Hallo zusammen,
der erste Satz in Stine hat mich insofern überrascht, als das auch dieser Roman unseres Fontane-Projektes mit einer genauen Ortsangabe beginnt. Wieder werden Straßennamen genannt:
Irrungen, Wirrungen:
„An dem Schnittpunkte von Kurfürstendamm und Kurfürstenstraße, schräg gegenüber dem „Zoologischen“,…“
L‘ Adultera:
„Der Kommerzienrat van der Straaten, Große Petristraße 4, …“
Stine
„In der Invalidenstraße sah es aus wie gewöhnlich: die Pferdebahnwagen klingelten, …“
Die Große Petristraße 4 hatte ich noch im Kopf, denn den Anfang von L‘ Adultera fand ich wunderbar, bei Irrungen, Wirrungen musste ich schnell nachsehen. Auch hier eine genaue Ortsangabe. Fontane platziert seine Figuren nicht vage in irgendeiner Stadt und auch nicht irgendwo in Berlin. Es ist eben genau die Invalidenstraße, genau die Nr. 98e, genau die erste Etage. Es erwartet den Leser also eine Geschichte, die sich ganz in seiner Nähe zugetragen haben könnte. Und genau dieses Publikum, die Menschen nebenan Straßen Berlins, wollte Fontane wohl erreichen.
Die ersten Seiten widmen sich der Beschreibung der Pittelkow und ihrer häuslichen Umgebung. Ich sehe Pauline förmlich mit ihren gerafften Röcken am Fenster stehen. Ich bin gespannt worauf die beschriebenen Gegensätze deuten: der wenig zu Haus und Wohnung passende Rokokotisch, das Bücherregel mit Hume’s History of England und dem Berliner Pfennigmagazin.
Zu Fontane habe ich neulich folgenden Kommentar gelesen:
„Fontane hatte Selbstzweifel beim Schreiben: „Wie wird das werden? Wie komponierst du dies, wie gruppierst du das? Wird es auch nicht dummes Zeug sein?““ (aus Rainer Schmitz „Was geschah mit Schillers Schädel?“)
Er schrieb also nicht einfach los, sondern arrangierte wohlbedacht (was man ja all den Kommentaren zu seinen Romanen auch entnehmen kann und ich auch nicht erwartet hatte).
Musikalisch wird es in Stine auch wieder.
Bis bald
Eni