Beiträge von Imrahil

    Hallo thopas. Vielen Dank für Deine Leseeindrücke. Ich habe vor den Roman "A rebours" (Gegen den Strich) im Sommer ebenfalls zu lesen, da er sozusagen als Gründungstext des Ästhetizismus gilt und ich mich mit diesem in letzter Zeit ein wenig beschäftigt habe. Diese künstliche Abgeschlossenheit von Des Esseintes erinnert mich ein wenig an Hofmannsthals Kaufmannssohn aus der Erzählung "Das Märchen der 672. Nacht". Die soziale Isolation nimmt dort ja kein gutes Ende (hier wohl auch nicht)...


    Imrahil

    Hallo,


    Ich habe den Roman zwar nicht gelesen, habe aber in Erinnerung dass Gabriele d’Annunzios "Feuer" eine Vorlage für Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig" bilden soll. D'Annunzios Roman spielt ebenfalls in Venedig und behandelt das Künstlerthema.


    Imrahil

    Seit ich an der Uni bin (Germanistikstudium) unterstreiche ich bis auf ganz wenige Ausnahmen immer. Ich unterstreiche die mir wichtig scheinenden Stellen (und das sind oft viele) und schreibe Notizen direkt ins Buch hinein. Dies alles natürlich mit Bleistift, was anderes würde meinen bibliophilen Neigungen ( Vult) zuwiderlaufen. Die Lektüre kostet so mehr Zeit und ich kann eigentlich aus Gewohnheit schon gar nicht mehr ohne Bleistift lesen, weil ich dann was zu verpassen meine. Andererseits bin ich jeweils froh, wenn ich wichtige Stellen nochmals nachlese oder nach ein paar Jahren ein bestimmtes Buch wieder lese, da ich mich dann schnell zurechtfinde und mir die Leitthemen und Motive des Buches nochmals vergegenwärtigen kann.
    Ich betrachte die Bücher nicht rein als Kunstgegenstände, sondern eben auch als "Arbeitsinstrumente" (jaja, unschöner Ausdruck). Die Anstreichungen und Notizen verleihen dem Buch darüber hinaus eine gewisse Lebendigkeit. Interessant stelle ich es mir auch vor, nach 20 Jahren vielleicht einmal wieder in ein gelesenes Buch hineinzusehen und die damaligen Notizen mit den - wohl nicht stets deckungsgleichen - heutigen Gedanken zu vergleichen. So liesse sich auch eine Entwicklung der eigenen Lektüre(weise) verfolgen.

    Ich habe von Ransmayr bisher "Die letzte Welt" und "Morbus Kitahara" gelesen. Beide meines Erachtens sehr empfehlenswert. Ransmayr besitzt ein bemerkenswertes sprachliches Talent, z.T. lyrisch angehaucht (angeblich besonders in seinem neuesten im Flattersatz verfassten Roman "Der fliegende Berg", der bei mir aber noch ungelesen im Regal steht). Die von ihm beschriebenen Welten sind sehr düster und dunkel, die Protagonisten sehr einsam. Vergänglichkeit, Einsamkeit, Zerfall sind (in den beiden genannten Büchern) seine Themen.
    In "Die letzte Welt" geht es um den Römer und Bewunderer Ovids, Cotta, der sich auf die Reise nach Tomi ans Schwarze Meer begibt, um das Gerücht des Todes des Verbannten Dichters Naso gewissermassen zu widerlegen oder eben zu bestätigen. Dabei trifft Cotta auf viele sonderbare Gestalten, allesamt der Mythologie entnommen und von Ransmayr in einen leicht anderen Kontext gerückt, wiewohl er vieles auch übernimmt, was dann zu einer interessanten Mischung führt. So trifft man auf die Weberin Arachne, die Nymphe Echo, den widerlichen Tereus (dessen Geschichte ein gleich schlimmes Ende nimmt wie in den Metamorphosen) oder den Seefahrer Iason. Eine Verknüpfung der Lektüre mit Ovids "Metamorphoses" bietet sich also unbedingt an ;-)


    Liebe Grüsse,
    Imrahil

    Salut Friedrich-Arthur,


    Ich war letzte Woche im Bröhan-Museum in Berlin (gegenüber dem Schloss Charlottenburg oder der wunderbaren Sammlung Berggrün), das einige Bilder der "Berliner Secession" ausgestellt hat. Hagemeister, Jaeckel, Leistikow oder Hans Baluschek sind u.a. dort vertreten. Sehr eindrücklich fand ich hinsichtlich des Farbenspiels und der so "überformten Realität" das Bild "Der Hafen" (1895) von Leistikow. Auch gefallen hat mir Baluscheks "Berliner Rummelplatz" (1914).
    Das Museum ist daneben auf die "Raumkunst" des Jugendstil und Art Deco spezialisiert (womit ich zugegebenermassen weniger anfangen konnte).


    Liebe Grüsse,
    Imrahil

    Lieber Sandhofer,
    Ich danke Dir für Deinen Tipp hinsichtlich der Hofmannsthal-Ausgabe. Die von mir zunächst in Betracht gezogene ist anscheinend nur eine allzu dürftige Auswahlausgabe (alle Zehn Bände zusammen ca. 1100Seiten!) und überdies von nicht sehr guter Papierqualität. Ich habe mir daher von der von dir beschriebenen mal einen Band (Erzählungen, Erfundene Gespräche, Reisen) bestellt, der in der Tat aus hochwertigem Papier etc. ist. Werde mir wohl nach Bedarf und jeweilige Lektüre noch den einen oder anderen Band anschaffen. Deswegen verstehe ich auch Deine Aussage nicht, dass du es bereust, seinerzeit nicht alle Bände angeschafft zu haben. Sie sind noch alle erhältlich, wenn auch vielleicht teurer als damals?


    Imrahil

    Das kann natürlich sein. Sollte es dieselbe Ausgabe sein, würdest Du zu einer Anschaffung raten oder gibt es bessere Alternativen (natürlich in einem gewissen finanziellen Rahmen)?

    Hallo zusammen,


    Ich überlege mir derzeit die zehnbändige Taschenbuchwerkausgabe von Hugo von Hofmannsthals Werken, erschienen 1999 beim Fischerverlag und herausgegeben von Lorenz Jäger, zu kaufen. Kennt die jemand? Angeblich ist jedem der zehn Bände ein Kommentar oder Nachwort beigegeben, sind die brauchbar, ausführlich? Andernfalls täte es dann wohl auch eine billige antiquarische Werkausgabe...


    Ich wäre froh, wenn ihr mir hierzu Auskunft geben könntet.
    Liebe Grüsse,
    Imrahil

    Die der FAZ (auf die ich mich beschränkt habe) war ja schon erschöpfend! Aber ausgezeichnet, zumal eine gute Mischung aus belletristischen Titel und Sachbüchern.


    Imrahil

    Albrecht von Haller - "Die Alpen"


    Eine Art Lehrgedicht, in dem er sowohl die Schönheit der Alpenlandschaft beschreibt (damals ein Novum, sah man zuvor doch nur die Gefahr und den Schrecken derselben) als auch botanische und geologische, also naturwissenschaftliche Beobachtungen anstellt.


    Imrahil

    Lese gerade einen weiteren, läppische 1000 Seiten lkurzen Geheimbundroman aus dem 18. Jhd. (warum die auch immer so ausufernd schreiben mussten, sind ja musilsche Zustände :zwinker:) - Wilhelm Friedrich von Meyern: "Dya-Na-Sore oder die Wanderer. Eine Geschichte aus dem Sam-skritt übersetzt." (1787-89)


    Imrahil

    Alfred Döblin ist ein Autor, der nun wirklich alles mögliche geschrieben hat, von expressionistischen Erzählungen ("Ermordung einer Butterblume"), über sein Hauptwerk "Berlin Alexanderplatz", historische Werke wie "Wallenstein" oder die "November 1918"-Trilogie und am Schluss anscheinend auch religiöse Romane.
    Empfehlen kann ich neben dem Alexanderplatz folgende Romane:


    - "Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine": Ein urkomischer Roman über Herrn Wadzek und seinem Kampf mit der Moderne, seinem technisch überlegenen Firmengegner Rommel, mit burlesken, verrückten Beschreibungen und jeder Menge Humor. Der erste in Berlin spielende Roman Döblins. Mag aber nicht jedermans Sache sein, die Handlung ist alles andere als "logisch", die Aktionen der Protagonisten originell und unkonventionell...


    - "Die drei Sprünge des Wang-Lun": Ein chinesischer Roman (Exotismus) mit einer sprachlichen Urgewalt, viel Gewalt und Drastik, aber auch gewissermassen philsophischen Gedankengängen (Taoismus). Sehr empfehlenswert.


    - "Manas": Dies ist ein indisches Epos, sogenanntes "modernes Epos", im Flattersatz (so viel ich weiss) verfasst, mit Naturgeistern, Dämonen etc. Allein des Stils wegen und der mutigen Umsetzung einer im 20. Jhd. eher weniger geschätzten Idee / Gattung sollte man es lesen.


    Fazit: Döblin hat alles ausprobiert, was die literarischen Möglichkeiten hergeben und meistens auch reüssiert, wiewohl beim Publikum bis auf den "Alexanderplatz" eher weniger berücksichtigt. Auch ein Drama hat er verfasst, dass angeblich weniger gelungen sein soll. Weiss jemand, ober sich auch in der Lyrik versucht hat?


    Liebe Grüsse,
    Imrahil

    Kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht bestätigen, mir war der Roman viel zu verworren und eine Qual. Konnte mich nicht mit Fortes Stil anfreunden, es schienen mir lauter lose Erzählversatzstücke, die nicht zu einer Einheit finden konnte. Es mag aber sein, dass ich den Roman nicht verstanden habe :zwinker:


    Absolut zu empfehlen aber natürlich die von Xenophanes erwähnte autobiographische Erzählung der Atem, zumindest wenn man -wie ich - Bernhard mag.


    Imrahil

    Lese gerade den "Goldenen Spiegel" von Christoph Martin Wieland. Ist dem Genre des Staatsromans zuzuordnen. Wieland schrieb ihn ursprünglich für Joseph II., bekam aber dank des Romans eine Anstellung als Erzieher bei der Herzogin Anna Amalia in Weimar und begründete damit letzen Endes auch das "Klassische Weimar". Ein wirkungstechnisch interessanter Roman also. Sehr dialogreich und verschachtelt konzipiert, also Geschichte in einer Geschichte etc., ähnlich "1001 Nacht". Empfehlenswert, wenn man mit den späten aufklärerischen Romanen Wieland etwas anfangen kann ;-)


    Imrahil

    Hallo Manjula,


    Nein, es kam leider zu keiner ausführlichen Besprechung, da es sich um eine Vorlesung handelte, nicht um ein Seminar. Gleichwohl führte die Vorlesung zu einigen erhellenden Erkenntnissen. Es steht aber ausser Frage, dass der MoE Stoff für mehrere Seminare böte ;-)


    Imrahil