Einen hinreißenden Absatz in Kapitel 26 "Ritter und Knappen" möchte ich gern zitieren:
"Diese erlauchte Würde, die ich behandle, ist nicht die Würde von Königen und Gewändern, sondern jene wildsprießende Würde, die über keine Investitur in feierlichem Gewand verfügt. Du solltest sie in dem Arm erblicken, der eine Hacke schwingt oder einen Nagel treibt; jene demokratische Würde, welche auf alle Mann strahlt ohne Ende und Unterlaß von Gott; Ihm selbst! Dem großen allmächtigen Gott! Dem Mittelpunkt und Umkreis aller Demokratie! Seiner Allgegenwart, unserer göttlichen Gleichheit!
(...) Tritt gegen alle sterblichen Kritiker für mich ein, du gerechter Gott der Gleichheit, welcher du einen großen königlichen Mantel des Menschlichen über alle von meiner Art gebreitet hast! (...) Der Du dem schwarzen Sträfling Bunyan die bleiche poetische Perle nicht verwehret hast; Du, der Du in zwiefach getriebene Blätter feinsten Goldes den stumpen und almosenen Arm des alten Cervantes kleidetest, Du, der Du Andrw Jackson aus dem Staube auflasest, der Du ihn auf ein Schlachtroß warfst und ihn höher hinaufschleudertest als einen Thron! Du, der Du bei all Deinem mächtigen, irdischen Schreiten Deine ausgesuchten Streiter immer aus den königlichen Kammern des niederen Volkes erwähltest, tritt darin für mich ein, O Gott!"
Ein feierliches Bekenntnis zur Gleichberechtigung aller Menschen (oder wenigstens aller Männer), die mich in manchen Zügen sehr an Steinbeck erinnerte, auch wenn Steinbeck natürlich nicht derart schwelgerisch schreibt. Der stumpe und almosene Arm des Cervantes ist typisch für Rathjens Übersetzung. Man kommt bei all dieser Leidenschaft aus dem Schmunzeln nicht heraus.
ps. Ich habe die Lektüre leider unterbrechen müssen, weil meine Tochter mir ihre Doktorarbeit zum Gegenlesen geschickt hat; das geht natürlich vor. Immerhin habe ich zwei Drittel schon geschafft. Unglaublich, wie viele Flüchtigkeitsfehler da immer noch zu finden sind, obwohl die Arbeit schon mindestens dreimal von A bis Z durchgegangen wurde. Und meiner Tochter sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, da muss ich jetzt helfen.