Beiträge von Sir Thomas

    Beides korrekt. Habs auch schon geändert.


    Grüße
    F. Hermann


    Ich hab´s nicht wiedererkannt ... :redface:, dafür aber in der Mittagspause noch einmal genüsslich gelesen.


    Rilke ist (mit Ausnahme des "Malte ...", den ich immer wieder lese) stark verblasst in meinen Erinnerungen. Schade, dass Lyrik-Leserunden es hier so schwer haben. Die "Sonette an Orpheus" und die "Duineser Elegien" sind längst reif für eine Wiederholungslektüre.


    Viele Grüße


    Tom


    Im Moment beginnt mein Lieblingsbuch folgendermaßen (muss aber die komplette erste Seite zitieren, damit die sprachliche Schönheit auch voll zum Ausdruck kommt): :redface:


    Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag. Reiten, reiten, reiten. Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß. Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt aufzustehen. Fremde Hütten hocken durstig an versumpftem Brunnen. Nirgends ein Turm. Und immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zuviel. Nur in der Nacht manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächstens immer wieder das Stück zurück, das wir in der fremden Sonne mühsam gewonnen haben? Es kann sein. Die Sonne ist schwer, wie bei uns tief im Sommer. Aber wir haben im Sommer Abschied genommen. Die Kleider der Frauen leuchten lang aus dem Grün. Und nun reiten wir lang. Es muss also Herbst sein. Wenigstens dort, wo traurige Frauen von uns wissen.


    Du verrätst uns sicher gern, um welch bahnbrechendes Werk es sich handelt, oder?


    Viele Grüße


    Tom


    Auch sonst setzt Mann bisher sein Verhältnis von 2/3 Kommentar zu einem Drittel Erzählung uneingeschränkt fort. So bin ich erst kurz hinter den Ausführungen zur Zahlenmythologie und schon recht erschöpft. Eine entspannende Zweitlektüre ist das nun wirklich nicht!


    Hallo finsbury,


    ich habe auch den Einstieg in den zweiten Teil hinter mir und komme nach wie vor gut zurecht mit den von Dir geschilderten Eigenarten des Erzählens. Das mag daran liegen, dass reine "Handlungsorientierung" mein Ding in den letzten Jahren nicht mehr ist. Wenn ich so etwas suchte, griffe ich zum Krimi ... ;-)


    Noch einmal zurück zum "Jaakob". Thomas Mann hat die Joseph-Tetralogie, wenn ich mich recht erinnere, als einen heiteren Beitrag zum Thema "Leben im Mythos" konzipiert. Von Heiterkeit kann meiner Meinung nach allerdings bislang kaum die Rede sein. Ich lese eher eine alttestamentarische Strenge, gepfeffert mit ein wenig Ironie und Persiflage, aus diesem Werk heraus. Natürlich "klingt" das Alte Testament noch weitaus düsterer, aber TM bemüht sich sehr, davon nicht allzu sehr abzuweichen.


    Oder haben Euch die Jaakobschen Histörchen erheitert?


    Viele Grüße


    Tom


    Erst gestern habe ich Der junge Joseph beginnen können ...


    Moin,


    wenn ich einige Postings richtig verstehe, dann bist Du nicht der Einzige, der über den ersten Band hinausliest. Ist denn diese Runde mit dem ersten Band nicht beendet?


    Ich habe jetzt Jaakobs Traum mit dem schakalköpfigen Jüngling gelesen. Interessant sind die Erläuterungen zum Stichwort "Anup/Anubis" auf
    http://www.literaturlexikon-on…e/03_TM-Joseph/index.html


    Ich interpretiere diesen Traum als ein böses Vorzeichen für das, was Jaakob in seiner Hochzeitsnacht bevorsteht.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende!


    Tom

    Ich habe jetzt die Bekanntschaft des im "Wirtschaftsleben bewanderten" Onkels Laban gemacht. In dieser Figur tobt Thomas Mann seine ganze Verachtung gegenüber den Krämerseelen und Kleinbürgern seiner Zeit aus - köstlich! Das entschädigt für all die Durchhänger, die von allzu üppigen Betrachtungen über das Leben im Mythos und über die mesopotamische, ägyptische und kanaanitische Götterwelt ausgehen. Dieser Götterreigen weist erstaunliche Parallelen auf zu dem mir wesentlich geläufigeren griechisch-römischen Pantheon. Auch scheinen die Götter der unterschiedlichen Völker und Stämme im Joseph-Roman sehr eng "verwandt" miteinander zu sein. Nicht uninteressant das Ganze, wenn auch manchmal etwas strapaziös durch ständig wechselnde Schreibweisen der Namen.


    Insgesamt hat der Roman aber mittlerweile den "Drive", den ich an Thomas Mann so schätze. Ich hoffe, es geht Euch ähnlich.


    Viele Grüße


    Tom


    Warum bezeichnest du eigentlich Jaakob als Ehebrecher? Weil er mehrere Frauen hatte?


    Ja. Ich weiß: Wir bewegen uns hier auf dem Boden des Alten Testaments, und da war Vielweiberei wohl tatsächlich der Normalfall. Auch galten die Zehn Gebote erst ab Moses. Wie Jaakob allerdings die Frauen nach Lust und Laune "benutzt", ist schon ganz schön "schräg", oder?



    Du scheinst ja ganz schön bewandert zu sein in Sachen Thomas Mann ...


    Thomas Mann ist einer meiner erklärten Lieblingsautoren - und das schon seit vielen Jahren. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich endlich Zugang zu den Joseph-Geschichten finde. Damit wäre dann meine TM-Lektüre vollständig (abgesehen von Briefen, Tagebüchern etc.).


    Ein schönes Wochenende und weiterhin viel Spaß mit Jaakob und Joseph wünscht


    Tom

    Hallo,


    angeregt durch Eure Diskussion habe ich doch noch verspätet zum ersten Joseph-Band gegriffen und das Haupttstück „Am Brunnen“ in einem Zug gelesen. Die „Höllenfahrt“ ist mir aus früherer Lektüre noch gut in Erinnerung, so dass ich auf sie verzichtet habe.


    Ergänzend zu euren bisherigen Einlassungen hier noch meine Eindrücke:


    Die „Höllenfahrt“ mit dem wunderbaren Eingangssatz „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ (der das zentrale Motiv des Brunnens als Tor zur Unter- und Totenwelt, wie Jaakob es in seinem Denken formuliert, genial vorwegnimmt) ist, wie schon erwähnt, eine grandiose Abhandlung über mythisches Denken und mythologische Weltbilder. Ich war zuerst geneigt, Dante oder die griechischen Unterwelt-Erzählungen als Vorbild der „Höllenfahrt“ anzunehmen, habe dies aber nicht bestätigt gefunden. Es ist im weiteren Verlauf sicher interessant zu verfolgen, ob Thomas Mann diesen Parforceritt im Fortgang der Erzählung aufgreift, vertieft und ausbaut.


    Die Figur des narzisstischen Joseph passt sehr gut in die Galerie Thomas Mann-typischer Jünglinge. Ich erinnere nur an Tadzio (Der Tod in Venedig), Siegmund Aarenhold (Wälsungenblut) und insbesondere Felix Krull. Letztgenannter betreibt sogar „Politik“ mit seinem gewinnenden Äußeren. Die Spannungen zwischen Joseph und den älteren Brüdern haben eine Parallele im Leben des Autors in Form des Bruderzwists zwischen Thomas und dessen älteren Bruder Heinrich Mann.


    Gut gefallen hat mir auch das bislang noch patriarchenhaft wirkende Portrait Jaakobs: ein vom Alter gebeugter, ungepflegter, von Sorgen umwölkter Ehebrecher und Erziehungsversager. So eingängig und lebendig hat mir die Bibel ihr „Personal“ nicht nahebringen können.


    Es ist mir nicht sehr schwergefallen, den zahlreichen religiösen Anspielungen und Namen zu folgen, denn ich habe ein wenig im Thomas Mann-Figurenlexikon gelesen (vgl. Hinweis und Link im Materialordner). Dort stehen interessante und hilfreiche Zusammenfassungen zu zentralen Namen wie „Ischtar“ oder „Tammuz“.


    Insgesamt war ich positiv überrascht, diesmal ohne große Mühe den Einstieg gefunden zu haben. Mein letzter Versuch ist kläglich gescheitert, was mal wieder die These belegt, dass man ein Buch zu einem falschen Zeitpunkt angehen kann (und umgekehrt den richtigen Zeitpunkt abwarten muss, um Zugang zu finden).


    Viele Grüße


    Tom


    Den Mann ohne Eigenschaften habe ich seinerzeit trotz einiger Längen sehr genossen. Allerdings musste ich die Lektüre beenden, nachdem sich das inzestuöse Verhältnis Ulrichs zu seiner Schwester Agathe abzeichnete.


    Hallo F. Hermann,


    warum aufhören, wenn es interessant wird? :zwinker:


    Zu Deiner Frage. Ja, "Der Mann ohne Eigenschaften" ist nicht beendet worden. Ich habe auch "nur" die ersten beiden Teile (bzw. Bücher) gelesen und bin mir immer noch nicht darüber im Klaren, ob ich die umfangreichen Fragmente (mehr als das ist der große Rest wohl nicht), die als weitere Teile vorliegen, lesen soll.


    Vielleicht sollten wir es mit dem MoE halten wie mit den Kafka-Werken "Der Process" und "Das Schloss": Sie sind vollkommene Literatur, auch oder gerade in ihrer Unvollständigkeit.


    Viele Grüße


    Tom


    ... den Film habe ich bewusst "übersprungen" (vielleicht habe ich was verpasst) ...


    Moin FA,


    nein, Du hast nichts Wesentliches verpasst. Der Film bietet Altbekanntes und ist wohl für die zahlreichen Schulklassen konzipiert worden. Ich bin von der Debussy-Musik angelockt worden. Sie passt hervorragend zu den Bildern und zum damaligen "Zeitgeist" - soweit man diese eigenartige Mischung aus Empfindsamkeit, Dekadenz und Ästhetizismus vom heutigen Standpunkt nachvollziehen kann.


    Schöne Grüße


    Tom


    Für mich war es ein Erlebnis.


    Hallo FA,


    schön, dass die Ausstellung Dir gefallen hat. Ich war ja auch nicht wirklich enttäuscht, verfüge allerdings nicht über Dein "Kunstgen". Mir ist durch den Besuch in Wuppertal klar geworden, dass ich beim Stichwort "Impressionismus" nach wie vor erst an Claude Debussy und Maurice Ravel denken muss ... :zwinker: Hast Du Dir übrigens den begleitenden Film mit der wunderbaren musikalischen "Untermalung" angesehen?


    Viele Grüße


    Tom


    Ich seh gerade, dass die Doderer-Gesellschaft die ersten Seiten des Romans als PDF bereitstellt. Da kann man ja schon mal reinlesen und sich fragen, ob einem das zusagt:


    http://www.doderer-gesellschaf…f/Die_Strudlhofstiege.pdf


    Die Seiten der Doderer-Gesellschaft sind wirklich empfehlenswert. Wer vorab in die seltsame Welt der "Heimitisten" eintauchen möchte, ist auch mit dem leider derzeit wohl nicht lieferbaren "Doderer ABC" gut bedient (http://www.amazon.de/Doderer-A…oks&qid=1265358986&sr=8-2).


    Viele Grüße


    Tom

    Obwohl die "Strudlhofstiege" mehr oder weniger dringend einer Wiederholungslektüre bedarf, bin ich skeptisch, ob ich neben Proust und unserer Milton-Runde (ab April) dafür mittelfristig Zeit finden werde. Ich melde mal ein gaaanz vorsichtiges Interesse an.


    LG


    Tom

    Hallo zusammen,


    wie ich es auch drehe und wende: Leider werde ich mangels Zeit an der Leserunde nicht teilnehmen können. So ist das halt, wenn man sich im Mai 2009 für ein weit entferntes Vorhaben begeistert ...


    Viel Spaß und gute Diskussionen wünscht Euch


    Tom