Elfriede Jelinek

  • Hallo,


    auch von mir Dank an Maria für den Thread u. Link. Ja, sehr interessant zu lesen, bes., wenn man von der oft herben Kritik an E. Jelineks Werken hört. So in der Vatikan-Veröffentlichung vom 13.10.04:


    http://www.diepresse.com/Artik…el=k&ressort=kl&id=447120


    Darin wird Jelinek als Fahnenträgerin des "absoluten Nihilismus" bezeichnet.
    Und: "Die österreichische Schriftstellerin verbreite eine Frauenwelt "mit Szenen roher Sexualität, die nicht auf die Emanzipierung der Frau vom Erotismus hindeuten, sondern Sex und Pathologie, Macht und Gewalt verbinden."


    Da ich zu meiner Schande gestehen muß, noch absolut nichts von der Autorin gelesen zu haben, möchte ich mir über diese Aussagen (noch) kein Urteil erlauben.
    Hat von Euch jemand was gelesen oder kann etwas empfehlen? Würde mich über ein Feedback freuen!


    Unsere Regionalzeitung brachte am Wochenende auch einen größeren Artikel über die Preisträgerin, in dem ein für sie bezeichnender Ausspuch, mehr ein Motto von ihr, stand: "Das Anklagen wie das Klagen, das liegt mir einfach im Blut."


    Gruß,
    Gitta

  • Zitat von "Gitta"


    Hat von Euch jemand was gelesen oder kann etwas empfehlen? Würde mich über ein Feedback freuen!


    Hi Gitta,


    gelesen und gesehen: Ja; empfehlen: Nein


    Ich kenne von Frau Jelinek:


    "Sportstück" und "Stecken, Stab und Stangl" vom Theater (mein langweiligses und mein zweitlangweiligstes Theatererlebnis) und gelesen habe ich: "Lust" und "Gier", weiß aber nicht genau wie ich dieses Leseerlebnis beschreiben soll, Fäkalliteratur wäre sicherlich geschönt.

  • Hallo,


    im Großen Bücherforum habe ich eine kleine Umfrage gestartet zu der Autorin, aber Wendys Kommentar


    Ich mag einfach keine Bücher, in denen mir haarklein jedes Detail einer Massenvergewaltigung und danach eines Massenmordes mit einer Axt geschildert wird


    hat mich jetzt nicht sonderlich davon überzeugt, etwas von der Autorin lesen zu müssen. Allerdings habe ich seit einigen Jahren "Die Klavierspielerin" auf meinem SUB.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hallo zusammen,


    vorab: ich habe noch nichts von E. Jelinek gelesen. Die Diskussionen in anderen Foren habe ich mitverfolgt.


    mein Eindruck daraus ist, dass sie keine Autorin ist die man empfehlen könnte oder nicht empfehlen, das muß jeder selber wissen bzw. lesen.


    Da ich gelesen habe, dass einiges in ihren Romanen auch autobiographisch ist, bin ich eher im Zwiespalt ob ich in die Psyche der Autorin eintauchen möchte/kann. Schwer zu erklären *grübel*


    Dennoch sehe ich in all den Diskussionen die Gefahr, dass hier eine Schriftstellerin auf 'Pornographie' reduziert wird. Wären all die Diskussionen gewesen, wenn es ein männlicher Schriftsteller gewesen wäre?


    [Hat man nicht auch schon James Joyce pornographisch genannt, bzw. mit Fäkalliteratur in Verbindung gebracht? Ist er nicht mehr gewesen?
    In einer Biographie über ihn bzw. seiner Frau las ich, dass dies nicht neues war. Im Viktorianischen Zeitalter gab es anscheinend eine Neigung dazu. Das nur als Anmerkung, d.h. nicht dass man dies mögen muß bzw. lesen.]


    Diese Fragen kreisen in mir.


    Auf der anderen Seite, wenn ich mir den FAZ Artikel durchlese, bemerke ich eine Frau die evtl. zu tief empfindet, viel gekämpft hat und vielleicht auch etwas gebrochen ist/wirkt.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "JMaria"

    vorab: ich habe noch nichts von E. Jelinek gelesen.


    Ich muss vor Jahren mal etwas gelesen haben, es hat aber keine weitere Erinnerung hinterlassen.


    Zitat von "JMaria"

    Dennoch sehe ich in all den Diskussionen die Gefahr, dass hier eine Schriftstellerin auf 'Pornographie' reduziert wird. Wären all die Diskussionen gewesen, wenn es ein männlicher Schriftsteller gewesen wäre?


    Einmal mehr muss ich Dir voll zustimmen. Offenbar eine Autorin, die wahrsten Sinne des Wortes 'unter die Haut' geht. Emotionen weckt. Das ist für mich allerdings eher ein Zeichen für eine gute Autorin. Zu Deiner Frage eine Gegenfrage: de Sade?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    Einmal mehr muss ich Dir voll zustimmen. Offenbar eine Autorin, die wahrsten Sinne des Wortes 'unter die Haut' geht. Emotionen weckt. Das ist für mich allerdings eher ein Zeichen für eine gute Autorin. Zu Deiner Frage eine Gegenfrage: de Sade?


    Grüsse


    Sandhofer


    Hallo Sandhofer


    [de Sade]
    über ihn weiß ich nur sehr wenig (weniger als über Jelinek) und vermutlich auch nur das übliche, was im Vordergrund auftaucht: als Namensgeber des Sadismus.


    Hauptthema: Gewalt und Machtausübung an der Frau? Gibt es zwischen den beiden Schriftstellern Berührungspunkte?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo Maria,


    Zitat von "JMaria"


    [de Sade]
    über ihn weiß ich nur sehr wenig (weniger als über Jelinek) und vermutlich auch nur das übliche, was im Vordergrund auftaucht: als Namensgeber des Sadismus.


    Hauptthema: Gewalt und Machtausübung an der Frau? Gibt es zwischen den beiden Schriftstellern Berührungspunkte?


    Gewalt und Machtausübung demonstrierte de Sade nicht speziell an der Frau, sondern am Menschen. Egal welchen Geschlechts oder Alters.


    Da ich aber von Elfriede Jelinek noch nichts gelesen habe, kann ich auch nichts über die Berührungspunkte sagen. Ich kann mich nur auf den Kommentar von Wendy, den ich oben zitiert habe, beziehen.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Zitat von "nimue"

    Gewalt und Machtausübung demonstrierte de Sade nicht speziell an der Frau, sondern am Menschen. Egal welchen Geschlechts oder Alters.


    Da ich aber von Elfriede Jelinek noch nichts gelesen habe, kann ich auch nichts über die Berührungspunkte sagen. Ich kann mich nur auf den Kommentar von Wendy, den ich oben zitiert habe, beziehen.


    Liebe Grüße
    nimue


    Hallo nimue


    auch ich spreche niemanden direkt mit meinem Beitrag an, da ich das Thema Jelinek in einigen Foren verfolgt habe und mich allgemein äußere, über dass was mir so auffiel und ein paar Anstöße geben möchte, nicht sogleich in diese Äußerungen miteinzufallen. Gerade deswegen gefiel mir der FAZ-Artikel, der sich angenehm heraushebt.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    ich habe auch noch nichts von Jelinek gelesen. Aber anhand der vielen Urteile und da ich denke bzw. hoffe, dass Pornografie allein sicherlich noch keinen Literaturnobelpreis bekommt, vermute ich, dass hinter ihr mehr stecken könnte - ob das einem unbedarften Leser auch zugänglich wird, ist vielleicht noch die Frage. Trotzdem, bestimmt werde ich mal etwas von ihr lesen, vermutlich dann, wenn der "Hype" abgeklungen ist. Eine Autorin, die dermaßen polarisiert, da will ich mir schon mein eigenes Urteil bilden.


    In meiner Buchhandlung lagen nur Bestellzettel aus, der Buchhandel scheint ja wirklich total überrascht gewesen zu sein :breitgrins:


    LG von Steffi

  • Zitat von "Steffi"

    In meiner Buchhandlung lagen nur Bestellzettel aus, der Buchhandel scheint ja wirklich total überrascht gewesen zu sein :breitgrins:


    LG von Steffi


    Hallo Steffi


    meine Buchhandlung im Ort auch nicht. Sie kann sich wenigstens entschuldigen, dass sie ein recht kleines Sortiment hat *bg*


    Dafür reagierte die Hot-Liste von Amazon. 2 Bücher von ihr waren am Tag nach der Wahl in den Top 10, darunter sogar der 1. Platz.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat von "JMaria"

    Dennoch sehe ich in all den Diskussionen die Gefahr, dass hier eine Schriftstellerin auf 'Pornographie' reduziert wird. Wären all die Diskussionen gewesen, wenn es ein männlicher Schriftsteller gewesen wäre?


    Hallo Maria,


    auch von mir vielen Dank für den Link zur FAZ. Das Interview ist für mich interessant gewesen, weil solche angenehmen Töne, kenne ich von dieser Autorin noch nicht.


    Fast symp. wurde sie mir jetzt, als sie äußerte, Peter Handke, hätte den Preis eher verdient als sie, - und nicht nur weil ich das auch denke, sondern vor allem weil es der erste nette Satz über einen Mann war, den ich von ihr hörte.


    Wenn ein männlicher Schriftsteller so über Frauen schreiben würde, wie Frau Jelinek über Männer, hätte es m.M.n. keine Diskussionen gegeben, .... weil kein Verlag würde sich m.M.n. trauen, das dann zu veröffentlichen.


    Ich glaube auch nicht, dass die Dame auf "Pornographie" reduziert wird, da gibt es andere Autorinnen, die m.M.n. viel pornographischer sind und hoch gelobt wurden z.B. die franz. Erfolgsautorin Catherine Millet. Nicht, dass ich diese Dame jetzt mit Frau Jelinek vergleichen will, da hat die Jelinek sprachlich doch mehr zu bieten.



    Ich kenne zugegeben nicht alles von E. Jelinek, meine bisherigen Erfahrungen waren:


    Theater: 3 Stücke, u.a. im Hamburger Schauspielhaus das Stück "Wolken.Heim" mit einer meiner Lieblingsschauspielerinnen, Ilse Ritter, aber keines der Stücke hat mir gefallen.


    Bücher:
    - Klavierspielerin (zu Ende gelesen)
    - Lust (nach 100 Seiten abgebrochen)
    - Gier (nach 50 Seiten abgebrochen)


    Empfehlen würde ich die Autorin nicht, aber abraten kann man ja von einer Nobelpreisträgerin auch nicht, da muß sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Interessieren würde mich schon mal Deine Meinung (natürlich auch von allen anderen) zu "Lust". Vielleicht kannst Du es dir ja mal in einer Leihbücherei ausleihen.


    Liebe Grüße von Hubert

  • Hallo zusammen!


    Heute nachmittag hatte ich ein wenig Zeit, da mein Wagen in der Werkstatt war. Da ich sowieso noch auf meine Arno-Schmidt-CDs warte, habe rasch der Buchhandlung meines Vertrauens einen Besuch abgestattet - und mir dann auch eine Taschenbuchausgabe von Elfriede Jelineks Der Tod und das Mädchen I - V gekauft. Eigentlich völliger Blödsinn angesichts eines für meine Verhältnisse astronomischen SUB von 15 Büchern. (+3, die ich gerade lese.)


    Somit hat meine Neugierde gesiegt. Ich bin mal gespannt; immerhin der erste Literaturnobelpreisträger seit Odysseas Elytis, der meine Neugierde bis zu einem Kauf zu erregen wusste. (Canetti kannte und schätzte ich schon vor seinem Nobelpreis.)


    Grüsse


    Sandhofer


    PS. Ich habe gerade gelesen, dass Elfriede Jelinek in Mürzzuschlag geboren wurde. Ich finde, das erklärt einiges.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    PS. Ich habe gerade gelesen, dass Elfriede Jelinek in Mürzzuschlag geboren wurde. Ich finde, das erklärt einiges.


    Geht's etwas präziser?


    Sehr neugierige Grüße,
    Bluebell

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hallo zusammen!
    Hallo Bluebell!


    Zitat von "Bluebell"


    Geht's etwas präziser?


    Kennst Du Mürzzuschlag? :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich war noch nicht dort, aber ich wohne nur eine Autostunde entfernt und kenne Leute aus der Gegend ... achsooo!!! :breitgrins:

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Zitat von "sandhofer"

    Hallo zusammen!


    Heute nachmittag hatte ich ein wenig Zeit, da mein Wagen in der Werkstatt war. Da ich sowieso noch auf meine Arno-Schmidt-CDs warte, habe rasch der Buchhandlung meines Vertrauens einen Besuch abgestattet - und mir dann auch eine Taschenbuchausgabe von Elfriede Jelineks Der Tod und das Mädchen I - V gekauft. Eigentlich völliger Blödsinn angesichts eines für meine Verhältnisse astronomischen SUB von 15 Büchern. (+3, die ich gerade lese.)


    Hallo Sandhofer


    dann warst du spontaner als ich. Ich war anfangs der Woche im Gondrom und nun hatten sie eine ganze Ecke mit Büchern von der Nobelpreisträgerin eingerichtet. Sehr schön gestaltet. Neben den von Hubert genannten Büchern (Gier, Lust, Die Klavierspielerin), gab es noch einige Theaterstücke in Büchleinform (sehr dünnes Format).


    Ich fühlte mich angesichts der Auswahl dann doch überfordert und habe mich auf dem Weg in meine Bücherei gemacht. Überraschenderweise hatten sie kein einziges Buch von E. Jelinek im Sortiment (Kleinstadtbücherei).


    Jetzt lass ich mir erstmal weiterhin Zeit mit der Wahl und warte auf deinen Bericht.


    Warum hast du dich für dieses Buch entschieden und nicht für die 'bekannteren' Titel?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "JMaria"

    Jetzt lass ich mir erstmal weiterhin Zeit mit der Wahl und warte auf deinen Bericht.


    Warum hast du dich für dieses Buch entschieden und nicht für die 'bekannteren' Titel?


    Mein Bericht kann bei meinem aktuellen Lesetempo und der Höhe meines SUB unter Umständen bis 2005 auf sich warten lassen ...


    Warum dieses Buch? Weil es, von der vorhandenen kleinen Auswahl in der Buchhandlung das dünnste war und ich nun absolut keine Lust hatte, meinen SUB mit einem weiteren Roman zu beschweren. Ganz einfach. :breitgrins: (Und weil offenbar die Bachmann eine Rolle spielt in diesem Stück (oder diesen Stücken? - so genau weiss ich das gar nicht ... ).)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus