Ein Nachtrag dazu, ein Thema, das mir immer und immer wieder aufstößt. Ich bin als europäische Weiße von Geburt an privilegiert und deshalb vielleicht nicht berechtigt, mich dazu zu äußern. Ich gebe trotzdem zu bedenken: Die Romane von Agatha Christie (ich nenne sie stellvertretend für viele klassische Unterhaltungsromane und auch für Romane, die an sich einen weltverbessernden Impetus haben wie "Onkel Toms Hütte", aber nach heutigem Verständnis nicht weit genug gehen) wurden nicht geschrieben, damit jeder Leser und jede Leserin sich damit kuschlig fühlen. Das ist auch mit heutigen Veränderungen und Verschlimmbesserungen nicht möglich, weil niemand weiß, was die fernere Zukunft bringen wird. Es sind Bücher, die das damalige Weltbild abbilden.
Die Änderungen, die jetzt aktuell im Gespräch sind, fokussieren auf "kolonialistische Denkmuster". Diese sind aber nicht die einzigen Denkmuster, die wir heute verwerfen möchten. Schwule zum Beispiel werden in klassischer Literatur, wenn sie überhaupt vorkommen, entweder lächerlich gemacht oder pauschal verurteilt (ich erinnere mich an eine entsprechende Passage in Bölls "Der Zug war pünktlich", das zu meiner Zeit Schullektüre war). Von Frauen gar nicht zu reden. Ich habe aus der Zeit des Naturalismus Dutzende von Romanen gelesen, in denen Vergewaltigung und Verführung gleichgesetzt werden und überhaupt Vergewaltigung als legitimes Mittel der "hausherrlichen" Oberhand dargestellt wird. Das sind dann wohl die nächsten Bücher, die geändert werden, aber da ist es, wie ich bereits ausführte, nicht damit getan, ein paar Worte zu ändern, da gehört oft der ganze Plot verworfen.
Mir graust es nur noch.
Beiträge von Zefira
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Wenn jetzt ein nackter Mensch per se pornographisch genannt wird, sind wir endgültig auf dem Weg in finsterste Zeiten zurück.
Ich fasse es nicht. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. So komisch es klingt, manchmal bin ich froh, schon 66 zu sein. Das ist nicht mehr meine Welt. -
Zu den Zitat bei Kerstin Ekman möchte ich noch anmerken: Das Afrika-Zitat stammt angeblich aus der Thibault-Serie von Roger Martin du Gard. Inwieweit das Zitat korrekt ist und auch korrekt übersetzt, kann ich nicht beurteilen. In solchen Fällen wie dem zitierten wäre es aber eben nicht damit getan, ein paar Worte zu ändern. Genauso ist es ja zb auch bei Robinson Crusoe. Man kann das N-Wort gegen ein anderes austauschen, aber das ändert nichts daran, dass Robinson ganz selbstverständlich den geretteten Eingeborenen zu seinem Diener macht und sich mit Master anreden lässt.
Beim Thema Kinderbücher fällt mir immer Enid Blyton ein, die ich als Kind gelesen habe. In dem ersten ihrer Fünf-Freunde-Bücher möchte die kleine Georgina unbedingt als Georg angeredet werden, schneidet sich selbst die Haare kurz und verabscheut Hausarbeit und Spiel mit Puppen, weil das Mädchenkram ist. Wo soll denn da eine Änderung ansetzen? Wer solche Rollenzuweisungen toxisch findet, kann gleich das ganze Buch wegwerfen, da hilft ein bisschen Ändern nichts.
Ich stimme Krylow zu, wer damit nicht zurechtkommt oder meint, seinen Kindern damit zu schaden, der kann ja gleich ein modernes Buch kaufen, statt in den älteren herumzustreichen.
Wenn ich daran denke, was ich als Kind gelesen habe! Die "tolldreisten Geschichten" von Balzac zum Beispiel - ich fasse es bis heute nicht, dass meine Eltern mir da überhaupt keine Schranken auferlegt haben, ich ging an den elterlichen Bücherschrank und fraß alles in mich hinein. Meine heutige Begeisterung für das gedruckte Wort in jeder Form nahm damals ihren Anfang. Wenn mir das in irgendeiner Weise geschadet hat, dann allenfalls in der, dass ich büchersüchtig wurde. -
Es ist ein schönes und zum Nachdenken anregendes Zitat. Gehe ich recht in der Annahme, dass Du in solchen Fällen also eine "Bereinigung" oder eine alternative Version befürworten würdest?
Im Prinzip - im Gegenteil. Überhaupt nicht. Es ist allerdings eine sehr, sehr schwierige Frage. Kerstin Ekman zitiert in "Schwindlerinnen" eine Stelle aus "Die Thibaults": "Dieses ganze verdammte Afrika war wie eine große, sanfte Finsternis, wo man samtweiche Neger fickte und folgenlos erschoss."
Ich kenne die Thibault-Romanserie nicht und verlasse mich darauf, dass sie korrekt zitiert hat. Bei einem solchen Zitat muss man natürlich mächtig schlucken. Ich auch.
Auf der anderen Seite finde ich, eine gewisse Resilienz und das, was man gemeinhin den Durchblick nennt, sollte man vom Leser schon erwarten können. Ich habe als ca. Elfjährige "Die Heiden von Kummerow" gelesen, es war ein Buch, das mich nachhaltig beeindruckt hat, weil es zum Großteil von Kindern handelt und für Kinder verfilmt wurde, aber überhaupt kein Kinderbuch ist. Es erzählt aus Juungenperspektive, und wie dort über Mädchen gesprochen wird, fand ich zum Kotzen. " Donnerschläge", dumme Mädchen, taugen zu nichts und zählen nicht. Ich fand es nicht gerade toll, aber mir war schon damals klar, dass das einfach zu diesem Bewusstsein gehört, aus dem heraus erzählt wird.Im vorletzten Jahr oder so (genau weiß ich es nicht mehr) habe ich "Von Zeit und Strom" abgebrochen, weil mir der Chauvinismus des Erzählers auf den Senkel ging. Schon in "Schau heimwärts Engel" ist von Ne***ern und Ni***ern die Rede ohne Ende, in diesem Folgeband nimmt es geradezu krankhafte Formen an, man möchte fast glauben, da ist persönlicher Hass des Erzählers im Spiel. Ich konnte es nicht mehr ertragen, aber - es hätte auch in diesem Fall nicht viel gebracht, wenn man die Worte geändert hätte. Und vor allem will ich die Entscheidung, ob ich damit zurechtkomme oder nicht, selbst treffen dürfen.
Ich finde es nicht ganz falsch, in Büchern, die fast schon für Erstleser gedacht sind, wie Pippi Langstrumpf, ein paar Worte zu ändern. Das sollte aber eine absolute Ausnahme sein. -
"Babba, die sich mit Sune über Literatur streitet. Politisches Denken sei systematisch-analytisch und schließe verworrene und widersprüchliche Teile der Wirklichkeit aus, (...) sagte sie einmal. Systematisch denkende Menschen schrieben Bücher, die gejäteten Beeten glichen. Man bekomme keinen Arthur Rimbaud oder James Joyce in einer gerechten und rechtschaffenen Volksbildungskultur wie der unsrigen. (...) Er erwiderte, dass er Analyse einem noch so literaturfördernden Gedankenwirrwarr vorziehe. 'Wirrwarr hast du ja trotzdem schon', sagte Babba. 'Freilich ist er nicht so umfassend, sondern läuft wohl vor allem darauf hinaus, dass etliche Bücher aus der Schulbibliothek rausgeschmissen werden sollen. Das wird nicht mehr lange dauern."
Das steht in Kerstin Ekmans Roman "Schwindlerinnen", das schwedische Original erschien 2011.
Ekman geht übrigens passagenweise noch sehr viel weiter, wenn sie aus der R.M.du Gards Romanfolge "Die Thibaults" eindeutig rassistische Sätze zitiert und ausführt, wie sich die jugendliche Phantasie ihrer Hauptfiguren daran entzündet hat. In "Schwindlerinnen" ist das Literaturverständnis der Hauptperson Lillemor von den Thibaults geprägt - Menschen, die ihr Leben lang lesen, können oft bestätigen, wie frühe Lektüren das ganze Leseleben beeinflussen. -
Ich habe zu dem Roman "Hinter der Tür" von Magda Szabó eine Rezension geschrieben, die ich hier gleichlautend eingestellt habe; entsprechend der Zielsetzung dieses anderen Forums ist die Rezi so geschrieben, dass sie auf das Buch neugierig machen soll, deshalb habe ich das zentrale Drama nur angedeutet. Das Buch ist unbedingt lesenswert. Es wirft moralische Fragen auf, die universell mit dem Thema Altern und Hilfsbedürftigkeit zusammenhängen, und ist großartig geschrieben (und übersetzt).
Eben habe ich mir nochmal den Film mit Martina Gedeck und Helen Mirren in den Hauptrollen angesehen. Es ist ein Genuss, diese beiden Schauspielerinnen zu erleben; sie tragen praktisch den ganzen Film (alle anderen sind nur Nebenpersonen) und wissen mit einem Zucken des Gesichts mehr auszudrücken als viele andere Schauspieler mit ewig langen Monologen.
Jetzt bin ich in einer Leserunde mit dem neuen Buch von Percival Everett "Die Bäume". Der Beginn ist schon mal vielversprechend, im Fokus steht einstweilen eine "white trash"-Familie in einem Kaff in Mississippi, und der Tonfall ist trocken-ironisch. -
Flucht vor der Ohnmacht
Der Roman spielt in Budapest, beginnt (vermutlich) in den frühen 60er Jahren und deckt insgesamt etwa zwanzig Jahre ab. Die Ich-Erzählerin, die Schriftstellerin Magda - wir dürfen davon ausgehen, dass es sich um einen weitgehend autobiographischen Roman handelt - braucht dringend eine Haushaltshilfe: Sie kommt mit der Hausarbeit nicht hinterher, zudem kränkelt ihr geliebter Mann ständig und kann ihr nicht helfen. Die "Perle", die Magda schließlich einstellt, wohnt sogar in der gleichen Straße. Sie heißt Emerenc Szeredás, ist offensichtlich schon über sechzig, aber von jenem unzerstörbaren Frauentyp, der bis ins hohe Alter hager, beweglich und kräftig bleibt. Emerenc hat eine Dienstwohnung in einem Haus in der Nachbarschaft inne und muss dafür Hausmeisterdienste für die ganze Straße versehen, insbesondere sämtliche Bürgersteige kehren. Ein Zitat aus dem Nachwort von Eva Haldimann: "Emerenc, die im Urwissen von Gut und Böse kirchliche und weltliche Instanzen missachtet, ist eine Reine, eine der seltenen Gerechten (...). Sie hat ein schweres Leben hinter sich, wie alptraumschwer, erfährt die Erzählerin - und mit ihr der Leser -, einer subtilen Dramaturgie folgend, erst nach und nach, in dem Maße, wie sich die Schriftstellerin des Vertrauens der alten Frau würdig erweist. Im Alter ist das einstige Dienstmädchen zum Faktotum der ganzen Straße geworden, in der die Autorin wohnt. Ihre Arbeitskraft ist schier unerschöpflich, ihre Sauberkeit sprichwörtlich." Indessen hat die gute Frau ihre Macken, insbesondere fühlt sich die Erzählerin dadurch irritiert, dass Emerenc überhaupt nur körperliche Arbeit als solche betrachtet, also grundsätzlich denkt, die Schriftstellerin liege auf der faulen Haut, reise bloß zum Vergnügen durch die Gegend (wenn die Erzählerin Lese- oder TV-Termine wahrzunehmen hat) und gehe zu ihrer Unterhaltung in die Kirche, während sie, Emerenc, die "richtige" Arbeit macht.
Nach und nach wird Emerenc der Autorin derart unentbehrlich, dass schon die Drohung, die Arbeit aufzugeben, einer Katastrophe gleichkommt. Dabei macht die Alte, was sie will: sie "schmückt" die Wohnung ihrer Dienstgeber mit gefundenem Kitsch, schreckt nicht davor zurück, Magda "Idiotin" zu nennen, und nimmt den Hund des Ehepaars einfach mit sich; sie gibt dem Rüden sogar den Namen "Viola", weil sie als Kind ein Kälbchen hatte, das so hieß. Vieles in dem Buch mutet komisch an, die Erzählerin gibt Emerenc in allem nach und ist manchmal geradezu verzweifelt bemüht, der Alten gegenüber eine gute Figur zu machen. So achtet sie auch eine strenge Grenze ihrer Haushälterin: diese gestattet niemandem, weder Magda noch ihren Verwandten und Bekannten aus der Straße, ihre kleine Hausmeisterwohnung zu betreten. Besuch wird grundsätzlich im Hausflur oder auf dem Hof empfangen. Da Emerenc in der Besatzungszeit bei einer jüdischen Familie im Dienst war, die das Land verlassen musste, geht das Gerücht, dass sie die kostbaren Möbel und Wertgegenstände dieser Familie an sich gerafft habe - irgendeinen Grund muss es ja haben, dass niemand in ihre Wohnung darf.
Das Buch erzählt Kapitel für Kapitel geschlossene Episoden aus der Bekanntschaft der beiden Frauen, die sich nach und nach in Freundschaft wandelt; die Autorin gebraucht sogar den Begriff Liebe. Dass es am Ende zu einem schweren Bruch kommt, wissen wir von Anfang an: "Ich bin schuld an Emerencens Tod" heißt es schon auf der dritten Seite; die Autorin berichtet über einen Traum, in dem sie eine Tür öffnen will, um dringend gebrauchte Hilfe hereinzulassen, aber nicht kann. Im Drama um diese Tür - gemeint ist natürlich die Eingangstür der Hausmeisterwohnung, in der Emerenc lebt - ist der Wendepunkt in der Beziehung der beiden Frauen. Was folgt, ist für Emerenc eine Katastrophe, die zum Tod führt; für Magda eine lebenslange Gewissenslast, obwohl sie immer wieder betont, dass sie nicht anders hätte handeln können, als sie getan hat.
Die Autorin schildert die Freundschaft der beiden Frauen, ihren Charakter und ihr Lebensumfeld mit großer Genauigkeit und in einem subtilen, oft von trockenem Humor geprägten Stil: ihre eigene Schulerziehung unter dem kommunistischen Regime nennt sie zum Beispiel "Rotlichtbestrahlung" und die häufigen Versuche der Intellektuellen, Emerenc etwas "Bildung" beizubringen, sind urkomisch. Obwohl der ganze Bericht sich, wie gesagt, über zwanzig Jahre erstreckt, passiert zum Großteil nichts wirklich Dramatisches; die Erzählweise ist episodisch, für manche Leser vielleicht etwas langweilig - aber die Themen sind zeitlos und universell. Abgesehen von der naheliegenden Interpretation, die die Autorin des Nachworts anspricht - Stichworte Einfühlung, Toleranz für andere, Vorurteile, unterschiedliche Wertsysteme -, ist das Buch auch vor dem Hintergrund unseres derzeitigen Pflegenotstands interessant zu lesen. "Im Wagen der Fernsehanstalt strebte ich dem Licht zu, floh vor Krankheit, Alter, Einsamkeit, Ohnmacht" bemerkt die Erzählerin bitter. Was ist zu tun gegenüber einem Menschen, für den das Wichtigste ist, sein Gesicht nicht zu verlieren; der lieber restlos alles andere verliert? Welche Bedeutung hat es, Gutes zu tun gegenüber einem Menschen, der nichts annehmen will? Das Buch gewährt einen Einblick in eine sehr fremdartige Persönlichkeit und viel Stoff zum Nachdenken über das wichtige Thema Alter und Verantwortung. -
Nach einigen aktuellen Büchern habe ich ein altes neues gefunden.
Vladimir Jabotinksy - Die Fünf
Es geht um eine jüdische Familie zum Ende des Zarenreiches im kosmopolitischen Odessa. Das Buch ist in den 1930ern erschienen und es hat 70 Jahre gedauert, bis es ins Deutsche übersetzt wurde.
Ich bin noch relativ am Anfang aber bin bereits in der multikulturellen Welt Odessas gefangen.
Hat von euch schon jemand das Buch gelesen?
Ich habe es am sog. SUB, aber es wird wohl noch dauern, bis ich dazu komme, habe gerade noch Leserundenverpflichtungen.
Die Buddenbrooks am Schwarzen Meer, das klingt verlockend! -
Gestern mit Freundin im öffentlichen Bücherschrank geräubert.
Bester Fund *freu* :
Die Frau in Weiß, Übersetzung Arno Schmidt, Goverts, 5. Auflage 1965. Gut erhalten, fadengeheftet, mit Schutzumschlag.
Foto übrigens, oder Filmstill, wie das vielleicht heißt, nehme ich an, aus dem Mehrteiler
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Frau_in_Wei%C3%9F_(1971)
Ich hatte "Woman in White" und "Moonstone" auf Englisch gelesen, vor vielleicht 25 Jahren.
Für die Schmidt-Übersetzung bin ich demnächst mal fällig.
Wen ich raus bin aus meinen Henry-James-Exegesen.
Das dürfte genau die Ausgabe sein, die ich auch habe. Und auch die ist aus dem Offenen Schrank.
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Da hier von Dostoevskij das Thema Altersproblematik aufgeworfen wurde, fällt mir eben noch ein, dass ich einen wichtigen Tipp loswerden muss: dieses wunderbare Buch von Milena Michiko Flašar "Oben Erde, unten Himmel".
Der Roman spielt im urbanen Milieu in Japan. Die Ich-Erzählerin Suzu ist 25 und ein "Freeter", so nennt man junge Leute, die sich von einem Anlernjob zum nächsten hangeln. Suzu ist jedoch das Gegenteil einer Betriebsnudel, eher zurückhaltend und gern allein (wie sie schon im ersten Satz erklärt). Ihren Job in der Gastro kann sie deshalb nicht behalten und wechselt in einen sehr ungewöhnlichen Betrieb: ein Reinigungsunternehmen für Leichenfundorte. Womit nicht Tatorte gemeint sind, sondern Wohnungen, in denen jemand - meist ein alter Mensch - vereinsamt und unbemerkt verstorben ist.
Suzu hat einen wachen Blick für die Lebensumstände anderer, großes Einfühlungsvermögen und viel Menschenverstand. Ihr scharfer Geist und ihre Beobachtungsgabe machen sie zu einer wunderbaren Erzählerin. Das Buch hat mich total bezaubert. Es hat einen angenehm leichten, poetischen und auch humorvollen Erzählton, obwohl auf jeder Seite durchscheint, dass es darin um die letzten Dinge geht - Alter und Tod, Einsamkeit, Einfühlung und Verantwortung für Mitmenschen. In unserer Leserunde mit anspruchsvollen Viellesern waren alle begeistert. Ganz große Leseempfehlung!
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Wie ist Braddon denn so? Ich habe mal eine "Literaturgeschichte des Krimis" gelesen, in der sie erwähnt wurde - wenn ich mich richtig erinnere, gehört sie ins Genre Schauerromantik?
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Dostoevskij , danke für den Tipp mit der Handschuh-Serie! Das sieht so aus, als könnte es auch für uns was sein.
Die Serie, die ich zuletzt auf Netflix angesehen habe, hieß "Das Grab im Wald". Es geht um ein lang zurückliegendes Verbrechen. Der Held, ein Staatsanwalt, hat in seiner Jugend mit anderen Kids. ein paar Wochen in einem Waldferienlager verbracht. In der letzten Nacht wurde einer der Jugendlichen erstochen und drei weitere, darunter die Schwester des Staatsanwalts, verschwanden spurlos. Die Angelegenheit macht dem Anwalt noch zwanzig Jahre später zu schaffen. Dann tauchen plötzlich neue Spuren auf, wie das in solchen Krimis halt so ist. Inhaltlich nichts Besonderes, aber ich fand die Art, wie es verfilmt war (Licht- und Farbregie, Schnitte, Langeinstellungen etc.) ungewöhnlich und ganz anders, als solche Serien sonst aufgezogen sind. -
Ich habe letzte Woche, als ich Strohwitwe war und die Abende totzuschlagen hatte, eine sechsteilige Serie aus Polen angesehen - stilsicher, kreativ und spannend gefilmt. Nach einem Roman des amerikanischen Thrillerautors Harlan Coben, der etliche Preise abgesahnt hat, aber imho einfach ein Mainstream-Thrillerschreiber ist. Ein Buch von ihm zu lesen hat die Wertigkeit eines Beutels Popcorn.
Es ist übrigens schon die zweite polnische und sehr gut verfilmte Serie nach einem seiner Bücher, die ich gesehen habe.Edit, wegen der Bücher - kein Problem . Ich bin ziemlich sicher, dass bei mir noch eine alte Gesamtausgabe auf dem Speicher liegt.
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Danke für das Angebot! Ich muss mal im Nachlass meiner Eltern schauen, denn ich habe so dumpf im Hinterkopf, dass da eine Gesamtausgabe vorhanden war. Die geerbte Bibliothek steht allerdings größtenteils in Kartons auf dem Speicher, aber ich werde in den nächsten Tagen mal hinaufklettern ... Ich geb dir dann Bescheid.
Den Pharao von Prus habe ich zufällig auch als Ebook - auch in diesem riesigen Fundus, den ich mal geschenkt bekommen habe. Kannst du mir vielleicht kurz beschreiben, worum es dabei geht? Ein "History"?
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Oh, die Seite kannte ich natürlich, habe auch schon einiges von dort auf dem Reader gehabt. Aber kürzlich habe ich wieder eine Unmenge Ebooks geschenkt bekommen und mich daher an neuere Lektüren gehalten, "Die Anomalie" von Hervé Le Tellier zum Beispiel.
Auf Keller habe ich jetzt aber tatsächlich große Lust. Ich werde mal hergehen und den Pelle von Martin Andersen Nexø durch den grünen Heinrich ersetzen. Auch ein Entwicklungsroman, passt doch. -
Danke für den Mobileread-Link! Ich hatte ganz aus den Augen verloren, dass es Keller auch online gibt, obwohl ich ihn sehr gern lese. Ich habe eine zweibändige Ausgabe der Erzählungen von Atlantis, die ich sehr gern in der Hand halte, aber der grüne Heinrich fehlt mir noch. Jetzt habe ich mir den ganzen Klotz runtergeladen und werde mir den Heinrich vielleicht demnächst vornehmen, weil ich mit dem Pelle von Nexö - das war schon bei ersten Leseanlauf vor ein paar Jahren so - nicht zurande komme. Das Buch zieh sich wie Gummi, der erste Teil ging noch, aber im zweiten hat mich jetzt zum wiederholten Mal der Leseschwung verlassen.
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ja und auch Walter Benjamin, bevor er sich umgebracht hat. Die Gegend läuft euch ja nicht davon, auf Spurensuche könnt ihr auch im nächsten Jahr gehen.
Gute Besserung @Monsieur Zefira.
In Céret warn ja auch Soutine und Braque, Matisse und Co.
Ich habe darüber in Ralph Dutlis - Soutines letze Fahrt gelesen. Ein wirklich wunderbares kleines Büchlein.
Es gibt einen Walter-Benjamin-Gedächtnis-Wanderweg, das weiß ich, er steht in unserem Wanderführer drin. Ich habe schon vermutet, dass das der gleiche ist, den auch die Manns und Werfel benutzt haben. Irgendwann möchte ich den abgehen. Mal schauen, wie es wird mit den Gattenfüßen, danke für die Besserungswünsche!
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Ich krieg schon wieder Lust. Ist das sowas wie "Kitsch Konvention und Kunst", erweiterte Ausgabe?
Den berühmten Klassiker von Deschner hatte ich vor zig Jahren mal gelesen.
Weiß ich leider nicht, ich kenne das Deschner-Buch nicht.
Maars Buch besteht aus zwei Teilen: zuerst geht es um Sprache und Stil, Begriffsklärungen, Beispiele etc. Im zweiten Teil "Die Bibliothek" stellt er einzelne Autoren / Autorinnen und Werke vor, beginnend mit Hebel, den Grimms, Goethe bis zu Herta Müller, Herrndorf und Clemens J.Setz. Auch Eckhard Henscheid und Hildegard Knef haben ein Kapitel, und besonders gefreut habe ich mich über die Erwähnung Perutz' und Lernet-Holenias.
Ich habe noch ein paar Bücher von Lernet-Holenia auf dem Reader, die ich noch lesen möchte, habe aber festgestellt, dass es wohl ganz gut ist, nicht zu viele hintereinander zu lesen. -
Schmidts Übersetzungen sind ein Thema für sich, aber eines scheint mir klar: Die dt. Fassungen von ihm sind wohl besser als die Originale, also: schlechte Übersetzungen. Aber unglaublich gute, sehr eigene deutsche Texte. Er hat Bulwer in ein flüssiges, ja: süffiges Deutsch übersetzt, mit gelegentlich absichtlich platzierten Stolperern und meinethalben auch Manierismen. Er produziert da gewissermaßen einen Sprachstrom, in dem der Erzählfluss breit und gemächlich dahinfließt, um unversehens über Steine und Klippen zu springen. Ziemlich toll (auch wenn seine Übersetzungen eher mehr über das Welt- und Literaturverständnis des Übersetzers als über das Original sagen – ich denke, AS sehnte nach der Literaturwelt des 18./19. Jahrhunderts, aber die war Paradise Lost, das er über den Umweg der Übersetzung wiederzubewohnen versucht hat. Oder so ähnlich ;-)).
Und da mich Bulwer selbst eher weniger, AS dagegen sehr interesssiert: passt das so ;-).
Mir ging es ganz ähnlich mit Schmidts Übersetzung von Wilkie Collins, "Die Frau in Weiß". Unvergessen ist mir (nur ein Beispiel unter Hunderten) der Halbsatz, nachdem der Erzähler eine Tasse kaputt geschlagen hatte - seine Gesprächspartnerin stand "trübe trauernd über den Trümmern der Teetasse". Herrlich! Collins ist in behaglicher Erzähler, aber kein glänzender Stilist, und das Besondere dieses Buches ist Schmidt zu verdanken, nicht Collins.
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Céret kenne ich, ich bin sehr oft in Katalonien unterwegs. Ein Malerdorf, sehr schön. Von dort aus sollen ja auch die Werfels und - meine ich mich zu erinnern - Heinrich Mann nach Spanien geflohen sein. Ich wollte eigentlich den Granzübergang mal suchen gehen, wenn ich in der Gegend bin, aber dann kam es doch nicht dazu.
Wir sind fast jedes Jahr mit dem WoMo in der Gegend von Millau, weil wir die Grands Causses lieben, und fahren dann Richtung Perpignan weiter, weil wir die Pays Cathare ebenso lieben. Ich hoffe sehr, dass es auch in diesem Jahr wieder klappt. Der Herr Zefira wird in ein paar Tagen am Fuß operiert und muss danach wieder laufen lernen, das wird eine Weile dauern.