Hallo liebe Mitleser,
ich bin nun auch fertig mit dem Roman, leider, denn er hat mir wirklich gut gefallen und steht mMn den großen Werken "Effi Briest" und "Stechlin" nicht nach. Hier noch ein paar weitere Eindrücke:
Als ich zum 13. Kapitel kam und die Liebesidylle sich trübte, was dann im 14. Kapitel zum Trennungsbeschluß und kurz darauf zur Trennung führte, war ich erst überrascht: wie so schnell, schon nach der Hälfte des Romans? Und was passiert dann im Rest? Ich hatte vorher immer gedacht, der Roman endete mit der Trennung. Es ist eine geschickte Komposition von Fontane: so wie der Roman nicht mit der Beziehung Lenes und Bothos beginnt, so endet er auch nicht mit ihr, der Roman ist gegenüber der Beziehung zeitlich verschoben. In der zweiten Hälfte des Romans werden die Gegensätze der beiden Welten Kleinbürgertum und Adel noch plastischer dargestellt und es wird deutlich, dass die gefühlsmäßige Bindung nicht mit der Trennung endet (das Haar, das bindet!).
Der Gegensatz Lene und Käthe ist sehr stark, fast schon zu sehr. Lene ist sehr vernünftig und gefühlsstark, aber auch reif in ihrer Beziehung: wie sie nach Hankels Ablage richtig erkannte, dass man erstmal nicht reden könne und jeder erstmal allein nach Hause gehen sollte. Dann sagte sie niemand sei schuld und das sei das Schlimme, denn eine Schuld könne man verzeihen. Das klingt alles sehr lebensklug, fast schon modern, wie aus Partnerschaft-Ratgebern. Dagegen Käthe: ihre Leichtigkeit wird nach ihrer Kur noch schlimmer. Sie versucht Botho dahin zu bringen, doch möglichst wie bei einem abwechlungsreichen Menü, "einfach und harmlos plaudern zu wollen und ein bißchen rascher und nicht immer dasselbe Thema". Armer Botho! Er kennt genau den Preis seines durch die Ehe mit Käthe gefestigten Adelsstandes: statt einer ernsthaften, lebensklugen, gefühlstiefen Lene aus dem Volke hat er nun eine alberne, "redensartliche", leichtfertige Käthe, die ihm noch nicht einmal ein Kind schenken kann (hier äußert sich Fontane nicht weiter, außer der "Kur" in Schlangenbad, die ja wohl aus diesem Grund gemacht wird, aber man denkt sich sein Teil). Wie ironisch und den Erfolg von Käthes "Erziehungsarbeit" an Botho beweisend der letzte Abschnitt: "[...] und sagte mit soviel Leichtigkeit im Ton, als er aufbringen konnte: [...]"
Genauso oberflächlich wie Käthe wird eigentlich die ganze Welt des Adels geschildert: die Art des Zeitvertreibs, der Konversation. Dazu paßte der Satz Fontanes, den ich im Anhang meiner Ausgabe las:
[quote author=Fontane an Georg Friedländer, 12.4.1894]Von meinem vielgeliebten Adel falle ich mehr und mehr ganz ab, traurige Figuren, beleidigend unangenehme Selbstsüchtler von einer mir ganz unverständlichen Bornirtheit [...][/quote]
In besagtem Anhang gibt es noch 20 Seiten über die Wirkung des Romans. Wenn sich dort noch etwas Mitteilenswertes findet (was ich vermute), erzähl ich Euch davon.
Gruß
Klaus