Beiträge von Zefira

    Ich kann mich erinnern, dass mich im "Klavierstimmer" der Strang um den Titel-"Antihelden", der vergebliche Kampf eines Komponisten um Anerkennung, durchaus bewegt hat - obwohl ich schon sehr früh ahnte, was es mit der angeblichen Preisverleihung am Ende auf sich hatte.

    Den Hauptstrang mit den Zwillingen fand ich aber ziemlich überzogen, und vor allem habe ich langwierige Ausführungen um den Beruf der Cutterin in Erinnerung, die ich auch nicht gerade durchgehend interessant fand.

    Im "Nachtzug" kam mir die Anfangsszene mit der auf die Stirn geschriebenen Telefonnummer derart idiotisch vor, dass ich darüber gar nicht hinausgekommen bin. Ich habe sogar versucht, sie gemeinsam mit mit meiner Tochter nachzuspielen - das funktionierte einfach nicht. Da wäre ich mal auf eine Verfilmung gespannt.

    Dass ich die beiden Bücher in Händen hatte, ist allerdings zig Jahre her, ich habe nur dunkle Erinnerungen.

    Der Perlmann ist dagegen, wie ich schon mehrmals schrieb, eines meiner "Bücher für die Insel".

    Getreu der oben erwähnten Anhäufungsmentalität (wir sollen ja Vorräte anlegen!) habe ich mir ein Buch von Susanne Ayoub bestellt, eine Autorin, die ich im Krimiordner lobend erwähnt habe. Ich hatte noch im Gedächtnis, dass ihr "Engelsgift" ein herausragend gut geschriebener Krimi war, und mich bei der Gelegenheit umgesehen, ob es noch mehr von ihr gibt.

    Ihr Roman "Schattenbraut" kam heute an, sichtlich neu und ungelesen, für 3,79 Euro inklusive Versand.

    Wer könnte sich da zusammenreißen und aufhören mit der zweifelhaften Vorratswirtschaft?


    [kaufen='https://www.amazon.de/Schattenbraut-Frauenromane-Susanne-Ayoub/dp/3455002218'][/kaufen]

    "Die Islandglocke": Ein Satz,. den ich mir angestrichen habe, weil er das Buch - soweit ich gelesen habe - gut kennzeichnet, lautet so:
    "Dennoch war es erfrischend, die Luft an diesem Ort einzuatmen, ein Gemisch aus Küchenrauch, Fischgeruch, Ausdünstung von Mist und Gestank von Abfall."

    Man muss dazu sagen, dass hier aus der Perspektive einer alten Frau erzählt wird, die mehrere Tage lang unter vielen Mühen durch einsames Gelände gestiefelt ist. Vermutlich ist sie froh, wieder an einem bewohnten Ort zu sein. Trotzdem - es ist kaum zu fassen, was die Menschen einander antun. Jon, der noch nicht verurteilt, sondern einstweilen nur des Mordes verdächtig ist, verbringt ein halbes Jahr in einem Verlies ohne jedes Tageslicht. Einige Zeit hat er Mitgefangene, darunter einen Mann, beschuldigt "eines der schändlichsten Verbrechen, das man in Island begehen konnte: er war auf ein holländisches Doggerboot hinausgegangen und hatte Nähzwirn gekauft". Im Gespräch mit Jon berichtet der Mann, dass er an die Holländer auch alles mögliche verkauft hat, darunter zwei Kinder von fünf und sieben. Dessen ist er aber nicht angeklagt.

    Ein Buch, das von den Beschneidungspraktiken der Xhosa handelt, könnte für mich nicht fremdartiger sein ...

    Ach, das kenne ich ... ich kann Dir versprechen, es wird nicht besser ...
    Ich erinnere mich allerdings auch an eine anrührende Episode, als der Erzähler unter unglaublich schlechten Bedingungen ein heruntergekommenes Gestüt übernimmt (u.a. in einen eiskalten Teich steigt, um die Tiefe festzustellen).

    Wäre er nur dabei geblieben!

    Ich habe heute ein Buch von meiner Liste angefangen, "Die Islandglocke" von Halldor Laxness.

    Es ist keine angenehme Lektüre. Ich weiß schon aus "Sein eigener Herr", dass Laxness' Protagonisten ein unevorstellbar hartes Leben führen, und finde es immer wieder schwierig, sich darauf richtig einzulassen.

    Allein diese Familie, in der alle von Schwachsinn, von Aussatz oder von beidem betroffen sind, und der Bauer Jon alle zu prügeln pflegt ... seine Tochter und seine alte Mutter immerhin etwas seltener ... <X


    Aber ich hab es ja so gewollt.

    Jetzt wird mir Jörg Maurer innerhalb einer Woche schon zum zweiten Mal empfohlen. Ich habe mir eben eines seiner Bücher bei der Onleihe reserviert. Allerdings muss ich etwas darauf warten.

    Obwohl ich relativ viele Krimis lese, die meisten übrigens aus der Onleihe, fällt mir keine Krimiserie ein, die ich uneingeschränkt empfehlen könnte. Ich mag Henning Mankell und Michael Robotham, aber auch bei diesen beiden ist der Standard nicht immer gleich hoch. Robothams letztes war eine Enttäuschung, ich habe es nicht mal ausgelesen.

    Sehr gern lese ich die Serie der Norwegerin Karin Fossum über den Kommissar Konrad Sejer. Ihre Bücher haben eine gepflegte Sprache, psychologischen Tiefgang und (meistens) Raffinesse und gute Ideen. Das allererste von ihr, das ich gelesen habe, hieß "Stumme Schreie" (für die albernen Titelübersetzungen kann die Autorin nichts, der Originaltitel heißt übersetzt "Geliebte Poona".) Der Roman beginnt damit, dass ein norwegischer Vertreter für Landmaschinen, ein einfacher, etwas linkischer Mann, in einem Indienurlaub die Kellnerin Poona kennen lernt und sich in sie verliebt. Die beiden beschließen zu heiraten; sie soll nach Norwegen kommen. Ausgerechnet an dem Tage, an dem er sie am Flughafen abholen will, hat seine Schwester einen schweren Unfall und liegt im Koma; er muss zu ihr in die Klinik. Er schickt ein Taxi zum Flughafen, um die ahnungslose Poona abzuholen, aber der Fahrer findet sie nicht, sie hat sich bereits allein auf den Weg gemacht. Kurz bevor sie das Haus ihres Bräutigams (in einer kleinen Gemeinde) erreicht, wird sie ermordet. Ich fand das so entsetzlich tragisch und bewegend geschildert, dass ich die Autorin im Auge behalten und mir nach und nach alle ihre Bücher gekauft habe bis auf zwei, die mir noch fehlen.

    Ich möchte gern noch auf ein paar Bücher hinweisen, die nicht als Krimi verkauft werden, aber eine Krimihandlung zum Gegenstand haben und die mir sehr gut gefallen:


    [kaufen='https://www.amazon.de/Die-schwarzen-V%C3%B6gel-Maarten-Hart-ebook/dp/B00ARD68OC/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&amp;amp;amp;amp;crid=2I8RJOO97CLD8&amp;amp;amp;amp;keywords=maarten+t%27haart&amp;amp;amp;amp;qid=1582817492&amp;amp;amp;amp;s=books&amp;amp;amp;amp;sprefix=Maarten+%2Cstripbooks%2C1076&amp;amp;amp;amp;sr=1-5'][/kaufen]


    Maarten ’t Hart : Die schwarzen Vögel

    Es geht um eine verschwundene Frau - sehr spannend und stimmungsvoll.


    [kaufen='https://www.amazon.de/Verk%C3%A4ufer-Roman-Joseph-OConnor/dp/3596149967/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&amp;amp;amp;amp;keywords=o+connor+der+verk%C3%A4ufer&amp;amp;amp;amp;qid=1582817731&amp;amp;amp;amp;s=books&amp;amp;amp;amp;sr=1-1'][/kaufen]


    Joseph O'Connor: Der Verkäufer

    Ein irre spannender "Psycho" über eine Entführung und einen Rachefeldzug - ich weiß nicht mehr, ob überhaupt ein Mord darin vorkommt. Der Autor ist übrigens, wenn ich mich richtig erinnere, ein Cousin der Sängerin Sinead O'Connor.


    [kaufen='https://www.amazon.de/Engelsgift-Roman-Susanne-Ayoub/dp/345500220X/ref=sr_1_5?qid=1582817918&amp;amp;amp;amp;refinements=p_27%3ASusanne+Ayoub&amp;amp;amp;amp;s=books&amp;amp;amp;amp;sr=1-5&amp;amp;amp;amp;text=Susanne+Ayoub'][/kaufen]


    Susanne Ayoub: Engelsgift

    Man braucht für diesen Roman, der eine Reihe Giftmorde zum Thema hat, einen starken Magen. Es ist keine leichte Kost. Aber von einer grandiosen Erzählerin geschrieben.


    Übrigens kenne ich auch einige Krimis, die richtig gute Milieustudien sind. Dazu zählen zB das berühmte "Gone Girl" von Gillian Flynn - es ist zwar ein Bestseller, aber es sind ja nicht alle Bestseller automatisch schlecht -, "Geschehnisse am Wasser" von der Schwedin Kerstin Ekman, "Die Umarmung des Todes" von der Japanerin Natsuo Kirino ... Über letzteres ist hier in der "Zeit" eine sehr informative kurze Rezension.

    Wenn irgendjemand hier den neuen Mercier "Das Gewicht der Worte" gelesen haben sollte, bitte melden ...

    Wenn es um Mercier geht, bezieht man sich i.d.R. auf den "Nachtzug". Heute habe ich gelesen, dass es das meistverkaufte Buch eines noch lebenden Schweizer Autoren sei. Ich bin über die ersten zwanzig Seiten nicht hinausgekommen, weil ich die Anfangsszene so albern fand. Aber "Perlmanns Schweigen" von Pascal Mercier, das kaum je erwähnt wird, ist eines der wichtigsten Bücher meines Lebens.

    Jetzt wird "Das Gewicht der Worte" beworben mit Ansagen, die andeuten, dass es um ähnliche Themen geht wie im Perlmann.

    Der Schweizer Literaturclub (siehe hier) hat es einhellig verrissen und ich habe heute in der Bahnhofsbuchhandlung hineingespinkst und es dann doch wieder weggestellt, ohne mich zum Kauf entschließen zu können.

    Kennt es jemand?

    Im Januar habe ich im Ordner "Neuzugänge" erzählt, dass ich mir aus einem Offenen Regal "Der Sommer ohne Männer" von Sri Hustvedt mitgenommen hatte, ohne recht zu wissen, was mich da erwartet.

    Heute abend habe ich es angefangen und auf einen Sitz das erste Drittel gelesen, ich mochte gar nicht mehr aufhören. Die Erzählerin, eine Literaturprofessorin über 50 (im Lauf des Textes gibt es immer wieder Anspielungen auf Dichter/innen wie Shakespeare, Emily Dickinson, D.H. Lawrence, aber auch Trakl und Rilke werden zitiert) hat sich von ihrem Mann getrennt, der sich eine Jüngeren zugewandt hat, und ist in einen Wohnkomplex gezogen, in dem auch ihre eigene Mutter, eine Neunzigerin, lebt. Sie verbringt ihre Zeit abwechselnd mit ihrer Mutter und deren ebenso steinalten Freundinnen und einer Gruppe von dreizehn- bis vierzehnjährigen Mädchen, die sie in einem Lyrikkurs unterrichtet - d.h. ihr Alltag ist geprägt von den Erinnerungen, die jene jungen Mädchen in ihr wecken, und der Ahnung des bevorstehenden Alters. Ganz großartige Literatur, ich bemerke fast auf jeder einzelnen Seite ein Wiedererkennens-Gefühl, als sei hier in Worte gegossen, was ich bereits irgendwie geahnt habe.

    Ich bin inzwischen durch und habe auch gleich das Nachwort von Rudolf Neuhäuser gelesen, in dem es heißt, dass sich die Lesart des Romans durchaus gewandelt hat, was die Einschätzung der Hauptcharaktere angeht. Neuhäuser arbeitet einige interessante Parallelen zu Goethes Faust heraus und versucht nachzuweisen, dass der tief religiöse Gontscharow mit Oblomow den Typus eines kontemplativen Gläubigen schaffen wollte, dessen beschauliches Leben eines Tages stillsteht, "ohne Schmerz und ohne Aufhebens".

    Was Stolz betrifft, zitiert Neuhäuser einen Brief Tschechows aus dem Jahr 1889, in dem Stolz folgendermaßen charakterisiert wird: "... eine durchtriebene Bestie, die sehr hoch von sich denkt und mit sich zufrieden ist."

    Es ist allerdings merkwürdig, wie Stolz seinen Freund bei jedem seiner Besuche, kaum dass er durch die Tür getreten ist, zu schulmeistern anfängt - auch wenn es aus seiner Sicht berechtigt, ja unbedingt nötig sein mag -; so geht man normalerweise mit gleichaltrigen Freunden nicht um.

    Erzähl mal im entsprechenden Faden, welchen Krimi Du liest und ob er gut ist. Ich hatte jetzt hintereinander drei aus der Onleihe, einen richtig guten und zwei sehr mäßige, von denen ich mir viel mehr erwartet hatte ...

    Ich bin quasi auf der Zielgeraden im 8. Kapitel des letzten Teils. Die eingehende Darstellung der Stolz-Olga-Ehe langweilt mich zusehends.
    Oblomow dagegen scheint völlig heruntergekommen zu sein. Wenigstens hat er jetzt Tarantjew hinausgeschmissen, der in Zusammenarbeit mit dem "Brüderlein" auf dem besten Wege war, ihn bis aufs letzte Hemd auszunehmen. Ich fürchte trotzdem, dass es mit ihm kein gutes Ende nimmt.

    Der Butler wird ja nicht "ew" gesagt haben.

    Mir war spontan "ehrenwerte Herrlichkeit" in den Sinn gekommen, weil es ja im Englischen die Abkürzung "Hon." für "honorable gibt. Ich glaube, im britischen Parlament sagt man das heute noch, gleich nach dem "ooooorder". :D:D

    Ein Diener namens Caleb spielt eine Rolle in der "Braut von Lammermoor". Ich kenne den Roman nicht (nur die Oper), aber eben habe ich mal bei Gutenberg den Anfang des 9. Kapitels überflogen. Darin kommt ein Dialog vor, aus dem deutlich wird, was mit dem "Typus Caleb" gemeint ist.

    »Und ich sage,« sprach Ravenswood, sich langsam erhebend, »daß mir an nichts so wenig liegt. Wessen Hunde kommen so nahe zu uns?«

    »Die des edlen Lords Bittlebrains,« antwortete Caleb, der nach dem ungestümen Laird von Bucklaw in das Schlafgemach seines Herrn getreten war, »und in Wahrheit ich weiß nicht, was für ein Recht sie haben, innerhalb der Gemarkung von Ew. Herrlichkeit Freijagd zu heulen und zu bellen.«

    »Ich auch nicht, Caleb,« versetzte Ravenswood, »außer daß sie die Gemarkung sammt dem Jagdrecht gekauft haben, und sich für berechtigt halten mögen, das zu genießen, was sie mit ihrem Geld bezahlt haben.«

    »Das mag so sein, Mylord,« versetzte Caleb; »aber es ist nicht schön von ihnen, daß sie hierherkommen, und ein solches Recht ausüben, während Ew. Herrlichkeit auf seinem eigenen Schlosse Wolf's Crag wohnet. Lord Bittlebrains thäte wohl, daran zu denken, was seine Vorfahren gewesen sind.«

    Dieser Dienertypus, der mindestens ebensoviel, wenn nicht mehr Klassenbewusstsein mitbringt als sein Herr, pflanzt sich durch die ganze englischsprachige Literatur fort, bis hin zu Maugham - ich meine mich an eine solche Figur in Maughams Erzählungen zu erinnern, da war er allerdings schon eine eher komische Gestalt.

    By the way - was bedeutet eigentlich die Abkürzung Ew, weiß das jemand? "Ehrenwert" kann es doch wohl nicht heißen, das gäbe ja grammatisch keinen Sinn.


    ps. Hab's schon gefunden, es ließ mir keine Ruhe:

    Das in formellen Schreiben der Zeit um 1900 noch oft zu findende »Ew.« (in »Ew. Majestät«, »Ew. Magnificenz«, »Ew. Wohlgeboren« usw.) ist übrigens eine alte Abkürzung für »Eure« oder alternativ »Euer«.

    Quelle: Titularen und Anreden in Deutschland um 1900




    Ich bin inzwischen schon bei der Wiederbegegnung Olgas und Stolz' (Stolzens) und jetzt passiert zwischen den beiden einiges, was mich unvernünftig ärgert und aufwühlt. Wie sich Stolz da wundert, dass Olga ihn mit Fragen löchert, obwohl er sie doch angemessen mit Blumen und Alben "versorgt" hat, so dass sie zufrieden sein müsste ... welch ein Kerl! Gut, dass sie ihn trotzdem nicht in Ruhe lässt.

    Und wie er ihr jetzt vehement einredet, dass sie für Oblomow ja eigentlich gar keine Liebe empfände ...

    Ich kenne das Buch ja eigentlich, kann mich aber nicht erinnern, dass mich die Erstlektüre so "mitgenommen" hat. Vielleicht habe ich es auch damals gar nicht ausgelesen.

    Aufgrund einer Empfehlung lese ich "Vox" von Christina Dalcher, eine Dystopie, der eine Machtübernahme religiöser Fundamentalisten zugrunde liegt mit dem Ansatz, Frauen komplett aus dem öffentlichen Leben zu vertreiben. Obwohl die Autorin offenbar großen Wert darauf legt, im einzelnen nachzuzeichnen, wie es zu dieser irren Diktatur kommen konnte, bleibt das Ganze undurchsichtig - vermutlich eher auf die US-amerikanische Gesellschaft zugeschnitten - und erschöpft sich in Darbietung krasser Szenen.

    Den Höhepunkt jener Diktatur stellt das Verdikt dar, dass Frauen und auch bereits kleine Mädchen nicht mehr als hundert Worte pro Tag sprechen dürfen, sonst bekommen sie von einer die Worte zählenden Apparatur am Handgelenk Stromstöße verpasst. Daher der Titel; den Frauen wird die Stimme genommen. Die kleine Tochter der Erzählerin ist derart in der Spur, dass sie die hundert Worte sogar unterbietet. Ihr Mann liebt das System zwar nicht gerade, läuft aber in der Masse mit, während sich die Söhne bereits zu "Tigerjungen" im Sinne Orwells entwickeln und die Mutter als stumme Bedienerin betrachten.


    Aber es kommt natürlich alles irgendwann anders und plötzlich ist das Fachwissen der Erzählerin , einer promovierten Linguistin, unentbehrlich. Sie bekommt Sonderrechte und die Gelegenheit, das System zu unterlaufen. Ich habe bisher ein Drittel gelesen.

    Die Grundidee ist natürlich nicht schlecht, aber sprachlich ist der Roman sehr schlicht und ich habe nach diesem Drittel eigentlich schon genug, obwohl angeblich noch ein paar Überraschungen warten.

    Ich habe gerade die Trennungsszene gelesen, die zwar wirklich zum Heulen traurig ist, andererseits aber auf den Punkt bringt, dass Oblomow keineswegs bloß ein auf dem Sofa wachsendes Gemüse ist, sondern ein tief empfindender, fein gezeichneter Charakter.


    Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ja "ein Oblomow" gern runtergebrochen auf das, was man heute Couchkartoffel nennt. (Ich habe in einem anderen Forum einen Bekannten, der seinen dicken faulen Kater Oblomow genannt hat.)


    Und nun beginnt sich eine Liebesgeschichte ganz anderer Art abzuzeichnen.

    Bei mir liegt noch immer "Schiffsmeldungen", im alten Jahrtausend mal angelesen und seitdem im Dauerschlaf. Kann sogar sein, dass ich noch ein zweites von Annie Proulx habe - meistens weiß ich genau, was ich habe und wo es steht, aber hierbei lässt mich mein Buchgedächtnis gerade im Stich.
    So oder so ist es eine Schande.

    Helfen würde nur ein energisches Buchkaufverbot und vor allem ein Zweitlektüreverbot, bis der Rückstau ein wenig aufgeholt ist.