Hallo
Ob man tatsächliche Objektivität von jemanden erwarten darf, der eine Biografie schreibt, möchte ich bezweifeln. Speziell im Fall der Maria Stuart von Zweig hab´ ich da so meine Zweifel.
Ein professioneller Historiker müsste sich dichter an belegbare Fakten halten, ansonsten er von seinen fachkundigen Kollegen demontiert wird.
Zweig schreibt dicht an der Grenze zur Schwärmerei wenn es um Maria Stuart geht, zumindest sehr wohlwollend. Aber das möchte ich ihm, dem Künstler, gestatten.
Was aber auffällt, und mich ein wenig irritiert, ist die Art, wie Zweig über die beiden Protagonistinen schreibt. Steffi sprach es bereits an. Und ehrlich gesagt, habe ich eine sollche Reaktion (wie die von Steffi zum Frauenbild) auch erwartet. Zweig´s Frauenbild zu kennen wäre in diesem Zusammenhang sicher interessant.
Steffi´s "Zickenduell" ist eine sehr gute Beschreibung, wie Zweig mit dem Zwist dieser beiden Frauen umgeht. Von Oben herab, in einer Herr/lichen Art:" Sind doch nur Frauen! Ja, bei Männern, da wär´s ganz anders abgegangen!"
Dazu nur ein Beispiel (deren gibt es mehrere):
"Denn trotz ihrem überragenden Format bleiben diese beiden Frauen immerhin Frauen, sie können die Schwäche ihres Geschlechts nicht überwinden, Feindschaften, statt aufrichtig, immer nur mesquin und hinterhältig auszutragen. Ständen statt Maria Stuart und Elisabeth zwei Männer, zwei Könige einander gegenüber, es käme sofort zu scharfer Auseinandersetzung, zu klarem Krieg. ... Der Konflikt Maria Stuarts und Elisabeths dagegen entbehrt dieser hellen männlichen Aufrichtigkeit, er ist ein Katzenkampf, ein sich-Umschleichen und Belauern mit verdeckten Krallen, ein hinterhältiges und durchaus unredliches Spiel."
Feindschaft: statt aufrichtig, hinterhältig!
Soll heißen: statt auf die mänliche, auf die weibische Art???
Wenn Könige sich gegenüber ständen, käme es "zu klarem Krieg"!!!
Starker Tobak!
Seh´ ich das jetzt Falsch? Oder zu Eng? Oder habe ich was verpasst?
So weit, Maria als dumm und naiv zu bezeichnen, möchte ich (noch?)nicht gehen. Die Regierungsgeschäfte lagen bei ihrem Stiefbruder; lernen aus den Tagesgeschäften der Politik war also noch nicht angesagt.
Für eine Königin grober Leichtsinn!? Wahrscheinlich.
Das Treffen mit Knox war der Versuch einer friedlichen Lösung! Es war Marias erstes Treffen mit Knox, sie kannten sich bis dahin nur vom hörensagen, waren bis dahin auf Informationen dritter angewiesen. Auf Grund der Wichtigkeit war´s sicher einen Versuch wert.
Vor Königen/Königinen sind sicher schon ganz andere in die Knie´ gegangen!
Gruß
Rainer