Beiträge von Wolf

    Hallo Millie,


    Zitat von "Millie"


    Das heißt Platon Sokrates und sowas kommen nicht so richtig vor?


    doch, doch, die kommen im Störig vor, sie werden (für ein einbändiges Werk) recht ausführlich behandelt.


    Die "Philosophische Hintertreppe" habe ich auch gelesen. Die ist eher anekdotisch, die kannst Du lesen, wenn Du wissen willst, daß sich Kant zum Frühstück "nur zwei Tassen Tee und ein Pfeife Tabak" geleistet hat, wobei der Tee ein "äußerst schwacher Abzug von wenigen Teeblümchen" war, und die Tabakspfeife zur "Beförderung der Evakuation" benutzt wurde. Über das Abendessen erfährt man auch etwas. Kants Überlegungen die verstopften Nasen betreffend sowie die Wanzenproblematik in Kants Bettzeug bleiben im Weischedel selbstverständlich nicht unerwähnt. :-) Um die Philosophie geht's da zwar auch, aber die Darstellung der Philosophie umfaßt nach meiner Erinnerung oft weniger als die Hälfte des Artikels. In meiner dtv-Ausgabe der "Hintertreppe" geht der Artikel von Kant auf S. 177 los, erst auf S. 183 im oberen Drittel steht dann: "Worum aber geht es Kant in seinem Philosophieren?". Das erfährt man dann auf den verbleibenden vierundeinviertel Seiten. Da ist der Störig wesentlich ausführlicher.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Maria und Steffi,


    ich bin ebenfalls mit dem Buch fertig.


    Zitat von "JMaria"


    Manchmal kamen mir die Episoden wie "Gesänge" vor,


    Zitat von "Steffi"


    Da hast du recht, auch die Grundstimmung erinnert mich an die Feierlichkeit und Erhabenheit einer Ode.


    Kindlers Literaturlexikon spricht von einer "pastoralen Grundstimmung", aber auch davon, daß die Schilderung "knapp, unromantisch und dennoch atmosphärisch dicht" sei. Auch im Nachwort der Übersetzung ist von der "Knappheit des Stils" die Rede und auch davon, daß sich die Autorin bewußt war, daß "das Gefühl niemals zur Sentimentalität absinken" darf, wie sie einmal in einem ihrer Briefe geschrieben hat.


    Bemerkenswert fand ich, wie gut die Erzählerin mit den verschiedenen Personen in Kontakt gekommen ist. Auch verschlossene Personen, die auf den ersten Blick nicht als sehr umgänglich erschienen, sind im Gespräch mit ihr aufgetaut, so daß man als Leser einen Einblick in ihr Inneres bekam.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    ich habe mittlerweile das Kapitel "Das Ufer" fertig gelesen, wo ein Gespräch der Erzählerin mit einem sonst sehr schweigsamen verwitweten Fischer geschildert wird. In den vorigen Kapiteln ging es um das große Familienfest der Bowdens. Da ist mir bei der Übersetzung etwas aufgefallen: Auf dem Fest wurden Kuchen gegessen, die mit Namen verziert waren. Dort heißt es:


    Zitat


    Noch mehr Lesestoff fand sich auf einem Kolonial-Apfelkuchen, in den wir uns teilten und wobei mich Mrs. Todd freigebig mit dem ganzen Wort <i>Bowden</i> versorgte, während sie selbst das Wort <i>Familientreffen</i> bis auf einen nicht entzifferbaren Rest vertilgte.


    Wegen der Länge des Wortes "Familientreffen" klingt das so, als ob sich Mrs. Todd ein wesentlich größeres Stück gegönnt hätte, als die Erzählerin bekommen hat, weshalb das Wort "freigebig" hier einen ironischen Unterton bekommt. Im Original sind die Wörter allerdings ungefähr gleich lang:


    Zitat


    ... Mrs. Todd helped me generously to the whole word BOWDEN, and consumed REUNION herself ...


    Das sieht schon wesentlich gerechter aus. ;-)


    Interessant finde ich auch die "Nagelkeile", die im Kapitel "Das Ufer" erwähnt werden:


    Zitat


    ... wo ein schweres Stück Holz aus einem Schiffbruch lag, das einem Schiffskiel voller Nagelkeile glich.


    Im Original sind das <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Treenail">"tree-nails"</a>, das sind hölzerne Nägel, zu deren besserer Befestigung oft auch noch ein Keil ("tree-nail wedge", auf deutsch: <a href="http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Deutel">"Deutel"</a>) verwendet wird.


    Der "tree-nail" nebst "wedge" kommt auch ziemlich am Anfang im ersten Kapitel vor:


    Zitat


    THERE WAS SOMETHING about the coast town of Dunnet which made it seem more attractive than other maritime villages of eastern Maine. Perhaps it was the simple fact of acquaintance with that neighborhood which made it so attaching, and gave such interest to the rocky shore and dark woods, and the few houses which seemed to be securely wedged and tree-nailed in among the ledges by the Landing.


    Das Interessante ist nun, wie Elisabeth Schnack hier "wedged and tree-nailed" übersetzt:


    Zitat


    ... und den paar Häusern, die zwischen den Klippen bei der Schiffslände sicher verkeilt und wie mit Bäumen festgenagelt schienen.


    Ist das nun dämlich oder genial? :breitgrins: Wenn man an die "spitzen Tannen" im Titel denkt, dann paßt "festgenagelt" ja irgendwie schon sehr gut. :-)


    Dieses "wedged and tree-nailed" verdeutlicht auch die enge Verbindung zur Seefahrt, denn diese Technik wurde vor allem im Schiffsbau verwendet. In einem älteren Wörterbuch, das ich habe, ist "tree-nail wedge" als Schifferausdruck gekennzeichnet.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    Zitat von "Steffi"


    "Vergänglichkeit" - das ist ein gutes Stichwort.


    ja, "Vergänglichkeit" ist ein wichtiger Punkt, was aber nicht bedeutet, daß hier eine resignative Grundstimmung herrschen würde, ganz im Gegenteil. Selbst im Unglück zeigen die Menschen dort eine große Lebenskraft, so wie Joanna, die sich nach einer unglücklichen Liebe auf eine einsame und karge Insel zurückzieht, eine andere hätte sich in ihrem Kummer womöglich in den Selbstmord geflüchtet, Joanna aber war, wie es gegen Ende des 15. Kapitels heißt, "tapfer genug, um allein zu leben, allein mit ihrer armen, hartnäckigen Menschennatur und der Windstille oder Wut der See und des Himmels".


    Sehr schön fand ich die Szene, mit dem die Mutter von Mrs. Todd in die Erzählung eingeführt wird. Die Ich-Erzählerin und Mrs. Todd blicken an einem grauen und wolkigen Abend aufs Meer, als plötzlich ein Sonnenstrahl wie eine goldene Lanze auf die äußeren Inseln fällt, und sich eine Außeninsel klar und hell vom dunklen Hintergrund abhebt:


    Zitat


    Der jähe Lichtglanz der Sonne über jener alleräußersten Insel ließ sie wie eine unerwartete Offenbarung einer jenseitigen Welt erscheinen, die manche so nahe wähnen.


    «Da draußen lebt Mutter», sagte Mrs. Todd.


    Hier verschmelzen Leben und Tod (Jenseits) ineinander, die Mutter lebt in gewissem Sinne schon in einer jenseitigen Welt, steht aber andererseits noch mitten im Leben, denn sie ist für ihr Alter noch sehr rüstig und auch noch voller Lebensfreude, wie man später erfährt. Durch diese Betrachtungsweise verliert der Tod einiges an Schrecken. Auch der Besuch der Erzählerin am einsamen Grab der Joanna endet mit einem Bild der Lebensfreude: heitere Burschen und Mädchen, die zu einer Lustfahrt in See stechen.


    Zitat


    Ich wußte, als ob sie es mir erzählt hätte, daß die arme Joanna Ähnliches an vielen, vielen Sommernachmittagen gehört haben muß und daß sie den Frohsinn gutgeheißen haben muß - trotz Hoffnungslosigkeit und Winterwetter und aller Trauer und Enttäuschung in dieser Welt.


    Ja, diesen "Lebensrhythmus", wie es Maria so schön nannte, spüre ich ebenfalls in dieser Erzählung.


    Die Zeichnungen von Hanny Fries gefallen mir auch sehr gut. Das sind wohl Tuschezeichnungen. Sie sind eher skizzenhaft, wodurch sie sich gut in den Text einfügen. Die Zeichnungen lassen einem noch genug Raum für die Phantasie und sind nicht so detailliert, daß sie sich auf Kosten des Textes in den Vordergrund drängen würden.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen, hallo Steffi,


    den Wechsel der Erzählperspektive fand ich sehr auffallend, das hat mich etwas überrascht. Im Laufe des zweiten Kapitels geht das unvermutet in eine Ich-Perspektive über, wobei das zunächst noch ein bißchen hin und her schwankt (so heißt es in einem Satz "ich" und im folgendenen "die Untermieterin", womit aber dieselbe Person gemeint ist) bis sich dann endgültig das "Ich" durchsetzt.


    Bei der Beschreibung des Kräutergartens von Mrs. Todd spielen auch Düfte eine wichtige Rolle. Wenn Mrs. Todd (eine "recht umfangreiche Frau", wie es in der Übersetzung heißt ;-)) im Garten umherläuft, dabei auf Kräuter tritt und Kräuter pflückt, dann kann man mit etwas Erfahrung allein aus den dabei entstehenden Kräuterduftwolken erraten, an welcher Stelle im Garten sie sich gerade aufhält. :-)


    Ich habe gerade die Erzählung des Kapitän Littlepage fertiggelesen, der ein merkwürdiges Seemannsgarn spinnt: eine eisfreie Stadt in der Nordpolarregion, bewohnt von seltsamen Nebelwesen. Nachdem er das erzählt hat, starrt er geistesabwesend eine Wandkarte an und hat dann offenbar schon wieder vergessen, worüber er gerade geredet hat. Mrs. Todd sagt über den Kapitän:


    Zitat


    Und er war während all seiner Seemannszeit rein versessen aufs Lesen. Manche Leute meinen, er hätt's übertrieben und sein Kopf hätte Schaden genommen


    Ja, sowas gibt's tatsächlich. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    ich habe nun die Lektüre von Stefan M. Mauls Neuübersetzung des Gilgamesch-Epos beendet. Mit "Gilgamesch-Epos" ist die Form des Epos gemeint, wie es der Überlieferung nach von einem gewissen Sin-leqe-uninni geschaffen wurde. Dieses Gilgamesch-Epos entstand nach heutiger Kenntnis um 1200 v. Chr. Im Vorwort von Mauls Übertragung erfährt man, daß uns heute insgesamt immer noch ein Drittel des Textes fehlt. Man kann zwar teilweise den Inhalt der fehlenden Passagen erschließen (u. a. aus einer altbabylonischen Fassung und einer hethischen Paraphrase des Epos), aber es bleiben dabei immer Unsicherheiten, denn Vorgänger oder Nacherzählungen des Gilgamesch-Epos sind kein Ersatz für das Gilgamesch-Epos selbst, weder inhaltlich (denn da gibt es etliche Abweichungen), und schon gar nicht was die sprachliche Ausgestaltung betrifft.


    Die Neuübersetzung von Stefan M. Maul macht einiges klarer, als es (mir) vorher war. Nicht nur, weil neuentdeckte/wiederentdeckte Textteile hinzugekommen sind, sondern auch durch den hilfreichen Stellenkommentar. Ein Beispiel: Ziemlich am Anfang der vierten Tafel ist davon die Rede, daß Enkidu eine Hütte baut, um Gilgamesch das Träumen zu ermöglichen (Traumorakel). Die Vorbereitungen zu diesem Traumschlafritual werden von Maul so übersetzt:



    Im Kommentar erfährt man, daß die Hütte im Original "Haus des zaqiqu" heiße und das babylonische "zaqiqu" die Bedeutung "Wind, Hauch; Geist; Traumgott" habe. Der Sturmwind bringt den Traum durch die Tür zu Gilgamesch, und Enkidu legt sich als vermittelndes Medium ("Traumfänger") vor die Tür. Der Kreis aus Mehl soll böse Dämonen abhalten, nur gute Träume sollen Gilgamesch erreichen. Ein solcher Zauberkreis wird in vielen babylonischen Ritualbeschreibungen erwähnt, schreibt Stefan M. Maul.


    Bei Raoul Schrott lautet diese Stelle so:



    Hier ist also die Tür <i>gegen</i> den Sturmwind gedacht, und davon daß Enkidu als "Fangnetz" fungiert, ist auch nicht die Rede.


    In noch älteren Reclam-Übersetzung, die auf der Übersetzung von Albert Schott aus den 1930er Jahren beruht, lautet diese Stelle folgendermaßen:


    Zitat


    Es bereitete ihm Enkidu für die Nacht das Lager.
    Ein Regensturm zog vorüber, da befestigt' er ein Dach.
    Er ließ ihn sich legen, und an einem Ring ...
    Sie ...ten wie Korn des Gebirges ...


    In der Übersetzung von Ranke kommt eine solche Passage überhaupt nicht vor, wenn ich das richtig gesehen habe.


    Witzig finde ich, daß bei Ranke der Schiffer Ur-schanabi gerade Kräuter pflückt, als ihn Gilgamesch das erste Mal sieht. In der Reclamübersetzung sammelt er Warane. :breitgrins: Der aktuelle Stand ist, daß er Bäume entästet, was sich deutlich besser in den Kontext einfügt. Was die merkwürdigen "Steinernen" sind, die sich bei Ur-schanabi befinden, weiß man immer noch nicht so genau. Immerhin gibt es nun Hinweise, daß das keine bloßen Gegenstände sind, sondern handelnde Wesen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo Maria,


    Zitat von "JMaria"

    <i>Juan Ramón Jiménez: Platero und ich</i>
    wenn ich gewußt hätte, dass ich einen solchen Schatz unter meinen Büchern habe, hätte ich das Buch bereits früher gelesen.


    ja, das ist ein ganz wunderbares Buch. Von Christian Brückner gibt es eine auszugsweise Hörbuchlesung des "Platero" auf einer CD. Auch sehr gut. :-) Und was die Gedichte betrifft: Ich habe den zweisprachigen Gedichtband "Herz, stirb oder singe" (mit Zeichnungen von Henri Matisse), der bei Diogenes erschienen ist.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"

    Weder UMTS noch Edge sind auch nur im Ansatz flächendeckend verfügbar.


    Das ist aber bei EVDO auch nicht anders. Der Kindle benutzt dann einen langsameren Übertragungweg, der überall funktionieren dürfte, wo auch normale Mobiltelefone funktionieren. Entsprechende "langsame" Übertragungsverfahren gibt es auch bei uns (GPRS, HSCSD). Ein E-Book benötigt vergleichsweise wenig Speicherplatz, deshalb sind die Datenübertragungsraten auch nicht so kritisch, notfalls muß man nach dem Kauf halt einige Minuten abwarten, bis das Buch auf das Lesegerät übertragen worden ist.


    Zitat von "giesbert"

    Von den Kosten mal ganz zu schweigen.


    Für Amazon sind die in der nächsten Zeit wohl das Hauptproblem. :breitgrins:


    In den USA übernimmt Amazon ja die Verbindungskosten, sogar das Surfen im Internet ist momentan kostenlos, allerdings behält sich Amazon vor, dafür in Zukunft Geld vom Kunden zu verlangen. Das werden sie vermutlich früher oder später auch tun. Aber der Besuch der Amazonwebsite wird wahrscheinlich weiterhin kostenlos bleiben, damit man dort hemmungslos einkaufen kann. ;-)


    In Europa müßte Amazon dann auch Verträge mit Mobilfunkbetreibern abschließen, außerdem müßten genügend E-Books in den jeweiligen Landessprachen verfügbar sein. Das kostet natürlich einiges, deshalb probieren sie es jetzt wohl erstmal nur in den USA aus, um zu sehen, wie das Geschäft läuft.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Zitat von "giesbert"

    Was wäre denn das europäische Pendant zu EVDO?


    EVDO ist ein Verfahren zur schnellen Datenübertragung über Mobilfunk. In Europa wird dafür beispielsweise EDGE oder UMTS benutzt.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo sandhofer,


    die Übersetzung von H. Ranke ist aus dem Jahr 1924, sie ist also älter als die wichtige Ausgabe von Thompson, der 1930 den Originaltext (oder besser: einen rekonstruierten Originaltext) herausgegeben hat. Auf Thompson beruhten meines Wissens alle Übersetzungen des 20. Jhs. In meiner Reclamausgabe des Gilgamesch-Epos (hrsg. von W. von Soden) ist im Nachwort aus dem Jahr 1988 vermerkt, daß es noch keine neuere kritische Gesamtausgabe gebe. In der von xenophanes erwähnten Nachdichtung/Übersetzung von Raoul Schrott (2001 erschienen) steht im Literaturverzeichnis außer Thompson auch die Ausgabe von Parpola aus dem Jahr 1997. Raoul Schrott konnte also auf eine neuere Ausgabe zurückgreifen. Danach erschien aber im Jahr 2003 die nun maßgebende kritische Textausgabe von A. R. George, die Stefan M. Maul in seiner 2005 erschienenen deutschen Übersetzung berücksichtigen konnte: http://www.amazon.de/Das-Gilga…fan-M-Maul/dp/3406528708/


    Die Neuübersetzung von Stefan M. Maul wollte ich schon seit längerer Zeit lesen, jetzt habe ich sie mir endlich bestellt. ;-) Die Übersetzung von Raoul Schrott ist nun zwar in gewissem Sinne veraltet, aber trotzdem ist das eine sehr schöne und empfehlenswerte Ausgabe. Die Taschenbuchausgabe ist ja auch nicht so teuer, für den Gilgamesch-Interessierten lohnt sich das auf alle Fälle. Man findet darin eine freie Nachdichtung von Raoul Schrott und zusätzlich eine (mehr oder weniger) wörtliche Übersetzung von ihm; außerdem auch noch reichhaltige Informationen zum Epos selbst sowie zur Übersetzungsgeschichte und -problematik.


    Langer Rede kurzer Sinn: die Übersetzung von H. Ranke ist zu Vergleichszwecken vielleicht ganz nett, aber wer sich wirklich mit dem Epos beschäftigen will, sollte sich lieber die beiden Übertragungen von Schrott und Maul zu Gemüte führen. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    da ich mir gestern die beiden Grimmelshausen-Bücher aus der Taschenbuchreihe des Deutschen Klassikerverlages gekauft habe, nehme ich das mal zum Anlaß, noch einmal auf diese wunderschöne Reihe hinzuweisen. :-) Inzwischen habe ich acht Bücher aus dieser Reihe und bin hochzufrieden damit. Die Handhabung dieser teilweise doch sehr dicken Bücher ist erstaunlich gut, ich nehme sie viel unbefangener zur Hand als die gebundenen Ausgaben des Deutschen Klassikerverlages, die ich besitze. Die Taschenbücher sind sehr gut verarbeitet und die Papierqualität ist ausgezeichnet, wenn auch nicht ganz so exzellent wie in den gebundenen Ausgaben, was aber für den praktischen Gebrauch keinen Unterschied macht. Inhaltlich entsprechen die Taschenbuchausgaben den gebundenen Ausgaben, es sind also auch die vollständigen Kommentare dabei.


    Ich besitze u. a. die Hölderlin-Gedichtausgabe mit dem ausgezeichneten Kommentar von Jochen Schmidt. Es gibt darin nicht nur einen ausführlichen Stellenkommentar, sondern zu einzelnen Gedichten auch recht umfangreiche Überblickskommentare, die ich sehr hilfreich finde. In der DKV-Taschenbuchreihe sind auch einige mittelhochdeutsche Werke erschienen: Ich habe Hartmanns Erec, Wolframs Parzival und die "Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters". All diese Bände sind zweisprachig (mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch) und ausgezeichnet kommentiert. Für diesen Preis bekommt man schwerlich etwas Besseres oder auch nur Gleichwertiges. Außerdem habe ich noch Bände mit Eichendorff-Gedichten und -Erzählungen. Auch damit bin ich sehr zufrieden. Alles in allem also eine wunderschöne Reihe, bei der man bedenkenlos zugreifen kann, wenn man da etwas findet, was einen interessiert. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen, hallo Maria,


    vielen Dank für den Hinweis auf dieses schöne Hörbuch. Das ist mein aktuelles Hörbuch, das ich seit einigen Tage höre, und ich habe schon gut ein Viertel hinter mir. Reemstma liest sehr gut, man merkt, daß er diesen Roman kennt und daß er ihm am Herzen liegt. Von Wielands Romanen habe ich den Agathon und die Abderiten gelesen, aber den Aristipp noch nicht, weshalb ich besonders froh bin, daß ausgerechnet dieses Werk nun in einer ungekürzten Lesung vorliegt. Es macht mir großen Spaß, die sprachliche Schönheit und Eleganz von Wielands Prosa hörenderweise zu genießen. Diese vollständige Lesung dauert genau einen Tag, fünf Stunden, siebenundvierzig Minuten und fünf Sekunden, damit ist man also einige Zeit beschäftigt. :breitgrins:


    Schon vor einiger Zeit habe ich von Reemtsma Wielands Verserzählung "Klelia und Sinibald" gehört, außerdem kenne ich Reemtsmas Lesung von Arno Schmidts Roman "KAFF auch Mare Crisium". Auch diese beiden Hörbücher kann ich uneingeschränkt empfehlen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    mittlerweile habe ich zwei Hörbücher aus dieser Reihe gehört, mit denen ich sehr zufrieden war. Das eine war Seumes "Spaziergang nach Syrakus", eine gekürzte Lesung von Gert Heidenreich, die gute sieben Stunden dauert. Der Sprecher hat mir sehr gut gefallen, er hat genau den richtigen Ton getroffen: die ruhige Unerschütterlichkeit Seumes, den kalten Ingrimm gegen nahezu alles, was Macht ausübt; ein Mensch mit einem klaren Blick für soziale Ungerechtigkeiten, aber auch ein desillusionierter Mensch.


    Das zweite Hörbuch war E. T. A. Hoffmanns "Majorat", gelesen von Hans Paetsch mit seiner charakteristischen tiefen Stimme, die ich schon aus meinen Kindertagen kenne, in denen ich etliche Märchen von ihm gehört habe. :-) Ebenfalls ein sehr schönes Hörbuch, das wohl ungekürzt ist, ich habe es nicht genauer überprüft, auf der Verpackung steht dazu nichts, aber ich habe beim Hören jedenfalls nichts vermißt, es ist aber schon etwas länger her, daß ich die Geschichte gelesen habe.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    es ist wirklich ernüchternd, wie wenig Gedanken sich die Hersteller um Typographie machen. Die Programme zum E-Buch-Lesen für PDAs oder Web-Tablets können meist viel mehr, obwohl die entsprechenden Geräte gar nicht als E-Book-Reader konstruiert worden sind. Auf meinem mehrere Jahre alten Palm habe ich auch schon Blocksatz mit automatischer Silbentrennung, die man zwischen verschiedenen Sprachen umschalten kann, und die deshalb erstaunlich gut funktioniert (ich hatte auch mal den Mobipocket-Reader auf meinen Palm, da war die Silbentrennung katastrophal schlecht, wahrscheinlich weil da ein Algorithmus verwendet wurde, der gar nicht für deutsche Texte konzipiert worden war). Für Internet-Tablets wie das <a href="http://web.nokia.de/de/mobiltelefone/modelluebersicht/n800/funktionen/247850.html">Nokia N800</a> gibt es beispielsweise den kostenlosen <a href="http://www.fbreader.org/about.php">FBreader</a>, der ebenfalls eine automatische Silbentrennung in mehreren Sprachen (u.a. Deutsch) hat.


    Die Technik ist also schon längst da, man kann heutzutage auch problemlos Texte in arabischer, kyrillischer oder japanischer Schrift auf dem Computer darstellen. Einzelne Wörter in griechischer Schrift kommen ja auch in deutschsprachigen Klassikern öfter mal vor, so etwas sollte ein E-Book-Reader können, mein PC kann's schließlich auch, und der ist inzwischen bestimmt keine 400$ mehr wert. ;-) Wenn ein E-Book-Reader das nicht kann, dann sollte er wenigstens so billig sein, daß man darüber hinwegsehen kann.


    Interessant ist auch das Kleingedruckte (= "Amazon Kindle: License Agreement and Terms of Use") auf der Amazon-Website. Wenn man sich per Funk mit dem Amazonshop verbindet, werden Informationen übertragen, die den Inhalt und das Leseverhalten betreffen ("information related to the content on your Device and your use of it"). Außerdem:


    Zitat


    Annotations, bookmarks, notes, highlights, or similar markings you make in your Device are backed up through the Service. Information we receive is subject to the Amazon.com Privacy Notice.


    Da muß man also schon einiges Vertrauen zu dieser Firma haben. :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo sandhofer,


    DRM ist die Abkürzung für "Digital Rights Management". Damit kann der Verkäufer/Verlag festlegen, was der Käufer/Leser alles mit dem elektronischen Buch machen darf. Normalerweise darf er es nur lesen und natürlich bezahlen. ;-) Ein Kopierschutz verhindert, daß der Leser das Buch verleihen, verkaufen oder auch nur auf einem anderen Gerät lesen kann. Das alles <i>kann</i> natürlich auch erlaubt werden, wird es aber, wie gesagt, meist nicht. Im erwähnten Newsweek-Artikel sagt das der Amazonchef ja auch ganz deutlich:


    Zitat


    Bezos explains that it's only fair to charge less for e-books because you can't give them as gifts, and due to restrictive antipiracy software, you can't lend them out or resell them.


    Heute soll der Kindle ja angeblich offiziell vorgestellt werden, mal sehen, was das damit wird ...


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Hallo zusammen,


    vor kurzem ist die "NDR Hörbuchedition" erschienen, insgesamt 50 Titel, darunter nicht nur deutsche Klassiker wie etwa Moritz' "Anton Reiser" (11 CDs) und Seumes "Spaziergang nach Syrakus", gelesen (6 CDs), sondern auch Werke von Tolstoi, Flaubert, Melville oder Poe. Unter den Sprechern sind viele bekannte Namen wie etwa Gert Westphal, Hans Paetsch oder Gert Heidenreich.


    Auf der Verlagsseite (<a href="http://www.grosser-stein.de/">http://www.grosser-stein.de</a>) findet man die vollständige Titelliste.


    Leider ist da meist nicht genau zu erkennen, ob das ungekürzte Lesungen sind, man kann das oft nur anhand der angegebenen Gesamtspielzeit abschätzen. Beispielsweise dauert die Lesung von "Gargantua und Pantagruel" 8 Stunden, weshalb das unmöglich eine vollständige Lesung aller fünf Bücher sein kann, beim "Anton Reiser" mit seinen 14 Stunden ist das schon eher möglich.


    Schöne Grüße,
    Wolf

    Danke für den Hinweis auf <a href="http://www.zeno.org">http://www.zeno.org</a>, sehr interessant!


    Momentan ist es ja noch im Beta-Stadium, aber es ist schon eine Menge dort zu finden. Im zugehörigen <a href="http://wiki.zeno.org/Hauptseite">Wiki</a> kann man etwas über die <a href="http://wiki.zeno.org/Zeno:Zielsetzung">Zielsetzung von Zero.org</a> nachlesen. Hier ist der derzeitige Inhalt der Bibliothek aufgelistet: <a href="http://www.zeno.org/Bibliothek">http://www.zeno.org/Bibliothek</a>. Es sind viele alte Nachschlagewerke darunter.


    Sehr gut finde ich die Zugänglichkeit, es funktioniert alles ohne Java-Script oder sonstigen Firlefanz, außerdem kann man direkt auf einzelne Texte verlinken, z. B.: <a href="http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/A/Telegraph">http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/A/Telegraph</a>. Auch viele gemeinfreie Gemälde und Zeichnungen sind dort zu finden, z. B.: <a href="http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Cassatt,+Mary%3A+Nachdenkliche+Leserin">http://www.zeno.org/Kunstwerke…%3A+Nachdenkliche+Leserin</a>.


    Ich bin mal gespannt, wie es mit diesem Projekt weitergeht.


    Schöne Grüße,
    Wolf