Beiträge von Sir Thomas


    Apropos Musik, bei itunes kann man in die vertonten Portraits reinhören.


    Hallo Manjula,


    vielen Dank für diesen Hinweis, dem ich bei Gegegenheit nachgehen werde.



    ... schön ist so eine Leserunde!


    Ja. Schade, dass wir (fast) am Ende angekommen sind. Vielen Dank für Eure Beiträge; es hat mir sehr viel Spaß gemacht.


    Proust wird mich Gott sei Dank nicht verlassen. Seit einigen Tagen lese ich den vierten Band der "Recherche" (Sodom und Gomorrha). Ich muss schon sagen: Einen derartig hohen "Suchtfaktor" hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich plane immer wieder Pausen zwischen den einzelnen Bänden, halte diese aber nicht lang aus.


    Ein schönes Wochenende wünscht


    Tom

    Hallo Thomas,


    so langsam aber sicher müssen wir aufpassen, hier nicht vollständig an den Interessen des Forums vorbeizuschreiben. Trotzdem noch einige letzte Bemerkungen zu Schumann: Die "Kinderszenen op.15", diesen wohl bekanntesten romantischen Klavierzyklus, habe ich als Amateur-Klimperer vollständig vorliegen (Klaviernoten und CD-Aufnahme). Die berühmte "Träumerei" (Stück No. 11) habe ich sogar schon einmal "gegriffen". Deshalb kann ich mir nur schwer vorstellen, aus diesen reinen Klavierstücken ein Septett mit Streichern bzw. mit Steichern und sonstigen Instrumenten zu phantasieren. Andererseits bedeutet der Einsatz von sieben Instrumenten natürlich nicht, dass das Stück von sieben Stimmen getragen wird. Very complicated ...


    Überlassen wir das weitere Fachsimpeln ruhig den Profimusikern (von denen es hier evtl. einige gibt).


    Es grüßt


    Tom


    Ich würde es eher schon als sarkastisch bezeichnen obwohl es, da er die Bedeutung der Musik als moralische Institution angreift, auch recht zynisch klingt. Ich lese es so, dass Musik keine gesellschaftliche Funktion ausüben sollte sondern individuell mit dem Gefühl erkannt werden soll. Interessanter Gedanke !


    Hallo Steffi,


    es gab immer wieder Versuche, aus Musik "mehr" zu machen bzw. mehr in sie hineinzudeuten, als die musikalischen Zutaten "Rhythmus, Melodie und Harmonie" hergeben. Die Idee, dass ein Musikstück außermusikalische Bedeutungen enthält, fand ich schon immer absurd. Musik ist weder komisch noch tragisch. Beschreibungen wie "trauriges" oder "fröhliches Stück" sind natürlich zulässig (Stichwort: Moll-/Dur-Tonalität), wenn auch vom jeweiligen Hörer und dessen Kontext abhängig.


    Nun mag man sich beim Hören des Debussyschen Klavierstücks "Clair de lune" tatsächlich vom lyrischen Titel beeinflussen lassen und an nächtliche Spaziergänge in idyllischen Gärten erinnern. Das hat allerdings mit der Musik (sprich: der Partitur und dem Vortrag) nichts zu tun. Musik ist "absolut", d.h. sie benötigt keine außermusikalischen Erklärungen und Zusätze. Bezeichnungen wie "Mondscheinsonate", "Geistertrio" oder "Schicksalssymphonie" stammen deshalb bezeichnenderweise nicht vom Komponisten (Beethoven) selbst, sondern von eifrigen Interpretatoren. Dass dessen ungeachtet viele Tonkünstler ihren Werken klingende Titel wie bspw. "Totentanz" (Liszt) oder "Verklärte Nacht" (Schönberg) gaben, ist wohl den Moden ihrer Zeit geschuldet.


    Schließlich grenzt es auch an Blödsinn, in musikalischen Werken die Bündelung gesellschaftlich relevanter Strömungen zu identifizieren. Sind Beethovens Symphonien etwa die Geburt der bürgerlich emanzipierten Musik im Rahmen bzw. im Gefolge der Französischen Revolution? Natürlich nicht (was Adorno nicht daran gehindert hat, so etwas zu behaupten, wenn ich mich recht entsinne).


    Soweit meine Gedanken zur Proustschen "Lobrede auf die schlechte Musik".


    Es grüßt


    Tom


    In "Klagen und Träumereien" findet man schon den bekannten Proust.


    Ja, Steffi, und das ist für mich das größte "Manko" dieser frühen Sammlung: Man findet fast ausschließlich den Proust, den man kennt, wenn man zuvor "A la recherche ..." gelesen hat (was auf diese Runde zutrifft; naja, ich bin noch nicht fertig, habe vor einigen Tagen "Sodom & Gomorrha" begonnen). Was bleibt, sind einige unsterblich schöne "Gemälde" in den "Klagen und Träumeien", die ich nicht missen möchte.


    Nach Abschluss der "Recherche ..."-Lektüre, werde ich mir voraussichtlich die Essays zu Gemüte führen. Ich vermute, dass dort der eine oder andere Schatz zu heben sein wird und ein "anderer" Proust kennengelernt werden kann.


    Viele Grüße


    Tom


    Tadìé:
    ... so sind es doch die Beethoven-Quartette, besonders die letzten, die Proust sich unablässig anhört, bis es ihm gelungen sein wird, ihre Substanz in Sprache zu verwandeln: dafür wird er noch drei Jahre brauchen (in deren Verlauf er das Capet- und das Poulet-Streichquartett zu sich nach Hause einlädt)....


    Hallo Maria,


    dazu passend, fand ich eine Fußnote Luzius Kellers im dritten Band der "Recherche ..." (Guermantes). Dort heißt es, Proust habe das Spätwerk eines Künstlers eindeutig dessen frühen Erzeugnissen vorgezogen. Als Beispiele werden die zitierten letzten Beethoven-Streichquartette sowie die späten Hugo-Gedichte genannt (z.B. Legend des sieclès). Ich kann ihn verstehen, denn sein eigenes Spätwerk, die genannte "A la Recherche du temps perdu", ziehe ich den frühen Schriften (soweit sie mir bekannt sind, wie "Les plaisirs et les jours") vor. Mit ein wenig Anstrengung ließen sich sicher weitere Belege für die "überlegene Reife" des Spätwerks finden (Dostojewski, T. Mann, Kafka, ...).


    @ Thomas: Sagt Deine Proust-Enzyklopädie mehr zu dieser Thematik?


    Viele Grüße


    Tom

    Ich nutze die beendete Lektüre von "Jugend", um diesen Ordner zu reanimieren.


    Koeppen schildert darin eine Kindheit in Greifswald (wahrscheinlich seine eigene). Der Zeitraum umfasst das späte Kaiserreich sowie die ersten Jahre der Weimarer Republik. Schön hat er diese Zeit nicht in Erinnerung ("Jugend" wurde 1976 veröffentlicht). Armut, spießige Enge und Außenseitertum des Erzählers bestimmen den Alltag und enden in rebellischer Pose inkl. Verachtung des bürgerlichen Lebensstils. Sprachlich auf hohem Niveau, erinnert Koeppen an Alfred Döblin, Thomas Bernhard (vor allem die autobiografischen Schriften) sowie an Arno Schmidt - inkl. dessen eigenwilliger Interpunktion etc.


    Fazit: ein oftmals bedrückendes, trotzdem lohnendes Leseerlebnis.


    Es grüßt


    Tom


    ... auf wen die Sonate von Vinteuil zurückgeht. Ein großen Einfluss hatten jedoch die Kompositionen von Cesar Franck.


    Hallo Thomas,


    folgende "Vorbilder" kommen wohl in Betracht:


    C. Saint-Saens, Sonate No. 1 für Violine und Klavier, op. 75, hier zu hören: http://www.gardnermuseum.org/music/composer/saint_saens.asp
    C. Franck, Sonate in A-Dur, M.8, hier mal reinhören: http://pianosociety.com/cms/index.php?section=2504
    G. Fauré, Ballade für Klavier und Orchester, op.19 (auch die Fauré-Sonate op.13 passt mMn. in diese "Galerie": http://www.gardnermuseum.org/music/composer/faure.asp
    R. Wagner (v.a. Lohengrin-Prélude und Karfreitagszauber aus Parsifal).


    Viele Grüße


    Tom


    Zu den Portraits: in den Anmerkungen ist von Vertonungen die Rede. Sind diese irgendwo verfuegbar?


    Hallo Manjula,


    hier noch ein Fundstück: http://www.musicologie.org/Bio…n_reynaldo.html#Catalogue


    Das Werkverzeichnis Reynaldo Hahns weist tatsächlich die Proust-Stücke (sowie zahlreiche Vertonungen anderer französischer Poeten) aus. Vielleicht wirst Du in der Diskographie der website fündig.


    Viele Grüße


    Tom


    ... nicht erkannt habe ich die sublim eingeflochtene homosexuelle Handlung ...


    Ich auch nicht. Wenn ich Kellers Kommentar richtig verstanden habe, hat Proust Anspielungen dieser Art aus dem endgültigen Manuskript verbannt. Ich müsste noch einmal sehr genau lesen, ob nicht trotzdem "Reste" dieser ursprünglichen Färbung nach wie vor zu finden sind. Wenn ja, dann sind sie gut "versteckt" ...


    Es grüßt


    Tom

    Nach ganz viel Proust (Band 1 - 3 der "Verlorenen Zeit" sowie "Tage und Freuden") habe ich zum eigenwilligen Wolfgang Koeppen gegriffen und lese dessen autobiografische Skizze "Jugend" aus dem Jahr 1976. Es war mWn. sein letztes "größeres" Werk (naja, 150 Seitchen immerhin), das er im Rahmen seiner langjährigen "Schreibhemmung" zustande brachte. Interessanter Autor, dessen "Trilogie des Scheiterns" (Tauben im Gras, Das Treibhaus, Der Tod in Rom) mir seinerzeit sehr gut gefallen hat.


    Viele Grüße


    Tom


    Zu den Portraits: in den Anmerkungen ist von Vertonungen die Rede. Sind diese irgendwo verfuegbar?


    Hallo Manjula,


    ich habe dazu eine Suche unternommen, bin aber nicht auf die Proust-Vertonungen gestoßen. Von Reynaldo Hahn-Werken gibt es einige neue Aufnahmen, denn in Frankreich ist er relativ bekannt. Ganz interessant sind diese hier: http://www.amazon.de/Hahn-Conc…F8&qid=1263713951&sr=8-16


    Viele Grüße


    Tom