Hallo allerseits
Neben dem Vergnügen, dass mir die Lektüre von "Die Brautleute" bereitet hat, gesellen sich natürlich eine Menge Eindrücke, die beim Lesen entstanden sind.
Da ist die tiefe Religiosität, die auch Nele in einem ihrer Beiträge schon angesprochen hat, die einen großen Teil der Grundstimmung des Buches ausmacht.
Gottglaube, Gottergebenheit, SEIN Wille, SEIN Gebot, SEINE Güte, SEINEN unermesslichen Ratschluss, finden wir ständig und überall in den Mündern der Leute. Mir drängte sich immer der Kontrast auf zwischen der Allmacht Gottes im Gedankengut der Leute und auf der anderen Seite die Wirklichkeit des Buches mit Hungersnot, Pest, Folter, Soldateska und frei waltenden Feudalherren.
Je schlechter es einem geht, je bedrückender und bedrohlicher einem die Situation, das Leben, erscheint, um so eher ist der Mensch bereit, an übernatürliche Kräfte, die über uns Menschen walten und wachen, zu glauben- an Gott. Sagt man nicht so? Liegt darin nicht die Wurzel dieser Religiosität und, vor allem, die Anerkennung der kirchlichen Autorität?
Die Beschreibungen von Pest und Hunger, auch das wüten der Soldateska, sind m. E. Höhepunkte des Romans. Die Geschichte Lucias und Lorenzos ein sehr gelungener Rahmen, der das ganze Buch zusammen hält.
Die Charakteren der Protagonisten bleiben alle ihrem Schema Treu- wie Steffi mal erwähnte. Auch der Ungenannte, erst Schurke dann Wohltäter, fällt da nicht aus dem Schema. Wohltätig geht er mit demselben Elan zu Werke wie ehedem bei seinen Schurkereien. Er ist der gleiche geblieben, hat nur die Seite gewechselt.
Die gute Seele Cristofero führte, bevor sie erfüllt starb, etwas zusammen, woraus neues Leben entstand. Da schloss sich ein Kreis.
Rainer