Beiträge von Zefira

    Das ist ja toll! Weiß jemand, von welchem Maler das Gemälde mit dem ungläubigen Thomas ("Keine Wunden anfassen!") ist?

    Das ist so ungemein lebendig; der Mann rechts sieht aus wie der Schauspieler Fritz Karl, als er noch jünger war.

    Mir geht schon seit Tagen die Corona-Hymne im Kopf herum: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." :D

    Hallo Mitleser,

    da wir aktuell einen Ordner zum Thema "Bücher vor dem Hintergrund von Epidemien/Katastrophen/Krankheiten" haben, ist mir eingefallen dass ich "Der bunte Schleier" nochmal lesen könnte.

    Es war wahrscheinlich meine Drittlektüre. Das Buch ist ganz kurz, man kann es an einem Tag lesen, wenn man viel Zeit hat.

    Obwohl ich es also gut kennen sollte, habe ich neue Entdeckungen gemacht. Die innere Wandlung der Hauptfigur ist natürlich bewegend und sehr eindrücklich geschildert - besonders bewegt hat mich, dass Kitty nach ihrer Rückkehr in die Gesellschaft noch einen kurzen Rückfall in alte Verhaltensmuster hat, ähnlich wie ein Alkoholiker, der sich nach einer Radikalkur wieder vollaufen lässt. Es passiert offenbar auch nur ein einziges Mal, aber es ist schön, wie Maugham dadurch seiner Kitty menschliche Wankelmütigkeit verleiht.

    Das komplizierte Verhältnis zu ihrem Ehemann Walter habe ich - so kommt es mir vor - erst jetzt so richtig verstanden.

    Sollte es je zu einer Viertlektüre kommen, finde ich aber bestimmt noch einen weiteren Aspekt, der mir bisher entging.

    Ein großartiger Autor, ich freue mich, dass ich für dieses Jahr noch ein Buch von ihm auf der Liste habe.

    Ich habe eine dtv-Ausgabe übersetzt von Ernst Wiegand Junker mit sehr vielen kleinen, netten Illustrationen, die angeblich aus der Originalausgabe stammen.

    Ich würde es übrigens sehr gerne nochmal lesen, aber in diesem Jahr eher nicht, sonst rutscht meine Leseliste wieder hoffnungslos durcheinander. "Die Verlobten" ist ein Riesenbuch.

    Kennt jemand die Geschichtensammlung "Der illustrierte Mann" von Ray Bradbury? Ich habe sie als Teenager gelesen und erinnere mich an eine Erzählung über Kolonisten auf dem Mars. Auf der Erde war eine hochansteckende Krankheit namens "Blut-Brand" aufgetreten, die Patienten bluteten aus allen Schleimhäuten bis zum Tod, nach i.D. einem Jahr. Da es kein Gegenmittel gab, wurden die befallenen Menschen einfach per Rakete auf dem Mars abgesetzt, wo sie sich irgendwie einrichten konnten.

    So weit ich mich erinnere, waren die Lebensbedingungen auf dem Mars im großen und ganzen erdähnlich, aber es gab natürlich keine Zivilisation (übrigens auch keine indigenen Marsbewohner).

    Die Geschichte ist nicht besonders bemerkenswert, ich kann inzwischen mit Bradburys lyrischem Stil nicht mehr viel anfangen, aber sie fällt mir jedes Mal ein, wenn von Ebola die Rede ist (was zu der Zeit, als die Geschichte entstand, m.W. noch nicht bekannt war).

    Edit, noch ein Kuriosum: "Grauzone" von Jeff Long.
    Zu Beginn des Romans taucht eine uralte Monstranz auf, die ein Liebhaber solcher alter Stücke, ein steinreicher und -alter Grieche, auf einr Privatinsel lebend, für seine Sammlung kauft. Als er sie bei einer Hausparty mit handverlesenen Gästen öffnet, setzt er damit unwissentlich ein immer noch aktives Virus aus fernster Vergangenheit frei. Die Leute sterben wie die Fliegen, zuerst auf der Insel, dann in der Umgebung und immer weiter, das Virus ist hochansteckend.

    Weltweit arbeiten Wissenschaftler unter Hochdruck. Eine kleine Gruppe Anthropologen verfolgt den Ansatz: Wenn dieses Virus schon mal frei in der Welt herumschwirrte, muss es irgendeine Art von Antikörperbildung gegeben haben, sonst wäre die Menschheit ausgestorben.

    Leider kann ich mich nicht genau erinnern, wie es weiterging; nur noch, dass jene Gruppe Anthropologen (mit privat aufgebrachten Mitteln) versuchte, Genmaterial aus Reliquien zu klonen, um Antikörper zu finden. Ein Fingernagel des heiligen Johannes wird ebenso geklont wie die Vorhaut von Christus.
    Das Buch beginnt mit einer sehr bewegenden Szene, die mir lange Zeit im Gedächtnis geblieben ist, wird aber im weiteren Verlauf immer trashiger. Man muss mit Jeff Longs sehr spezieller Phantasie irgendwie klar kommen, dann ist es recht unterhaltend.

    Ich habe vor ein paar Tagen irgendwo gelesen, dass von Camus' Roman "Die Pest" bereits jetzt Mitte März mehr Exemplare verkauft worden sind als sonst in einem ganzen Jahr.

    Ich habe es neulich wieder mal hervorgesucht und angelesen, bin aber über die ersten zwei Seiten nicht hinausgekommen, weil mich der lockere Chauvinismus des Autors zu sehr geärgert hat.

    Ebenfalls im Zusammenhang mit Corona erwähnt sehe ich oft "Die Stadt der Blinden" von Saramago, "Die Maske des Roten Todes" von Poe und natürlich das Decamerone.

    Dystopien über den Umgang mit Katastrophen gibt es zuhauf, ich fand mal "Die Dürre" von J.G.Ballard gut - passt auch zu den zwei letzten Sommern -, aber wenn ich heute hineinschaue, kommt es mir ziemlich fade und selbstverliebt vor.

    "Die Spur des Teufels" von John Burnside. Der Titel - und der Prolog des Buches - geht auf eine Begebenheit zurück, von der ich schon in den Neunzigern in einer Publikation über "rätselhafte Phänomene" gelesen habe. In einem Küstendorf in Devon fiel im Winter 1855 eine große Menge Schnee. Als die Leute morgens aufwachten, fanden sie im Schnee frische Spuren, die aussahen wie von einem zweibeinigen Huftier. Sie zogen sich über -zig Kilometer hin, und zwar ununterbrochen über Wiesen und Straßen, Mauern und Dächer. Es gibt verschiedene Theorien dazu, man kann einiges noch googeln mit dem Suchbegriff "devil's footprints".

    Burnsides Buch ist natürlich kein Mystery-Thriller oder dergleichen, die Teufelsspur ist nur der Aufhänger für den Bericht eines Ich-Erzählers, der von einigen düsteren Geheimnissen seiner Familie berichtet, die bis in die Gegenwart fortwirken. Der erste Teil war sehr spannend und toll zu lesen. Im zweiten Teil nimmt er Erzähler Kontakt zu einer Vierzehnjährigen auf, von der er annimmt, dass sie seine Tochter aus einer Jugendbeziehung sein könnte, und von da ab wurde es für mich zunehmend unangenehm - die merkwürdig schwüle Atmosphäre, die an "Lolita" angelehnt sein könnte, ging mir auf die Nerven. So richtig hat das Buch die Erwartungen, die in der ersten Hälfte geweckt wurden, nicht aufgelöst. Aber es war jedenfalls keine verplemperte Zeit. Burnside ist ein toller Erzähler und kann auf 250 Seiten einen stimmungsvollen Roman darbieten, der bei den meisten anderen Autoren dreimal so lang wäre.

    Vielen Dank für Deine Antwort, JHNewman!

    Zitat
    Hinzu kommt: das Buch strotzt von Klischees. Natürlich sind es katholische Priester, die den Jungen zuerst missbrauchen. Natürlich ist Jude aber trotz allem über die Maßen intelligent und erfolgreich. Er kennt alles, weiß alles, ist hochmusikalisch, singt wie ein Opernstar, spielt Klavier, kann Latein und moderne Fremdsprachen, ist ein begnadeter Mathematiker. Und zugleich ist er eben auch über die Maßen traurig. Auch seine Freunde sind über die Maßen reich, intelligent, erfolgreich und über die Maßen verständnisvoll oder gutaussehend -



    Genau das, was ch auf den Tod nicht leiden kann. Danke, dann hat sich das für mich erledigt. Bei nächster Gelegenheit werde ich den Merkzettel putzen, der ist ohnehin zu lang.

    Ich kenne auch keines davon, aber mich würde interessieren, warum Du das Cover so hässlich findest.

    Ich habe es mir bei Google angesehen und finde es in keiner Richtung besonders bemerkenswert.

    Ich kann mich erinnern, dass man mir mal in einem anderen Forum dieses Buch sher ans Herz gelegt hat und ich konnte mich bis dato wegen des Covers, das ich entsetzlich finde, nicht zum Lesen durchringen (obwohl ich es aus der Onleihe laden könnte und mich das Cover dann weiter gar nicht belästigen würde - aber jedes Mal, wenn ich meinen Merkzettel aufrufe, fühle ich mich aufs neue abgeschreckt).


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    Ich habe gestaunt über diese unauffällige und nichtsdestotrotz so straffe Personenführung, die über den Zeitraum eines ganzen Menschenlebens die drei Hauptpersonen in immer neuen Situationen zusammenbringt, die Karten neu mischt, die Charaktere nachhaltig aufbaut (in einer Kritik irgendwo im Netz habe ich gelesen, die "Frau mit dem Elfenleib" Snaefridur sei charakterlich undurchsichtig und unausgewogen, aber dieser Einschätzung kann ich nicht folgen). Und auch der Dialogstil ist hervorzuheben, die große Sicherheit in der Milieuzeichnung durch die Sprechweise der Personen. Speziell Arnas und Snaefridur sprechen ähnlich wie Figuren bei Jane Austen, mit immer gleicher Sicherheit und Höflichkeit, und wissen trotzdem bei jeder Gelegenheit geschliffene Spitzen anzubringen, das ist eine reine Lesefreude.

    Ich habe über die Leipziger Buchmesse gelesen, dass es dort regelmäßig eine "Manga-Halle" gibt mit asiatischen Ausstellern, die auch jedes Mal sehr voll sein soll.

    Keine Ahnung, ob das stimmt, aber wenn ja, ist das sicher auch ein Gesichtspunkt.

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    Henning Mankell hat vielerlei geschrieben: die berühmte Krimiserie über den schwedischen Polizisten Wallander; einige Krimis ohne Wallander; einige Bücher, die seine afrikanische Wahlheimat zum Schauplatz haben, und noch vieles andere - ich habe eben den Wiki-Artikel überflogen und bin baff über seine Produktivität. "Tea-Bag" habe ich, offensichtlich ungelesen, aus dem Offenen Schrank gezogen. Tea-Bag ist der Name der Titelheldin, einer jungen Frau aus dem Sudan. Den Namen Tea-Bag gibt sie sich selbst, als sie in einem spanischen Flüchtlingslager nach ihrer Identität gefragt wird. Er ist symptomatisch für die Beliebigkeit der Geschichten, die Flüchtlinge erzählen:



    "Das Flüchtlingslager war ein einziger summender Bienenstock von Gerüchten, welche Herkunftsländer zur Zeit als diejenigen galten, mit der Garantie auf Asylrecht entlassen zu werden. Es war, als sei das Lager ein Markt, auf dem verschiedene Länder und Asylmöglichkeiten an einer Börse notiert wurden ... Zu Beginn ihres Aufenthalts im Lager hatte Bangladesch ganz oben auf der Liste gestanden. Aus einem den Flüchtigen unbekannten Grund bewilligte Deutschland auf einmal all denjenigen Asyl, die aus Bangladesch kamen. Einige intensive Tage lang standen schwarze, braune, hellhäutige, schlitzäugige Menschen vor den kleinen Büros an (...) und wiederholten mit großer Treuherzigkeit, ihnen sei plötzlich eingefallen, dass sie aus Bangladesch kämen. (...) ... nach dreitägigem ungewissem Warten hatte sich das Gerücht verbreitet, Frankreich sei bereit, eine begrenzte Anzahl von Kurden aufzunehmen ..." ... worauf sich die dunkelhäutige Tea-Bag schließlich als Kurdin ausgibt.


    Natürlich funktioniert das nicht. Dieser Part der Geschichte hat mich an Abbas Khiders Roman "Ohrfeige" erinnert, wo der Protagonist und alle seine Leidensgefährten mit staunenswerter Phantasie immer neue Lebensgeschichten aus dem Hut ziehen in der Hoffnung, dass sich die bürokratische Tür öffnen möge. "Tea-Bag" spielt, ebenso wie Khiders "Ohrfeige", um die Jahrtausendwende, also vor der von uns Deutschen wahrgenommenen großen Flüchtlingswelle; aber was da passiert, könnte genauso gut heute passieren. Die Hauptperson von Mankells Roman ist ein schwedischer Schriftsteller namens Jesper Humlin. Er hat mehrere erfolgreiche Gedichtbände veröffentlicht; wovon er genau lebt, hat sich mir nicht richtig erschlossen - ich vermute, dass in Schweden genauso wenig wie in Deutschland jemand allein von Lyrik sein Leben fristen kann. Jedenfalls ist Humlin eingedeckt mit den typischen Problemen seiners Milieus. Sein in Aktien angelegtes Geld verflüchtigt sich, seine alte Mutter spinnt, seine Lebensgefährtin will ein Kind von ihm und sein Verleger verlangt allen Ernstes einen Krimi. Dieser Teil des Romans ist wohl eher überspitzte Satire als realistisch. Humlin begegnet Tea-Bag und anderen Geflüchteten bei einer seiner Lesungen und lässt sich von ihnen ins Gespräch ziehen. In der Mittelphase des Romans kommt es immer wieder zu scheinbar ungeplanten Begegnungen mit drei jungen Frauen: außer Tea-Bag noch mit der ebenfalls illegal eingereisten Russin Tanja und der Iranerin Layla, die zwar (soweit ich verstanden habe) legal im Land ist, aber auf der Flucht vor der Zwangsheirat. Obwohl Humlin die Bekanntschaft anfangs als eher lästig und die forsch auftretenden Frauen als übergriffig wahrnimmt, kann er sich nicht von ihnen losreißen. Der Grund ist seine tiefe Neugierde auf ihre Lebensgeschichten, die sich nach und nach erschließen, immer wieder unterbrochen durch Phantasiegebilde und merkwürdige Ausweichmanöver. Erst im letzten Drittel kommen die wahren Erlebnisse und Fluchtgründe ans Tageslicht.



    Ich muss sagen, dass ich im Mittelteil des Buches oft gelangweilt und genervt war von Humlins Hin und Her; er driftet zwischen der Freundin, der Mutter, dem Verleger und einigen anderen Polen (Mehrzahl von Pol, nicht von Pole) herum und ist, ganz ähnlich wie die geflüchteten Frauen, mit Ausweichen und Verzögern beschäftigt, wenn auch in anderem Sinne - man könnte neudeutsch von "first world problems" sprechen. Im letzten Drittel, als er endlich die Kurve kriegt und sich offen für die Frauen einsetzt, kommen im Gegenzug die wahren Lebensgeschichten ans Licht, und die sind stellenweise entsetzlich. Die Struktur des Romans ist großartig komponiert - lange Zeit befinden sich die verschiedenen Lügengebäude im Gleichgewicht, bis im letzten Teil nach und nach Offenheit einkehrt -, aber soweit muss man erst mal kommen. Ich war irgendwo in der Mitte durchaus in Versuchung, die Lektüre abzubrechen. Aber ich bin heilfroh, dass ich es nicht getan habe!



    Eine kennzeichnende Einsicht Humlins, ungefähr da, wo die Wende kommt:


    "Was hat meine Angst ausgelöst? Die Erkenntnis, dass meine Aktien ins Bodenlose stürzen und dass Andrea Ansprüche an mich stellt, denen ich micht gewachsen fühle. Ich habe eine Mutter, der ich zutraue, dass sie ein Buch schreiben wird, das sich als Meisterwerk entpuppt. Ich fürchte, dass mein Verleger mich rauswirft und dass von meinem nächsten Buch weniger als tausend Exemplare verkauft werden. Ich fürchte mich vor der vernichtenden Kritik, ich fürchte meine Sonnenbräune zu verlieren. Kurzum, ich fürchte mich vor allem, was mich als Person bar jeder Leidenschaft und jedes Charakters bloßstellen könnte."

    Es werden noch andere Messen abgesagt, zum Beispiel die H & H Handarbeitsmesse in Köln.

    Zeitgleich drängen sich in den Fußballstadien die Menschen wie eh und je, da macht sich niemand was draus.

    Finde ich eigentlich merkwürdig.

    In Leipzig gibt es seit einigen Jahren ebenfalls eine Handarbeitsmesse "Leipziger Wollefest" Ende März - nach meiner Erinnerung eher klein und nicht international, aber es ist ein Weilchen her, dass ich sie besucht habe - und Anfang April das A Cappella-Festival, das vielen Musikfreunden am Herzen liegt. Hoffentlich findet wenigstens das wie geplant statt.