Finsbury, ich seh das ganz genauso wie Du. Außer den Anmerkungen meiner Ausgabe benutze ich auch keine weiteren Quellen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass man sich den Genuß bei der Jean-Paul-Lektüre bisweilen erarbeiten muß, ich muss manche (Ab)Sätze 3-4mal lesen, bis ich glaube ihn verstanden zu haben. Jean Paul hat die Orangen hoch gehängt, da muß man sie erstmal runterholen. :smile:
Beiträge von klaus
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Volker, ich kann Dich sehr gut verstehen. Mein Respekt vor der zu bewältigenden Leseaufgabe ist auch groß, und ich weiß nicht ob ich's schaffe. Zwar hab ich schon einen Jean Paul gelesen (Dr. Katzenbergers Badereise), aber der war im Vergleich sehr kurz. Andererseits finde ich Jean Paul als Mensch sehr interessant und die Art wie er schreibt, ist manchmal so, als wenn da jemand über 200 Jahre hinweg persönlich mit mir spricht - wenn ich's denn verstehe ... :zwinker: Du drückst es sehr schön aus, dass "seine Art zu schreiben zu mir geht". Wahrscheinlich müssen wir uns hin und wieder gegenseitig ermuntern durchzuhalten
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Ich habe die Vorreden auch schon vor ein paar Tagen gelesen. Ich habe den ersten Band der 10bändigen Lizenzausgabe vom Zweitausendeins-Verlag, also mit Anmerkungen, und habe mir vorgenommen, jeden Tag zu einem Hundsposttag zu machen, was hieße, dass ich Mitte September fertig wäre. Schaun wir mal :breitgrins:
Was die Schwierigkeiten beim Lesen betrifft, so halte ich es mit folgendem Zitat:
ZitatDenn wer muß schon einen vor Witz und Esprit sprühenden, von großen Phantasien und seelenvollen Empfindungen durchdrungenen Freund in allem verstehen, Hauptsache man hat einen.
Es stammt aus der Vorbemerkung dieser hervorragenden Bildbiografie:(Das Wort und die Freiheit. Jean Paul-Bildbiografie, Nimbus Verlag)
[kaufen='978-3907142837'][/kaufen]
Also werde ich nicht zu anspruchsvoll gegen mich selbst sein: ich weiß dass ich nicht jeden Vergleich, jede Anspielung und nicht jede Formulierung verstehen werde, der Rest wird mir hoffentlich Befriedigung genug sein. Und vielleicht helfen mir ja auch die Mitleser.
Ansonsten kann ich als Sekundärlektüre noch das folgende unterhaltsame Buch aus dem Jubiläumsjahr 2013 empfehlen:
(Jean Paul von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium. Haymon Verlag)
[kaufen='978-3852187600'][/kaufen]
Gruß
Klaus :winken: -
Nach langer Abstinenz möchte ich auch mal wieder an einer Leserunde teilnehmen. Jean Paul interessiert mich schon lange, aber seine Sprache und sein Stil haben mich immer abgeschreckt. Jetzt habe ich mit "Dr. Katzenbergers Badereise" mal den Einstieg versucht und lese das Buch in homöopathischen Dosen, nicht mehr als 2-3 Kapitel pro Tag. Also: eine Jean-Paul-Leserunde mit einem weiteren Werk käme für mich gerade recht.
August wäre mir recht, oder auch Oktober. :winken:
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"Im Anfang war das Wort" (Evangelium nach Johannes): vielleicht sollte man mal daran erinnern, dass ein Buch meistens und ein Roman fast immer schlicht aus Wörtern besteht. Die kann man sich vorlesen lassen, selber lesen, in Stein meißeln, auf Plakate malen, auf Papier drucken und was immer man will. Das sind alles Akzidenzien, die Essenz des Buches sind die Wörter. Ob ich einen Roman in einem gedruckten Buch oder einem Kindle lese, ist ungefähr so wichtig, wie ob ich das Buch im Lehnsessel oder am Eßtisch lese, oder ob ich dabei einen Whisky oder einen Tee trinke. Es ist eine Sache des Komforts und des Wohlgefühls, den ich beim Lesen habe, nicht mehr und nicht weniger.
Das sagt jemand, der durchaus seine Freude an gut gestalteten Büchern hat (z.B. die neue Thomas-Mann-Ausgabe) und sich als bibliophil bezeichnen würde. Aber angesichts der Ebooks den Untergang des Abendlandes auszurufen, wie es Herr Forssmann tut, halte ich für völlig unangebracht.
Und die Reclam-Heftchen mit ihrem engen Satz, ihrer kleinen Schrift und dem fehlenden Rand als große Kulturleistung gegenüber dem Ebook auszurufen, wo ich diese Dinge mir selber lesefreundlich einrichten kann: ich kann nur herzlich lachen. :breitgrins: Es gibt so viele schlecht gemachte Bücher, denen ich eine gute Ebook-Ausgabe immer vorziehe.
Gruß
Klaus -
<a href="http://culturmag.de/litmag/zo-beck-ueber-die-boesen-ebooks-eine-antwort-auf-friedrich-forssman/78887"> Zoë Beck über die bösen eBooks. Eine Antwort auf Friedrich Forssman</a>
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Diese Tage immer wieder die entzückende Kammermusik von Francis Poulenc.Herzlich Willkommen! Ich mag Poulenc auch sehr. Vor langer, langer Zeit hat mich das Orgelkonzert für ihn gewonnen und heutzutage höre ich z.B. die Cellosonate gerne.
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Fast am Ende und nebenbei schon nach der nächsten Lektüre ausschauhaltend:Robert Merle: Fortune de France
Hab ich auch grad gelesen und werde nach und nach wohl auch die restlichen 12 Bände folgen lassen. Ein historischer Roman auf gutem inhaltlichen Niveau, wenn auch literarisch nicht so ambitioniert wie Hilary Mantel. Liest sich gut.
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Auch im Herbst gibt es einige interessante Neuerscheinungen - zum Vormerken und Vorfreuen:"Honig" - der neue Roman von Ian McEwan
(wie gewohnt bei diogenes, Original "Sweet Tooth" - toller Roman mit überraschendem Ende!)Danke für den Tipp. Ian McEwan ist einer meiner Favoriten, das Buch kommt auf meine Liste.
Klaus
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Leider liegt meine Lektüre des Radetzkymarschs erst 1 Jahr zurück, sonst würde ich an der Leserunde teilnehmen. Ich werde sie aber verfolgen und mich vielleicht auch mal einmischen.
Viel Spaß bei der Lektüre
Klaus -
Mir geht es ähnlich wie thopas. Ich habe eine Klassiker-Blockade, trotzdem lese ich sehr viel, aber kaum Belletristik und gar keine Klassiker. Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest, daß ich in meinen Interessen sprunghaft bin oder mich schnell übersättige. Das ist eben so und ich finde es nicht schlimm. Es tut mir nur leid, dass ich meinen Leserunden-Verpflichtungen dann nicht nachkomme.
Gruß
Klaus -
Hallo Montaigne,
ich schlage dann vor, Ihr legt los und ich klinke mich aus. Bei mir liegt die Lektüre der Jenny Treibel sowieso erst eineinhalb Jahre zurück.
Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren.
Gruß
Klaus -
Hallo Montaigne,
im Moment befinden sich sehr viele Sachbücher (Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften) auf meiner Leseliste und die Klassiker sind etwas ins Hintertreffen geraten.
Aber: bis zu Deinem November-Termin ist es ja noch lang hin und die Jenny Treibel ist relativ kurz. Also: vielleicht klappt es bei mir zum 24.11.
Gruß
Klaus -
Hallo Maria,
Greenblatt ist, soweit ich informiert bin, recht umstritten mit seinen Thesen zur Renaissance. Wenn es Dir nichts ausmacht, berichte doch bitte kurz über Deine Eindrücke und Deine Meinung.
LG
Tom
Hallo,
ich habe Greenblatts Buch gerade gelesen und kann es ohne Einschränkung empfehlen. Das Niveau und die Erzählweise erinnerte mich ein wenig an Philipp Blom: anspruchsvolle kulturhistorische Inhalte spannend erzählt. Ich habe sehr viel gelernt über die Buchkultur der Antike, des Mittelalters und der beginnenden Renaissance im Vergleich, über die Lehre Epikurs und ihre Darstellung bei Lukrez und ihren Kontrast zum mittelalterlichen christlichen Weltbild, über die Zeit um 1400 (z.B. wird das Konstanzer Konzil sehr anschaulich geschildert), über die Wirkung des Lukrez nach seiner Wiederentdeckung und nicht zuletzt über Leben und Werk des Humanisten Poggio Bracciolini, der "De rerum natura" in einem deutschen Kloster 1417 aufstöberte.
Was Greenblatt nicht tut und selber auch nicht will, ist eine Erklärung des Phänomens der Renaissance zu geben. Natürlich kann man die Renaissance nicht monokausal aus der Wiederentdeckung eines antiken Werkes herleiten. Was Greenblatt will, ist ein exemplarisches Schlüsselereignis der beginnenden Renaissance ausführlich zu schildern und dabei "en passant" den Epochenwechsel dem Leser begreiflich zu machen. Er vergleicht selbst die Wiederentdeckung des Lukrezschen Werkes mit dem Sturm auf die Bastille oder der Plünderung Roms durch Alarich oder dem ersten Hissen der spanischen Flagge auf amerikanischem Boden. Auch dies sind Schlüsselereignisse, die aber für sich genommen weder die französische Revolution erklären, noch den Untergang Roms oder die Eroberung Amerikas.
Ich habe die Rezensionen der Presse überflogen. Jens Jessen (den ich seit seinem berüchtigten Videokommentar zur Ausländerkriminalität eh nicht mehr ernst nehme) stört wohl in der ZEIT Greenblatts Enthusiasmus für eine Philosophie, die in Konsequenz zum Atheismus führe, aber keineswegs zu "enthemmtem Genuß", wie Jessen behauptet. Andrew James Johnston, der Rezensent der t.a.z., ist Professor für Englische Philologie mit Schwerpunkt Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der FU Berlin, aber wie er darauf kommt, Greenblatts Absicht mit dem Buch sei es, "die Amerikaner von ihrer religiösen Rechten zu befreien, indem er einen historischen Mythos wiederbelebt, der spätestens seit dem 19. Jahrhundert dazu diente, die Überlegenheit des Westens über den Rest der Welt zu legitimieren" ist mir schleierhaft. Er bezieht sich bei seiner Argumentation auf die allerletzten Seiten des Buches, wo erwähnt wird, dass Thomas Jefferson begeisterter Leser Lukrez' war und dadurch seine Gedanken Spuren in der amerikanischen Verfassung hinterließen. Die Rezension in der Süddeutschen Zeitung stört sich daran, dass das Klischee des "dunklen Mittelalters" und der "hellen Renaissance" bedient wird. Das kann ich so auch nicht sehen. Natürlich gab es auch ein "helles Mittelalter", man lese nur Greenblatts Schilderung, wie Poggio in ein Schweizer Badehaus kam und irritiert war angesichts der Freizügigkeit, die dort herrschte und die er von Italien nicht kannte. Es gab auch im Mittelalter ein Streben nach Lust und Genuß (und dabei auch die Übertreibung), aber dies entsprach nicht der den Zeitgeist dominierenden Kirche und wurde von ihr nicht gewünscht oder gar gerechtfertigt. Und in der angeblich "hellen" Renaissance wurde Giordano Bruno wegen seines Lukrezschen Gedankengebäudes öffentlich verbrannt, Greenblatt schreibt ausführlich darüber. Klischees kann ich hier nicht erkennen.
Was ich glaube (aber nicht beweisen kann): die Kritik mancher Rezensenten beruht auf dem bei manchen deutschen Intellektuellen immer noch existierenden Vorurteil, dass man über schwierige Themen nicht verständlich und zu einem breiten Publikum schreiben kann und darf. Bei den Rezensionen zu Philipp Blom herrschte auch so ein Unterton.
Gruß
Klaus -
Hallo Finsbury,
ich nehme doch nicht an der Leserunde teil. Meine Lese-Interessen sind im Moment völlig andere. Es tut mir leid. Es ist jetzt schon das 2. Mal dass ich einen Rückzieher mache, aber ich bin auch lernfähig und werde mich in Zukunft nur noch kurzfristig zu Leserunden anmelden. Ein halbes Jahr im Voraus kann ich meine Interessen einfach nicht abschätzen.
Ich wünsche Euch dennoch viel Spaß im nebligen London und eine interessante Runde.
Gruß
Klaus :winken: -
Ich habe mich in der Buchhandlung dann heute doch anders entschieden, gegen die Aufklärung als historische Epoche (bzw. "europäisches Projekt") und für die Aufklärung unseres eigenen oft fehlerhaften Denkens:
[kaufen='978-3886808861'][/kaufen]
Bin schon mit dem Lesen angefangen. Vielleicht später ein Bericht.
Gruß
Klaus -
Ich bin noch ziemlich am Anfang. Also kann ich noch nicht allzuviel dazu sagen. Es liest sich locker, leicht. Aber die richtige Begeisterung ist noch nicht aufgekommen. Aber das kann ja noch kommen.
Danke für die Anregung, werde mir das Buch vielleicht noch heute besorgen.
Ich kann zum Thema Aufklärung noch folgendes Werk (und überhaupt den Autor) empfehlen:
[kaufen='978-3446236486'][/kaufen]
Allerdings kommt hier Rousseau sehr schlecht weg und evtl. muß ich das hier geprägte Bild von ihm noch revidieren (oder auch nicht).
Gruß
Klaus -
Hallo,
ich bin auch durch mit dem Roman (?), der Novelle (?), oder was immer es auch ist. Ich will hier nicht wieder eine "Schubladen"-Diskussion entfachen, stelle aber fest, dass Fontane in der Erstausgabe keine Bezeichnung wählte.
Man sollte nach dem letzten Satz zum ersten Satz zurückkehren ("In der Invalidenstraße sah es aus wie gewöhnlich"), dann wird einem das Entlarvende dieses Werkes erst richtig bewußt. Die gesellschaftlichen Mißstände und Widersprüche, die wir erfahren haben, sind ganz "gewöhnlich" und normal für die Zeit. Im Gegensatz zu "Irrungen, Wirrungen" fand ich das Ende nicht versöhnlich. Ähnliches ist ja auch in den beiden Ehebruch-Romanen festzustellen, L'Adultera und Effi Briest. Der spätere Roman endet auch hier härter und unversöhnlicher.
Fontane ist für mich einer der großen Realisten und ich bedaure nicht, dass er Arno Schmidt nicht kannte. :breitgrins:
Gruß
Klaus -
Hallo Montaigne,
da erwartest Du zu viel von mir oder vielleicht habe ich auch den Mund etwas zu voll genommen, aber eine eigene "Klassiker"-Definition werde ich hier nicht vornehmen (können).
Ich stelle nur fest, dass meine "intuitive" Vorstellung von einem "Klassiker" der "Gemeinfreiheits"-Definition widerspricht. Als Beispiele für diesen Widerspruch nannte ich die Autoren Kafka und Hesse. Ich könnte auch Fontane und Thomas Mann nennen: die Entstehungszeiten von "Stechlin" und "Buddenbrooks" überschnitten sich, der eine ein Klassiker, der andere nicht? Nur weil der eine ein sehr alter und der andere ein sehr junger Mann war? Leuchtet mir einfach nicht ein.
Gruß
Klaus -
Melanie lebt in einer Ehe und ist ihrem Ehemann zehn Jahre lang treu und auch von ihrem späteren Geliebten wird sie nicht bezahlt. Da käme mir der Begriff Prostituierte niemals in den Sinn.Hallo Montaigne,
mir kommt der Begriff "Prostituierte" weder bei Pauline noch bei Melanie in den Sinn. Und auch Pauline wird ihrem "Ollen" treu sein, oder?
Fest steht, dass beide ihre Beziehungen wegen der materiellen Sicherheit eingingen, nur dass man diese Beziehung bei Melanie "Ehe" nennt.
Gruß
Klaus