Hm, bin ja Grenzbewohner zu Österreich (nahe Salzburg), kenne mich also zumindest ein wenig mit dem Nachbarvölkchen aus und kenne auch den einen oder anderen Wiener.
Aber vielleicht sollte man konkret Österreicher hier im Forum anschreiben? Ich kenne halt niemanden hier im Forum wirklich.
Beiträge von AndiM
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sandhofer: Wenn einem an einem bayerischen Gymnasium erlaubt wird, drüber Facharbeit zu schreiben, is er kein Klassiker :breitgrins:? Wir sind doch so konservativ *g* hier im Land des Bieres und der Weißwürste :zwinker:.
Und zu den guten österreichischen Autoren darf man wohl auch noch Schwab (Fäkaliendramen, u.a. "Die Präsidentinnen") zählen, den ich persönlich vom bisher gelesenen eher über einer Jelinek einordnen würde ;-).
Wollen / sollen wir noch paar andere Teilnehmer abwarten oder starten wir dann im Allg. Forum einen Thread? -
Welttheater? Welttheater halt im Calderon'schen (schreibt man den so?) Sinne ... Also als ein die ganze Welt deutendes Theater ... mit viel Symbolik etc.. Eng verwandt mit Mysterienspiel des Mittelalters. Gehört auch u.a. der "Jedermann" hinein ...
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Hi zusammen.
Ich würde als Leserunde eines der Theaterstücke Thomas Bernhards vorschlagen. Grund, dass es keiner der Romane Bernhards ist, den ich hier vorschlage, liegt für mich darin, dass die Prosa Bernhards doch aus meiner Sicht deutlich unzugänglicher ist als seine Dramen. "Heldenplatz" speziell würde mich interessieren, weil es wohl das größte Skandalstück Bernhards und gleichzeitig sein letztes und wohl auch politischtes war.
Grob zum Inhalt (sofern man dabei von Bernhard sprechen kann), kopiert von Amazon:ZitatAm 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener auf dem Heldenplatz den "Anschluss" Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den 50er Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei "noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren".
Das Schicksal Josef Schusters verdeutlicht in Bernhards politischstem Stück die politisch-moralisch-geistigen Verhältnisse in Österreich. Mittels einer poetisch-musikalischen Sprache, durch seine zum Formprinzip gewordenen Kunst der präzisen Übertreibung vermag Thomas Bernhard der Gegenwart zu ihrer Kenntlichkeit zu verhelfen - in einer Weise, dass dem Leser und Zuschauer das Lachen ausgetrieben wird.
Bisher liegt es noch ungelesen hier und ich würde mich freuen mit anderen (v.a. auch Österreichern :)) über das Stück zu diskutieren. Über Bernhard (allerdings eines der Künstlerdramen, "Der Theatermacher") habe ich ja schon meine Facharbeit geschrieben und insofern verfolgt mich ja der Autor auch schon länger.
Sonst noch jemand Interesse dran :)?Und last but not least ein kleiner Einblick in Bernhards Sprache und Wortgewalt:
Zitat
Österreich selbst ist nichts als eine Bühne
auf der alles verlodert vermodert und verkommen ist
eine in sich selbst verhasste Statisterie
von sechseinhalb Millionen Alleingelassen
sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige
[size=9px]Thomas Bernhard, Heldenplatz (S. 89)[/size] -
Zu Bernhards ewigen Themen gibt's ein schönes Zitat, das ich jetzt leider grade nicht finde aus "Die Berühmten". Sinngemäß wiedergegeben: Die wahren großen Künstler sind die Wiederholungskünstler.
Naja, ich werde wohl jetzt mal den Versuch einer Leserunde zu nem Theaterstück Bernhards anstoßen. Mal gucken ob sich was ergibt ... -
Wenns nicht zu spät kommt ...
"Goethes Faust als Welttheater" oder so etwas? Denke, dazu kann man viel schreiben ... Hatte auch Welttheater als Facharbeitsthema. -
Hm ja ... danke fürs Verbalisieren von dem, was ich sagen wollte :).
Naja, irgendwie haben die meisten österr. Schriftsteller mit nem gewissen Bekanntheitsgrad (Jelinek, Bernhard, Schwab eben) alle ein ziemlich gestörtes Verhältnis zur "sich selbst verhaßte[n] Statisterie von sechseinhalb Millionen Alleingelassenen" (T. Bernhard). Wie gesagt, ich kenne von Jelinek nur zwei Kapitel aus "Michael" ... da geht's eben um die Gewalt in der Infantilgesellschaft ... War in dem Fall gar nicht mal so sexuell ausgeprägt, wie es wohl in anderen Werken von ihr ist.
Naja, ich werd mir wohl mal demnächst die gesammelten Theaterstücke oder zumindest das Sportstück durchlesen. Wer weiß, ob man uns sowas im Abi vorsetzt :breitgrins: -
Hm ... schwer zu sagen. Die Texte haben etwas sehr Seltsames ... man will eigentlich nicht weiterlesen, aber Sprache etc. ist ähnlich wie bei Bernhard imo dementsprechend "fesselnd", dass man irgendwie zum Weiterlesen gebracht wird. Man muss sich halt drauf einlassen, dann hat man ein Leseerlebnis der deutlich anderen Art und Weise. Selbst an die Gewalt gewöhnt man sich irgendwie beim Lesen, was eigentlich insofern erschrec kend ist, dass man sich ja damit irgendwie zum Teil der Infantilgesellschaft macht hm ... Also die gute Frau J. hat imo schon einiges aufm Kasten, wenn man ein wenig unter die Oberfläche der Texte blickt.
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Was ich soweit von Jelinek kenne sind nur zwei Kapitel aus ihrem "Michael - Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft". Das eine war Übungsaufsatz, das andere Klausur in meiner letzten Deutsch LK Klausur (wer weiß, vielleicht setzt man uns neben Schiller als Feier ihres Nobelpreises einen Text von ihr im bayerischen Zentralabi vor :breitgrins:).
Hm was halte ich von ihr? Ich kann jetzt nur mal den Vergleich mit den beiden andren großen "Skandal"-Österreichern ziehen (Schwab und Bernhard) und muss im Vergleich zu beiden sagen, dass ich sie hier für die "Schwächste", wenn man das so sagen will, halte. Beide sind zwar ähnlich radikal, aber sowohl Bernhard mit seiner melodischen Sprache, als auch Schwab mit - habe von ihm nur "Die Präsidentinnen" gesehen - seinen deutlich vielschichtigeren Figuren, was meinen Eindruck angeht, haben eben etwas mehr "Stil" (falsches Wort, ich weiß, aber besser kann ich es atm nicht ausdrücken). Jelinek liest sich - zumindest in den beiden Ausschnitten, die wir hatten - teilweise wie eine S-M Fantasie ... Sicher, man kann schon einen gewissen Sinn dahinter sehen (bzw. muss das einfach, um ne gute Note zu bekommen *hust*), aber das fällt zum Teil schon schwer. -
Hm, sicher meinte Bernhard die ganze Welt und nicht nur Österreich und seine Berühmten, keine Frage. Ist genau das, was ich mit jedem Satz, der einen watscht, meinte ;-).
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Was mich v.a. bei Bernhard fasziniert hat: Dass B. einem eigentlich mit jedem Satz ins Gesicht schlägt, aber man trotzdem von der ganzen Sprache, etc. irgendwie magisch angezogen wird. Schwer zu beschreiben irgendwie ... hm
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Zitat von "Imrahil"
Habe noch kein Drama von ihm gelesen - bin eher der Prosaliebhaber - aber gerade deswegen wäre ich natürlich bei einer Leserunde zu einem Drama dabei. Spontan fällt mir nur "Heldenplatz" ein.
Imrahil
Hm, was mir spontan noch einfällt:
- "Minetti": Gewidmet dem gleichnamigen Lieblingsschauspieler Bernhards, eines der klassischen Künstlerdramen Bernhards: Alter Mann, Schauspieler, der auf seine letzte Rolle wartet, die er wohl nie mehr bekommen wird.
- "Die Berühmten": Eine Persiflage auf das falsche Künstlertum und "Die Berühmten" eben, eine Reihe von Personen aus dem Umfeld der Salzburger Festspiele, die den Figuren Vorbild standen
- "Der Theatermacher": Ein weiteres KünstlerdramaHm zum Heldenplatz ... habe den bereits mal überflogen und kann den ganzen Wirbel, den es damals um das Stück gab nicht ganz verstehen. Aber gut, darüber lässt sich wohl streiten. Ich finde persönlich seine Künstlerdramen deutlich interessanter. Ansonsten soll auch noch sein Bühnenerstling "Ein Fest für Boris" recht gut sein ...
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Hm ich wäre da eher generell für ein Drama von ihm ;-). Aber gut, k.a. ob sowas klappen würd.
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Hm Bernhards Prosa lässt sich schwer lesen, muss ich zugeben. Deutlich besser ist da schon sein dramatisches Werk. Sei es jetzt das Skandalstück "Heldenplatz" oder die Künstlerkom(oder doch Trag?)ödie "Der Theatermacher" - mein Facharbeitsthema btw. *g* - und was es da sonst noch gibt.
Sicher: Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig, der Inhalt sowieso, aber hat man sich da erst einmal eingelesen bzw. eines der Stücke mit gutem Schauspieler (mehr als nen guten Hauptdarsteller braucht's eh selten bei Bernhard :zwinker:, der Rest ist eh Statisten) mal auf der Bühne gesehen, kann man sich in diese Sprachmusik und diesen alten, bissigen Autor "verlieben". Mir ist es jedenfalls so gegangen und ich les mich atm durch die gesammelten Dramen :smile: