Beiträge von Eni

    „Ich bin mit drei toten Sprachen aufgewachsen- Hebräisch, Aramäisch und Jiddisch (manche halten letzteres nicht einmal für eine Sprache)- und in einer Kultur des Talmud. Der Cheder, die jüdische Grundschule, in der ich zu lernen anfing, befand sich in einem Raum, in dem der Lehrer aß und schlief und seine Frau kochte. Dort lernte ich nicht etwas Rechnen, Geographie, Physik, Chemie oder Geschichte, sondern die Gesetzte, die zum Beispiel auf ein am Feiertag gelegtes Ei anzuwenden sind….“


    So beginnt I.B. Singers Roman „Schoscha“. Nachdem ich in diesem Jahr bereits drei Bücher von I. B. Singer gelesen hatte, haben mich die ersten Zeilen seines Romans „Schoscha“ gleich wieder in ihren Bann gezogen. Es ist das jüdische Leben im Allgemeinen und die Auseinandersetzung der Protagonisten mit ihren traditionellen Werten in einer immer moderneren Welt, die mich immer wieder neugierig machen. Singers Geschichten sind natürlich auch ein Stück Zeitgeschichte, in dem sie die Situation der Juden um die Weltkriege in Warschau schildern.

    Hallo Montaigne,


    ich gebe den Dank für die nette Leserunde gern zurück. Deine vielen Randinformationen haben es sehr interessant gemacht und die Geschichte schön in ihre Zeit eingebettet.


    Am Ende, als Agnes ihren Morgenspaziergang am Strand macht, hatte ich schon so ein Gefühl, dass nun noch etwas passieren würde. Ich dachte immer, es kann doch nicht sein, dass Weston jetzt hier auftaucht. Aber es geschieht tatsächlich und ich habe mich wirklich für Agnes gefreut. Das gute Ende sehe ich auch ein wenig als Lichtblick für andere Frauen in Agnes Lage und hoffe, dass die Geschichte von recht vielen Gouvernanten gelesen wurde. Auch deine Erwähnung von Lady Amberlys Tagebucheintrag lässt die damalige Zeit etwas heller erscheinen, als sie es während der Lektüre manchmal schien.


    Auf bald
    Eni

    Hallo Montaigne,
    Danke für die interessanten Informationen zu den Zitaten. Ich finde es immer spannend in Romanen auf andere Stücke zu stoßen. Besonders von James Thomson hatte ich noch nie gehört. Ja, die Bücher werden Agnes wohl so manch einsame Stunde versüßt haben. Sie ist bei ihren Schülern ja sogar als „Bücherwurm“ verschrien. Zweifelsohne war auch Anne sehr belesen. Du als Shakespeare-Fan bist dann sicher nicht über den Namen Dogberry im 7. Kapitel gestolpert, als Anne auf weitergehende Beschreibungen der ersten Tage auf Horton Lodge verzichtet.


    Da ich die letzten Tage Ferien in einem reetgedeckten Friesenhäuschen, den englischen Cottages übrigens nicht unähnlich, gemacht habe, habe ich das Buch inzwischen beendet. Ich möchte nicht vorgreifen, da ich nicht weiß, wie weit du bist, aber der letzte Teil des Buches war sehr spannend…


    Gruß
    Eni

    Hallo Montaigne,


    vermutlich steckst du gerade mitten in Agnes Zeit auf Horton Lodge. Agnes muss sich in der Anfangszeit regelrecht eingesperrt gefühlt haben. Im weiteren Verlauf ergibt sich aber hin und wieder die Gelegenheit das Haus zu verlassen, z.B. für einen Spaziergang oder einen Besuch bei den Kätnern (über den Begriff stolperte ich anfänglich, aber es sind wohl schlicht und ergreifend die Bewohner der Katen gemeint). Vielleicht verlagert sich aber auch nur die Schilderung des Alltags ein wenig von den Schulstunden auf das äußere Leben. Jedenfalls atmet man regelrecht auf, als sich für Agnes der ein oder andere Kontakt zu Menschen ergibt, die sie nicht als Untergebene betrachten. Wirkliche Freundschaften entstehen für Agnes beim Besuch der Alten und Kranken nicht, vielmehr steht das Gebot der christlichen Nächstenliebe im Vordergrund.


    Bedrückend die Szenen, in denen sich Agnes wohl am liebsten in Luft auflösen würde, z.B. der Spaziergang nach der Kirche. Die Gruppe beachtet sie nicht mit einem Blick, nicht mit einem Wort. Agens lässt sich zurückfallen, betrachtet eingehend die Umwelt, um der Scham zu entgehen. Wie einsam sie sich fühlen muss.
    Wenn die edlen Herren abgebogen sind, ist Agnes natürlich wieder recht den jungen Damen die Zeit zu vertreiben...


    Ich melde mich hiermit für gut eine Woche ab. Dir weiterhin viel Freude beim Lesen!


    Gruß
    Eni

    Hallo Montaigne,


    Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass Agnes von ihrem Weihnachtsurlaub ausführlich berichtet, das Wiedersehen mit den Eltern und der Schwester und wie damals in Nordengland Weihnachten gefeiert wurde...


    Dies findet nach den nächsten Weihnachtsferien noch eine Steigerung. Im achten Kapitel erfährt Agnes aus einem Brief von der bevorstehenden Hochzeit ihrer Schwester. Obwohl sie bald ihren Urlaub antritt, erfährt man im Anschluss kein Wort über den Aufenthalt zu Hause. Da die Hochzeit ein bedeutendes Ereignis in der Familie sein muss, schließlich gibt es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, unterstreicht dieses Nichterwähnen in meinen Augen die Belanglosigkeit des Menschen Agnes im Hause Murray. Kein Mensch scheint sich dafür zu interessieren. Im Gegensatz dazu steht die detailreiche Schilderung der wichtigsten Verehrer, welcher Miss Murray sich rühmt.


    Bis bald
    Eni

    Hallo Montaigne,
    der Roman liest sich recht flüssig. Wie weit bist du denn inzwischen?


    Nachdem die Tätigkeit bei den Bloomfields beendet ist, kommt mir Agnes Enthusiasmus etwas gedämpft vor. Nach einiger Zeit zu Hause tritt sie dennoch eine neue Stelle an. Wenn Agnes bei der ersten Familie am Anfang voller Ideen steckte, ist davon nun nicht mehr viel spüren. Anne nimmt auch relativ schnell die Dauer des Aufenthaltes bei Familie Murray voraus.
    Die Menschen, von denen Agnes umgeben ist, sind arrogant und geltungsbedürftig, sie lassen Agnes den Standesunterschied deutlich spüren. Sie weiß, dass sie den anderen in Bildung und Erziehung überlegen ist und übt sich in Demut. Man spürt wie einsam Agnes ist, obwohl sie nicht allein ist. Ich frage mich, ob dies das Schicksal einer jeden Gouvernante dieser Zeit war?


    Gruß
    Eni

    Das dritte Kapitel widmet sich weiter der Beschreibung der Schulstunden. Die Kinder sind jeder Art geistiger Anstrengung abgeneigt, gleichgültig und unaufmerksam. Außerdem kennen Sie keinen Gehorsam. Das Schulzimmer: Die bockigen Kinder wälzen sich am Boden, verweigern jede noch so kleine Aufgabe. Ich bewundere Agnes, die dabei nicht die Fassung verliert, zumal ihr keine erzieherischen Maßnahmen zur Verfügung stehen. Die Kinder sind furchtbar, wobei man ihnen keinen Vorwurf machen kann, ihnen wurden keine Werte vermittelt. Sie sind auch nicht an Zuneigung interessiert, was wiederum völlig gegenteilig zu Agnes Wesen ist.
    Nur am Ende des Kapitels findet sich ein Hinweis darauf, dass Agnes die Trennung von zu Hause als lang und traurig empfindet. Ich wäre längst weggerannt...

    Hallo Montaigne,


    ich freue mich auf unsere Leserunde und bin auch sehr gespannt auf Annes Wesen bzw. auf das von Agnes. Nach dem ersten Kapitel erhält man bereits einen Einblick. Für mich stellt sich Agnes als eine junge Frau dar, die sich viel zutraut, auch Dinge von denen sie keine realistische Vorstellung hat, vielleicht etwas naiv, vermutlich nicht zuletzt getrieben vom Wunsch die wirtschaftliche Lage der Familie zu verbessern und als ein Mensch mit Träumen…


    Gruß
    Eni
    (PS: lustig, gestern hat der Harenberg Literaturkalender der "Sturmhöhe" einen Artikel gewidmet.)

    Hallo Montaigne,


    vom Thema würde ich dann momentan auch eher zu Agnes Grey tendieren. Die Geschlechterbeziehung hatten wir ja gerade erst.


    Zeitlich kann ich es mir einrichten, sobald ich das Buch habe, können wir starten. Es wäre natürlich schön, wenn sich noch der ein oder andere Mitleser einfindet :lesen:


    Gruß
    Eni

    Moin,


    die Tagebücher würden mich auch sehr interessieren, aber irgendwie machen mir solch dicke Bücher Angst. Zumal das Thema auch bedrückend ist. Bin unentschlossen...


    Stecke gerade mitten in H. Hesses Narziss und Goldmund. Den Beginn im Kloster fand ich stellenweise etwas zäh, aber dann ist es immer besser geworden. Etwas übertrieben finde ich allerdings die vielen vielen Frauengeschichten. Goldmunds Wanderschaft lässt sich reduzieren auf Frauen, die er kriegen kann, was so ziemlich jede ist und ein paar wenige unerreichbare. Dennoch bin ich gespannt, wo die Geschichte enden wird.


    Gruß
    Eni

    Hallo Montaigne,


    ich wäre gern wieder dabei. Es ist dann zwar gleich wieder ein Roman von Anne, aber die Schwestern kann ich ja im Anschluss immer noch lesen.


    Gruß
    Eni


    Von Zeruya Shalev "Für den Rest des Lebens". Shalev schreibt sehr eindringlich über drei Menschenschicksale, die nicht miteinander können, aber auch nicht voneinander lassen - das Band der Familie und ein See sind stärker. Ziemlich düster das Buch, aber es zieht einem dennoch in einen Sog hinein :smile:


    Überhaupt nicht angezogen hat mit Z. Shalevs "Liebesleben". Auf knapp 400 Seiten kann man miterleben, wie eine junge Frau einem älteren Mann verfällt und wenig ernsthaft versucht von ihm loszukommen. Ich habe das Buch als sehr platt empfunden und war enttäuscht.


    Vorn auf dem Buch steht ein Kommentar von R.-Ranicki: "... gehört zu dem Besten, was ich in den letzten Jahren gelesen habe."


    Nun ja ... :zwinker:


    Gruß
    Eni

    Hallo zusammen,


    ich habe gerade „Blau steht dir nicht“ von Judith Schalansky gelesen. Der Name war mir vom wunderschönen „Atlas der abgelegenen Inseln“ ein Begriff und die Matrosen haben mich auch angesprochen. Zwar wusste ich bereits einiges über die Autorin und das Buch, doch das erste Kapitel hat mich dann stärker berührt als ich mir hätte denken können. Die Ferien der kleinen Jenny bei den Großeltern an der Ostsee werden beschrieben. Ähnliche Erinnerungen mögen viele Menschen haben, aber als ich merkte, dass die Erinnerungen von Jenny und meine eigenen am gleichen Ort und zur gleichen Zeit entstanden, war ich sehr überrascht. Da kennt man plötzlich genau diese eine Straße, fühlt wie sich vieles in Erinnerung ruft und denkt, das kann ja nicht wahr sein… Der Rest hat sich dann auch ganz schnell gelesen, ein feines Büchlein, aber kein Roman mit wirklich durchgehender Handlung.


    Im Anschluss nun John Irvings (70.! Geburtstag am vergangenen Freitag) „Wilde Geschichte vom Wassertrinker“. Die ersten 100 Seiten lesen sich gut, man ist schnell mitten in der Geschichte. Und wenn er es in den nächsten 100 Seiten schafft, dass ich auch nicht wieder raus will, dann tritt genau das ein, was ich mir erwarte.


    Gruß
    Eni

    Hallo Meier,


    nicht ohne Grund wird Anne ihren Roman unter einem Pseudonym veröffentlicht haben. Wir können heute gut nachvollziehen, dass man nicht mit so einem Tyrann leben möchte und haben für Helens Aufbegehren Verständnis. Damals sah das wohl etwas anders aus.


    Mal schauen, was montaigne zum Schluss des Buches sagen wird.


    Bei einer Leserunde zu Jane Eyre wäre ich auf jeden Fall dabei. Thomas Hardys "Tess" wäre vielleicht auch interessant. Zwar etwas später erschienen, spielt aber vielleicht ganz in der Nähe von Wildfell Hall.


    Dies ist ja meine erste Leserunde und ich muss sagen, dass ich das Buch allein vermutlich weniger intensiv gelesen hätte. Den Austausch empfinde ich als sehr angenehm, sonst bin ich mit dem was ich lese doch eher allein.


    Gruß
    Eni