“NOVELISTS should never allow themselves to weary of the study of real life. If they observed this duty conscientiously, they would give us fewer pictures chequered with vivid contrasts of light and shade;”
so beginnt Charlotte das 19. Kapitel. Warum hat sie sich diese zwei Sätze nur nicht hinter die Ohren geschrieben. Was sie im 17. Kapitel bietet ist das genaue Gegenteil:
Zuerst erfahren wir einiges über Frances, sie ist in Genf geboren, ihr Vater ein Schweizer Pastor, ihre Mutter Engländerin, das erklärt natürlich einiges. Beide Eltern sind tot, sie hat nur noch eine Tante, die mit ihr nach Belgien gezogen ist, ihr Ziel ist England und warum? Weil sie wieder unter Protestanten leben will, warum? Alle Katholiken sind verlogen und falsch.
Also ich hab’ nichts gegen individuelle Schwarz-Weiß-Malerei aber bei kollektiver Schwarz-Weiß-Malerei sträuben sich mir die Haare.
Frances ist von der Schule verschwunden. Nicht direkt entlassen – Mademoiselle Reuter geht da subtiler vor.
Da die Reuter William nicht die Adresse von Frances geben will, kündigt er seine Stellung am Mädchenpensionat und sucht ganz Brüssel nach Frances ab, die er schließlich auf dem Protestantischen Friedhof vor dem Stadttor von Louvain findet.
Ich habe nun das 19. Kapitel in "Der Professor" beendet.
Eins der schönsten wie ich finde. Gerade die Suche, die Erkenntnis seiner Liebe, das Finden seiner Liebsten. Das hat mir sehr gut gefallen.
Auch mir, Maria, hat das bis jetzt am besten gefallen, und hier zeigt sich auch Charlottes Können: Suchen, Finden und Erkennen der Liebe, so was kann schnell kitschig wirken, - nicht so bei Charlotte und wie schafft sie das: indem sie Dinge um die beiden Liebenden im Detail beschreibt und sich nicht nur auf die beiden konzentriert. Den Friedhof: kann ich mir richtig gut vorstellen oder später in der Wohnung das alte englische Teeservice auch.
William verdient jetzt statt 60 Pfund nur noch 40 Pfund, zuwenig um an Familiengründung zu denken, anders bei M. Pelet, dessen Vermählung mit der Reuter steht kurz bevor. William kündigt auch bei M. Pelet und steht quasi vor dem Nichts.
„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!“, wissen wir seit Hölderlin und in der Tat trifft ein Brief von Hunsden ein.
Das ist aber noch nicht die Rettung, die wird vielmehr von M. Vandenhuten erwartet, dessen Sohn William drei Monate zuvor auf einem Schulfest gerettet hatte.
Mademoiselle Zoraide wird Madame Pelet, William zieht aus. In seiner neuen Wohnung bekommt er Besuch von Hunsden., der ihm erzählt, dass sein Bruder vor drei Monaten bankrott gemacht hat, nach einem Vergleich sich aber wieder hoch arbeitet. Durch die Vermittlung von M. Vandenhuten erhält William die Ernennung zum Professor für Englisch am Kolleg in Brüssel mit 3.000 Francs Gehalt im Jahr.