Beiträge von finsbury

    Hallo zusammen, besonders Xenophanes!



    Bei der Suche nach einer Marco-Polo-Ausgabe bin ich über dieses hier gestolpert: Kin Ping Meh oder die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen. Frankfurt: Insel, 81977 [aber immer noch bei Amazon lieferbar], ISBN 3458319530. Keine Ahnung, worum es geht - klingt aber faszinierend ... :breitgrins:


    Das ist d e r Klassiker der erzählenden chinesischen Literatur, bei uns eigentlich bekannt unter dem Titel "Der Traum der roten Kammer": Es geht um eine Familiengeschichte, sehr romantisch und sehr traurig: Fast alle sterben im Laufe der Handlung. Genau erinnere ich mich aber leider nicht mehr, weil ich das Buch vor ca. 20 Jahren gelesen habe. War aber dennoch sehr unterhaltsam! :zwinker:


    Vor kurzem las ich jedoch einen chinesischen Krimi ("Tod einer roten Heldin", Autor im Moment leider nicht präsent, empfehlenswert, besonders wenn du nach Shanghai willst, xenophanes). In diesem spielt ein literaturbegeisterter Shanghaier Kommissar die Hauptrolle und nicht nur von ihm wird ständig das King Ping Me erwähnt. In der Nähe von Shanghai muss es sogar einen Park geben, der nach diesem Roman gestaltet wurde ... .


    Sehr interessant und bedrückend ist auch von Jung Chang: Wilde Schwäne zu lesen: Eine Familienautobiografie, die den größten Teil des 20. Jahrhunderts umfasst, in den USA veröffentlicht wurde und sehr kritisch ist.


    Der Sachbuchklassiker über China stammt von einem Franzosen: Jacques Gernet: Die chinesische Welt.


    Das wird bestimmt eine tolle Reise: Zu Beginn der 90er Jahre war ich dort: Faszinierend!


    HG
    finsbury

    Hallo Donna,


    , aber trotzdem ein Eintopf den man wahrscheinlich nie mehr serviert bekommt, weil es ja eine einmalige Zusammensetzung der Werke aus mehreren Guggenheim-Museen ist.


    Da hast natürlich du hinwiederum Recht. Ich bin auch keineswegs böse, die Ausstellung gesehen zu haben. Sie hat meinen ästhetischen Sinn befriedigt, aber nicht mein kunsthistorisches Interesse (das allerdings nicht mein allervorderstes Interessensgebiet ist) gestillt.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    am Motag war ich in der Ausstellung.


    Ganz interessant und natürlich eine Vielzahl von großartigen Kunstwerken und Installationen, die man nicht jeden Tag in Mitteleuropa zu sehen bekommt.


    Allerdings ziehe ich thematische Ausstellungen, die sich mit einem Künstler, einem Thema oder der Beziehung zwischen mehreren Künstlern beschäftigen, vor.


    Obwohl Guggenheim Kunst des 20. Jahrhunderts sammelte, ist die Bandbreite so unglaublich groß, dass man meinte von einem Kochtopf in den nächsten zu hüpfen: Das einzelne Kunstwerk verliert dadurch für mich ein wenig seine Bezüge.



    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    vor kurzem habe ich den Roman "Sturmflut" von Margriet de Moor gelesen und bin davon sehr angetan.


    Der Roman spielt in den Niederlanden vorwiegend des Jahres 1953 und thematisiert das Leben zweier Schwestern, von denen eine, die verheiratete junge Mutter Lidy, bei der großen Sturmflutkatastrophe vom 1. Februar 1953 ums Leben kommt, während ihre jüngere Schwester Armada in ihre Rolle schlüpft und Mann und Kind der verstorbenen älteren Schwester übernimmt. Damit aber wird sie nicht glücklich,weil sie ihre eigene Identität verliert.


    Das Ganze wird sehr lakonisch und dabei doch immer ungeheuer spannend in zwei Erzählsträngen dargestellt. Während Lidys letzte Stunden minutiös und im historischen Detail wohl sehr präzise erzählt werden, schreitet das Leben von Armanda weiter voran, als jüngere Schwester, die mit dem Mann ihrer verreisten Schwester flirtet, neue Frau des Witwers von Lidy, als Mutter mehrerer Kinder sowie schließlich kurz vorm Tod im Altenheim.


    Zusätzlich zu den zwei Erzählsträngen ist der Roman in fünf Teile geteilt, die ein wenig wie der Aufbau einer Sinfonie mit zusätzlichem Epilog anmuten. De Moor ist wohl auch Musikerin und verleiht ihrer Sprache Eigenschaften von Musik: Besonders das ruhige Dahinströmen und das Crescendo gelingen ihr sehr gut, ohne dass irgend etwas überladen wirkt.


    Ein toller, sehr empfehlenswerter Roman, der uns außerdem in einen Raum und eine Zeit entführt, die trotz ihrer Nähe uns Mitteleuropäern des beginnenden 21. Jahrhunderts zum Teil sehr fern liegt. Das Leben z.B. der niederländischen Polderbauern vor 50 Jahren wird in sehr eindringlichen Bildern deutlich gemacht.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    Er wird die Verantwortung für den Inhalt los. Bei einem so heiklen Thema wie dem Glauben keine schlechte Idee. Dennoch hat er referiert, was wahrscheinlich noch ein guter Teil seines Publikums glaubte. Auch keine schlechte Idee.


    Grüsse


    Sandhofer


    Genau. So macht man es, um sich unauffällig aus überkommenen Werte- und Weltanschauungssystemen zu verabschieden. Herodot wäre sicherlich auch ein guter Diplomat gewesen. :breitgrins:


    HG
    finsbury

    Hallo,


    die Zeit der Herbststürme kommt bald, und so treibt es mich - literarisch - an die sturmdurchtoste Nordsee.
    Lese gerade


    Margriet de Moor: Sturmzeit,
    einen Roman, der 1953 spielt und die große Flutkatastrophe zum Thema hat, der eineinhalbtausend Holländer und große Teile der Provinz Zeeland zum Opfer fielen. Als Reaktion darauf wurde das berühmte Oosterscheldesperrwerk gebaut.


    Der Roman gefällt mir bisher sehr gut: Er ist sehr dicht und spannend geschrieben.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    nun habe ich seit einigen Tagen die "Zwiebel" beendet. Das Buch ist nicht ohne Manierismen und überanstrengt einige Metaphern bzw. Anspielungen gewaltig (z.B seine angebliche Bekanntschaft mit dem heutigen Papst als Lagerkumpel zu Kriegsende). Negativ ist auch die ziemlich stark hervortretende Selbstbeweihräucherung: Klar, knapp achtzigjährige
    Nobelpreisträger kranken in der Regel nicht an Minderwertigkeitskomplexen.
    Dennoch hat das Buch auch sehr anrührende Stellen ( wie die Passagen über seine Mutter und ihr langsames Sterben) und ist vor allem ein ziemlich interessantes zeitgeschichtliches Dokument und auch ein guter Kommentar zu seinen eigenen Werken.
    Hat mal wieder Lesespaß gemacht, ohne dass man von welthaltiger Bedeutung erschüttert ist.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    als Ergänzung zu unserer kleinen Leserundenreihe zur Exilliteratur (Feuchtwanger: Exil und Seghers: Transit) schlage ich nun vor, auch den Prosadialog
    Flüchtlingsgespräche von Bertolt Brecht


    - entstanden zwischen 1940 in Finnland und 1944 in Amerika - gemeinsam zu lesen.


    Zwei arbeits- und mittellose Flüchtlinge, Ziffel, ein Physiker, und Kalle, ein Metallarbeiter, treffen sich zunächst im Bahnhof von Helsinki und dann immer wieder, um in insgesamt 18 Dialogen unterschiedliche Themen des Exils, aber auch die gesellschaftliche Verfassung Deutschlands und anderer Staaten unter faschistischer Herrschaft zu diskutieren.


    Dabei geht es zum Beispiel um solche Themen wie die Weltherrschaft, Freiheitsliebe und Käse, Dänemark und der Humor und so weiter.

    Das Ganze soll "knapp und leicht, doppeldeutig zugespitzt und umgangssprachlich direkt, aber auch [...] listig und verzwickt in der Aufdeckung von Widersprüchen" geschrieben sein.


    Infos nach Kindlers Literatur Lexikon


    Kein umfassendes Werk, kann man gut dazwischen schieben, ca. 100 Seiten!


    Wer hat Lust mitzulesen?


    Ich hätte ab November Zeit, bin aber danach auch sonst frei von Terminen bis zum Frühjahr.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    mal wieder ein Lebenszeichen in der Herodot-Runde: Bin im 5. Buch, 52. Abschnitt:
    Langsam entwickelt sich der hellenisch- persische Konflikt hin zu den Kriegen. Interessant, wie Herodot hier im antiken Sinne weltpolitische Auswirkungen an Besitz- und Machtinteressen egomaner Kleinmachthaber knüpft. Weil Dareios Histiaios und Aristagoras nicht in ihren Interessen entgegenkommt, versuchen diese, die Interessen anderer, z.B. der Vertriebenen von Naxos, dann die Inselbevölkerung selbst, schließlich die Spartaner für ihre Interessen einzuspannen: kleinliche Intrigen mit letztlich ungeheuren Auswirkungen!


    In der Monografie von Albert Schlögl zu Herodot wurde mir übrigens bestätigt, dass Herodot schon sehr weit weg war von dem überkommenen Götterglauben: Er versucht meist, zu den theologischen alternativ auch logische Erklärungen für Erscheinungen und Ereignisse zu finden, z.B. für die Entstehung der Peneios-Schlucht (VII, 129). In den vierziger Jahren des 5. Jahrhunderts, als Herodot im Perikleischen Athen weilte, hatte er wohl auch Kontakt zu dem Philosophen Protagoras, der sich von dem überkommenen Götterglauben lossagte. So weit geht Herodot wohl nicht, aber eine gewisse distanzierte Betrachtungsweise kommt in seinem Werk meiner Ansicht nach häufig zum Ausdruck.


    @ Maja, liest du noch?


    HG
    finsbury

    Hallo,


    einige Grass'sche Reminiszenzen zur Gruppe 47 finden sich in seiner neuen Autobiografie ab Seite 458: der Einfluss der Gruppe auf seine ersten Verlagskontakte, Bemerkungen zu Richter, Bachmann, Kaiser, Höllerer ...


    HG
    finsbury

    Hallo,


    ja, auch ich bin durch Vollmanns "Falschmünzer", die ich ebenfalls verschlungen habe, u.a. auf Cowper Powys gestoßen und habe mir die schöne Zweitausendeins-Ausgabe seiner drei Romane angeschafft. Bin aber, wie ihr :winken:, noch nicht dazu gekommen, sie zu lesen. Falls jemand also irgendwann eine Leserunde plant, bin ich gerne dabei und freue mich auch sonst über Meinungen zum Werk.


    HG
    finsbury

    Hallo ihr beiden,


    schön, dass ihr euch mit den Flüchtlingsgesprächen anschließen wollt. In den nächsten Tagen erstelle ich einen Thread dazu als Leserundenvorschlag und dann schauen wir mal, ob noch jemand teilnehmen will.


    Vor November lässt mir mein Leseplan allerdings keinen Raum!


    Und: mir hat das Lesen in dieser Runde auch Freude gemacht! :blume: :blume:


    HG


    finsbury

    Hallo,


    habe nun auch mit Grass' neuem Werk "Beim Häuten der Zwiebel" angefangen und es ist wie immer:


    Zwei Seiten gefremdelt und gebraucht, mich wieder an den Stil zu gewöhnen und dann die reine Lesefreude.


    Ich weiß, dass diese Meinung viele nicht teilen. Mich interessiert auch diese aufgebauschte Diskussion nicht, da ich Grass als Autoren von Romanen und Erzählungen schätze. Seinen politischen Äußerungen in diesen Werken stehe ich durchaus positv gegenüber und der Rest interessiert mich nicht. Ich wünsche dem Buch viele Leser, die es nicht aus Sensationsgier lesen, sondern deshalb, weil Grass eben ein Autor ist, der Wichtiges gut und spannend ausdrücken kann.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    ein deutscher Expressionist:


    Ernst Toller: Briefe aus dem Gefängnis
    und
    Lieder der Gefangenen


    ein französicher, ziemlich heftiger Klassiker der Moderne (1947)


    Jean Genet: Notre-Dame-des-Fleurs


    HG
    finsbury

    Hallo Maria,



    in den beginnenden Neunzigern habe ich mal "Bellefleur" gelesen, eine Familiensaga, die ich sehr spannend fand.
    Oates hat in diesem Roman wohl Kolportageelemente persifliert, wenn ich mich recht erinnere. Sie ist auch dafür bekannt, dass sie mit sehr unterschiedlichen Stilen experimentiert, so dass man nicht sicher sein kann, dass einem ein anderes Buch von ihr genauso gefällt oder nicht gefällt wie das bereits gelesene.


    HG
    finsbury

    Hallo Maria,


    danke für die Angabe. :blume:
    Amazon hat ja auch jetzt noch ein paar Exemplare. Werd's gleich bestellen, mit dem Lesen kann's aber noch eine Weile dauern: Bücher müssen bei mir immer erst gut ablagern, weil ich so viele auf Halde habe.


    HG
    finsbury

    Hallo Zola und nikki,


    ich hatte den Roman auch schon seit ein paar Tagen durch, kam aber bisher nicht zum Mailen.
    Wie ihr beide finde ich den Schluss auch sehr gelungen.
    Eine wichige Stelle zum Titel des Romans und der Figur des Erzählers habe ich noch in 10,VII gefunden:


    "Vergangenheit und Zukunft, einander gleich und ebenbürtig an Undurchsichtigkeit, und auch an den Zustand, den man auf Konsulaten Transit nennt und in der gewöhnlichen Sprache Gegenwart. Und das Ergebnis: nur eine Ahnung - wenn diese Ahnung verdient, ein Ergebnis genannt zu werden - von meiner eigenen Unversehrbarkeit."


    Diese Stelle zeigt sehr schön, dass Seghers ihren Roman nicht nur als Exilroman empfand, sondern darüber hinaus das Transitäre allen menschlichen Handelns darstellen wollte.
    Auch die Figur des Erzählers wird hier nochmal gedeutet: Er hat Züge eines Schriftstellers, weil er alles in sich aufsaugt und wiedergibt, aber selber unverändert bleibt.


    Der Roman hinterlässt bei mir - trotz einiger ermüdender Kapitel, die aber ihre Funktion haben, einen durchaus nachhaltigen Eindruck.


    Übrigens würde ich zum Abschluss einer kleinen Exilliteraturreihe irgendwann in den nächsten Monaten gerne Brechts Flüchtlingsgespräche lesen. Hättet ihr vielleicht Lust mitzutun?


    HG


    finsbury

    Hallo,


    na, da bin ich aber auch sehr betroffen :sauer:. Mit den verlagseigenen Bücherprojekten wird's dann wohl nicht mehr viel werden. Dabei zieren auch mein Bücherregal viele tolle Klassikerausgaben von Zweitausendeins, Cowper Powys, Cervantes, Dickens ... .
    Wir waren früher immer mindestens einmal im Monat in dem Essener Laden, weil wir auch viele CDs kaufen. Mir gefällt gerade das Provisorische dieser Läden und ich kann da stundenlang kramen. Die Verkäufer waren auch sehr nett und hilfsbereit, wenn man etwas suchte. Inhaltliche Beratung kann man da allerdings nicht erwarten: Der größte Teil ist halt qualitativ höherwertige Ramschware.
    Leider hat der Essener Laden letzten Oktober dichtgemacht :grmpf:, ein Riesen-Lebensqualität -Verlust für uns, aber ein Segen fürs Portemonnaie. Seither waren wir einmal in Düsseldorf, aber das ist einfach zu weit weg, um da wegen eines Ladens hinzufahren.
    Im Versandhandel habe ich erst einmal bestellt.


    HG
    finsbury