Beiträge von b.a.t.

    Meine erste Begegnung mit dem Mann ohne Eigenschaften war mit 17 Jahren. Da habe ich alle beiden Bände also auch die Teile die aus dem Nachlass verwurstet worden sind gelesen. Ich kann mich nicht mehr so detailliert erinnern, aber ich weiß noch so viel, dass mir die ersten 1000 Seiten wesentlich besser gefallen haben.


    Wegen Proust im Original, da tu ich mir leichter als bei mancher aktuellen französischeb Literatur. Er schreibt ja in einem wunderschönen korrektem französisch. Bei moderneren Büchern ist es manchmal so, dass Dialoge im Argot (slang) sind und ich da die Sprachwendungen nicht so kenne und mir da dann manche Dinge einfach entgehen. Witzigerweise habe ich Proust noch nicht auf deutsch gelesen, obwohl ich die Fischer Übersetzung habe. Meine erste Begegnung mit ihm war auf Englisch.

    Naja das war etwas utopisch gedacht von mir, aber es wäre schon interessant, wenn manche Stellen gekürzt werden würden, viele Dinge wiederholen sich ja auch und manchmal verliert sich Musil auch in seinen eigenen Gedanken. In Wien würde man sagen, sein Hirn fährt Ringelspiel. Die Sprache ist für mich herausragend, er hat sich sehr gut darauf verstanden seine Gedanken stilistisch hochklassig festzuhalten.

    2000 Seiten und ein Romanfragment ...

    Ich bin aber auch froh, es wieder gelesen zu haben. Wobei ich glaube den zweiten Band mit dem aus dem Nachlass zusammengestoppelten Ausführungen lese ich jetzt nicht mehr. Dafür werde ich dann im nächsten Jahr mein anderes Re-read Projekt fortführen - jedes Jahr ein Proust Band im Original. Passend zu den heutigen Zeiten - Sodom und Gomorrha


    In der Schule hatten wir damals von Musil die Verwirrungen des Zöglings Törleß gelesen, hab ich auch in guter Erinnerung, aber Details gehen mir mittlerweile ab.

    Jelinek hat ihn auch nicht allzu lange vor Handke bekommen. Das sagt glaub ich nicht so viel aus. Mich würde es freuen, wenn ein/e jüngere Autor;in den Titel bekommt. Die können den monetären Preis viel eher brauchen als jemand der sowieso schon Bestseller ist. Viele tolle Autor;innen kennen wir nicht mal, und sie haben evt. auch großartige Bücher geschrieben. Wäre eine Chance auch andere Literaturen kennenzulernen.

    Ich fände eine Überraschung gut :)


    Murakami fällt mir schwer zu lesen. Ich kann nicht so viel mit seinen Werken anfangen.

    von Rushdie habe ich unlängst sein autobiographisches Werk - Knife gelesen


    ich mache mal eine negativ-Spekulation.

    Auf keinen Fall Knausgard oder Houellebecq

    Ich verstehe, warum du das machst, ich bin aber eine ganz schlechte Parallelleserin. Ich lesen höchstens nebenher Lyrik oder Sachbücher. Sehr selten zwei Romane. Ich versuche auch begonnene Bücher fertig zu lesen. Ich lege sie nicht beiseite, wenn ich mir schwer damit tue aus welchem Grund auch immer. Generell versuche ich, das was ich lese so auszusuchen, dass ich mir relativ sicher bin, dass es mir halbwegs gefällt. Vielleicht ist das wenig abenteuerlustig ;) Bis jetzt bin ich ganz gut damit gefahren.

    Liebe finsbury ich habe das Buch fertig gelesen. Den zweiten Band werde ich wahrscheinlich nicht mehr lesen. 1000 Seiteh haben gereicht :) .

    Meine Leseerfahrung war, dass viele Bilder im Kopf wieder aufgetaucht sind, die Jahre lang verschollen waren. Ich mag Musils Sprache und vor allem seinen Humor. Ich muss zugeben, das kapitelweise Schreiben war mir zu anstrengend. Du ziehst das ja beinhart durch. Mir ist das Ganze dann zu zerpflückt. Ich bin aber froh, dass du mich überzeugt hast, das Buch nochmals zu lesen. Es war eine absolute Bereicherung für mich.

    Mein Exemplar ist auch heute eingetrudelt. Ist ja nur ein Heftchen, aber ich habe es nur in dt. Übersetzung gelesen.

    Ob Nietzsche das Urheberrecht hat weiß ich nicht, er schreibt zumindest darüber. Ich glaube, das ist auch eine Frage des Zeitgeist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Weg von allgemeingültigen Thesen zu individualisierte Ansichten. Er baut da auf die Dialektik von Hegel auf.


    Auch in der Politik, der Nationalismus in Deutschland (Dt. Reich) wurde sehr gefördert. Was Deutsche von anderen unterscheidet wurde hervorgehoben, weil es das gesamte Land an sich noch nicht gab vorher, Es war ja ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Herrschaften.


    In Österreich war das genau umgekehrt. In der Monarchie führte der Nationalismus zum Zerfall des Reiches. Das Ganze nur noch schwach zusammengehalten durch einen alternden Monarchen. Im Laufe des 19. JH bröckelten immer mehr Gebiete ab. Kakanien ist dem Untergang geweiht, es gibt zu viele Männer und Frauen ohne Eigenschaften.

    Danke finsbury, mittleweile aus Südfrankreich (nähe Perpignan)

    Wenn ich das so ad hoc richtig zusammenbekomme ist nach Nietzsche jede Art von Wahrnehmung und Wirklichkeit perpektivisch. D.h. Wirklichkeit kann nur aus der jeweiligen Sicht bzw. Perspektive des Individuums erkannt werden. Somit ist jegliche Erkenntnis perspektivisch. Das Allumfassende und allgemein Gültige wurden damit abgelehnt.


    Es gibt dann bei Nietzsche unterschiedliche Perspektivarten und die Interpretation derer ist bis heute umstritten. Was ja den Reiz der Philosophie auch ausmacht .) Nietzsche scheint sich zwischendurch auch selbst zu widersprechen, somit bleibt der Diskurs lebhaft.


    in kurzen Worten für uns zusammenfassen könntest, wozu man sonst ganze Bücher lesen muss.

    Muss man nicht, ist nur so ein auf neudeutsch Walk down the memory lane und aus meiner Perspektive geschrieben. Ich hab ja damals eine Fachbereichsarbeit geschrieben über Nietzsches Frauenbild und habe mich viel mit seiner Philosophie beschäftigt und auch damals den Mann ohne Eigenschaften gelesen.


    Musil kritisiert, dass nur die Subjekt-Ebene betrachtet wird und die Objektebene außer acht gelassen wird. Objektivität ist auch in einem gewissen Maße nötig - z.B. in den Naturwissenschaften.


    Der Mann ohne Eigenschaften ist subjektiv nicht erfolgreich, hat nichts was besonders heraussticht, allerdings im objektiven großen Ganzen der Gesellschaft ist er ein funktionierendes Mitglied. Der Gegensatz ist Individualität vs. Gesamtheit.

    Ich habe das eigenschaftslos darauf bezogen, dass er ja drei Versuche gestartet hat ein bedeutender Mann zu werden, aber alle drei Versuche sind irgendwie gescheitert, weil er nicht die dazu nötigen Eigenschaften besaß.


    Zu Nietzsche und dem Perspektivisumus und die Umkehr davon kann ich gerne ein paar Zeilen schreiben, allerdings erst in den nächsten Tagen. Ich nehm das Buch ja mit in den Urlaub (anders als geplant eine ganze Büchertasche :) )
    Heute Abend noch 16 Stunden Autofahrt und wenn ich danach wieder aufnahmefähig bin, scherib ich was dazu.

    Ich bin auch nur sehr langsam unterwegs, hab kaum Zeit zum Lesen derzeit. Ich merke aber immer wieder, dass ich déja vus habe. Die Anspielungen auf Nietzsches Perspektivismus und die Notizen die ich mir damals dazu an den Rand geschrieben habe tauchen wieder auf.


    Bislang konnte ich mich zurückhalten und nicht zu "Menschliches allzu Menschliches" und Hegels "Phenomenologie des Geistes" greifen. Ich bin mir sicher, dass ich mich darin verliere und ich dann das nächste halbe Jahr nichts anderes mehr lese.


    Die ersten 14 Kapitel habe ich durch, aber morgen geht es 16 Stunden mit dem Auto in den Süden,ich schleppe das Buch nun doch mit, werde es aber auch wie pengulina langsam lesen.


    Ulrich ist in allen seinen Versuchen, in denen er herausragende Leistungen bringen wollte gescheitert. Seine Eigenschaften zum Wesentlichen und zum Ruhm sind nicht vorhanden.


    Lokale Begebenheiten haben mich amüsiert. Die Theresianische Akademie gibt es ja heute noch. Ist eine Art Elitegymnasium in Wien. Die diplomatische Akademie ist auch am Campus der Schule. Dass er da rausgeflogen ist, ist nicht verwunderlich. Nur die besten gehen aus der Schule hervor und die meisten werden berühmt, wenn sie es darauf anlegen. Eigenschaftslos geht es dann leider nur noch in die Militärakademie. Das Habsburgerreich war aber eher berühmt für die strategischen Hochzeiten, weniger für die militärischen Errungenschaften. Gerade gegen Ende des 19. JH wurde ja schon ein großer Teil des Reichs in unnötigen Schlachten verloren. Viele der Beteiligten waren eigenschaftslose ähnlich wie Ulrich.