Beiträge von giesbert

    Aktuell abgeschlossen: Leopold Schefer, Der Waldbrand. Von Arno Schmidt über den grünen Klee gelobt. Ich rate eher ab. Der Text ist, ich hab das Buch jetzt gerade nicht zur Hand, ca. 80 Seiten lang. Davon wird auf ca. 10 Seiten der Brand und seine Auswirkungen beschrieben. Das ist sehr gut. Dieser Ausschnitt wird von Schmidt auch zitiert. Aber der Rest ist einfach nur blödes Gestammel über Kinder & Mutterliebe, angefüllt mit unglaubwürdigem Personal und geschrieben unter massivem Einsatz von Gedankenstrichen, Kursivierungen und Ausrufezeichen. Soll wohl exaltiert sein, schwärmerisch etc. ist aber einfach nur blöd.


    Was ich als nächtes lese, weiß ich jetzt nicht. Eigentlich wollte ich mehr von Schefer lesen, aber das lass ich jetzt erstmal. Vielleicht "Rumu" von Walter Moers, so zur Abwechslung. Oder "Tintenherz" (wenn die Autorin lt. Times zu den 100 wichtigsten Menschen des Jahres 2004 gehört, dann sollte man den Roman kennen, denke ich ;-))

    Zitat von "Titania"

    Zeitfresser? Ja , bitte , aber wenn dann nur als Indikator ob mich eine Lektüre wirklich zu fesseln vermag. Wenn ja, hat jede andere Tätigkeit bei mir keine Chance , das Buch wird ohne Rücksicht auf Verluste - und die stellen sich ab mindestens 500 Seiten ein - in einem Stück gelesen.


    Yep. Wobei ich, Schande über mein einfältiges Haupt, gestehen muss, dass Harry Potter 5 der letzte Roman war, der das geschafft hat. Und es vermutlich Harry Potter 6 sein wird, der es wieder schafft.

    Zitat von "sandhofer"

    Um den andern Thread nicht mit off-topics zu belasten, hier meine Frage: Was haltet Ihr von Umberto Eco?


    Lassen wir den Semiotiker als off-topic mal außen vor : Nicht viel.


    Als "Der Name der Rose" rauskam, war ich mitten im Studium und hab den Roman verschlungen. Den fand ich toll, spannend erzählt, pfiffig konstruiert. Später hab ich dann das "Foucaultsche Pendel" mit großen Erwartungen begonnen und nach 100 oder 200 Seiten genervt und gelangweilt bei Seite gelegt. Eco kann nicht (be)schreiben. Das Intellektuellen-Geschwätz der Uni-Zirkel hat er gut getroffen, da kennt er sich offensichtlich aus, aber alles andere kam 1:1 aus dem Zettelkasten, geist- und verständnislos zusammengeklebte Zitate, eine ermüdend uninspirierte Sache.


    Später sah ich mal ein Interview mit ihm - das war wohl anlässlich der "Insel" -, da verglich er, völlig ironiefrei und mit vollster Selbstüberschätzung, die "Rose" mit dem "Ulysses" und das "Pendel" mit dem "Wake". Noch später habe ich noch mehr Interviews mit ihm gesehen und gelesen und er wurde mir von mal zu mal unerträglicher. Ein enorm belesener, schlauer, unglaublich eitler, sich selbst heftigst überschätzender Sprüchesack.


    Ich hab vor einiger Zeit noch mal den "Namen der Rose" lesen wollen, aber nach ein paar Seiten aufgehört. Kennt man den Plot, ist die Luft & Leselust raus.

    Zitat von "Zola"

    Eine ältere Lizenzausgabe eines DDR-Verlags, fehlerhaftes einscannen, kein Korrekturlesen,...


    aber, aber - das sind doch alles nur Spekulationen.


    und überhaupt 10 Druckfehler auf 1000 Seiten? Da kann man weißgott nicht von "wimmeln" reden. Es gibt keine druckfehlerfreien Bücher, ganz gleich, wie teuer oder billig die sind.

    Zitat von "sandhofer"

    Im übrigen lohnt der ganze Artikel die Lektüre.


    deshalb hab ich den ja auch zitiert. Und das Zitat mit einer Frage aufhören lassen. Das war nämlich durchdacht und sorgfältig ausgewählt. Von wegen willlkürlich! Ha! :zunge:

    Zitat von "Zola"

    Zuletzt vor zwei Monaten packte jemand, der gegenüber von mir saß, "Rot und Schwarz" aus.
    Traurigerweise sah der aus wie ein 40-jähriger, der noch bei Mama wohnt


    Wenn das die Münchner U-Bahn und ein Diogenes Taschenbuch gewesen ist, dann war ich das.


    Aber sei versichert, ich lebe seit rund 25 Jahren nicht mehr bei bei Mama 8-)

    Zitat von "Imrahil"

    Du hast da jetzt einfach willkürlich einen Teil herausgenommen


    tja, so ist das halt mit Zitaten aus umfangreicheren Texten. Man nimmt sich was raus.

    Aus einem FAZ-Artikel:

    Zitat

    In der Tat hat sich die Leselust der Jugend in den letzten Jahren nicht signifikant verändert, sie ist eher stärker als schwächer geworden, und das Bücherlesen rangiert auf der Skala der beliebtesten Freizeittätigkeiten je nach Umfrage zwischen Platz fünf und Platz sieben. Im übrigen hat sich herausgestellt, daß die Konkurrenzmedien das Buch nicht komplett verdrängen, sondern ergänzen. Sie spielen allerdings eine hemmende Rolle. Kurz: Es wird weiter Kinderbücher geben, und sie werden gelesen werden, weiterhin auch von Kindern. Warum dann also das Gejammer?

    Zitat

    Nicht jeder profitiert von der Theorie, dass Kreativität und Geisteskrankheit Hand in Hand gehen – sie lässt die vielen kreativen Menschen, die glücklich und gut angepasst sind, empfinden, dass sie ihre Arbeit irgendwie nicht gut genug tun, wenn sie nicht ihr Hotelzimmer zerlegen oder nur malvenfarbenen Satin tragen. Sie mögen durch die Tatsache beruhigt werden, dass fast ausnahmslos niemand schwerwiegend erkrankt und dennoch kreativ ist. Alle Theorien, die Kreativität mit Geisteskrankheit verbinden sprechen wirklich nur von leichten Fällen – zum Beispiel eher psychotischen Zügen statt von andauernder Psychose.


    Schwere Geisteskrankheiten bringen oft bizarre Voreingenommenheiten und unflexibles Denken mit sich. Eine Studie, die den kreativen Prozess von normalen („normalen“) Dichtern und schizophrenen Dichtern vergleicht, zeigt, dass Schizophrene sich weigern, ihren anfänglichen Entwurf zu revidieren und unfähig sind, einen objektiven Blick auf ihr Werk zu werfen. Selbst abgesehen von solcher Starre, ist das Leiden, das mit Geisteskrankheit einhergeht, eine riesige Energieverschwendung, die den Leidenden von seiner kreativen Arbeit abhält. Wie die Lyrikerin Sylvia Plath sagte: „Wenn man verrückt ist, ist man damit beschäftigt, verrückt zu sein – immerzu ... Als ich verrückt war, war das alles, was ich war.“


    Alice W. Flaherty, Die Mitternachtskrankheit. Warum Schriftsteller schreiben müssen. Berlin: Autorenhaus 2004, S. 91.

    Zitat von "Wolf"

    Die F.A.Z. Feuilleton-Redakteure und Patrick Bahners und Andreas Platthaus


    ah, zwei ausgewiesene Experten und praktizierende Donaldisten, die der Faz schon so manches Barks/Fuchs-Zitat ungergejubelt haben. Sehr schön. Die Reihe wird gut.

    Zitat von "Dostoevskij"

    Seid ihr konsequent, was das Lesen anbetrifft?


    yep. Die letzten 14 Tage hab ich ganz konsequent praktisch gar nichts gelesen (die paar Comics vor dem Einschlafen zähl ich mal nicht mit, mehr war einfach nicht drin).

    Zitat von "Irgendwas"

    wisst ihr bei welchem verlag man das buch noch kaufen kann?
    also ich will unbedingt die ungekürzte fassung von
    "Alexandre Dumas - Der Graf von Monte Christo"
    finde aber keine


    dtv 12619, 1 Schuber mit 2 fetten Bänden. "Dieser vollständigen Ausgabe liegt die deutsche Erstausgabe von 1846 zugrunde. Sie wurde anhand der Originalausgabe gründlich revidiert und ergänzt von Thomas Zirnbauer."


    Rund 1600 Seiten, mein letzter Sommerschmöker 8-)

    Zitat von "xenophanes"

    Die Kunst des Lesens besteht doch darin, auch Werke beurteilen zu können, die einem persönlich vielleicht nicht zusagen.


    na, dann fang doch mit dem Lesen von Postings damit an :breitgrins: - "nichts mit Objektivität zu tun" heißt nämlich *nicht* "nur persönlichen Vorlieben verpflichtet". Ein bisschen komplizierter ist das schon.


    Aber das nur als unqualifizierter Einwurf vom SpielfeldRand, ich will da wirklich nicht auf eine Diskussion hinaus. :eis:

    früher lag mein grober Erfahrungswert bei 70-100 Seiten / Stunde. Natürlich mit argen Ausreißern nach unten (Thomas Mann Dr. Faustus z.B.) oder nach oben (Karl May ;-)).


    Heute komme ich, wenn ich Zeit habe und mich der Alltagskram nicht zuzusehr beschäfitgt und damit ablenkt, auf ca. 50-70, auch hier mit Ausreißern.


    Woran ich mich noch erinnern kann (Leseerfahrungen aus dem Studium vor rund 20 Jahren, da war ich gewissermaßen noch im Training und unabgelenkt):


    Wollschläger, Herzgewächse, 1 Nacht
    Joyce, Ulysses, ca. 5 Tage
    Jean Paul, Flegeljahre, 1 Tag
    Cooper, Satanstoe, 1 Tag
    King, Es, 3 Tage
    May, im Schnitt 1 Band / Tag
    Raabe und Fontane, im Schnitt 2 Tage pro Buch
    Schmidt, Zettels Traum, 3 Jahre ;-)


    Heute sieht das ganzganz anders aus, z. B. "Zauberberg" 4 Wochen (= 25-50 Seiten/Tag); Gutzkow, Ritter vom Geist, 2 Monate (ca. 50 (kleine) Seiten/ Tag) etc. -- King, May, JK Rowling gehen natürlich sehr viel schneller)

    Natürlich ist es sinnvoll, sich an LeseWiderständen zu reiben oder auch abzuarbeiten, natürlich ist die gelingende Lektüre ein Ziel, das die Mühen reichlich lohnt -- aber es ist völlig sinnlos, Texte in sich hineinzwingen zu wollen. Was nicht geht, geht nicht. Geht vielleicht später, aber geht halt jetzt nicht. Wie gesagt: Gegen Widerstände anlesen ist gut und richtig, über diese Widerstände nachzudenken auch -- aber eine permanente Selbstüberforderung ist eher schädlich und entwicklungshemmend.


    Man sollte auch nicht aus einem völlig verqueren Pflichtgefühl heraus glauben, man müsse jedes Buch zu Ende lesen. Es gibt jede Menge schlechte Bücher, die nur so tun, als seien sie gute Bücher. Eine der wichitgsten Fertigkeiten eines Leser besteht darin, zwischen Büchern, die die Mühe wert sind und solchen, die einem nur die Zeit stehlen, unterscheiden zu lernen.


    Dass etwas nicht geht, hat natürlich 1001 Gründe. In meinem Fall wäre es z.B. völlig sinnlos, wenn ich mich jetzt an den MoE machen würde. Ich habe in meiner derzeitigen Lebenssituation gar nicht die Zeit & Muße, die man dafür braucht und bin froh, wenn ich den "Onkel Benjamin" in 2 Wochen schaffe (den hätte ich früher an einem Tag gelesen).

    Zitat

    Stern: Sind Sie noch mußefähig?
    Harald Schmidt: Absolut. Aber es muss mich schon sehr packen, damit ich ein Buch überhaupt noch zu Ende lese. "Der Schwarm" von Frank Schätzing? Erstes Kapitel - Schluss! "Vienna" von Eva Menasse? 25 Seiten - Feierabend! Das Tolle an Büchern ist auch, dass man so wahnsinnig gnadenlos sein kann. Einen Film guckt man ja eher noch irgendwie zu Ende. [...] Paulo Coelho. Welches Buch von dem, ist wurscht. Ich habe mal "Der Alchimist" geschenkt gekriegt und dachte, vielleicht tue ich dem Mann ja Unrecht. Zwei Seiten - Feierabend!

    Zitat von "Caiman"

    Ich habe ein großes Problem: des öfteren gerate ich an Bücher, die mir nicht so gut gefallen oder bei denen ich denke, die müsste ich nicht gelesen haben oder in der Zeit kann ich was besseres lesen. Leider stell ich das oft erst nach 50 oder 100 Seiten fest.


    Weglesen, äh, weglegen und was anderes lesen. Und zwar zügig. Pflicht- und Schuldgefühle sind da gänzlich überflüssig.


    Ich breche Lektüre ab, wenn sie nicht funktioniert (und wenn der Autor auch Thomas Mann (Josefsromane), Heinrich Mann (Der Atem) oder Musil (Mann ohne Eigenschaft) heißen mag).


    Letzthin hab ich mich bis ca. zur Hälfte durch Gustav Frenssens "Otto Babendieck" gequält, nur, weil Arno Schmidt meint, der Roman sei besser als "David Copperfield". Was einfach nur dummes Zeug ist. Also hab ich den Mist weggelegt (wenn ich mich mit der Literatur um 1920 beschäftigen würde, ok --- aber so aus Jux und Dollereiein präfaschistisch verlogener Blut & Boden Quark? No way.)


    Merke: Nichts ist so freiwillig wie das Lesen.


    (und jetzt kommt CK und raunt so dies und das von den Mühen, die sich lohnen, Widerstände, die man überwinden müsse, intellektuelle Entwicklung und den Untergang des Abendlandes. Wetten?)

    Vielleicht stimmt's ja doch:

    Zitat

    Goethe las im Alter - mit derjenigen hochtrainierten Technik des diagonalen Aufnehmens, die man sich durchlebenslanges Lesen erwerben kann - täglich zwei Oktavbändchen -: Wir wollen ihn als unerreichbare Ausnahme auch hier gelten lassen und für den Guten Leser eins pro Tags ansetzen - udn ihm auch gern noch einen Pflichtrabatt einräumen, nämlich die Sonn- und Feiertage: Da schafft er dann 300 im Jahr. Und schon zieht sich die ihm lebensmögliche Zahl wie eine finstere Wolke zusammen: bei einem 50-jährigen Leserleben (auch der Gute Leser soll ein paar Jugendjahre geschenkt bekommen, damit er in Ruhe die unerläßlichen Dummheiten machen kann) - bei einem 50-jährigen Leserleben also hat er die Chance, grad 15.000 Bücher zu erblicken: - das ist nicht mehr als der Bestand so mancher privater Leser-Bibliothek, z.B. meiner hier, deren Kleinheit und Enge mcih alle Wochen neu bedrückt [...]


    Hans Wollschläger, Die Literatur und Die Kritik


    Ich weiß allerdings nicht, wo HW seine Kenntnis über Goethes Lesepensum im Alter her hat.