Beiträge von Zefira

    Von mir aus kann es jederzeit losgehen.

    Der Joseph liegt übrigens bei mir auch noch. Ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen bin. Zur Zeit habe ich derartige Müdigkeitsanfälle, dass ich zwölf Stunden täglich schlafen könnte. Das Buch fällt mir einfach aus der Hand.

    DerFuchs Eben hat mir meine Tochter einen Download-Link für das Buch von Sologub geschickt, einfach so ... Ich habe mich sofort erinnert, dass Du das Buch hier empfohlen hattest.

    Ich habe es ein wenig konvertieren müssen, aber jetzt ist es lesbar und sieht vielversprechend aus. Nachdem ich vorhin den "Junker von Ballantrae" ausgelesen habe, bin ich schon gut aufs Dämonische eingestimmt.

    Meine Tochter hat Coelho im Original* gelesen, um ihr Spanisch aufzubügeln. Aber das Buch (wenn ich mich richtig erinnere, war es "Veronika beschließt zu sterben") sei ziemlich langweilig gewesen. Immerhin sprachlich angemessen schlicht für eine Nicht-Muttersprachlerin ...


    *) nicht im Original, sondern in Spanisch

    Ich habe eine Diogenes-Ausgabe, übersetzt von Paul Baudisch und Curt Thesing.

    Vielleicht hat hier jemand eine kommentierte Ausgabe und kann mir helfen: Meine Ausgabe enthält ein kurzes Vorwort von Stevenson, in Form einer Zueignung an Percy Shelley und dessen Frau, das mit den Worten endet: "Lasst uns das Signal geben: B.R.D.!" Weiß jemand, was das bedeutet? (Mit Deutschland hat es ja wohl eher nichts zu tun ...)

    Ich hatte in Erinnerung, dass es am Schluss so etwas wie ein "Wunder" gab (vielleicht erinnerst Du Dich daran) und eine insgesamt versöhnliche Wendung. Das Problem bei dem Buch ist, für mich jedenfalls, dass sich der richtige Lesegenuss tatsächlich erst recht spät einstellt. Ich hatte mir das Buch damals gekauft, weil es als "wie von Umberto Eco" beworben wurde. Der erste Teil geht noch; der Erzähler Marco da Cola ist zwar, wie fast jeder Mann, der in dem Buch vorkommt, ein aufgeblasener ehrpusseliger Gockel, aber sei's drum, seine Schilderung der Oxforder Gesellschaft, in die er als Venezianer scheinbar zufällig hineingerät, ist jedenfalls amüsant (die Szene, als er Groves Auge behandelt, ist mir ins Gedächtnis eingegraben). Der zweite Erzähler James Prestcott ist einfach nur ein grässlicher Mensch. Ich glaube, als ich mir das Buch damals gekauft habe, habe ich zweimal im Prestcott-Kapitel abgebrochen.

    Der dritte Erzähler, der Mathematiker und Kryptograph John Wallis, war demgegenüber eine Erholung, obwohl auch er zeitweilig völlig verblendet schien von religiöser Überhebung und der Sorge um seine Reputation. Vielleicht liegt es an mir, ich kann drei geballte Dosen männlicher Selbstgerechtigkeit hintereinander nur schlecht ertragen. Es ist ja ein Leitmotiv aller drei Zeugenberichte, dass sie, jeder in seiner Weise, für Sarah Blundy nur Verachtung übrig haben. (Das Personal des Buches zählt zu Dutzenden, und alle, alle außer Sarah Blundy und ihrer Mutter - wobei letztere auch nur eine Nebenrolle spielt - sind Männer.)

    Erst der letzte Zeuge Anthony Wood hat, wie schon erwähnt, einiges gerade gerückt, und er ist auch der einzige, der zu einer selbstkritischen Reflexion seiner Beobachtungen und Motive imstande war.
    Aber vermutlich ist gerade das eines der Themen des Romans, dass man immer das sieht, was man sehen will. Was ich nicht recht verstanden habe, ist das endgültige Schicksal Sarah Blundys. Anthony Wood lässt das mit sehr vagen Worten in der Schwebe - vielleicht auch, um sie zu schützen, wer weiß?
    Ich will nicht sagen, dass es ein schreckliches Buch ist. Über weite Strecken ist es wirklich hochinteressant, aber ich bin doch froh, es jetzt durch zu haben.


    Noch ein persönliches Wort zu meinen Re-read-Plänen: Das letzte Jahr war ja wegen meiner drei Fuß-OPs ein sehr statisches, was sich auch in meiner Leseliste niederschlägt; ich habe fast fünfzig Bücher mehr gelesen als im Jahr davor. Das hat mich ermutigt, die Regale durchzusehen und gezielt ein paar "Klötzchen" herauszusuchen, die ich mir nochmal zu Gemüte führen möchte.
    Wie es jetzt aussieht, wird das laufende Jahr auch nicht bewegter als das letzte - nicht nur für mich persönlich ... Auf meine Leseliste bin ich bisher stolz. Fast alles richtig gute Bücher.

    Ich habe den Pears ausgelesen - noch hundert Seiten mehr, und ich hätte es vermutlich nicht durchgestanden. Immerhin war der letzte der vier Tatzeugen, Anthony Wood, in gewisser Weise ein Lichtblick.

    Um noch ein wenig in Old England zu verweilen, lese ich jetzt "Der Junker von Ballantrae" von Stevenson. Das ist vergleichsweise eine Erholung, jede Seite ein Lesevergnügen.

    Das aber heißt nichts anderes, als dass Sie Ihr Gehirn irreparabel schädigen, wenn Sie einen Roman etwa von Sebastian Fitzek, Susanne Fröhlich oder Paulo Coelho lesen.

    Da können Sie sich hinterher die nächsten zwanzig Jahre in Hölderlin-Hymnen oder Kafka-Parabeln vertiefen – irreparabel ist irreparabel, ein Fitzek, eine Fröhlich oder ein Coelho bedeuten für Ihr Gehirn dasselbe wie täglich fünf Schachteln Roth-Händle ohne Filter über drei Dekaden für Ihre Lunge.


    Ui ui ui, der traut sich was. 8o:D:D:D

    Ich habe auf meiner "Klassiker"-Leseliste für dieses Jahr auch drei Nichtklassiker, die ich hinzugefügt habe, um mir selbst ein wenig Druck zu machen - es sind alle drei sperrige Bücher, die man immer gern zugunsten einer leichteren Lektüre nach hinten verschiebt. Eines davon, "Das Urteil am Kreuzweg" von Iain Pears, lese ich nun gerade. Der Roman spielt im Jahr 1663 in England. Ein Gelehrter der Universität Oxford wird ermordet, eine junge Frau wird dafür verurteilt und hingerichtet. Das sehr komplizierte Geschehen - es gibt eine gigantische Intrige im Hintergrund - wird nacheinander von vier Zeugen geschildert.

    Die ersten beiden Zeugenberichte habe ich gelesen, wobei der zweite Bericht den ersten glatt der Lüge zeiht und eine völlig andere Darstellung liefert, und ich nehme an, mit den letzten beiden Berichten wird es nicht anders laufen. Hat man als Leser schon seine Probleme damit, nicht recht zu wissen, was und wem man glauben soll, so kommt noch erschwerend hinzu, dass beide Zeugen (und so gut wie alle handelnden Männer, denn außer der Angeklagten und deren Mutter kommen Frauen nicht vor) mehr oder minder unsympathisch sind. Besonders der zweite Zeugenbericht strotzt vor abstoßender Selbstgerechtigkeit.

    Ich habe das Buch vor mehr als zehn Jahren schon mal gelesen, aber außer der beschriebenen Grundstruktur alles vergessen.

    Dann sende ich Dir mal ein herzliches Willkommen, liebe(r) MM (das Avatarbildchen, das gestern hier zu sehen war, sah nach einer Frau aus - aber wie auch immer, ist ja nicht wichtig).

    Vielleicht magst Du im Vorstellungsordner "Wer schreibt hier mit" ein wenig über Dich erzählen?

    Liebe Grüße von Zefira

    Hier ist übrigens der echte Caravaggio! (Link zu Wikimedia)

    Ich finde, die Köpfe der beiden Jünger hinten haben einen völlig anderen Ausdruck als in dem Foto. Die Köpfe sind überhaupt bei Caravaggio viel mehr zusammengesteckt, und Christus wirkt auf mich nicht weniger verwundert als die Jünger.

    (Ich habe in der Kathedrale von Segovia ein wunderschönes Auferstehungsgemälde gesehen, auf dem Christus als einzige Figur zu sehen war. Er saß auf einem Stein und betrachtete mit dem Ausdruck tiefen Erstaunens seinen Fuß. Leider habe ich nicht herausgefunden, vom wem das Gemälde stammt; es hing ganz abseits und war vermutlich nichts besonders Wertvolles.)

    "Wie wohl in jedem Menschenleben hat es in meinem späteren Dasein Zeiten gegeben, in denen mir zumute war, als hülle ein dicker Vorhang alles ein, was mich bisher erfreut oder aus romantischer Veranlagung verlockt hatte. Dieser Vorhang schloß mich von allem aus und ließ mich nur noch dumpfes Leid spüren."


    Ich kenne diesen Zustand sehr genau (wie wohl jede(r), wie Dickens richtig schreibt) und empfinde tiefen Trost, wenn ich es so treffend auf den Punkt gebracht lese. Wir sind nicht allein, solange wir in Gesellschaft solcher Bücher leben.

    Bei genauerem Hinsehen wird mir klar, warum ich das Bild für modern hielt, jedenfalls nicht für einen Caravaggio. Vor allem wegen der Frisur des auferstandenen Christus - diese fransigen Strähnen am Ohr - und der Kopf hinten Mitte hat einen dicken Ohrstecker.



    ps. Hier übrigens (als Beleg für meine Assoziation) Fritz Karl . Er hatte, je nach Rolle, auch schon längere Haare.

    Für den Forumswettbewerb 2020 habe ich dieses Buch gelesen, in einer sehr schönen illustrierten Ausgabe vom Verlag Neues Leben Berlin, die ich antiquarisch gekauft habe. Übersetzerin ist Ruth Gerull-Kardas.


    Von Dickens habe ich schon einiges gelesen, die Weihnachtsgeschichte natürlich, Copperfield, Nicholas Nickleby, Bleak House und noch anderes.

    "Große Erwartungen" gilt, wie ich erst jetzt beim Nachforschen erfahren habe, als Dickens' reifstes Werk.

    Zum Inhalt: Es ist ein Entwicklungsroman in Ich-Form, erzählt von einem jungen Mann namens Philip Pirrip, genannt Pip. Pip wächst als Waisenkind bei seiner wesentlich älteren, hartherzigen Schwester und deren Mann auf. Letzterer, der Schmied Joe, ist von Anfang bis Ende der ruhende Pol der Geschichte; auch wenn Pip ihn zeitweilig aus den Augen verliert, erscheint er stets als zutiefst integre Gestalt, einfältig, aber mit wahrer Herzensbildung.

    Pips Kindheit ist überschattet von den typischen Ängsten und Quälereien einer einsamen Waise, wie Dickens sie stets einfühlsam zu schildern vermag. Als Halbwüchsiger - ich nehme an, im Alter von elf oder zwölf - kommt er erstmals in Berührung mit Miss Havisham, einer offenbar "vornehmen", aber leicht verrückten Dame, und deren Pflegetochter Estella, die in Pips Alter ist. Auf Miss Havishams Aufforderung kommt Pip einige Male zu Besuch. Wenig später wird ihm eröffnet, er habe einen unbekannten Gönner, der ihm ein auskömmliches Leben in London bieten wird, das Leben "eines jungen Herrn mit großen Erwartungen". Für uns Heutige klingt es etwas kurios, dass jemand seine ganze Zukunft auf eine solche Sentenz stützt, zumal sie Pip keineswegs zum Guten ausschlägt. Zunächst einmal zieht er nach London, eignet sich eine oberflächliche "gute Erziehung" an und stürzt sich in ein flottes, kostspieliges Leben. Dabei geht er stets davon aus, sein unbekannter Gönner sei niemand anders als Miss Havisham. Doch er täuscht sich.


    Ein langsames, genaues Lesen lohnt sich bei diesem Buch, denn es enthält wunderbare kleine Szenen und Schilderungen: die Schauplätze des Marschlandes, die Beschreibung des Nebels, die kindlichen Angstzustände des kleinen Pip ...

    Ich mag zwar Dickens sehr, habe aber oft ein unbehagliches Gefühl bei seinen Büchern, wenn er die seelischen Wandlungen beschreibt, die wir heute in Neudeutsch als "einen Moralischen" bezeichnen. Auch Pip bekommt "seinen Moralischen", aber in ganz nachvollziehbarer Weise, Schritt für Schritt, nicht in dieser galoppierenden Art, bei der der Leser nicht recht mitkommt (ich denke da zum Beispiel an bestimmte Szenen im "Oliver Twist"). Der sehr verhalten optimistische Schluss ist untypisch für Dickens - und sogar zu diesem Schluss hat er sich durch seinen Freund Bulwer-Lytton überreden lassen, wie im Nachwort zu dem Buch zu lesen ist.


    Sehr gerne gelesen!

    Ich habe mir schon gedacht, dass es ein ganz aktuelles Gemälde sein könnte - man nennt das wohl Fotorealismus. Dass es wirklich ein Foto ist, hätte ich nicht geglaubt ... Danke!

    Ich meinte das Gemälde, das Dostoevskij verlinkt hat. Dieses hier.

    Dass es von Caravaggio ist, halte ich für eher unwahrscheinlich, es ist sicher weniger alt (vermute ich mal instinktiv).