Beiträge von Marlino

    Hallo Maria,


    das ist sehr interessant. Aber mit diesem Google Reader könnte man vermutlich wieder nicht auf den Amazon Kindle Shop Zugriff nehmen. Google Books ist nur sehr interessant, weil auch sehr umfangreich. Und die greifen ja auch auf die "E Ink" Technologie zurück, also sollte das Schriftbild auch sehr klar sein.


    Google Books hat halt gratis sehr ausgefallene und auch schöne Sachen wie beispielsweise die "Neue Musikzeitung" mit Artikeln von Robert Schumann ( wenn die auch nicht vollständig sind.


    Ich weiß da noch nicht so recht. Gut ist jedenfalls, daß eine Freundin von mir auch so ein Gerät erwerben will - da hätte ich mal einen Vortester.


    Gruß Martin

    Im Grunde kann man mit dem Kindle alles runterladen, auch die komplette Gutenberg Editon, was schon mal nicht schlecht ist.


    Das ist ja toll, aber wie sieht es mit Google Books aus? Das sind ja wohl eher keine digitalisierten Dateien, sondern eher abfotographierte Bücher und das wird man ja wohl nicht herunterladen können.


    Gruß Martin

    Also ich habe ein bißchen in diesem auch schon recht alten Thread gelesen. Ich spiele ein bißchen mit dem Gedanken, mir so einen E Book Reader anzulegen, vielleicht den Kindle, den Amazon hat?


    Natürlich werden die Dinger in 10 Jahren noch billiger sein, aber in 10 Jahren bin ich auch 10 Jahre älter.


    Ich habe übrigens eine ziemlich große Bibliothek, es ist aber auch immer eine Platzfrage - wieviele Bücher habe ich schon zum Dachboden gebracht, nur um für neue Platz zu schaffen.


    Natürlich werde ich weiter normale Bücher lesen, aber allein die große Zahl an gratis downzuloadenden Büchern ist sehr verführerisch. Wobei da natürlich auch vieles dabei ist, was ich nie lesen werde.


    Also ich brauche mal ein wenig Meinungen und Ratschläge. Ein gedrucktes Buch ist wiegesagt sehr schön und man kann es an die Wand werfen und es geht nicht kaput, aber man soll sich neuen Entwicklungen eben auch nicht völlig verschließen.


    Kann man übrigens, wenn man den Kindle hat, auch noch von anderen Quellen downloaden als den Gratisdownloads, die Amazon anbietet?


    Gruß Martin

    Nimmt wirklich die Intensität ab? Ich denke je jünger man ist desto leichter ist man zu beeindrucken. Man ist dabei auf der Suche nach dem "ganz großen" und meint einen Zipfel davon erhascht zu haben und das versetzt einen in Euphorie, die aber letzlich nicht viel zählt. Ich denke, der Geschmack ändert sich einfach. Weniger der Dostojewski, der ungeheuer beeindruckt, mehr den Tschechov mit seinen Erzählungen, in denen gar nichts besonderes passiert, mit diesem immer wiederkehrenden Topos des empfindsamen Menschen, der an einer lethargischen empfindungslosen Welt fast oder ganz zugrunde geht. Das mag langweilig scheinen und ist doch immer wieder interessant und anrührend im Deteil. Heute wieder mal die Geschichte "Die Stachelbeeren". Wunderbare Geschichte.


    Immer klarer aber auch: Ich lese Literatur für mich selbst, nicht für die anderen. Ich muß niemandem damit imponieren. Ich kann viel lesen, wenn es mir gefällt, ich kann auch gar nichts lesen, wenn es mir gefällt. Ich darf auch um Goethe einen großen Bogen machen, wenn es mir gefällt. Und ich darf auch ein Buch abbrechen, nachdem ich schon 390 Seiten davon gelesen habe, das wird wohl bei mir beim Hesperus von Jean Paul der Fall sein.


    Gruß Martin

    Ich finde die Sache mit den E books grundsätzlich spannend. Wenn diese Dinger eine gute Qualität haben, die dem Lesen eines "echten" Buchs entspricht - warum nicht?


    Es ist übrigens ähnlich in der klassischen Musik und Tonträger. Ich habe mir neulich eine externe Festplatte gekauft: 2 Terrabyte, vermutlich gehen da etwa 4000 Klassik CDs drauf. Das ist doch für einen jungen Menschen eine tolle Sache, der wenig Geld hat und in einer kleinen Studentenbude hockt. Ich denke mit Grauen daran, wie es wäre, umziehen zu müssen, mit all diesen irrsinigen Mengen an Büchern und CDs. Dieses Problem werden Menschen zukünftiger Generationen nicht haben, die haben alles in einem kleinen Kasten drin.


    Mich würden Ebooks auch sehr interessieren, nur scheinen die noch recht teuer zu sein. So bei 50 Euro für ein Ebook würde ich aber vermutlich schwach. Wenn man dann sozusagen noch eine große Bibliothek kostenlos dazu geliefert bekäme.


    Und was das Internet betrifft: Ich sehe es nicht so, daß es schlichtweg ein Medium "zweiter Wahl" wäre. Aus guten Foren etwa lerne ich mehr als aus manchem Feuilleton. Sicher sind Foren nicht redaktionell überwacht und es findet sich auch mancher Blödsinn. Das ändert aber nichts daran, daß gerade Foren Orte gewisser Qualität sein können. Natürlich gibt es anderseits auch wieder Foren schlechterer Qualität, wo hemmungslos herumschwadroniert wird ( "Die Merkel denkt ja doch nur an ihre eigene Geldbörse" oder so was). Dieses Forum hier finde ich recht gut und ich kenne einige sehr gute Foren zur klassischen Musik ( ich selber schreibe im Hififorum, aber es gibt auch Cappriccio und das Taminoforum). Oder ein Forum wie Philosophie-Raum. Mir geben diese Foren sehr viel - was macht es, wenn sie nicht redaktionell überwacht werden, wenn "gute Leute" in diesen Foren schreiben?


    Gruß Martin

    Ich weise mal darauf hin, daß ZDF Kultur am kommenden 26. Mai am abend Ivanov von Tschechov sendet - in einer Berliner Aufführung.


    ZDF Theater hat sich übrigens umbenannt in ZDF Kultur. Dieses Kulturprogramm ist mir ziemlich unsympathisch, da von der Popkultur bis zur Joghurtkultur so ziemlich alles abgedeckt wird, aber wie es scheint, wird doch mal gelegentlich ein Theaterstück gezeigt. Zuletzt sah ich Ibsens Rosmersholm.


    Ich finde es prima, wenn hier Theaterfreaks schreiben und da ich in Hamburg lebe, keiner ganz kleinen Stadt, wäre ich auch für Empfehlungen dankbar.


    Dankbar wäre ich aber zum Beispiel auch, wenn jemand zum Beispiel Downloadmöglichkeiten oder ähnliches zu Theaterstücken im Internet kennte - mir ist das noch nie über den Weg gelaufen.


    Eigentlich erstaunlich, es gibt im Internet so bizarre Dinge, zum Beispiel gibt es eine Seite, wo man sich zehntausende, jedenfalls Unmengen von Predigten anhören kann oder man kann sich bei Youtube ansehen, wie sich jemand einen Ring durch die Nase zieht - aber Theaterstücke als Download - das wäre doch mal was.


    Ibsens Rosmersholm auf ZDF Theater anzusehen - das hatte jedenfalls mal was. Ansonsten habe ich allerdings noch einige Theater CDs - drei Schillerstücke von der Deutschen Grammophon, zwei habe ich gehört, "Wallensteins Tod" wartet noch.


    Jedenfalls hoffe ich, daß man noch nicht als Kulturbanause gilt, wenn man sagt: Ein Theaterstück sehe ich mir auch gerne mal am Bildschirm an.


    Gruß Martin

    Hallo Sandhofer,


    ja ich weiß noch nicht, ob ich diese Lektüre wirklich durchstehe. Am Anfang hat sie mir wirklich sehr gefallen. Das heißt es war schwerer Stoff, aber lohnenswert. Gerade diese große Emphase, diese Überschwenglichkeit, dieses überaus empfindsame - man war ja im Zeitalter der Empfindsamkeit - hat mich sehr angezogen - so als Gegenentwurf zur modernen Coolness. Und wunderbare Ideen hat er, besonders auch im Satirischen. Wo er etwa mit einer klugen, aber häßlichen Frau redet, aber über ihren Kopf die schöne dumme anschaut, um so gewissermaßen beide Eigenschaften zusammenzubringen, das war sehr schön geschildert. Und wiegesagt diese Emphase hat auch faszinierende Züge - etwa in der Begegnung mit Emanuell.


    Alles schön und gut, aber dann wirkt anderes wieder so kitschig und sentimental, die Rosen über den Wangen und ähnlicher Schmarrn und dann noch diese religiöse Sentimentalität, die ich immer weniger abkann und das hineingesponnen in einen überaus verschachtelten Stil. Gut, vielleicht wird der Roman noch mal besser, im moment habe ich einfach einen Durchhänger. Hast Du ihn mal gelesen? Beim nächsten Jean Paul suche ich mir mal wieder was Kürzeres, Quintus Fixlein oder so.


    Dabei muß ich sagen, habe ich in jungen Jahren relativ viel Jean Paul gelesen. Allerdings in schwärmerischer Besinnungslosigkeit und ohne viel davon zu verstehen. Das führte beim Titan etwa dazu, daß ich am Ende von der Handlung rein gar nichts mehr verstanden habe und die gelehrten Anspielungen schon gar nicht. Schon vieles andere las ich, Flegeljahre, Siebenkäs usw.


    Den Hesperus hatte ich allerdings noch nie gelesen und da dachte ich gleich - man wird ja älter - steige mal etwas gründlicher ein. Also ich las etwas genauer als in meinen Jugendjahren. Das funktionierte auch besser, manchmal, eher selten, schreibt Jean Paul aber wirklich völlig unverständlich, schwierig bleibt er immer, und nicht immer hatte ich das Gefühl, daß sich der Aufwand lohnt, die Lesepausen wurden länger, die Lesegeschwindigkeit nahm wieder zu, das Verständnis wieder ab.


    Also gerade den Hesperus empfinde ich schon als einen ziemlich schweren Brocken. Mir ist noch nie, nicht mal bei Jean Paul, ein Buch begegnet, mit dem ich mich so abgemüht habe - tolle Stellen zweifellos - trotzdem rätselhaft, daß dieses Buch zu seiner Zeit so populär war.


    Gruß Martin

    Also ich lese gerade Jean Pauls Hesperus. Auf so ungefähr Seite 380 bin ich gerade angekommen.


    Der Roman hat wundervolle Passagen, sicherlich. Aber diese schriftstellerische Umständlichkeit treibt einen Schier zur Verzweiflung, gerade bei einem solch langen fast 800 seitigen Roman. Da denkt man: Wenn schon so etwas irrsinnig langes, dann doch bitte lieber Dostojewski.


    Ich lese das Ding nun schon seit Monaten und langsam verliere ich die Lust ....

    Hallo Harald,


    das sehe ich etwas anders als Du. Ich bin bestimmt nicht einer der Intelligentesten einer, aber behaupte ich einfach mal so, intelligenter als die meisten und das sagt ja schon mal was. Aber wie Gene funktionieren, wie genau das Internet funktioniert, wie Atomkraft genau funktioniert - das sind alles Dinge, die ich mir nicht zutraue, die Du dem ordinären Bildzeitungsleser aber offensichtlich zutraust.


    Ich sehe das anders, ich denke, daß Politik zu einem Großteil Vertrauenssache ist. Das war immer so und das ist auch gar nicht schlimm, geschweige denn gefährlich. Ich fände es eher gefährlich, den Leuten unbedingt einreden zu wollen, daß sie alles beurteilen könnten. Dabei denke ich: Menschen vor allem männlichen Geschlechtes, die volltrunken an Biertheken herum sitzen, und große Reden schwingen, wie toll es denn in Deutschland liefe, wenn sie das sagen hätten, gibt es weiß Gott schon genug, man muß sie nicht vermehren, indem man noch jeden Bildzeitungsleser zum großen Genetiker, Internetbeauftragten oder Atomkraftexperten macht.


    Gruß Martin

    Man müßte sich erst einmal darüber verständigen, was "Bildung" denn so genau sein soll. Ein bißchen Überlebensgepäck ist es wohl schon. Also so ein gewisses Basiswissen über Geschichte und Kultur. Also wenn jemand glaubt, daß Jesus in Rom gekreuzigt wurde, der zweite Weltkrieg vermutlich im 18. Jahrhundert statt gefunden hat, Rußland Teil von China ist und so weiter dann sind solche Bildungskatastrophen, die es ja gibt, ich habe sie selbst erlebt, eine Form von Desorientiertheit, wo Menschen eigentlich völlig geschichtslos, völlig orientierungslos existieren. Und ein solches Leben, das vollkommen geschichtslos ist, außer vielleicht das man gerade noch weiß, wann Schalke zuletzt Meister geworden ist, möchte ich gewiß nicht führen.


    Anderseits hat jeder das Recht, sich für das zu interessieren, was ihn interessiert. Wirklich essentiell ist für mich nur die politische und geschichtliche Bildung ( Politik, Religion, Länder, Kulturen), weder naturwissenschaftliche noch kulturelle Bildung halte ich für sonderlich wichtig.


    Wenn jemand Beethoven für einen Barockkomponisten hält, ist das nicht sonderlich wichtig. Warum muß jemand, der sich nicht im geringsten für klassische Musik interessiert, solche Dinge wissen? Bildung im Sinne von Wissen halte ich für vollkommen unwichtig. Wichtig ist nur die Freude an der Sache. Systematische Bildungsaneignung halte ich für ausgemachten Quatsch. Bachs h moll Messe kenne ich etwa erst sein kurzem, dafür kenne ich die Sinfonien von Mjaskovski wesentlich länger. Und die sind bei Gott nicht schlecht, aber natürlich ist die Bildungslücke mit Bachs H moll Messe wesentlich größer. Jedenfalls sagt man es so.


    Bildung im Sinne eines sich heraus bildenden Gefühls für Qualität halte ich schon für wichtig. Dagegen Bildung im Sinne einer höchst "systematischen" Annäherung an Kultur halte ich für ausgemachten Quatsch. Wer Goethe und Stifter nun mal nicht mag, soll es bleiben lassen, er kann auch Kafka und Jean Paul lesen.


    Ich bin im übrigen ein großer Freund der klassischen Musik und habe sowieso den Eindruck, das Liebhaber der klassischen Musik, die sich oft unglaublich gut auskennen, trotzdem einen viel unverkrampfteren Umgang mit der Bildung haben, als Leute, die unbedingt auf Goethe und Schiller herum reiten müssen. Man muß aus Beethovens 5. ja auch nicht fließend zitieren können. Und dann macht es bei mancher Musik auch einfach nicht "Klick" - ja was will man da machen. Diese ganze literarische Bildung will es am besten jedem auf drei Stellen hinterm Koma beweisen, warum Goethes Faust unbedingt lesenswert ist.


    Insofern definiert sich mein Bildungsbegriff sehr von der klassischen Musik her. "Anspruchsvoll" gibt es hier auch, aber sie definiert sich für mein Gefühl mehr in einem intensiven wiederholten und konzentrierten Zuhören. Deshalb hat die Musik für mich dies ungemein Schöne, daß bei keinem Thema Schaumschlägerei leichter ist als in der Musik und anderseits auch wieder schwerer als in der Musik. Das gefällt mir. Und das finde ich auch gerade richtig, das sollte für andere Dinge auch gelten.


    Gruß Martin

    Hallo Meier,


    Dueniser, Duineser gut ich hatte da nie sonderlich drauf geachtet. Wir können für mein Gefühl auch sofort anfangen, nur weiß ich wieder nicht, in welchem Unterforum es recht wäre.


    Wie dieses Gespräch aussehen soll, wird man mal abwarten müssen. Die "Interpretationen des Deutschunterichtes" habe ich immer aus vollem Herzen gehaßt, insofern wird niemand eine "Interpretation" von mir erwarten dürfen. Mit dem "Engel" meint Rilke dies und das, wenn er vom "Weltraum" redet meint er dies und das. Also so was bitte nicht.


    Aber ein Gespräch gerne und das kann auch beinhalten, daß man die Gedichte weniger interpretiert, als über die Wirkung zu reden und sie in Worte zu fassen sucht, die bestimmte Worte, bestimmte Bilder in einem auslösen.


    Wer will oder soll den Thread starten?


    Gruß
    Marlino

    Hallo Meier,


    ja grundsätzlich wäre ich bereit, sich die Dueniser Elegien vorzunehmen. Ich habe sie selbst vor etwas längerer Zeit gelesen und ich kann bestätigen, daß es schwierige Texte sind. Anderseits weiß ich auch nicht, ob "Interpretationen" einem da weiter helfen. Rilkes Metaphern haben für mich eine starke expressive Kraft, ob ich sie mir deshalb unbedingt verständlich machen muß, wofür sie eventuell stehen, weiß ich nicht. Rilke braucht eigentlich nur allgemeinverständliche Begriffe. Keine gelehrten Anspielungen auf Historisches und dergleichen. Er schreibt aber oft an der Grenze des Verständlichen, weil das, was er ausdrücken will, vielleicht auch an der Grenze des Verständlichen ist.


    Wiegesagt: Im Augenblick lese ich zwar den Walt Whitman, wäre aber gerne bereit für die Dueniser Elegien.


    Gruß Martin

    Meine Lieblingsdichter sind Walt Whitman und Rainer Maria Rilke. Mit gereimten Gedichten habe ich meine Probleme, da mir diese Kunstform sehr artifiziell erscheint.


    Ich komme im moment immer mehr dazu, Gedichte wieder und immer wieder zu lesen. Also möchte ich mich in die Dueniser Elegien von Rilke und bestimmte Gedichte Whitmans noch mehr vertiefen. Solche Texte muß man lesen und immer wieder lesen. Man kann sie nicht lesen wie einen Roman. Mir erscheint diese Schwerpunktsetzung heute sinnvoller als dieses Stöbern in diesem und jenem.


    Gruß Martin

    Im moment lese ich Philip K. Dicks "Flow my tears the policeman said". Läuft unter dem Label Science Fiction. Aber auch wenn ich mich das kaum zu schreiben traue, ich halte Dick für einen wirklich bedeutenden Schriftsteller des letzten Jahrhunderts. Ich lese den Roman im englischen Original und er enttäuscht mich nicht und belohnt mich für das ganze Vokabelnachgeschlage.


    Führe da auch so ein Vokabelheft und hoffe auch mein Englisch damit zu verbessern. Auch wenn man dann mal Vokabeln pauken muß. Werde ihn dann wieder lesen, um zu sehen, ob ich ihn beim nächsten mal besser verstehe. Ich kenne übrigens einiges von Dick, allerdings dann in deutscher Übersetzung, und er hat mich wirklich selten enttäuscht. Aber dieses Werk scheint mir bisher besonders gelungen.


    Gruß Martin

    Empfehlen kann ich die Maria Callas Box. Diese 70 ( in Worten siebzig!!) CD Box ist sowieso billig, aber wenn man sie bei Amazon Frankreich bestellt, noch erheblich billiger, nur 30 Euro. Man braucht allerdings eine Kreditkarte. Günstig war auch die Puccini Deccabox bei Zweitausendeins, ca 15 Euro bei Zweitausendeins, wenns die da noch gibt. Besserer Klang als die Callas Box. Auch Wagner ist günstig heraus gekommen bei Decca - Aufnahmen von Bayreuth. Alte klassische Mozart Aufnahmen gab es sehr billig von Membran. Opern DVDs in guter Qualität gibt es zur Zeit bei Zweitausendeins in der "Zweitausendeins Edition".


    Das wären meine Empfehlungen.


    Gruß Martin

    Selbstverständlich gibt es Klassiker für 20 jährige und für ältere. Ich habe Dostojewski, den ich als junger Mann förmlich verschlungen habe, wirklich sehr lange nicht gelesen. Den Idioten habe ich irgendwann noch mal gelesen. Und mich irgendwann mal durch den Jüngling förmlich durchgequält.


    Ist man älter, dann ist man skeptischer. Ist man jung, dann ist man ungeheuer eindrucksfähig. Ob es der Nietzesche Übermensch ist oder Dostojewskis Christentum oder Hesses Unbürgerlichkeit oder Kierkegaards "Angst", man nimmt das alles furchtbar ernst und ist furchtbar beeindruckt. Heute weiß ich es zu schätzen, wenn jemand die wirklich wesentlichen Geschichten zu erzählen vermag wie Gontscharov und dabei in Bezug auf Religion und Gesellschaft wunderbar diskret bleibt ohne ins Pamphletistische abzugleiten.


    Also das was man früher furchtbar aufregend fand, findet man heute eher langweilig und das, was man früher langweilig fand, das unaufgeregte Erzählen einer Geschichte ohne jeden ideologischen Überbau, bzw. wenn Überbau dann jedenfalls nicht aufdringlich, finde ich heute interessanter. Ich hätte auch die Molierschen Komödien, die anscheinend gar nichts besonderes erzählen, sondern sich nur eines gewissen Themas wie meinetwegen der eingebildeten Krankheit oder vorgegebener Frömmigkeit oder Misanthropie widmen als junger Mensch nie so zu würdigen gewußt, ich hätte es vermutlich "ganz nett" gefunden, aber eben nicht "weltbewegend", in der Jugend mußte alles immer irgendwie "weltbewegend" sein.


    Und dann gibt es trotzdem immer noch Dinge, deren Faszination nicht aufhört, wie etwa Kafka.


    Gruß Martin

    Ich habe eine ganze Reihe von Joseph Conrad Büchern, aber außer dem Lord Jim kaum etwas gelesen. Was sollte man denn lesen?


    Ich habe


    Lord Jim
    Herz der Finsternis
    Geschichten vom Hörensagen
    Nostromo
    Sieg
    Die Rettung
    Mit den Augen des Westens
    Der Geheimagent
    Die Schattenlinie


    Daß ich soviel Josoph Conrad habe liegt an einem Antiquar, der mir gleich 7 Conrad Bücher schenkte, weil die wirklich sehr schlecht erhalten waren. Aber es kommt ja auf den Inhalt an.


    Lord Jim habe ich wiegesagt gelesen und den ersten Teil finde ich ausgezeichnet, das Drama von schuldhafter Verstrickung und Verlust der eigenen Würde und Ehre läuft unerbittlich ab. Dafür hat mir der zweite Teil des Lord Jim dann wenig zugesagt. Vor einer exotischen Kulisse, deren Exotik ein wenig aufgesetzt wirkt, da nicht wirklich mit ethnologischem Gehalt gefüllt, läuft eine Räuberpistole Lord Jimscher Heldentaten ab, die mich wenig überzeugt und abenteuerromanmäßig ist. Das Ende des Romans fand ich dann wieder ästhetisch akzeptabel.


    Ein paar Geschichten vom Hörensagen habe ich dann noch gelesen und fand sie teilweise gut.


    Also was lohnt von Joseph Conrad? Was ist gut und was ist Räuberpistole?


    Gruß
    Martin

    Hallo Katrin,


    beim Zauberberg ist es einfach so, daß aus der Todesnähe eine gewisse Faszination entsteht. Es ist dann auch so, daß dieses Sanatorium einen gewissen Luxus entfaltet. Daraus entsteht eine gewisse morbid dekadente Stimmung, weil das Elend von Krankheit und Tod mit dem zur Schau getragenen Luxus, des Essens und anderer Dinge gewissermaßen kotrastiert. Schließlich haben aber all diese Menschen in diesem abgelegenen Bergkaff auch wieder jede Menge Zeit, anderseits aus der Todesnähe auch wieder wenig Zeit.


    All das erzeugt eine eigentümliche Stimmung, die des "Zauberbergs" eben, der sich von jeglicher normalen Arbeitsrealität des "normalen Lebens" gewissermaßen abgekoppelt hat. Auch der "Berg" ist dabei gewissermaßen eine Metapher, man schaut von "ganz oben" auf das gewöhnliche Leben des betriebsamen Menschen in der Ebene hinab.


    All dies kulminiert dann in der Auseinandersetzung von Settimbrini, dem Humanisten, und Naphta, dem Katholiken mit den jüdischen Wurzeln. Dadurch entsteht dann auch etwas, was ich an Romanen eben sehr gerne habe, nämlich daß sie gewissermaßen Dramatisierungen weltanschaulicher Auseinandersetzungen sind ( ein Grund, warum ich Dostojewski gerne gelesen habe). Dadurch spiegelt dieser Roman einerseits die entlegene Stimmung genauso wie die geistige Auseinandersetzung und deshalb habe ich ihn auch sehr gerne gelesen. Mach mal wieder einen Versuch!


    Gruß Martin

    Ich habe dieses Forum erst vor kurzem entdeckt und finde es schade, daß ich bei dieser Leserunde nicht teil nehmen konnte. Ich habe das Buch mal vor 15 oder 20 Jahren gelesen. Damals hatte ich das Gefühl etwas durchaus erhabenes gelesen zu haben und gerade der Anfang hat mir sehr gefallen. Später zog es sich irgendwie.


    Ich habe sicher einiges von Jean Paul gelesen: Schulmeisterlein Wutz natürlich, Flegeljahre, Siebenkäs und einiges andere. Ich finde aber Jean Paul wirklich schwierig zu lesen. Jean Paul ist ein Metapherngott, keine Frage, schlägt einen aber mit Metaphern und gelehrten Anspielungen gelegentlich einfach tot. Beim Titan war es dann auch einfach so, ich erinnere mich, daß ich dieses Stück gewissermaßen auf mich wirken gelassen habe, aber daß ich durch die eigentliche Handlung des Romans überhaupt nicht durchgestiegen bin, wie mir dies bei Jean Paul häufiger geschieht, weshalb ich auch die Unsichtbare Loge oder Hesperus nie zu ende gelesen habe.


    Ist dieser Thread also noch im Gange oder ist er bereits tot? Im moment lese ich ja gerade Oscar Wilde, aber an sich nähme ich diesen Thread gerne zum Anlaß den Titan mal wieder zu lesen und mich über Verständnisprobleme auszutauschen.


    Gruß
    Martin