Da hab ich es allerdings wieder rausschmeißen müssen, weil es nicht richtig passte. Ich würde es hier aber trotzdem gerne mit euch lesen. Allerdings gibt es im Januar die Oblomov- Leserunde, es müsste also schon etwas später sein.
Beiträge von finsbury
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Ich weiß nichts dazu, aber es ist hoch amüsant und auch ein bisschen geraderückend, wenn der Herr sagt, dass er sich gerade monatelang mit den "Feinden" im Schützengraben herumgestritten habe. Das zeigt doch, dass Literatur, gerade des Symbolismus und artifizieller Art, für viele Menschen nichts mit alltäglichen Grenzerfahrungen zu tun hat. Das soll uns nicht weiter von unserer Lektüre abhalten, die uns so sehr bereichert, aber auch demütig machen gegenüber dem Blickwinkel von Menschen, die nichts damit anfangen können und dennoch in ihrer Art mit dem Leben zurechtkommen müssen.
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Momentan lese ich parallel:
Jane Smiley: Die Grönland-Saga, anlässlich meines diesjährigen Grönlandaufenthaltes als Reread[kaufen='9783596113989'][/kaufen]
und
Kirsten A.Seaver: Mit Kurs auf Thule. Die Entdeckungsreisen der Wikinger
[kaufen='9783806224115'][/kaufen]
Im ersteren Roman erzählt die Autorin im Ton der nordischen Sagas, den sie erstaunlich gut trifft, von zwei Generationen Nordländern in Südgrönland, ihrem harten, dennoch auch farbigen Leben, ihren Konflikten und dem Niedergang, der im 15. Jahrhundert zum Aussterben der Nordmänner auf Grönland führte.
In dem zweiten Buch, einem Sachbuch zur Geschichte der Nordmänner auf Grönland und weniger, wie der irreführende Titel sagt, zu den Entdeckungsfahrten z.B. des Leif Erikssons, der Nordamerika entdeckte, was natürlich auch vorkommt, wird aufgrund neuerer Forschungen davon ausgegangen, dass einige frühere Annahmen zum Ende der nordischen Grönländer nicht stimmen. Die Autorin wendet sich vehement gegen einige frühere Theorien, die Nordmänner seien nicht in der Lage gewesen, sich ihrer Umgebung erfolgreich anzupassen - schließlich hätten sie das über ein halbes Jahrtausend ja erfolgreich gekonnt - bzw. dass die Kleine Eiszeit ihre Kultur zum Scheitern brachte. Diese aber äußerte sich in Südgrönland nicht so heftig, sondern bestand aus einer Reihe wechselhafter Zeiten einiger harter Winter, denen auch immer wieder wärmere Zeiten folgten und war nicht heftiger als auf Island, das weiter nördlicher liegt als die damaligen Siedlungen der Grönländer und dennoch durchgehend besiedelt blieb.
Was sie nun als Grund angeben wird, weiß ich noch nicht, aber man bekommt eine genaue Anschauung über die Lebensumstände dieser Menschen, die gründlich recherchiert erscheint. Das Sachbuch zeigt außerdem, wie genau Smiley in dem Roman diesen Alltag der Grönländer nachzeichnet. Sie kommt vielleicht zu einem anderen Schluss als Seaver, was das Ende der grönländischen Wikinger angeht, aber beides parallel zu lesen ist sehr bereichernd. -
Ich kann da auch.
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Einen unsäglichen Krimi von Jaques Berndorf abgebrochen, sonst war alles gut oder wenigstens spannend oder unterhaltsam, ohne zu blöd zu sein.
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Für mich war es traurig, als ich Anfang des Jahres alle Bände von Anthony Powells "Ein Tanz zur Musik der Zeit" gelesen hatte. Der dort vorgestellte Kosmos schräger und tragischer Figuren, die subversive Ironie und auch in der deutschen Übersetzung brillanten Sprache war ein großer Lesegenuss. Sicherlich waren nicht alle Bände gleich gut, aber ich war immer wieder sofort drin und genoss jede Zeile. Wenn ich meine Rente erreiche, werde ich ganz sicherlich bald dieses Riesenwerk noch einmal lesen. Ist aber noch ein paar Jahre hin … .
Des weiteren hat mir bei den modernen Romanen besonders gut Kim Leines "Ewigkeitsfjord" gefallen, das an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Kopenhagen und Grönland spielt und in einer sehr dichten Sprache das durch viele Zufälle und Fehlentscheidungen geprägte Leben eines norwegischstämmigen Muss-Priesters schildert. Das klingt sehr gequält, ist aber sehr abenteuerlich und spannend.
Und Moby Dick von Herman Melville ist natürlich schon der Hammer, auch wenn man sich selbst an dem Werk erstmal bewähren muss. -
Sorry bezüglich der Dauer, da muss ich dich mit jemand anderem verwechselt haben, die /der auch das Buch erwähnt hat.
Als große Liebhaberin Alter Musik begeistern mich jetzt die Schilderungen des Chorgesangs mit dem Ensemble "Voces Antiquae".
(Im nächsten Jahr habe ich hoffentlich das Glück, das Ensemble L'Arpeggiata in Leipzig sehen und hören zu können, mt L'Orfeo - ich freue mich schon sehr darauf!)
Das ist auch für mich ein Hauptpunkt, warum ich diesen Roman so toll fand. Erstens wegen der spannenden und z.T. ergreifenden Geschichtseinblicke und dann aber wegen der ganzen Musikthemen. Ich kann mich nicht mehr gut erinnern, aber es gibt sehr viele Szenen, die mich an meine CD-Regale getrieben haben oder an die Musikbücher in den Regalen. Früher war ich kaum für das Kunstlied zu begeistern, auch das hat sich durch den Roman etwas geändert.
Zu uns ins Revier kommt L'Arpeggiata, die ich auch sehr mag, übrigens auch nächstes Jahr zum Klangvokal-Festival nach Dortmund. Allerdings mit dem Programm "Himmelsmusik", den "L'Orfeo" gibt's doch schon länger. -
Ich habe das Onleihe-Buch gestern tatsächlich aufgegeben und bin zu Powers zurückgekehrt. Ein Wahnsinns-Roman, ich schlürfe ihn förmlich in mich hinein.
Das freut mich, genauso habe ich das damals auch empfunden. Deswegen war ich etwas erstaunt, dass du so lange gebraucht hast, dich wirklich auf das Buch einzulassen.
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Mit meiner Mini-Liste von 2019 bin ich nun tatsächlich fertig geworden.
Hier die Besprechung zur "Meerfahrt" von Joseph von Eichendorff. -
Eine Meerfahrt , Novelle, veröffentlicht 1835Antonio, ein adliger spanischer Jüngling, voll Neugier und wissenschaftlicher Begierde für die neue Welt, segelt 1540, also ein knappes halbes Jahrhundert nach Kolumbus' Entdeckung, mit einer Ladung von goldgierigen Glücksrittern unter dem Kommando des Schiffshauptmanns Alvarez nach Südamerika. Nach langer Überfahrt entdecken sie ein tropisches Eiland mit paradiesischen Eigenschaften. Es wird von Häuptlingen regiert, die eine Frau Venus - so von den Europäern genannt - anbeten. Antonio verliebt sich in das Mädchen Alma, das diese Frau Venus zu verkörpern scheint. Nach einiger Zeit scheinbarer Akzeptanz vertreiben die "Wilden" die Spanier, über die sie sich vorher lustig gemacht haben, indem sie sie mit dem heiß ersehnten Gold bewarfen.
Auf der Flucht findet die Mannschaft, der sich Alma angeschlossen hat, zu einer weiteren, kleineren Insel, die nur von einem Eremiten, der sich als Antonios geliebter und lange verschollener Großonkel Diego herausstellt, entpuppt. Diesem widerfuhr vor Jahrzehnten Ähnliches mit Almas Großmutter, die damals Königin der großen Insel war und Diego sowie seine Mannschaft unter Aufopferung ihres eigenen Lebens vertrieb. Antonio und Alma verlassen Diego und ziehen für ein gemeinsames Leben in die alte Heimat Spanien.
Eine in jeder Beziehung typische romantische Novelle mit viel Waldes- und Palmenrauschen, Eremiten und Wahnsinnigen, Sehnsucht und Geistererscheinungen und einigen schönen Gedichten Eichendorffs, unter anderem einem seiner Schönsten: "Komm, Trost der Welt, du stille Nacht". Es fehlt die Ironie, die den Taugenichts so einmalig und zeitentrückt macht, aber dennoch eine schöne Lektüre, die aber auch einen Eindruck der Einstellung der Europäer des frühen 19. Jahrhunderts zu den eingeborenen Völkern der kolonialisierten Welt vermittelt. Wenn diese ihre Heimat verteidigen, sind sie böse, wenn der Europäer mit Waffengewalt am Strand aufmarschierend und sich verschanzend in ihre Heimat kommt, scheint das in Ordnung zu sein.
Dass sich sowohl Diego als auch sein Großneffe Antonio dem schnöden Mammon entziehen und auf andere Weise suchen, ihrem Leben einen Sinn zu geben, mag als kritische Aussage Eichendorffs zum Kolonialismus zu werten sein. -
Meine Liste ist fertig gebastelt und umfasst diesmal mehr und anspruchsvollere Titel als dieses Jahr. Hoffentlich klappt das!
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Meine Liste zu 2020 umfasst fünf, z.T. mehrteilige Werke und hat das Thema: Macht und Verantwortung
- Euripides: Iphigenie bei den Taurern und … in Aulis 12/20
- Schiller: Wallenstein-Trilogie: Wallensteins Lager, Die Piccolomini, Wallensteins Tod 09/20
- Dumas Père: Die Bartholomäusnacht (La Reine Margot) 08/20- Theodor Plivier: Der Kaiser ging, die Generäle blieben 11/20
- Thomas Mann: Joseph, der Ernährer 05/20 -
Ich lese auch mit, ebenfalls dtv alt und Reread.
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Das Letztere habe ich vor sehr vielen Jahren gelesen. Darüber weiß ich kaum mehr was, fand es aber relativ gelungen.
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Den Oblomov würde ich wohl auch ein zweites Mal lesen.
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Es sind auch sperrige Werke, dennoch bringen sie viel Leseprofit. Aber vor dem letzten Band drücke ich mich seit Jahren. Er scheint mir besonders akademisch.
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Dieses Jahr hatte ich nur fünf Bücher, und die werde ich wohl auch schaffen. Also werde ich nächstes Jahr nicht mehr auflisten. Ich such noch nach einem passenden Thema. Der vierte Teil der Josephs-Romane von Thomas Mann muss unbedingt nächstes Jahr gelesen werden, darum herum muss ich die anderen vier gruppieren.
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Ich mach natürlich auch wieder mit, dank dir Jaqui, dass du uns in die Spur bringst.
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Der Kästner war Klasse, lustig und bissig, daneben mit erstaunlicher Prophetie in Bezug auf heutige Verhältnisse.
Nun erfreue ich mich an einem weniger bekannten kleinen Roman von Merk Twain: Knallkopf Wilson, im Original Puddnhead Wilson.
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Habe Lust auf einen hintersinnigen Kinderbuchklassiker:
Erich Kästner: Der 35. Mai