Beiträge von sandhofer

    Ah ... er hielt das ja alles für rationale, bzw. wissenschaftliche Erklärungen. So, wie er H. G. Wells im Ernst vorgeworfen hat, für seine Ersten Menschen auf dem Mond der Einfachheit halber einen Werkstoff erfunden zu haben, der die Leute dorthin brachte, statt wie er (Verne) rationale mathematische Erklärungen einzufügen. Tatsächlich hat er für seine eigene Reise um den Mond jede Menge Berechnungen geliefert und er soll sie sogar von Mathematikern überprüfen haben lassen - sie sind dummerweise allesamt nichts wert, zum Teil völlig unverständlich. Und langweilig. Wie der ganze Roman, wo einfach - nichts geschieht. Wells' Roman war wenigstens spannend.

    Aber komisch ist es doch, dass ein für spannende Abenteuerliteratur derart bekannter Autor nicht mehr aus seinen Höhepunkten macht.

    Nun, ich weiss nicht so recht. Spannende Geschichten sind doch eigentlich nur die 80 Tage und die 20.000 Meilen. Alle anderen versaut er - auch weil er irgendwelche pädagogisch wichtige Sachinformationen einfügt,die er der Einfachheit halber aus dem Lexikon kopiert . Um dann die Männer auf dem Schiff, unterwegs zum Südpol zwecks Aufstockung der Lebensmittelvorräte einen Eisbären schiessen zu lassen...

    Das würde bedeuten, dass es mindestens drei von einander im Inhalt verschiedene Ausgaben gibt, die alle den Titel "Die leuchtende Pyramide" tragen. Ach, wenn doch die DNB den Inhalt von Sammlungen auch bibliografieren würde ... !

    Ja, ne - schon klar. Mein Fehler, weil ich ungenau gefragt habe.


    Was ich meinte: Unter dem Titel "Die leuchtende Pyramide" gibt es in Borges' Reihe mit phantastischer Literatur, genannt "Bibliothek von Babel", eine Auswahl auch aus Machens Werk mit eben dem Titel. Welche anderen Titel sind denn in der Suhrkamp-Auswahl drin? Und wer hat das Vorwort geschrieben?

    In Suhrkamps "Phantastischer Bibliothek" ist eine Sammlung von Machen unter dem Titel "Die leuchtende Pyramide" erschienen.

    Hm ... ist die eventuell aus Jorge Luis Borges' "Phantastischer Bibliothek"?

    Das ist der Reprint der Ende des 18. Jahrhunderts bei Göschen erschienen Ausgabe, die noch Wieland selber besorgt hat. (Und unter anderem explizit eine schöne Antiqua als Schrift wünschte.) Die ist, was seine Belletristik betrifft, wohl annähernd vollständig, selbst seine Jugendsünden hat Wieland in einem Anhang aufgenommen, aber es fehlen alle seine Übersetzungen und seine Kritiken etc. für verschiedene Zeitschriften, allen voran seinen Teutschen Merkur. Andere Auswahlausgaben bieten auch davon was. Muss man sich entscheiden. (Ich habe auch diese Greno-Ausgabe. Ist aber dann halt doch ein halber Regalmeter. ;))

    gibt es eine Werkausgabe Wielands, die die schönsten Werke dieses großartigen Dichters vereint?

    Aktuell im Buchhandel, meinst Du? Von der Ausgabe im Klassiker-Verlag, Gott hab ihn selig, gibt's wohl noch ein paar Bände, aber nicht mehr alles. Die fünfbändige Hanser-Ausgabe ist schon lange vergriffen. Die Oßmannstedter Ausgabe bei deGruyter wirst wohl nicht meinen. Ausserdem ist das ein Jahrhundertwerk, deren Ende weder Du noch ich erleben werden.


    Antiquarisch findet man aber, will mir scheinen, noch jede Menge Wieland-Ausgaben. Wieland kauft ja keiner mehr heutzutage ;( ...

    Eigentlich verwende ich vor allem den Begriff Höhepunkt sehr ungern für meine Lektüre. Höhepunkte gibt es in meinem gesamten Lektüreleben vielleicht deren fünf oder sechs. Keiner davon war im vergangenen Jahr, obwohl Dos Passos und Schmidt verdammt nahe dran kommen. Ich spreche daher lieber von Büchern, die mich wirklich enttäuscht haben und denen, die mir sehr, sehr gut gefallen haben.


    Also:


    Bücher, die mich enttäuscht haben waren

    - Don DeLillo: The Body Artist [wobei das mit Ansage kam, ich wusste, dass es schlecht sein würde]

    - Bertha von Suttner: Marthas Kinder [plumpes Herumschieben von Figuren, die unter den Deckmantel des Pazifismus Probleme des k.u.k. Hochadels wälzen]

    - Uwe Johnson: Jahrestage [konnte mich weder sprachlich noch inhaltlich überzeugen, aber ich weiss, dass es Fans gibt]

    - Wilhelm Lamszus: Das Menschenschlachthaus / Das Irrenhaus [noch ein Pazifist, der Figuren herumschiebt]

    - Volker Weidermann: Mann vom Meer [ein Versuch, Th. Mann eine Liebe zum Meer anzudichten, die ihn ein Leben lang beschäftigt hätte. Stellt sich heraus: es waren bestenfalls die ersten paar Jahr des erwachsenen Mann]


    Bücher, die mir sehr, sehr gut gefallen haben:

    - Arno Schmidt: Seelandschaft mit Pocahontas [die wohl berührendste Liebesgeschichte aus der Adenauer-Zeit]

    - Jane Austen: Pride and Prejudice [braucht Jane Austen eine Erklärung? Höchstens die, dass es sich bei ihr nie um einfache Liebesromane handelt]

    - Lawrence Ferlinghetti: Notizen aus Kreuz und Quer [Reisenotizen eines Vertreters der Beat Generation aus fast 100 Jahren Reisens]

    - Wilhelm Raabe: Fabian und Sebastian [diese wenig bekannten Romane Raabes haben sehr viel Untergründiges in sich]

    - Josephine Tey: Wie ein Hauch im Wind [ihr bester Roman - stilistisch wie von der Kriminalhandlung her]

    - Ingrid Bachér: Das Paar [eine von der Gruppe 47 marginalisierte Autorin - eine sehr zarte und melancholische Liebesgeschichte]

    - Ruth Rehmann: Abschied von der Meisterklasse [noch eine von der Gruppe 47 Marginalisierte, die das Scheitern einer Künstlerexistenz beschreibt]

    - Hanns Eisler: Johann Faustus [eine gut gelungene sozialistische Variation über das Thema "Faust"]

    - Louis Aragon: Der Pariser Bauer [der den Surrealismus begründende Text]

    - Étienne Bonnot de Condillac: Abhandlung über die Empfindungen [übersetzte Lockes Sensualismus ins Französische]

    - Herders Briefe [tiefe Einblicke in die Zeit des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik]

    - John Dos Passos: U.S.A.-Trilogie [formal wie inhaltlich das Vorbild von Uwe Johnson - ein Vorbild, das Johnson meiner Meinung nach nicht erreicht hat}

    - Jane Austen: Mansfield Park [braucht Jane Austen eine Erklärung? Höchstens die, dass es sich bei ihr nie um einfache Liebesromane handelt]

    - Béla Rothenbühler: Polifon Pervers [eine echte Überraschung. Nominiert für den Schweizer Buchpreis. Eine freche Abrechnung mit dem kommerzialisierten Kulturbetrieb]

    - Hermann Broch: Der Tod des Vergil [Brochs hier verwendete Sprache hier muss man mögen]

    - Wilhelm Raabe: Unruhige Gäste [diese wenig bekannten Romane Raabes haben sehr viel Untergründiges in sich]

    - Jean-Yves Tadié: Marcel Proust [die Proust-Biografie schlechthin - erschöpfend und nie wertend]

    - Thomas Pynchon: Mason & Dixon [Postmoderne at its best]

    OT, aber interessant, wie ich finde:

    mithilfe des Herausgebers des Göttinger Musenalmanachs

    Heinrich Christian Boie. Ein vor allem als Herausgeber verschiedener Zeitschriften ungeheuer wichtiger Mann jener Zeit. Seine eigenen Gedichte sind ... na ja ... Seine Schwester heiratete übrigens 1777 Voß. Was wiederum Boie in die Bredouille bringen sollte, als sich Voß einerseits, Heyne und Lichtenberg andererseits über Details der griechischen Philologie verkrachten. (Der Verleger des Göttinger Musenalmanachs, Johann Christian Dieterich, war auch Verleger, Freund und Mietsherr Lichtenbergs ...)

    Ich habe die Canterbury Tales Anfang Jahr mal angelesen, bin aber über den Prolog nicht hinausgekommen, kann also zu den eigentlichen Erzählungen nichts sagen. Dass ich nicht weiter gekommen bin, lag vor allem daran, dass ich versuchte, den Text im mittelenglischen Original zu lesen. Da habe ich mich wohl übernommen, obwohl ich der Meinung bin, als Student zumindest die eine oder andere Erzählung geschafft zu haben. Hilft jetzt auch nicht weiter, ich weiss.

    Nun überlege ich, ob ich mir sämtliche Erzählungen von Borges zulege...

    Borges hat immer wieder mal grossartige Ideen. Einige davon sind ja legendär geworden. Aber in der Masse seiner Geschichtgen wird er für mein Dafürhalten dann doch repetitiv.

    Oh, das hab ich gelesen, wohl kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe

    https://d-nb.info/976787091

    angeblich ist die komplett, bis auf den (unübersetzbaren) Abschnitt über den Argot.

    Der Fan dickleibiger Romane war durchaus angetan, fand aber die (jahrelang später gelesenen) "Arbeiter des Meeres" besser.

    Sinn für ein gewisses Ausmaß an Romantik wie Kolossalität sollte eventuell vorhanden sein, aber schlussendlich ist's ja nicht dicker als drei Romane von Balzac zusammen :-)

    Oh ... gelesen habe ich den Roman schon einmal. In der Ausgabe, die hier steht und mich so unverschämt angrinst: Texte variantes, notes et bibliographie par Maurice Allem. Bibliothèque de la Pléiade, 1951. Antiquarisch erworben. Rund 1775 Seiten Taschenbuchgrösse.


    Deine letzten beiden Sätze unterschreibe ich.