Hallo,
Bei aller leichtfüßiger Kritik, die hier vorgebracht worden ist, muss doch mal zugegeben werden, das die Karthause ein durchaus spannender Action-Roman ist. Warscheinlich ist euch im Ersten Teil des Buches der häufige, und sogar der rapide Szenenwechsel aufgefallen. Dieser Erste Teil wirkt gehetzt, so gehetzt wie Fabrizio selbst, der innerhalb von etwa zwei Stendhalsätzen die Entfernung von Italien nach Paris zurücklegt, nur um Napoleon vor die Augen zu treten.
Mir ist aufgefallen: Drei Mal verpasst Fabrizio Napoleon: erstens in Mailand, weil er zu jung war; zweitens in Paris, Fabrizio sich in seinem Napoleonwahn einbildete, da könne man doch einfach so zum Napoleon hingehen und ihm die Hände schütteln; drittens bei Waterloo, er verpasst ihn, weil er besoff..betrunken ist. Vielleicht ist das Verpassen ein Stendahl'scher Fußtriitt gen Napoleon, Stendhal schon zu Beginn des Romans auf den Großenwahn Napoleons hinweist, Stendhal allerdings selbst mit Napoleon nach Moskau gezogen ist. Fabrizio weiterhin im Kriegswahn, obwohl so ziemlich neben ihm zwei Husaren zu Tode stürzen, ein Pferd sich in einer Blutlache quält. Fabrizio kommt denke ich erst zur Besinnung, als er soviel Blut verliert, dass ihm die französische Sprache hops geht (merkwürdig, gibt es so etwas oder hat Stendhal ein wenig fantasiert; vielleicht war es einfach ein Schock wegen Volumenmangel).
Nach der Schlacht geht die Jagd auf Fabrizio los. Er wird gejagt von seinem Vater und Bruder (warum, das wird nur angedeutet, sie waren Antinapoleaner), außerdem Fabrizio unter Spionageverdacht. Die zweite Jagd beginnt, nach der blutigen Außeinandersetzung mit einem Nebenbuhler, Fabrizio in Notwehr diesen umbrachte, gegnerische Kräfte ihn aber den entgültigen Prozess machen wollen. Fabrizio hetzt aber auch von Frau zu Frau, ein vereinsamter Libertin. Es scheint, er kommt gar nicht mehr zur Ruhe.
Die Gräfin, Tante von Fabrizio, später Herzogin, liebt den Fabrizio, mehr aber in ihren Träumen als handfest. Schon ist Fabrizio in der Schlacht, verliebt sich die Dame aus Langerweile in den Grafen Mosca. Ist das heute auch noch so, dass sich Damen aus Langerweile verlieben (die Frage ist durchaus ernst gemeint)? Insgesamt sehr schön gezeichnet, wenn Graf Mosca später dann auch mal eifersüchtig ist, weil Fabrizio mit der Herzogin herumtängelt.
Denken wir auch an herrliche Stellen, in denen Ernesto IV den Sonnenkönig imitiert:
Zitat von "Stendhal"
Die Herzogin fand, daß beim Fürsten die Nachahmung Ludwigs XIV. In manchen Augenblicken etwas zu auffällig war; zum Beispiel, wenn er gütig lächelte und dabei den Kopf zurückwarf.
Liebe Grüße
mombour, der nur ein bisschen ausgeholfen hat, weil er den Roman auch erst gelesen hat :breitgrins: