Beiträge von klassikfreund

    Freitag Nachmittag auf der Buchmesse gewesen. Einlass ab 14 Uhr für Privatbesucher. Lange Schlangen am Eingang, was v.a. darin lag, dass einige Besucher minutenlang ihren Impfpass suchten und sich daran keiner vorbeidrängeln durfte. Ich war in 10 Sekunden durch den Eingang als ich denn endlich an der Reihe war. Der Eingang war vom Torhaus (S-Bahn-Station) weiter ins Innere in die Halle 4 verlegt. In den Gängen dann gähnende Leere. Die Gänge mindestens doppelt so breit, was man sich in normalen Jahren durchaus wünschen würde. Die Stände der Verlage oft spartanisch klein. Hanser Verlag zusammen mit dem Aufbau-Verlag auf sehr wenigen Quadratmetern. Das blaue Sofa mit einer Sperrzone von drei Meter, so dass man sehr weit weg von den Gästen saß. Kein Bücherverkauf und auch kein Signieren an dieser Stelle vorgesehen. Ich habe aber gesehen, dass Bülent Ceylan dann doch die lange Schlange seiner Fans mit einer Signatur hinterher abgearbeitet hat. Die internationalen Gäste fehlen quasi komplett. Ein tristes Bild und wenn sich das im nächsten Jahr nicht wieder zur Normalform entwickelt, dann hat die Buchmesse keine Zukunft. Finanziell muss es für die Messegesellschaft schon jetzt schlecht aussehen. Es gibt aber wohl staatliche Zuschüsse.


    Am Abend bei der Preisverleihung für Pilar Quintana in einer schönen Villa gewesen. Diese gehört nach jahrelangem Leerstand nun der kfW-Bank. Sehr schön hergerichtet und ein angemessener Rahmen. Ihr Roman "Hündin" ist im Aufbau-Verlag erschienen.


    Am Samstag war ich noch bei einer Kinderbuchlesung mit Philip Waechter. Er hat aber auch Projekte mit Schriftstellern wie Gerd Loschütz oder Clemens J. Setz realisiert. Genau diese Werke wolle ich signiert haben, das Kinderbuch habe ich dennoch mitgenommen. Ist einfach schön gemacht. Von Frankfurt ging es dann direkt nach Köln zu Olga Tokarczuk weiter. Sie stellte im Rahmen einer Sonderedition der lit.cologne ihren neuen Essay-Band vor. Alles perfekt organisiert ... bis es dann zum Signieren kam. Zunächst Verwirrung, wo signiert wird (auf der Bühne oder im Foyer), dann verteilte eine Verlagsmitarbeiterin sogar Notizzettel für eine gewünschte Namenswidmung, obwohl im Saal gebeten wurde, darauf zu verzichten. Vor mir stand ein Sammler mit fünf Büchern. Das hat den Ordner wohl nervös gemacht und er gab lauthals die Parole aus "jeder nur ein Buch". Nun, ich habe das einfach überhört und der Autorin meine drei Bücher unter die Nase gehalten. Hat keine 30 Sekunden gedauert. Auch das Insistieren des Ordners, der nun auf Englisch wechselte "only one book" half da nicht. Ich weiß nicht, wie es weitergegangen ist. Da stand zum Beispiel eine Frau, die hatte das neue Buch gleich dreimal gekauft, vermutlich als Geschenk. Natürlich will man das dann signiert haben. Oder hinter mir saß eine polnisch lesende Zuschauerin, die hatte bestimmt sieben oder acht Bücher dabei. Und auch ich reise nicht 250 km an, nehme also viel Zeit und Geld in die Hand, um am Ende mit einer Signatur nach Hause zu gehen. Ich frage mich, wie man auf solche Ideen kommen kann. Selbst direkt nach der Nobelpreisvergabe hat die Autorin in der Stuttgarter Liederhalle zumindest drei Bücher signiert. Aber vermutlich war die Halle mal wieder nicht lange genug gemietet und man machte sich um die Zusatzkosten Sorgen, habe das bei der lit.cologne schon einmal so erlebt. Beschwerdebrief an die Leitung folgt.


    Heute dann keine Buchmesse, aber Marie NDiaye in Heidelberg. Eine hochkarätige Autorin zum Abschluss dieser schönen Woche. Aber nächste Woche geht es mit gleich drei Lesungen weiter. Noch lassen die Corona-Inzidenzen es ja zu.

    Ja, es geht gleich mit Tag 3 weiter. Aber zunächst mal Tag 2 von gestern. Georg Klein im Ratskeller, trotz Sturm aus dem hohen Norden angereist, hatte wohl Glück, aus Richtung Köln waren allen Fernzüge gestrichen. Literarisch schwierig und recht anspruchsvoll. Schwach besucht und selbst mit den wenigen Plätzen nicht ausgebucht. Am Abend dann im Römer acht Autoren mit je 15 Minuten. Ausverkauft, was angesichts der wenigen Plätze nicht verwundert. Preis des Tickets übrigens 1,20 Euro (lediglich Reservierungsgebühr für den Ticketanbieter). Signiert wird dort nicht, man kann aber schon mal einen Autor abfangen, wenn man günstig sitzt. Sven Regener erntet großen Applaus. Ihn werde ich nochmal im November bei einem eigenen Abend besuchen. Mir hat Franz Hohler gut gefallen. Werde sein neues Buch "Der Enkeltrick" lesen. Dann noch Ferdinand Schmalz, Jenny Erpenbeck, Julia Franck, John von Düffel, Edgar Selge, Sasha M Salzmann. Das ein oder andere Buch kannte ich schon aus einer zuvor besuchten Lesung der letzten Wochen.


    Heute gehe ich einen halben Tag aufs Messegelände (kostet 19 Euro) bevor dann am Abend ein Highlight dieser Messe folgt. Auf dem Gelände: Ich möchte mir das Buch von Ferdinand Schley "Die Verteidigung" signieren lassen, ein lesenswertes Buch über Schuld und Vergebung. Am Abend dann: Pilar Quintana erhält den LiBeraturpreis und ist aus Kolumbien angereist. Für den morgigen Tag sind übrigens alle 25.000 Tickets für Privatbesucher bereits verkauft. Ich hatte aber ohnehin nicht vor aufs Messegelände zu gehen.

    Es ist wieder Buchmesse. Und Tag 1 war ganz schön. Auf dem Messegelände war ich jedoch nicht. Bei einem Eintrittspreis von 50 Euro mit nur wenigen Autoren lohnt das einfach nicht. Bei Open Books habe ich drei Veranstaltungen besucht. Wolf Biermann in der Katharinenkirche. Sein neues Buch „Mensch Gott“ passt natürlich zum Ort. Und so trug er Gedichte vor, er las nicht nur, der Raum erbebte, er klagte und jammerte, dass Gott wohl kurz zusammengezuckt ist. aBeim Signieren erklärtecer, dass er auf seinem Computer ein Gedicht gefunden habe, was ins Buch sollte. So gab er jedem Gast ein Exemplar mit, schon passend zurecht geschnitten und zum selbst einkleben.

    Im Ratskeller Natascha Wodin, die mir gar nicht sonderlich gut gefallen hat. Mir war das sprachlich oft zu platt, ihr Ton in den vorherigen Büchern gefiel mir besser. Aber vielleicht lag es am Rahmen, es gab ein paar Tonprobleme und Wodin war dadurch sehr irritiert.

    Dann noch Heinz Rudolf Kunze mit seinem „Werdegang“. Sehr unterhaltsam, zugleich ein Gesellschaftsgemälde meiner Jugendzeit. Am Ende hat er dann noch signiert, nachdem fast alle die Katharinenkirche schon verlassen hatten.

    Heute geht es mit Georg Klein und mehreren Schriftstellern im Römer weiter.

    Jede Menge Neuerscheinungen gekauft. Um sie später signieren zu lassen. Darunter auch Jonathan Franzen : Crossroads. Ich will gerade bezahlen, da sagt die Buchhändlerin in meinem Stamm-Buchladen zu mir: "Herr xxx, kommen Sie mal." Wir gehen hinüber zu einem Schreibtisch. Dort liegt noch ein Franzen. "Nehmen Sie den hier, der ist signiert." Ich kann es kaum glauben. "Hat uns der Vertreter überlassen." Nun gehört er also mir. Ein signierter Franzen, der in diesem Jahr nicht nach Europa kommt und nur digital für eine Lesung zugeschaltet wird. Ein Hoch auf meinen Buchhändler.

    Vorhanden sind Gstrein, Helfer, Kracht, Loschütz, Sanyal. Nur letzteres bisher signiert. Helfer und Loschütz haben jedoch demnächst hier Lesungen.

    Hoppe, Strubel, Salzmann, Strunk könnte ich mir noch als Ergänzungskäufe vorstellen.

    Alle Bände sind im Preis erhöht worden. Joseph und seine Brüder Teilband II mit Kommentar wird jetzt für 248 Euro angeboten, zuvor 96 Euro. Mein Buchhändler ist ebenso überrascht. Habe jetzt noch drei Bände gekauft, beim Rest werde ich dann verzichten, plane da ohnehin keine Wiederlektüre der anderen Romane. Aber ich finde das sehr bedauerlich, dass der Zugang zu einem solchen Kommentar dann quasi nur noch über Bibliotheken möglich ist.

    Hallo,


    bei der GKFA findet wohl gerade derzeit eine massive Preiserhöhung statt. Während man den Doktor Faustus mit dem Kommentarband bei etlichen Internethändlern noch für 84 Euro findet, ist er auf dre Verlagsseite schon mit 199 Euro gelistet. Die gerade erschienenen Späten Erzählungen waren im Prospekt noch mit 112 Euro angekündigt, sind jetzt jedoch mit 155 Euro herausgebracht. Habe mal meinen Buchhändler darauf angesetzt, ob hier für alle Bände eine derartige Preiserhöhung droht.


    Schöne Grüße, Thomas

    Hallo

    mir ist der Name einer renommierten Literaturzeitschrift entfallen. Erscheint vierteljährlich nur mit Autorenbeiträgen. die horen und Akzente sind es nicht. Umschlag ist einfarbig mit eingelegten farbigen Streifen, jede Ausgabe in anderer Farbe. Lange Tradition.

    Zum 150. Geburtstag von Proust im Juli 2021 gibt es einige Neuerscheinungen über und von Marcel Proust.


    https://www.tagesspiegel.de/ku…riftsteller/26763566.html


    Am interessantesten erscheinen mir die neu entdeckten Erzählungen, die am 21. Juni 2021 bei Suhrkamp unter dem Titel "Der geheimnisvolle Briefschreiber" erscheinen (28 Euro).


    Auch das von Bernd-Jürgen Fischer bereits bei Reclam veröffentlichte Album scheint mir lesenswert und mit viel Bildmaterial ausgestattet.

    Es war wohl zu erwarten, dass es bei der heutigen Lesung in Frankfurt/Main keine weitere Einlassung der Autorin zur Trennung des Fischer-Verlages geben würde. Am Rande gab es zumindest einen ermutigenden Zuruf an Maron, der man ihre Enttäuschung über die Trennung dann anmerkte. Sie hat da ein Stück Heimat verloren, so mein Eindruck. Dabei will ich es belassen.

    Es ging ausschließlich um ihr Buch und da ich dieses nicht vollständig kenne - insbesondere das Ende fehlt mir, auch bei den Lesestellen wurden bewusst zentrale Stellen ausgelassen - kann eine literarische Würdigung nicht ernsthaft durch mich folgen. Ich lese den Encke-Artikel nun erneut und finde vieles von Encke im heutigen Gespräch wieder. Maron denkt über Männer nach, die sich Babys vor den Bauch binden und damit von weitem so aussehen wie Schwangere und die mit ihren Frauen zur Schwangerschaftsgymnastik gehen, was so Maron (sinngemäß) vollkommen widersinning sei. Männer, die dadurch in eine Männlichkeitskrise geraten. Der Moderator widerspricht heftig, er kenne diese in die Krise gestürzten Männer nicht aus seinem Umfeld und schon gar nicht von sich selber und hält das Thema eher für ein Randphänomen. Maron lächelt dies weg. Es geht im Gespräch um Fußballer, die heute alle gleich aussehen und keine echten Typen wie in den 70er mehr seien. Auch hier gibt der Moderator zu bedenken, dass dies evtl. gar nicht an den Männern liege, sondern die Einheitsbrei-Antworten in die Journalistenmikrofone durch die Vereinsschulungen erzeugt würden. Diesen Thesen muss man nicht zustimmen, Encke schlussfolgert aus all dem (sie führt die Beispiele aus dem Text an, das heutige Gespräch kennt sie ja nicht), dass es ein schlechtes Buch sei, was man mE aus den durchaus witzigen Stellen nicht so ohne weiteres ableiten kann. Ich sehe das Buch nicht als politische Agenda Marons, sie greift ein Thema auf, welches sie persönlich bewegt. Ob sie jedoch die Heldenwelten von heutigen Männern und Frauen, die sie ausdrücklich einbezieht, damit getroffen hat, bleibt am Ende für meine Bekannte und mich zweifelhaft. Und so denke ich, Enckes Artikel weiter vorne als Tiefpunkt der deutschen Literaturkritik zu bezeichnen, geht ebenfalls zu weit. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" mag hier jedoch durchaus in der Würdigung erlaubt sein ,-)