit ist er dann auch auf Reisen als es Marguerite immer schlechter geht und sie schließlich stirbt. Sie wartet täglich auf seine Rückkehr, aber er kommt zu spät.


    Eine tragische Geschichte, die aber nicht schwermütig daherkommt. Es hat sich gelohnt, das Buch nochmal zu lesen.

  • Danke für deine ausführliche Beschreibung. Die zeigt mir einmal mehr, dass der Roman nicht zu meinen Leseinteressen passt, wie das für viele französische Romanciers gilt. Dann kann ich mir die "Kameliendame" sparen.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Vielen Dank fürs Auffrischen meiner Erinnerungen, thopas. :smile:


    Ich fand den Roman damals (2003) sehr lesenswert. Die Handlung wusste ich in groben Zügen noch, aber manches - wie z.B. Armands Unreife - hatte ich vergessen. Ich kann mich erinnern, dass mich die Einmischung des Vaters geärgert hat, aber vermutlich konnte er nicht anders handeln.


    Trotz der Tragik ein schönes Buch.