Frankfurter Buchmesse 2021

  • Es ist wieder Buchmesse. Und Tag 1 war ganz schön. Auf dem Messegelände war ich jedoch nicht. Bei einem Eintrittspreis von 50 Euro mit nur wenigen Autoren lohnt das einfach nicht. Bei Open Books habe ich drei Veranstaltungen besucht. Wolf Biermann in der Katharinenkirche. Sein neues Buch „Mensch Gott“ passt natürlich zum Ort. Und so trug er Gedichte vor, er las nicht nur, der Raum erbebte, er klagte und jammerte, dass Gott wohl kurz zusammengezuckt ist. aBeim Signieren erklärtecer, dass er auf seinem Computer ein Gedicht gefunden habe, was ins Buch sollte. So gab er jedem Gast ein Exemplar mit, schon passend zurecht geschnitten und zum selbst einkleben.

    Im Ratskeller Natascha Wodin, die mir gar nicht sonderlich gut gefallen hat. Mir war das sprachlich oft zu platt, ihr Ton in den vorherigen Büchern gefiel mir besser. Aber vielleicht lag es am Rahmen, es gab ein paar Tonprobleme und Wodin war dadurch sehr irritiert.

    Dann noch Heinz Rudolf Kunze mit seinem „Werdegang“. Sehr unterhaltsam, zugleich ein Gesellschaftsgemälde meiner Jugendzeit. Am Ende hat er dann noch signiert, nachdem fast alle die Katharinenkirche schon verlassen hatten.

    Heute geht es mit Georg Klein und mehreren Schriftstellern im Römer weiter.

  • Ja, es geht gleich mit Tag 3 weiter. Aber zunächst mal Tag 2 von gestern. Georg Klein im Ratskeller, trotz Sturm aus dem hohen Norden angereist, hatte wohl Glück, aus Richtung Köln waren allen Fernzüge gestrichen. Literarisch schwierig und recht anspruchsvoll. Schwach besucht und selbst mit den wenigen Plätzen nicht ausgebucht. Am Abend dann im Römer acht Autoren mit je 15 Minuten. Ausverkauft, was angesichts der wenigen Plätze nicht verwundert. Preis des Tickets übrigens 1,20 Euro (lediglich Reservierungsgebühr für den Ticketanbieter). Signiert wird dort nicht, man kann aber schon mal einen Autor abfangen, wenn man günstig sitzt. Sven Regener erntet großen Applaus. Ihn werde ich nochmal im November bei einem eigenen Abend besuchen. Mir hat Franz Hohler gut gefallen. Werde sein neues Buch "Der Enkeltrick" lesen. Dann noch Ferdinand Schmalz, Jenny Erpenbeck, Julia Franck, John von Düffel, Edgar Selge, Sasha M Salzmann. Das ein oder andere Buch kannte ich schon aus einer zuvor besuchten Lesung der letzten Wochen.


    Heute gehe ich einen halben Tag aufs Messegelände (kostet 19 Euro) bevor dann am Abend ein Highlight dieser Messe folgt. Auf dem Gelände: Ich möchte mir das Buch von Ferdinand Schley "Die Verteidigung" signieren lassen, ein lesenswertes Buch über Schuld und Vergebung. Am Abend dann: Pilar Quintana erhält den LiBeraturpreis und ist aus Kolumbien angereist. Für den morgigen Tag sind übrigens alle 25.000 Tickets für Privatbesucher bereits verkauft. Ich hatte aber ohnehin nicht vor aufs Messegelände zu gehen.

  • Freitag Nachmittag auf der Buchmesse gewesen. Einlass ab 14 Uhr für Privatbesucher. Lange Schlangen am Eingang, was v.a. darin lag, dass einige Besucher minutenlang ihren Impfpass suchten und sich daran keiner vorbeidrängeln durfte. Ich war in 10 Sekunden durch den Eingang als ich denn endlich an der Reihe war. Der Eingang war vom Torhaus (S-Bahn-Station) weiter ins Innere in die Halle 4 verlegt. In den Gängen dann gähnende Leere. Die Gänge mindestens doppelt so breit, was man sich in normalen Jahren durchaus wünschen würde. Die Stände der Verlage oft spartanisch klein. Hanser Verlag zusammen mit dem Aufbau-Verlag auf sehr wenigen Quadratmetern. Das blaue Sofa mit einer Sperrzone von drei Meter, so dass man sehr weit weg von den Gästen saß. Kein Bücherverkauf und auch kein Signieren an dieser Stelle vorgesehen. Ich habe aber gesehen, dass Bülent Ceylan dann doch die lange Schlange seiner Fans mit einer Signatur hinterher abgearbeitet hat. Die internationalen Gäste fehlen quasi komplett. Ein tristes Bild und wenn sich das im nächsten Jahr nicht wieder zur Normalform entwickelt, dann hat die Buchmesse keine Zukunft. Finanziell muss es für die Messegesellschaft schon jetzt schlecht aussehen. Es gibt aber wohl staatliche Zuschüsse.


    Am Abend bei der Preisverleihung für Pilar Quintana in einer schönen Villa gewesen. Diese gehört nach jahrelangem Leerstand nun der kfW-Bank. Sehr schön hergerichtet und ein angemessener Rahmen. Ihr Roman "Hündin" ist im Aufbau-Verlag erschienen.


    Am Samstag war ich noch bei einer Kinderbuchlesung mit Philip Waechter. Er hat aber auch Projekte mit Schriftstellern wie Gerd Loschütz oder Clemens J. Setz realisiert. Genau diese Werke wolle ich signiert haben, das Kinderbuch habe ich dennoch mitgenommen. Ist einfach schön gemacht. Von Frankfurt ging es dann direkt nach Köln zu Olga Tokarczuk weiter. Sie stellte im Rahmen einer Sonderedition der lit.cologne ihren neuen Essay-Band vor. Alles perfekt organisiert ... bis es dann zum Signieren kam. Zunächst Verwirrung, wo signiert wird (auf der Bühne oder im Foyer), dann verteilte eine Verlagsmitarbeiterin sogar Notizzettel für eine gewünschte Namenswidmung, obwohl im Saal gebeten wurde, darauf zu verzichten. Vor mir stand ein Sammler mit fünf Büchern. Das hat den Ordner wohl nervös gemacht und er gab lauthals die Parole aus "jeder nur ein Buch". Nun, ich habe das einfach überhört und der Autorin meine drei Bücher unter die Nase gehalten. Hat keine 30 Sekunden gedauert. Auch das Insistieren des Ordners, der nun auf Englisch wechselte "only one book" half da nicht. Ich weiß nicht, wie es weitergegangen ist. Da stand zum Beispiel eine Frau, die hatte das neue Buch gleich dreimal gekauft, vermutlich als Geschenk. Natürlich will man das dann signiert haben. Oder hinter mir saß eine polnisch lesende Zuschauerin, die hatte bestimmt sieben oder acht Bücher dabei. Und auch ich reise nicht 250 km an, nehme also viel Zeit und Geld in die Hand, um am Ende mit einer Signatur nach Hause zu gehen. Ich frage mich, wie man auf solche Ideen kommen kann. Selbst direkt nach der Nobelpreisvergabe hat die Autorin in der Stuttgarter Liederhalle zumindest drei Bücher signiert. Aber vermutlich war die Halle mal wieder nicht lange genug gemietet und man machte sich um die Zusatzkosten Sorgen, habe das bei der lit.cologne schon einmal so erlebt. Beschwerdebrief an die Leitung folgt.


    Heute dann keine Buchmesse, aber Marie NDiaye in Heidelberg. Eine hochkarätige Autorin zum Abschluss dieser schönen Woche. Aber nächste Woche geht es mit gleich drei Lesungen weiter. Noch lassen die Corona-Inzidenzen es ja zu.