Hallo zusammen,
eigentlich lese ich ja nicht mit.
Aber ich höre zur Zeit das Kosmos-Hörbuch, und die Buchausgabe besitze ich ebenfalls und habe schon etwas darin gelesen.
Das Hörbuch gibt es momentan verbilligt bei jokers.de für 7,95 Euro, gelesen wird es von Gert Heidenreich, der genau der richtige für einen solchen Text ist. Auf der Humboldt-Website gibt es eine Hörprobe, da kann man mal hineinhören. Der Sprecher macht es einem leicht, sich in Humboldts Stil und Sprachduktus hineinzufinden. Die zwei CDs des Hörbuchs enthalten, wie hier schon erwähnt wurde, natürlich nur Auszüge des Gesamtwerks.
Zitat von "sandhofer"
Humboldt, wenn ich das richtig im Kopf habe, geht davon aus, dass sein Leser Altgriechisch, Latein, Französisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch versteht.
Italienisch kommt noch hinzu. Im Buch habe ich zunächst im zweiten Band den Abschnitt über die <i>Dichterische Naturbeschreibung</i> gelesen. Die Zitate, die er dort von griechischen, lateinischen, spanischen und sonstigen fremdsprachigen Autoren anführt, bringt er meist in deutscher Übersetzung. Er nimmt also durchaus Rücksicht auf seine Leserschaft und traktiert sie nicht mit fremdsprachigen Zitaten, wenn ihm geeignete deutsche Übersetzungen vorliegen.
Den Abschnitt über den <i>Uranologischen Theil des Kosmos</i> habe ich danach gelesen. Bei der Beschreibung des Sonnensystems fand ich auffallend, daß die Beschreibung der Kometen und Meteore einen verhältnismäßig großen Raum eingenommen haben. Über die Planeten, die aus heutiger Sicht ja viel interessanter sind, erfährt man nur wenig, was natürlich auch an den mangelnden Kenntnissen der damaligen Zeit liegt. Die Meteoriten haben Humboldt sehr fasziniert, weil das die einzige Möglichkeit war, mit Objekten aus der Sphäre des Weltraums in direkten Kontakt zu kommen. Sehr schön fand ich die Schilderung des Zodiakallichtes, das er selbst mehrmals beobachtet hat. Ich mußte gleich mal nachlesen, wie das heutzutage erklärt wird (Streuung des Sonnenlichtes an winzigen Staubpartikeln).
Zitat von "BigBen"
Der Abschnitt über Meteoriten und Sternenschnuppen ist mit Details überfrachtet. Das hätte man locker auch straffen können.
Ja, ich fand auch, daß der Leser einige Mühe aufwenden muß, um sich ein Gesamtbild des Sonnensystems zu machen. Das geht ein wenig in der Detailfülle unter. Es ist von elf Planeten die Rede, die gar nicht explizit aufgezählt werden. Erst nach der namentlichen Erwähnung von vier Kleinplaneten wird klar, daß die restlichen sieben Planeten die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus sein müssen. Der Neptun wurde kurz danach entdeckt, was im dritten Band (S. 546 f.) geschildert wird, wo ich den Abschnitt über das Sonnensystem gelesen habe (man sieht, ich springe munter im Buch herum ;-)).
Im dritten Band wird der Weltraum und das Sonnensystem wesentlich ausführlicher und systematischer als im ersten Band dargestellt. Man findet da beispielsweise auch eine Liste der inzwischen 22 Planeten, wobei die acht Hauptplaneten hervorgehoben und von den Kleinplaneten (Planetoiden) geschieden sind. Auch hier übrigens der erneute Hinweis auf die besondere Faszination der Meteoriten: »so bietet doch der fallende Aerolith das einzige Schauspiel einer materiellen Berührung von etwas dar, das unserem Planeten fremd ist«. (S. 610) Ansonsten stehen wir mit diesen Körpern nur über die »licht- und wärmeerregenden Schwingungen« und die »geheimnißvollen Anziehungskräfte« (S. 609) in Verkehr. Nur aus der Beobachtung der Gravitationswirkungen und der elektromagnetischen Strahlung konnte man etwas über die Objekte im Weltraum erfahren. Heute haben wir mit der Raumfahrt weitere Möglichkeiten, aber auch uns entzieht sich alles außerhalb unseres Sonnensystems einer »materiellen Berührung«.
Zitat von "sandhofer"
Hin und wieder fällt mir Folgendes auf: Humboldt zitiert zu einem Phänomen Sekundärliteratur eines Kollegen, nicht ohne im Text darauf hinzuweisen, dass der Kollege und er selber das Phänomen beobachtet hätten. [...] Eine gewisse Eitelkeit scheint Alexander von Humboldt nicht fremd gewesen zu sein ... :breitgrins:
Mag sein, aber er verbürgt sich dadurch auch für die jeweilige Beobachtung. Für einen Menschen, der großen Wert auf Empirie legt, ist es doch ganz natürlich, daß er auf seine unmittelbare Erfahrung hinweist.
Zitat von "Aldawen"
Mir ist der Unterschied zwischen Humboldts ersten beiden Stufen des Naturgenusses nicht klar geworden. Könnt Ihr mir das vereinfacht darlegen?
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist mit der <i>ersten Stufe</i> der Eindruck gemeint, den die Natur als solche auf den Menschen ausübt -- also die allgemeine und grundlegende Wirkung, wenn man sich irgendwo in der freien Natur befindet (»unabhängig von dem eigenthümlichen Charakter der Gegend«). Anders als bei der <i>zweiten Stufe</i> kommt es dabei nicht darauf an, daß hier ein bestimmter »individueller Charakter der Gegend« vorhanden sein müßte. Im ersten Fall geht es um die allgemeine und überall erfahrbare Wirkung, die man beim Aufenthalt im Freien fern von dem gewohnten Schutz seiner Behausung empfindet, im zweiten um die Wirkung individueller Erscheinungen der Natur, wie etwa ein Bergmassiv oder eine tiefe Schlucht.
Schöne Grüße,
Wolf