Beiträge von giesbert
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Zitat von "sandhofer"
50 Seiten in der Stunde schaffe auch ich spielend, wenn ich nur lese, mir keine Notizen oder Gedanken übers Thema mache. Das ist noch nicht quergelesen.
Das ist auch nicht so ganz das, was ich als "lesen" bezeichnen würde. Und schon gar nicht, wenn man das mehrere Stunden am Stück macht. Mal abgesehen davon, dass die zitierten Vielleser nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Und das Schreiben einer guten, durchdachten Rezension dauert mindestens einen halben Tag, der fällt dann schon mal als Lektüretag raus.
Als ich noch richtig im Lesetraining war, da habe ich mal die 600 engbedruckten Seiten von Coopers Satanstoe in Schmidts Übersetzung an 1 Tag gelsen oder die Flegeljahre. Aber das waren schon regelrechte Lesemarathons in den Semsterferien. Nun lass ich mir gerne einreden, dass man das noch weiter steigern kann, aber die Menge der via Lektüre aufgenommenen Informationen ist nicht beliebig steigerbar.
Ne, 10 Bücher pro Woche glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass sich die beiden schwer verschätzen. Wer einfach nur mal längere Zeit notiert, was er an einem Tag alles zu tun gedenkt und was er an einem Tag tatsächlich alles getan hat, der wird sehr kleinlaut was Angaben über die eigene Arbeitsleistung angeht.
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Ein paar Links zu HWs 70. in der online verfügbaren Presse:
Das Glück des Lesens (Nürnberger Nachrichten)
Der Sprachmusiker (Berliner Tagesspiegel)
Ohne Titel (Die Welt)
Sprache, dieses Herzgewächs (Nürnberger Zeitung)
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Zitat von "xenophanes"
Das Jean Paul Buch von Rolf Vollmann wird auch immer gelobt, habe ich aber noch nicht gelesen.
Ich hab's seinerzeit (also so vor rund 20 Jahren) sehr gern gelesen, es gibt ein paar wirklich schöne Einsichten, Anmerkungen und Witze. Ist übrigens mehr ein biographischer Essay als eine Biographie. Ob mir das heute noch gefallen würde, weiß ich nicht, Vollmann scheint mir zu sehr zur Masche geworden zu sein und geht mir überwiegend auf die Nerven. -
Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass die mit Abstand am häufigsten abgerufene Seite auf meiner Homepage die Dokumentation (m)einer Anfrage an die Bayerische Staatskanzlei aus dem Jahr 1998 zur Rechtslage von »Mein Kampf« ist? Danach kommt dann Lucky Luke. Da rackert man sich mit Arno Schmidt & Karl Kraus ab, und dann sowas 8-)
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Zitat von "sandhofer"
Nun ja, meine Firewall behauptet, es sei da ein ActiveX-Steuerelement.
Ist aber Flash und völlig harmlos:Code- <object classid="clsid:d27cdb6e-ae6d-11cf-96b8-444553540000" codebase="http://fpdownload.macromedia.com/pub/shockwave/cabs/flash/swflash.cab#version=7,0,0,0" width="100%" height="100%" id="amaztype" align="middle">
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Falls noch nicht darauf hingewiesen wurde: Zum 70. Geburtstag von Hans Wollschläger erschien das schmale Bändchen "Tage mit TWA". TWA ist Theodor W. Adorno und die Tage, die Wollschläger mit ihm verbrachte, waren die Tage während der Gustav-Mahler-Feiern der Wiener Festwochen 1960.
Das Bändlein ist sehr, sehr lesenwert. Man erfährt viel, über Adorno am meisten, logisch, aber auch über Wollschläger, über Mahler und über den Musikbetrieb.
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Zitat von "Friedrich-Arthur"
Ob da einige Schätze enthalten sind, oder ganze Romane und Erzählungen, selbst sollten diese unvollendet sein?
Das wohl nicht, es handelt sich wohl vor allem um kurze bis kürzeste Notizen, Exzerpte, Einfäll, Formulierungen etc.Das Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft beginnt traditionell mit "Mitteilungen aus der Werkstatt der Jean-Paul-Edition", das liest sich z.B. so (aus dem JB 2003):
ZitatDas Gleichnis vom Knoten so abgenuzet worden, daß man wenn man einen Knoten hier aufzulö. hatte, ihn entwed. zerhieb. oder aufwikkelte.
Man wird viele unbekante Wört. in meinen Büchern finden; allein ich habe Rüksicht auf Hübners Zeitungslexik. genommen und keine gewählt die man darin nicht nachschlagen könte.
Die längsten Einträge sind im Druck (zumindest in den Jahrbüchern) 1-2 seiten, die kürzesten bestehen nur aus ein paar Wörtern; etwa (aus den unveröffentlichten Vorarbeiten zum 'Hesperus'): "Sind am Anfang einander feind" oder "Er ist nicht hizig".
Es muss sich bei diesem Nachlass um eine riesige Worthalde handeln ("Die Fülle des unbekannten Materials aus dem handschriftlichen Nachlaß, das in den nächsten Jahren veröffentlicht werden wird, kann hier nur angedeutet werden" schreibt Helmut Pfotenhauer in seinem Editorial zum Jahrbuch.
Es werden sich mit Sicherheit noch echte Schätze & Schätzchen finden. Keine ganzen Romane, aber sehr viele witzige & satirische oder treffende, verblüffende Einsichten und Formulierungen.
Und, nicht zuletzt: Es handelt sich um die Werkstatt eines der größten Dichter der deutschen Sprache. Das ist immer wichtig und interessant.
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Zitat von "myfairlady"
ich war sehr überrascht, hier nicht "Pfisters Mühle" erwähnt zu finden---- oder habe ich es überlesen?
jenun - wenn ich sage "alles ab 'Zum Wilden Mann'", dann ist "Pfisters Mühle" ja mit dabei 8-)Zitatdas ist doch DAS buch, was genial in die heutige zeit passt: zerstörung der natur durch straßenbau und flurbereinigung (und noch viel mehr),
Doch wohl eher "chemische Industrie" (konkret: die Zuckerfabrik Krickerode (oder so ähnlich, ich schlag das jetzt nicht nach)).Natürlich ist "Pfisters Mühle" ein wichtiger Meilenstein, leider gibt's das Buch derzeit nur als Reclam-Bändchen, wie ich kürzlich erfahren musste, als ich's meiner Freundin geschenkt habe.
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Zitat von "giesbert"
im letzten Jahr gab es hier in München eine Ausstellung, bei der die angeblich weißen Statuen rekonstruiert wurden - die waren knallbunt angemalt.
Zu dieser Ausstellung gibt es eine kleine PDF-Broschüre im Netz, mit Abbildungen. Wer's nicht kennt, der klicke und staune:
http://www.stmwfk.bayern.de/do…so/2003_4_aviso_40-45.pdf
Und noch ein Zitat aus einem Interview mit dem Archäologen Adolf Borbein in der NZZ:
ZitatWürde zur Rekonstruktion antiker Funde nicht auch gehören, dass man sie bemalt? Das Bild der griechischen Antike mit den blendend weissen Statuen ist ja falsch. Warum korrigiert das die Archäologie nicht?
Nicht nur die Skulpturen waren bunt, auch die Architektur. Bei den Tempeln die Giebel und die Kapitelle, die Säulen waren wahrscheinlich weiss. Das Problem ist: Es kommt auf die Nuancen an. Rot ist nicht einfach Rot. Wir wissen zwar, was für Erdfarben die genommen haben, aber die Tönung kennt man nicht. Es gibt Terracottafiguren aus dem Hellenismus mit gut erhaltener Bemalung, da gewinnt man den Eindruck: Waren das aber kitschige Farben! Kreischend bunt, schreckliches Rosa - fürchterliche Sachen. Aber das muss nicht für alles gegolten haben. Der legendäre Bildhauer Praxiteles sagte im 4. Jahrhundert v. Chr., er finde jene seiner Skulpturen am besten, die der Maler Nikias bemalt habe. Der war selbst ein berühmter Künstler. Das ist, wie wenn Michelangelo gesagt hätte, seine besten Skulpturen seien die, die Raffael bemalt habe. Die Antike ist für uns notgedrungen farblos, auch wenn wir wissen, dass sie es nicht war.
http://www-x.nzz.ch/folio/arch…/08/articles/borbein.html -
Unser Griechen-Bild ist eine Konstruktion des 18. Jahrhunderts, im letzten Jahr gab es hier in München eine Ausstellung, bei der die angeblich weißen Statuen rekonstruiert wurden - die waren knallbunt angemalt. Die genauen Muster lassen sich wohl nicht mehr ermitteln, aber man hat eindeutige Pigmentfunde gemacht. Das mit der stillen Einfalt & edlen Größe ist Ideologie.
Aus dem Nachwort der Martin-Ausgabe von Heiner Boehncke:
ZitatKeinem der bisherigen Übersetzer ist aber aufgefallen, dass z. B. "hieros" (heilig) in bestimmten Zusammenhängen eher mit "herrgottsakra" zu übersetzen ist. Ein Nest, das von Truppen des Odysseus ausgeraubt wurde, wo sie "die Männer erschlagen, Wertsachen und Frauen gerecht verteilen", vor der Abfahrt aber noch liebe Gefährten verloren, ist keine "Heilige Stadt", sondern allenfalls ein verdammtes Drecksnest
Übrigens - gerade das "fang einfach irgendwo an" hat mich überzeugt: So und nicht anders beginnt eine solche Erzählung, so und nicht anders bringt man die Leute dazu, die Klappe zu halten und zuzuhören 8-)
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Gestern fiel mir zufällig ein neues rororor-TB in die Hand: Homer, Die Odyssee. Übersetzt von Christoph Martin.
Dabei handelt es sich um eine neue Prosa-Übersetzung, die mir auf Anhieb sehr gut gefiel, das les ich als nächstes.
Ich setz mal zum Vergleich die Einleitung des "1. Gesangs" in drei verschiedenen Fassungen hier her:
Zuerst die klassische Voss-Übersetzung in Hexametern
Sage mir Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troia Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.
Aber die Freunde rettet' er nicht, wie eifrig er strebte;
Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:
Toren! welche die Rinder des hohen Sonnenbeherrschers
Schlachteten; siehe, der Gott nahm ihnen den Tag der Zurückkunft.
Sage hievon auch uns ein weniges, Tochter Kronions.Die Prosa-Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt (1958)
Den Mann nenne mir, Muse, den vielgewandten, der gar viel umgetrieben wurden, nachdem er Trojas heilige Stadt zerstörte. Von vielen Menschen sah er die Städte und lernte kennen ihre Sinnesart, viel auch erlitt er Schmerzen auf dem Meer in seinem Mute, bestrebt, sein Leben zu gewinnen wie auch die Heimkehr der Gefährten, so sehr er es begehrte. Selber nämlich verdarben sie, die Toren, die die rindes des Sohns der Höhe, Helios, verzehrten. Der aber nahm ihnen den Tag der Heikehr. Davon - du magst beginnen, wo es sein mag - Göttin, Tochter des Zeus, sage auch uns.
Und die neue Übersetzung von Christoph Martin (2003)
Erzähle, Muse, vom weltgewandten Mann, der weit reiste und viel herumkam, nachdem er die berühmte Stadt Troja zerstört hatte. Viele Länder und Städte sah er, lernte deren Sitten und Gebräuche kennen; auf See geriet er in Not, versuchte sein Leben zu retten und seine Männer nach Hause zu bringen; doch was er auch tat, seinen Gefährten konnte er nicht helfen: Sie gingen durch eigene Dummheit zugrunde, denn sie frevelten und aßen von den Rindern des Helios. Deshalb verhinderte der Gott, dass sie den Tag ihrer Heimmkehr erlebten. Erzähle auch uns davon, Göttin, Tochter des Zeus, und fang einfach irgendwo an ... -
Zitat von "Berch"
h verstehe nicht ganz, weshalb das Blödsinn sein soll? Innerhalb seiner Argumentation macht diese Folgerung ja durchaus Sinn: Die Realität ist schlecht und alle wissen es. Welchen Sinn soll es haben, sich das Schlechte auch noch außerhalb der Realität anzutun?
Tja, es soll Leute geben, die von der Literatur, Kunst allgemein, Trost beziehen (nicht zu verwechseln mit : Tröstungen), Lebens- und Liebesfähigkeit etc. Sehr platt gesagt und ins Unreine formuliert, ist Kunst ein Therapeutikum, ohne sich darauf reduzieren zu lassen. Aber das ist ein *sehr* weites Feld. Und Hs Kunst-/Literaturverständnis von einer schon atemberaubenden Schlichtheit, dem verstellt ja schon der erstbeste Maulwurfshügel dauerhaft den Blick. -
Zitat von "Berch"
"Das Leben ist schmerzhaft und enttäuschend. Folglich ist es nutzlos, neue realistische Romane zu schreiben. [...]"
Folglich? Was ist denn das für Blödsinn?
Ich hab die windschnittige Misantropie H's ja immer nur für einen Marketingtrick gehalten, aber dass er so ein Flachkopf sein könnte, hätte ich nun doch nicht für möglich gehalten.
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Wie schon mehrfach erwähnt -- mit der Zeit entstehen so viele Kreuz- und Querbezüge, dass die Liste der Titel, die einen interessieren, von ganz allein wächst, ja, geradezu ins Unendliche wuchert.
Ich bin in einer Stadt ohne nennenswerte Buchhandlung und mit einer rund 4 km entfernten, kleinen Stadtbücherei aufgewachsen. Meine erste Lektüre bekam ich dort, ich hab mich da gewissermaßen regalweise durchgelesen.
Später, so mit 15, 16, also Ende der 70ger, kamen Verlagskataloge dazu, z.B. das "Merkheft" von 2001, über das ich so unterschiedliche Autoren wie Henscheid, Bukowski oder Karl Kraus kennen gelernt habe.
Dann bekam ich zufällig einen Diogenes-Katalog in die Hände (ich hatte im Ramsch eine gebundene JulesVerne-Ausgabe gefunden und das beiligende Kärtchen an den Verlag geschickt, dort schien man mich für eine Buchhandlung zu halten und hat mir ein ganze Packet an Prospekten, katalogen und Plakaten zugeschickt, damals war Diogenes fast noch ein Geheimtipp).
Den habe ich mehr oder weniger alphabetisch abgeabereitet: Andersch. Benn. Chandler ...
Gewissermaßen hat also Gerd Haffmans, der damals Cheflektor bei Diogenes war, meine Lektüre bestimmt.
Mit 18 las ich (nach der Empfehlung des Vaters eines Schulfreundes) dann erstmals Arno Schmidt und verfiel ihm etwa 10 Jahre; über Schmidt kam ich überhaupt erst zur "klassischen Literatur", wenn Schmidt auch einen eher schrägen Zugang bahnte - kein Goethe, sondern Gutzkow, kein Schiller, sondern Wieland etc. Rückblickend muss ich allerdings sagen, dass der Weg über Wieland, Jean Paul & Co. zumindest für mich der richtige war.
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Etwas sehr verspätet geb ich auch noch rasch meine 2cent dazu:
Raabe ist ein sehr großer Autor, der grotesk unterschätzt wird. Das Werk kann bedenkenlos empfohlen werden, ab der Erzählung "Zum wilden Mann".
Das ist die erste der 6 sog. "Krähenfelder-Geschichten", die insgesamt sowas wie eine Gründungsurkunde von Raabes Mittel-/Spätwerk bilden, ein ästhetischer NeuBeginn, eine deutliche Zäsur im Werk. Die beiden letzten Werke vor den Krärhenfelder Geschichten sind "Der Dräumling" (hier lässt Raabe die "gebildete Welt" seiner Zeit anlässlich der Schillerfeiern von 1859 buchstäblich im Sumpf ersaufen), anschließend "Meister Autor", in dem der titelgebende "Meister Autor" nur noch ein hilfloser Trottel ist.
Alles, was er danach geschrieben hat, sollte man lesen.
Das, was er vor den Krähenfelder Geschichten geschrieben hat, ist sehr durchwachsen, stilistisch, thematisch und längenmäßig sehr disperat, er hat alles mögliche ausprobiert. Da finden sich große Romane neben ganz fürchterlichem Kitsch.
Nach den Krähenfelder Geschichten wird sein Werk sehr gleichmäßig und sehr vertrackt, da schreibt er in jeder Erzähhlung gewissermaßen seine ganz eigene realistische Ästhetik fort.
Wenn ich wieder daheim bin und Zugriff auf meine Raabe-Ausgaben habe, schreib ich vielleicht noch was.
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Beispiel Rabes Stopfkuchen, der zur Zeit nur als Reclam-Heftchen verfügbar ist.
Das wollte ich erst nicht glauben, scheint aber zu stimmen.
Es ist eine Schande, wie liederlich die deutschen Verlage mit Raabes Werk umgehen.
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Zitat von "Zola"
von Freytag klingst du nicht gerade begeistert ...
Bin ich auch nicht. Aber ich find's auch nicht unlesbar - und die letzten 80 Seiten werd ich auch noch schaffen ;-). Es gelingen ihm durchaus immer mal wieder ein paar harmlos-nette Szenen mit den Randfiguren, aber sobald es, äh, "bedeutend" und die Romanhandlung mit der Geschichte des römischen Kaiserreichs verspiegelt wird, wird's heikel. Vollends albern bis bescheuert wird der Roman, wenn Freytag zu großen Erklärungen über die Entwicklung der Welt anhebt, Niedergang des Fürstentums, Aufstieg bürgerlicher Gehlehrter, fest verankert in treuer deutscher Muttererde, Krone der Schöpfung: der männliche Althistoriker, ihm zur Seite sein erdhaft treusorgendes Weib, das in ihrer Liebe zu ihm gänzlich aufgeht. Usw.Das ist alles literaturhistorisch interessant - mehr allerdings nicht.
Zitat von "Zola""Soll und Haben" liegt gerade auf meinem SUB, ich wollte mir das Buch dieses Jahr noch vornehmen.
Das Jahr ist ja noch lang ;-). Diesen Klassiker der antisemtischen Literatur muss ich mir wohl auch irgendwann mal anschauen. Aber ab dem Wochende bestimmen erstmal Wieland und Shakespeare mein Lektüreleben.Zitat von "Zola"Ich habe mir mal erlaubt auf Deine Homepage zu gucken
Dafür ist die da 8-) -
Welchen Klassiker ihr eigentlich aktuell / habt ihr zuletzt gelesen / wollt ihr demnächst mal lesen?
Bei mir ist es, s. Sig., Gustav Freytag, Die verlorenen Handschrift. Eigentlich ganz fürchterlich (der dt. Professor als der Gipfel der Schöpfung, samt dienendem Weib und viel deutschem Gemüt), aber dennoch ein Stück aus der eher harmlos-gemütlichen Ecke des späten 19. Jahrhunderts. Der konnte schon was, der Freytag. Eine sehr durchsichtige Konstruktion, aber immerhin eine Konstruktion. Dass die Form bei Freytag dann doch nur scheinbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Dergleichen muss man lesen, um zu wissen, wie gut Raabe, Fontane und selbst Storm sind 8-)
Eigentlich müsste ich ja Soll & Haben und Die Ahnen lesen, aber das dürfte Freytag von der eher widerlichen Seite zeigen und kann ruhig noch ein paar Jahre länger im Regal stehen. Btw -- die beiden Bände (insgesamt 800 Seiten, 200 hab ich noch vor mir) des Romans (11. Auflage 1880) standen seit gut 15 Jahren im Regal, jetzt les ich sie. Das als Randnotiz zu der üblichen Fragen, wann man das den alles lesen wolle, was man da im Regal hat.
Als nächstes plane ich "Wielands Shakespeare", also die Lektüre der Shakespeare-Übersetzung von Christoph Martin Wieland. Um Capt. Kirk zu zitieren: "Das wird ein Spaß" 8-)