Hallo zusammen,
Zitat von "Sir Thomas"
By the way: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Erzählung, einer Novelle und einer Kurzgeschichte?
aha, da hat jemand kein Literaturlexikon im Regal stehen. 
Deine Frage würde beispielsweise dieses Lexikon hier ganz gut beantworten:
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Zitat von "Vult"
Bei K. Mansfield sieht es dann ein wenig trübe aus, da habe ich keine Fundament, oder besser - keine Informationen
Katherine Mansfield lese ich sehr gerne -- sollte man mal reinlesen, da hat Maria ganz recht.
Was deutsche Übersetzungen angeht, so habe ich: "Sämtliche Erzählungen in zwei Bänden", übersetzt von Elisabeth Schnack. Eine recht solide Übersetzung in zwei fadengehefteten Leinenbänden, erschienen 1980 bei Kiepenheuer & Witsch. Das ist, glaube ich, die einzige Gesamtausgabe von K. Mansfield, die es auf deutsch gibt. Noch besser gefällt mir die Übersetzung von Ursula Grawe, sie hat 2001 einen Auswahlband als Taschenbuch bei <i>Reclam Leipzig</i> herausgebracht, der den Titel "Miss Brill" trägt. Das ist ein sehr guter Querschnitt durch das Werk von Katherine Mansfield. Außerdem habe ich aus der Bibliothek Suhrkamp den Auswahlband "Meistererzählungen", der wurde von Heide Steiner übersetzt. Das ist eine schöne leinengebundene Ausgabe, mit der Übersetzung bin auch zufrieden, dieses Buch eignet sich ebenfalls zum Einstieg. Nicht so gut gefallen hat mir dagegen die Manesse-Ausgabe: "Erzählungen und Tagebücher", übersetzt von Ruth Schirmer. Da hat mir erstens die Druckqualität nicht gefallen, der Kursivdruck wurde durch einfaches Schrägstellen des normalen Fonts erzeugt, das sieht wirklich billig aus. Auch die Übersetzung fand ich nicht so gut.
Ein zeitgenössischer deutscher Autor, den ich gerne lese, ist Ror Wolf, der sehr eigenwillige Geschichten schreibt. Als Einstieg könnte ich das Buch "Mehrere Männer" empfehlen. Die Geschichten sind wirklich kurz, oft weniger als eine Seite. Meine Lieblingserzählung aus diesem Band ist die Geschichte vom Fotografen Schlegel und seinem Trinkspruch. Nur eine halbe Seite lang, aber gerade für Klassikerfreunde ein echter Brüller. :breitgrins:
Auch eher unbekannt ist die Autorin Silvina Ocampo, von der ein Sammelband mit Erzählungen in der Bibliothek Suhrkamp unter dem Titel "Die Furie" erschienen ist. Ein Autor, dessen Namen ich gleich nennen werde, sagte über sie: »Silvina Ocampo ist eine der größten Dichterinnen spanischer Sprache, sowohl diesseits des Ozeans als auch jenseits. Ihr Rang als Dichterin erhöht ihre Prosa. In ihren Erzählungen steckt ein Zug, den ich noch nicht recht verstanden habe; es ist ihre sonderbare Liebe zu einer gewissen unschuldigen und indirekten Grausamkeit. Ich schreibe diesen Zug dem erstaunten und bestürzten Interesse zu, den das Böse in einer noblen Seele weckt.« Dieses Zitat stammt von Jorge Luis Borges, dessen eigene Erzählungen natürlich auch unbedingt gelesen werden sollten, wenn man sich für Kurzprosa interessiert.
Eine andere, ganz entlegene Autorin, von der nur ihr(e) Pseudonym(e) bekannt ist: <i>El Hor</i> oder <i>El Ha</i> war eine deutsche Schriftstellerin, die Anfang des 20. Jh.s sehr beeindruckende Prosaskizzen verfaßt hat; 1991 der Vergessenheit entrissen und neu herausgegeben von Hartwig Suhrbier:
El Hor - El Ha: Die Schaukel. Schatten. Prosaskizzen. Neu herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Hartwig Suhrbier. Göttingen: Steidl, 1991.
Und wenn wir schon bei der expressionistischen Prosa sind, noch der Hinweis auf diese Anthologie, in der man einige Entdeckungen machen kann, und die auch eine Erzählung von der gerade erwähnten El Hor enthält:
Die rote Perücke. Prosa expressionistischer Dichterinnen. Hrsg. von Hartmut Vollmer. Paderborn: Igel Verlag, 1996.
Das sind alles kurze Erzählungen, die nur wenige Seiten lang sind. Die Titelerzählung "Die Rote Perücke" kann man übrigens <a href="http://flitternikel.onlinehome.de/holzer.html">hier im Netz nachlesen</a>.
Schöne Grüße,
Wolf