Beiträge von Zefira

    Mir ist mehr oder weniger jeder Termin recht, sobald ich den Döblin und den Werfel vom Hals habe. Das wird in zwei bis drei Wochen der Fall sein.
    Ich kann keine kontinuierliche Mitarbeit versprechen - nicht nur wegen der Reisesaison, sondern weil ich im April auch eine komplizierte ärztliche Untersuchung habe, aber ich tue mein Bestes.

    Ein Zitat aus "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" von Döblin, hier dem Lord Crenshaw in den Mund gelegt:

    "Die Menschen tun nicht, was sie wollen, und nicht, was aus ihrem echten Inneren kommt - sie folgen resolut nicht ihrem Interesse. Sie werten ihre Antriebe, die wirklichen natürlichen, nicht hoch, sie verschreiben sich der Phantasie. Sie ziehen ein Bündel Ideen, das sie draußen fix und fertig vorfinden, einem eigenen Entschluß vor. Erst dann fühlt der Mensch sich - lache nicht - zwar schlecht, aber wohl."

    Der Gedankengang ist ja nicht gerade neu (findet sich zb auch bei Flaubert), aber das "zwar schlecht, aber wohl" gefällt mir.

    Ich melde mal vorsichtig mein Interesse an. Der dicke Musil liegt hier auch seit Jahren ...
    Zur Zeit bin ich allerdings mit dem Döblin beschäftigt und mit "Die 40 Tage des Musa Dagh" in einer Leserunde.
    Mir fällt es schwer, mich terminlich festzulegen. Ab Mai bin ich immer wieder mit dem Wohnmobil unterwegs, ohne genaue Planung. Aber ich könnte mich dann ggf. auch von unterwegs beteiligen, so gut ich kann.

    Von meiner Phantastik-Leseliste habe ich "Babel-17" von Samuel R. Delany und gestern "Das echte Log des Phileas Fogg" von Philip José Farmer ausgelesen.

    Das letztere ist sehr amüsant und hat mich überzeugt, dass ich irgendwann doch mal eine bessere Übersetzung von "In 80 Tagen um die Welt" brauche. Meine eigene ist eine alte DDR-Ausgabe, zwar wunderschön bebildert, aber es scheint doch einiges zu fehlen.
    P.J.Farmers Buch ist - flankierend zu Vernes Buch - gut zu lesen. Wenn man das Original nicht kennt, hat es allerdings keinen Zweck.

    Da ich gerade eine Leserunden-Lücke habe (und eine Phase guter Konzentration), fing ich heute morgen an mit "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende" von Alfred Döblin.

    Nun, ich speichere die "Evangelien" mal, wie so Vieles, als "toread".

    Das Nachwort von "Paris" erwähnt als Held von "Arbeit": Lucas Froment. Verwandt oder verschwägert mit Pierre?

    Ja, das gehört zu Zolas Programm. Die Helden der "Vier Evangelien" sind alles Söhne von Pierre Froment und alle nach den Evangelisten benannt.

    Ich erinnere mich aus "Paris" vor allem an eine Szene, als nämlich Pierre, der noch Priester ist, sich mit Marie trifft - ich glaube jedenfalls, es ist Marie. Sie kommt mit dem Fahrrad und trägt Hosen, was wohl damals als recht frivol galt; und Pierre lässt zum ersten Mal die Soutane daheim und trägt ebenfalls Hosen. Die beiden Hosenträger müssen allen Mut zusammennehmen. Aber es ist eine tolle Begegnung. Das fand ich damals sehr niedlich. "Paris" ist überhaupt wohl der beste Roman der Städtetrilogie.

    "Therese Raquin" fand ich damals, als ich es in den Neunzigern las, recht überdramatisiert. Ich erinnere mich aber an eine sehr ausdrucksvolle Szene in der Morgue. Huh, das hatte es in sich.


    ps. "Germinal" ist wirklich sehr lesenswert, das würde ich mir nicht abgehen lassen.

    Leibgeber : Ich habe die drei vollständigen von den "Vier Evangelien" (Wahrheit, Fruchtbarkeit, Arbeit) in Antiquariaten gefunden, also als Printbücher. Kuriosum am Rande: Meine Ausgabe von "Wahrheit" habe ich damals, wohl noch in den Neunzigern, voll Freude nach Hause getragen, um dann festzustellen, dass eine ganze Anzahl Seiten vorne rausgerissen war! Inzwischen habe ich aber eine unbeschädigte Ausgabe auftreiben können.


    Wahrheit: Verlag Knaur Nachf. Berlin, ohne Jahreszahl, Übersetzung von Leopold Rosenzweig
    Arbeit: Deutsche Verlagsanstalt, ohne Jahreszahl, noch in Fraktur gedruckt, ohne Übersetzerangabe
    Fruchtbarkeit: Verlag Knaur Nachf. Berlin, ohne Jahreszahl, Übersetzung von Leopold Rosenzweig
    Städtetrilogie: Verlag Sammlung Dieterich, 1970/1991, Übersetzung Erich Marx und Irmgard Nickel (alle drei)

    Ich werde bei Gelegenheit mal nachprüfen, inwieweit die zur Verfügung stehenden Digitalausgaben mit den Printbüchern übereinstimmen. Von der Städtetrilogie entsprechen, soweit ich mich erinnere, die online stehenden "Lourdes" und "Rom" den oben genannten Printausgaben. Weiß vielleicht jemand, warum "Paris" nicht auch online steht? Hat das bestimmte Gründe?

    b.a.t. : Dass Werfel eine Antisemitin geheiratet hat, spielte vielleicht eine Rolle bei seinem Zugriff auf das Thema Genozid an den Armeniern. Denn obwohl das Buch ja als rassismuskritisch gemeint ist, kommen in Werfels Schilderung immer wieder Rassismen durch, vor allem wenn er den "Typus" des Armeniers dem türkischen "Typus" gegenüberstellt. Auch in die Ehe zwischen der Hauptfigur Bagradian und seiner Frau Juliette ist vielleicht etwas von der Ehe Mahler-Werfel eingeflossen. Bagradian lebte lange Zeit in Europa ein bequemes Leben ohne finanzielle Sorgen, widmete sich seinen Studien und war stolz auf die Ehe mit einer Französin. Das fällt ihm aber alles mächtig auf die Füße, als er sich bei einem Besuch in der alten Heimat Armenien plötzlich in einer Zwangslage wiederfindet.


    Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist unglaublich gedankenreich und hat keine einzige langweilige Seite; man muss natürlich für das Lesen Zeit einplanen.

    Ich kenne Evelyn Waugh noch gar nicht, auch Brideshead nur als Film - aber "Eine Handvoll Staub" habe ich mir jetzt mal runtergeladen und werde demnächst hineinschauen - im Moment lese ich gerade in einer Leserunde zum zweiten Mal "Die vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel. Großartiges Buch; vor allem fiel mir diesmal so richtig auf, wie sich die erzählerischen Mittel gewandelt haben, weil ich parallel gerade Karen Duves Regenroman gelesen habe: Werfel spricht auf jeder Seite des Buches auch von sich selbst, ob absichtlich oder nicht, während die Autorin des Regenromans sich geradezu hinter ihrem Buch versteckt. (Kann man natürlich auch nur bedingt vergleichen, die Erzählabsicht ist doch sehr verschieden.)

    Als ich in diesem Forum neu war, hat sich bei mir spontan der Eindruck breit gemacht, dass ich es hier mit einer Handvoll eiserner Intellektueller zu tun habe, alle grauhaarig (oder glatzköpfig) und mit Bücherstaub bedeckt, die nur widerwillig alle Schaltjahre mal hinter ihren Buchdeckeln hervorkriechen und den Rechner anwerfen (Windows 7 und darunter), um ein Statement die Weiten des Internets zu werfen ...

    Inzwischen weiß ich immerhin - der Bildungshintergrund hier ist doch recht unterschiedlich; ich kenne mich in der Historie allgemein, in der Literaturhistorie speziell und in alten Sprachen sehr viel weniger aus als viele andere hier und habe auch nicht unbedingt das Interesse, mich da einzuarbeiten. Und so sind die Hintergründe und Interessen vermutlich bei allen recht verschieden. Ich lese immer gerne mit, womit sich die anderen so beschäftigen, kann aber zu antiken Theaterautoren, Philosophie und geschichtlichen Geistesströmungen etc. nichts beitragen - aber wie gesagt, ich lese gerne mit, was andere darüber wissen, und möchte das Forum nicht missen.

    Von mir auch ein herzliches Willkommen. Wir sind ein relativ kleines und ruhiges Forum, wie sich das gehört für Leute, die lieber Bücher als Bildschirme lesen, aber der Austausch hier macht Spaß und bereichert die Leseliste. 8)

    Mir wurde im letzten Jahr "Das Gleichgewicht der Welt" von Rohinton Mistry empfohlen, ein Wälzer von über 800 Seiten, der in den Siebzigern in Indien spielt. In der bescheidenen Wohnung einer Witwe - die sich ihr selbstständiges Leben hart erkämpfen musste - treffen vier Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus zusammen, deren Lebensweg Stück für Stück erzählt wird. Das Buch ist leicht und angenehm zu lesen, was nicht darüber hinwegtäuscht, dass die geschilderten Vorkommnisse und Zustände z.T. ungeheuerlich sind, vor allem was die Auswüchse des Kastenwesens und die Korruption angeht. "Man muss ein feines Gleichgewicht zwischen Hoffnung und Verzweiflung einhalten", dieser zufällige Ausspruch eines Ex-Anwalts ist wohl der Anlass für den Titel. Ich stehe irgendwo in der Mitte und lese mit Begeisterung.

    Die Kurzgeschichten fand ich auch super. Oftmals fragt man sich beim Lesen, wo denn der Horror ist und dann spürt man ihn im letzten Satz.

    Ich liebe besonders die Geschichte mit diesem leicht autistischen Typen, der sich ein Silberbesteck zusammenkauft und seine Nachbarin einlädt. Die Art und Weise, wie er das Essen vorbereitet, stellt mich auf eine merkwürdige Weise tief zufrieden (ich kann selbst nicht genau beschreiben wie und warum).Wie er da jedes einzene Salatblatt drapiert und sich an den orangefarbenen Tellern und Silbergabeln freut - vermutlich habe ich mehr mit ihm gemeinsam als mir lieb ist. :/

    Die beiden erstgenannten Bücher kenne ich und finde sie großartig. Vor allem "Die Teufelsbraut", eine Geschichtensammlung, die sich prima als Kopfkissenbuch eignet - kurze, sehr intelligente Geschichten, die meisten mit einem grimmigen Dreh - und viele darunter, die einen "Huch?"-Effekt auslösen, so dass man sie am liebsten gleich nochmal lesen möchte.
    "Spuk in Hill House" werde ich jetzt endlich mal lesen.

    Ich habe eben mal die Stichwortsuche bemüht. Demnach habe ich bisher noch nicht "Der Husar auf dem Dach" erwähnt.
    Ein großartiges Buch von Jean Giono, ich erinnere mich an einen wahren Leserausch - habe das Buch während des Lockdowns gelesen. Es spielt in einer Gegend in Frankreich, die ich schon oft besucht habe, und ich habe die Reiseroute des Husaren auf Google Maps mitverfolgt.
    Den Film habe ich schon vorher gesehen, kürzlich ein zweites Mal auf DVD. Es ist ein schöner Film, aber an die visionäre Kraft des Romans kommt er nicht heran.

    Ich kann mich erinnern, dass mein Bruder mal ein für Jugendliche geschriebenes Buch über Paracelsus hatte. Weil ich als Kind nie genug Bücher um mich hatte, um meine Lesesucht zu befriedigen, las ich natürlich auch die Bücher meines Bruders, darunter auch dieses. Ich kann mich nur dumpf erinnern, es ist über 50 Jahre her, aber ich weiß noch, wie Theophrastus gegen die damals üblichen Praktiken - Aderlass und "Theriak" wurden gegen praktisch alle Leiden eingesetzt - sowie gegen die Viersäftelehre vorging und sich dabei eine Menge Feinde machte.
    In dem Buch hieß es noch, dass der Name Paracelsus quasi eine Kampfansage gegen den Römer Celsus, der die Säftelehre begründete, gewesen sein soll. Aber das scheint ein überholter Schluss zu sein.

    Bei den vier genannten Filmen ist nur einer dabei, von dem ich Film und Buch kenne, und das ist "Papillon".

    Ich muss gestehen, dass das Buch schon, als ich es als Teenager las, ein Ärgernis für mich war. Es muss um die fünfzig Jahre her sein und die Erinnerung verfälscht bekanntlich einiges, aber diese durchgehende Perspektive eines Alphamännchens ging mir auf die Nerven.


    Ich kenne mehrere Fälle, in denen der Film besser war als das Buch, auf Anhieb fällt mir leider nur "Angel Heart" ein.
    Eine absolut kongeniale Verfilmung eines genialen Buchs ist "Hinter der Tür", Roman von Magda Szabo.

    Ich sehe gerade, dass "Der Bauch von Paris" nur ein Einzelband von den "Rougon-Marquart" ist. Irgendwie hatte ich im Gedächtnis, dass der ganze Zyklus so genannt wird. Sorry! :S

    Die Romane des Zyklus spielen keineswegs alle in Paris, die Schauplätze sind über ganz Frankreich verteilt . Als ich von Zola total fasziniert war (in den 80ern/90ern) habe ich mir ein dickes Buch über seine Recherchearbeit gekauft. Wahnsinn! Da waren ellenlange Notizen mit dazugehörigen Zeichnungen drin, wie etwa eine Büglerin eine Haube stärkt und bügelt, was für Eisen sie verwendet (es gibt spezielle Haubeneisen), wie sie heißgemacht werden usw. usf. Auf ähnliche Weise hat er auch den Gebrauch einer Sämaschine oder den Vorgang des Blutwurstkochens studiert.

    Die Städtetrilogie von Zola habe ich komplett gelesen, wobei ich den Band über Rom ein wenig langatmig fand. Zola lässt seinen Protagonisten lang und breit über eine Art katholischen Staat theoretisieren, was vom heutigen Standpunkt aus ziemlich bizarr wirkt, und nach einiger Zeit wird es redundant. "Paris" und "Lourdes" hat mich dagegen gut unterhalten. "Lourdes" habe ich sogar zweimal gelesen, beim zweiten Mal parallel mit Werfels "Bernadette"-Roman.


    Mit den Rougon-Macquart-Romanen bin ich immer noch nicht komplett durch, vor allem die beiden letzten kenne ich nicht. Das sollte ich bald mal nachholen.


    Übrigens habe ich auch die drei vollendeten Romane des "Evangelien"-Zyklus gelesen - ist schon länger her. Ich fand sie recht kurios, vor allem "Fruchtbarkeit" ist mehr als bizarr.

    Hallo und willkommen im Forum, haukehaien !

    Der "Klassikerforums-Wettbewerb" hat irgendwann diesen Namen bekommen, obwohl er kein Wettbewerb ist.

    Es geht hier um diejenigen Klassiker, die man im gerade angefangenen Jahr zu lesen sich vorgenommen hat. Die entsprechende Liste wird hier gepostet (bei manchen mehrere Listen, auch Nicht-Klassiker sind darunter), die Diskussion über die Listen und den Lesefortschritt findet im Odner "Kommentare und Diskussionen" statt.

    Einen Ordner "Was lest ihr gerade?" gibt es auch.
    Aber ist nicht schlimm, wenn hier etwas verrutscht, wir sind im kleinen Kreis.

    Sonntagsgrüße, Zefira