Juli 2009 - De la Motte Fouqué: Der Zauberring

  • Ich lese jetzt dann doch weiter, mindestens 1 Kapitel habe ich mir vorgenommen. Aber zuerst will ich noch einen schrecklichen Verdacht loswerden: Wenn Hugh = Hugur = ..., dann wäre es doch möglich, dass ... neeeeeeiiiiiiiiiiin, bitte nicht, bitte, bitte nicht ... bitte keine Brüder, die sich nicht erkennen ... bitte nicht ... :angst:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Wenn Du wüsstest, wie wohlwollend ich trete. Ich triefe nachgerade vor Wohlwollen. :breitgrins:


    Wenigstens hat es Dich schon bis II/11 gebracht :zwinker: mal sehen, wie lange es bei mir noch anhält, ich bin jetzt bei I/18.
    War vielleicht auch nicht ganz der richtige Ausdruck, ich habe zur Zeit zuviel mit Lehrern zu tun, da hat spricht man plötzlich so :entsetzt:
    Ich merke einfach, dass mich das Werk auf eine (distanzierte) Art interessiert: wie ist es gemacht, wie wirkt es, und weshalb hatte es wohl bei den Zeitgenossen so grossen Erfolg? Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich in diesem hundertjährigen Exemplar lese, das vermittelt die passende Stimmung.


    Im 16. Kapitel wieder ein Kampf, diesmal wird wenigstens eine Art Motivation angegeben:"Freudigkeit am Kampf". Ist doch irgendwie ehrlich.


    In Kapitel 17. hat mich der Ausdruck "...des schönen Landes Frankreich" irritiert. Gegen Frankreich war man doch im Krieg?

    Zitat

    neeeeeeiiiiiiiiiiin, bitte nicht, bitte, bitte nicht ... bitte keine Brüder, die sich nicht erkennen ... bitte nicht ...


    Wenn schon, dann richtig! :breitgrins:

  • Ich bin wieder etwas weiter, habe das Buch aber gerade nicht zur Hand, um eine Kapitelangabe treffen zu können.


    Jedenfalls habe ich Otto im hohen Norden begleiten dürfen. Viel Feind, viel Ehr. Und viele, viele tote Finnenheiden. Tot und hässlich. Hässlich waren sie allerdings schon zu Lebzeiten. Aber tatsächlich wird da einer auf die Seite gelegt zwecks Bekehrung. Und dann Ottur. Die Brüder kommen tatsächlich ins Spiel. Sie haben sich zwar noch nicht erkannt, aber schon ihre Schwerter nach dem Namen des jeweils andern benannt. So reitet nun Otto mit Schwert Ottur und Ottur mit Schwert Otto. (Hm ... das müsste doch ein gefundenes Fressen für Arno Schmidt gewesen sein?)


    Und, ach ja, noch etwas, das Fouqué seinem Nachfahren May mit auf den Weg gegeben hat: Das Superpferd des Helden. (Auch wenn Ottos Lichtbrauner hier dann doch vor dem heidnisch-finnischen Gedöns davonrennt. Immerhin stoppt er wieder als erster. [Und selbstverständlich alles Hengste ...])

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Selber bin ich in Kapitel 15, Berta bricht gerade das Verbot, aus dem Fenster zu sehen. Auch das so ein klassischer Trick, um Spannung zu erzeugen, denn natürlich ist schon beim Aussprechen des Verbots klar, dass sie sich darüber hinwegsetzen wird, und man ist gespannt, was dann geschehen wird.


    Da war ich vorgestern auch (mittlerweile bin ich bei Kapitel 20 oder so...). Mich hat dieser Teil doch stark an E.T.A. Hoffmann erinnert, was vielleicht auch nur daran liegt, dass ich zu wenige Romantiker kenne und alles Märchenhafte in der Romantik daher automatisch mit Hoffmann vergleiche.
    Ansonsten lese ich hier gerade eher weniger mit, weil ich Angst habe, das diejenigen, die uns vorauseilen in ihren Beiträgen zu viel verraten :smile:

  • Da war ich vorgestern auch (mittlerweile bin ich bei Kapitel 20 oder so...). Mich hat dieser Teil doch stark an E.T.A. Hoffmann erinnert, was vielleicht auch nur daran liegt, dass ich zu wenige Romantiker kenne und alles Märchenhafte in der Romantik daher automatisch mit Hoffmann vergleiche.


    Hoffmann hat, glaube ich, 1809 seine erste Erzählung publiziert (den Ritter Gluck). Die Grimm'schen Kinder- und Hausmärchen, an die ich sofort gedacht hatte, erschienen 1812. Wir sind da schon mitten drin.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich habe dann gestern nur ein einziges Kapitel weitergelesen. Noch schmolle ich mit dem Autor ... :breitgrins: Besonders mit dieser Frauenzimmerentführung. Ich bin jetzt in II/19 - wo natürlich, kaum sind die Frauen entführt, schon wieder alle, alle männlichen Helden auftauchen, um sie zu retten. Der italienische Kaufmannsreisige, der gleich im voraus zum Lohn den Ring verlangt (ja, es gibt ihn noch, den Ring ...), der Sänger, der mit dem Falken - alle, alle, alle. (Na gut, Otto fehlt noch. Wird wohl auch noch erscheinen ...) Hätten sie man vorher besser auf ihre Weiber aufgepasst ... :belehr:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Aktuell lese ich wirklich in homöopathischen Dosen. Gestern wieder nur ein Kapitel, also jetzt II/20. Aber, um ehrlich zu sein, mehr als die Recken, die Giesbert so nerven, ärgern mich die zwei entführten Weibsbilder. Wenn man Kapitel II/20 so liest, könnte man wirklich meinen, das Wort "dämlich" sei von "Dame" abgeleitet. Da sind mir die errötenden, jungfräulichen Helden doch lieber. Bei denen spritzt, bei aller Zartheit, doch hin und wieder mal Blut und Hirn, und es kommen ein paar handfeste Spukgestalten vor ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zwei weitere Kapitel gelesen, aktueller Stand also II/22. Ich scheine allerdings der einzige zu sein, der noch liest.


    Im Moment absolut ärgerliche Lektüre. Die christlichen Ritter hauen lieber sich selber gegenseitig zu Mus, anstatt sich um die Rettung ihrer Fräuleins zu kümmern. Wenn das ein Bild der Welt sein soll, wie Schmidt meinte, hatte entweder Fouqué keine grosse Meinung von der Intelligenz der Menschheit oder er ist ein lausiger Motivator seiner Figuren. Ich befürchte: Letzteres ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Zwei weitere Kapitel gelesen, aktueller Stand also II/22. Ich scheine allerdings der einzige zu sein, der noch liest.


    Nein, bist Du nicht. Ich zögere noch vor III/1 und frage mich, ob ich diese Zeitverschwendung fortsetzen oder doch lieber nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben soll.


    Btw - wo die von Schmidt gelobten sprachlichen Schönheiten sind, erschließt sich mir auch nicht so recht. Vielleicht meint er ja sowas:


    Zitat

    Sich mit Worten zu erklären, wär’ an und für sich selbst schon unnötig gewesen, vielleicht gar störend, und hier wurden sie jeder Versuchung dazu enthoben, weil Frau Minnentrostens und Arinbiörns Augen mit so begehrenden Sehnen an den Lippen Heerdegens hafteten, daß man wohl sahe, welche wichtige Dinge eben entquollen waren, und wohl noch zu entquillen im Begriff standen.


    Das ist bestenfalls unfreiwillig komisch. –– Manchmal könnte man auf die Idee kommen, dass "die Zeit" im Großen und Ganzen ein gerecher Richter ist. Wenn ein Autor nach ein paar hundert Jahren kaum noch erinnert wird, dann wird das schon seine guten Gründe haben. Ich zumindest werde in Sachen "Geheimtipp", "Wiederentdeckung" etc. je länger je skeptischer.

  • Das ist bestenfalls unfreiwillig komisch.


    Ja, das quillt. Und quast ...


    –– Manchmal könnte man auf die Idee kommen, dass "die Zeit" im Großen und Ganzen ein gerecher Richter ist. Wenn ein Autor nach ein paar hundert Jahren kaum noch erinnert wird, dann wird das schon seine guten Gründe haben. Ich zumindest werde in Sachen "Geheimtipp", "Wiederentdeckung" etc. je länger je skeptischer.


    Dito. Wobei ich mir die Frage weniger bei Fouqué stelle (Arno Schmidts "Wiederentdeckungen" und "Geheimtipps" - nun ja, wir haben schon darüber diskutiert), sondern bei meiner Parallel-Lektüre, dem Buch von Thelen, das ja auch, und dies seit rund 50 Jahren, als "Geheimtipp" gehandelt wird. Thelen spielt zwar zugegeben in einer höheren Liga als Fouqué, dennoch ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von sandhofer

    Zwei weitere Kapitel gelesen, aktueller Stand also II/22. Ich scheine allerdings der einzige zu sein, der noch liest.


    Nein, ich bin heute bis II/5 gekommen und zweifle nicht daran, dass ich noch weiterlesen werde. Wobei die "länglichrunden Marmorfinger" auch für meinen Goodwill ein bisschen viel waren.


    Zur Zeit möchte ich noch wissen, warum Gerda Arinbiörn diesen Zaubertrank verabreichen wollte. Doch ich fürchte, auch dieser Faden wird ins Nichts verlaufen. Ottos erste Frage, als er die ganze Geschichte erfuhr, galt natürlich dem Ring!


    Sonst rannten doch die Ritter jeweils auf der Suche nach dem Gral kreuz und quer durch die Welt? Hier scheint nun der Ring diese Funktion zu übernehmen. Eine eher schwache Motivation.


    Die Sprache finde ich nach wie vor mehrheitlich schön. Aber natürlich, mit heutigen Augen gelesen... und wenn man nur noch das (unfreiwillig) Komische sehen will, bietet sich natürlich viel Gelegenheit; Fouqué wurde offenbar nach Untergang seines Sterns auch ausgiebig parodiert.
    Eine amüsante Episode fand ich in II/2, wo Arinbiörn das Schiff seines Vetters in Flammen setzt und beide dann dazu nur meinen, dieser kenne nun wenigstens die Bräuche auf See.


  • Zur Zeit möchte ich noch wissen, warum Gerda Arinbiörn diesen Zaubertrank verabreichen wollte.


    Mein Problem ist, dass mich das nicht die Bohne interessiert. Das ganze Personal ist einmal voll vor die Wand gelaufen. Volltrottel, wohin man schaut. Warum soll mich deren Leben interessieren?


    Ich möchte jetzt nichts verraten, aber es gibt da später eine Stelle, bei der der Erzähler in direkter Anrede an den Leser um empathisches Mitgefühl für seine Figuren heischt und das einzige, was mir einfiel, war: "Mit Vollidioten habe ich kein Mitleid". Wenn die Figuren auch nur einen Hauch menschlicher und glaubwürdiger wären, wäre schon viel gewonnen. Aber so schiebt da ein weltfremder Erzähler seine Schachfiguren hin und her, wirft ein paar Sätze dazwischen und das war’s. Ne, wo der Zauberring lt. Schmidt "bedeutend" sein soll, hat sich mir noch nicht erschlossen.


    Der Roman ist sicherlich auf einer Metaebene intressant, so a la "Mittelalter-Rezeption". Aber das ist noch lange kein Grund, den Quark heute noch zu lesen.

  • Aber das ist noch lange kein Grund, den Quark heute noch zu lesen.


    Wie ging das bei Goethe mit dem Quark? :breitgrins:


    Aber Du hast ja Recht. Ich bin unterdessen auch mit Buch II fertig. Die letzten drei Kapitel drehten sich wieder um Otto. Bei diesem Thema ist Fouqué um einiges stärker. (Allerdings immer noch weit von "akzeptabel" entfernt.) Der junge Schwede, der ihm irrtümlich den Tod seines Vaters meldet (auch so ein Idiot!), Otto, der seine Mutter wieder- und einen Halbbruder dazu findet - alles keine genialen, sondern durchaus vorhersehbaren Konstruktionen. Aber immerhin benehmen sich Otto & Co. halbwegs vernünftig, wenn wir mal von dem Schwedendepp bei Hugur absehen. Das Handlungsgerüst ist klassisches Kintopp ... äh ... Kolportage - aber dort im akzeptierbaren Rahmen. Ich werde also wohl weiterlesen - nicht, weil ich wissen möchte, wie die Geschichte ausgeht (auch das ist im Groben vorhersehbar), sondern weil ich nun stur werde.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Sonst rannten doch die Ritter jeweils auf der Suche nach dem Gral kreuz und quer durch die Welt? Hier scheint nun der Ring diese Funktion zu übernehmen. Eine eher schwache Motivation.


    Wenn's noch der Ring wäre ... Aber der spielt ja gar keine Rolle mehr ... die Ritter schwirren ja ganz ohne Motivation wie besoffene Hühner irr in der Gegend herum ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Wie ging das bei Goethe mit dem Quark? :breitgrins:


    Goethe habe sich übrigens zeitlebens geweigert, den Zauberring zu lesen, auch als die Zeitgenossen noch alle begeistert waren :zwinker:


  • Zwei weitere Kapitel gelesen, aktueller Stand also II/22. Ich scheine allerdings der einzige zu sein, der noch liest.


    Ich lese auch noch! Aber wohl leider zu langsam, ich bin erst bei II/4. Ich lese hier auch gerade nicht so viel mit bzw. nur die Beiträge, die sich nicht auf Kapitel beziehen, die ich noch nicht gelesen habe, weil ihr mir zu viel vom Inhalt ausplaudert :zwinker:


    Die Geschichte ist ein emotionales auf und ab: erst hat Otto die schöne Gabriele erobert, Minuten später scheint plötzlich seine ganze Existenz zerstört, er ist einsam und verlassen und ein Kapitel später hat er doch alles wieder zurück, aber er nimmt es nicht einfach so an, sondern er zieht erst einmal in den Kampf gegen die Heiden um als Held zu seiner Gabriele zurückkehren zu können. So viel Überraschungen und Heldentum sind wir heute alles gar nicht mehr gewohnt. :-)


    (Übrigens finde ich, dass der Ring Gabriele überhaupt nicht zusteht. Mit Auflösung der Verlobung ihrer Mutter, hatte diese sich auch das Anrecht auf ihn verwirkt. Sie hatte ihn ja nicht geschenkt bekommen)


    Mir macht die Lektüre jedenfalls weiterhin Spaß, auch wenn ich aus Zeitmangel nur sehr langsam vorwärts komme. Zauberei gab es ja schon viel in dem Buch - ich bin aber gespannt, wann sich der Ring als echter Zauberring entpuppt.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Goethe habe sich übrigens zeitlebens geweigert, den Zauberring zu lesen, auch als die Zeitgenossen noch alle begeistert waren :zwinker:


    Goethes Geschmack in Sachen Kunst und Literatur ist nun zwar bei weitem nicht über jeden Verdacht erhaben, aber ich vermute, dass diese Splatter-Fantasy seine empfinglichen Organe allzu heftig angegriffen hätte ...


    Mir macht die Lektüre jedenfalls weiterhin Spaß, auch wenn ich aus Zeitmangel nur sehr langsam vorwärts komme. Zauberei gab es ja schon viel in dem Buch - ich bin aber gespannt, wann sich der Ring als echter Zauberring entpuppt.


    Ersteres ist schön; bei letzterem befürchte ich: gar nicht ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ich bin jetzt bei II,6. Das Buch liest sich, wenn man sich einmal an die Sprache gewöhnt hat, doch recht süffig. Es hat allerdings halt auch recht wenig Tiefgang. Die Handlung scheint voranzukommen, aber irgendwie täuscht der Schein und man bewegt sich nur im Kreis. Es findet zwar mal wieder ein Zweikampf statt, aber das Resultat wird annulliert, da man glaubt, Otto sei ein Zauberer. (Dabei wurde das arme Kerlchen doch verzaubert. Wider sein Wissen und seinen Willen. Nochmals so ein Einbruch des archaischen Zauberwesens in eine gesittete christliche Hochzeitsfeier. [War's eine Hochzeit? Müsste ich nochmals kontrollieren. Weil: Wenn das heidnische Zaubertum eines der christlichen Hochsakramente ruinieren könnte, wäre das doch recht interessant.])


    Es handelte sich nur um eine Verlobungsfeier.
    Ich glaube aber nicht, dass der Autor bei seinem mittelalterlich-ritterlichen Verständnis von Christentum (erst gemeinsam am Altar den Herrn darum bitten, dass alles glimpflich ausgeht und dann auf Leben und Tod miteinander kämpfen - es geht ja nicht anders), er der Zauberei eine stärkere Macht als dem Christentum gegeben hätte.


    Hat jemand von Euch den Don Quijote gelesen? Er liegt leider seit vielen Jahren auf meinem SUB. Gibt es Parallelen, Ähnlichkeiten oder ist es doch eher der "Old Shatterhand" (wie Sandhofer meinte), mit dem unser Held Otto eine gewisse Verwandtschaft zu haben scheint?