Beiträge von xenophanes

    Hallo!


    Mein Fazit:


    Gut ein Jahr haben mich die “Jahrestage” beschäftigt, da ich die vier Bände im Abstand von einigen Monaten las. Den ersten Band beendete ich noch skeptisch, erschien mir das Projekt doch eine Reihe formaler Mängel zu haben, speziell die Kombination der Tagebuchform mit den verschiedenen Handlungsebenen erschien zu gekünstelt. Mein Enthusiasmus stieg ab dem zweiten Band jedoch an und erreicht gegen Ende seinen Höhepunkt. Einmal mehr bestätigt sich, dass der vielgescholtene Kanon eine so schlechte Arbeit nicht leistet, wenn er Werke wie die “Jahrestage” als unverzichtbar vorschlägt.


    Tatsächlich gehört diese Tetralogie, in der Suhrkamp Taschenbuch Ausgabe knapp 1900 kleinbedruckte Seiten, zu den Höhepunkten der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Die strukturelle und inhaltliche Dichte ist verblüffend, und man muss schon zu sehr bekannten Namen greifen, um einen vergleichbaren fiktionalen Kosmos zu finden. Die Realitätsdichte des Romans ist verblüffend und macht in Kombination mit der strukturellen Brillanz die hohe literarische Qualität des Textes aus.


    Ich habe die Tetralogie zwar sorgfältig gelesen, aber das ist bei weitem nicht genug, diese ausreichend zu würdigen. Man müsste sie mehrmals lesen, alleine um allen Handlungssträngen adäquat folgen zu können, da ist von Feinheiten der Komposition noch gar nicht die Rede. Kurz: Zu einer sachgemäßen Würdigung fühle ich mich nach dieser ersten Lektüre gar nicht im Stande.


    Die “Jahrestage” haben jedenfalls das Zeug, wie andere Meisterwerke der Weltliteratur, ein Leseleben dauerhaft zu begleiteten.


    CK


    Zur Zeit kämpfe ich nach einer ca. zweiwöchigen Lesepause mit dem Wiedereinstieg in Musils "Mann ohne Eigenschaften". Die ersten 500 Seiten habe ich recht locker und zügig genommen; jetzt kommt der fiese Durchhänger. Aber ich bin gewillt am Ball zu bleiben, obwohl ich zu denjenigen gehöre, die eine Lektüre abbrechen, wenn es zu sehr in Quälerei ausartet.


    Es spricht aber eigentlich nichts dagegen, zwischen den einzelnen Teilen längere Pausen zu machen.


    CK


    Regie: Andrea Breth
    Philipp II., König von Spanien: Sven-Eric Bechtolf
    Elisabeth von Valois, seine Gemahlin: Johanna Wokalek
    Don Carlos, der Kronprinz: Philipp Hauß
    Prinzessin von Eboli, Dame der Königin: Christiane von Poelnitz
    Marquis von Posa: Denis Petkovic
    Herzog von Alba: Nicholas Ofczarek
    Domingo, Beichtvater des Königs: Cornelius Obonya
    Der Großinquisitor: Elisabeth Orth


    Großartiges Theater war in Wien die letzten Jahre nur selten zu sehen. Es dominierte das Mittelmaß und es gab einige erstaunlich schlechte Inszensierungen. Zwei Ausnahmen allerdings gab es: Die Stücke, welche Andrea Breth und Martin Kusej auf die Bühne brachten.


    Dieser “Don Carlos” gehört zweifellos zum Besten, was die Wiener Theaterwelt in den letzten fünf Jahren zu bieten hatte. Desto erfreulicher die Wiederaufnahme und desto unverständlicher, warum Bachler diese Aufführung aus dem Spielplan nahm. Zum Ende seiner Amtszeit gönnt er den Wiener Theaterfreunden noch einige wenige Gelegenheiten, sich die Inszenierung noch einmal anzusehen.


    Sieht man Breths Theaterarbeit zum zweiten Mal, fallen einem verstärkt auch die subtileren Regie-Ideen auf. Bekanntlich bedient sich Breth meist eines modernen Bühnenbilds, kombiniert dies aber mit einer heute ungewöhnlichen Texttreue zum Stück und, auch nicht mehr selbstverständlich, mit großem Textverständnis.


    Der spanische Hof ist in einem tristen modernen Büroambiente angesiedelt, was ausgezeichnet zum spanischen Hofprotokoll passt. Die geschickt eingesetzte Drehbühne erlaubt immer neue Arrangements und die Übergänge zwischen den Szenen sind immer wieder mit fulminanten Bildideen umgesetzt.


    Die Psychologie der Figuren ist differenziert und scharf ausgeleuchtet, so wird der Idealismus Marquis de Posa mit einer subtilen Ironie unterlegt, ohne jedoch seinen Idealismus ins Lächerliche zu ziehen. Besonders beeindruckend ist Sven-Eric Bechtholf als Philipp II, seine Leistung dürfte für viele Jahre Referenzcharakter haben. Philipp Hauß gibt Don Carlos als vergleichsweise zappeligen Jüngeling.


    Diese Inszenierung sollte kein Theaterfreund in Wien versäumen, es gibt noch wenige weitere Termine im Februar. Könnte gut sein, dass ich sie mir zum dritten Mal ansehe.


    [ http://koellerer.net/2009/01/24/schiller-don-carlos/ ]

    Es wäre vielleicht gut, wenn Du der Seite ein wenig Pflege angedeihen lassen könntest. Ich habe gerade bei der WBG die für das erste Halbjahr angekündigte Fontane-Ausgabe gesucht. Habe nichts gefunden und dann festgestellt, das Deine Seite das letzte Mal 2006 aktualisiert wurde. :sauer:


    Wenn ich mal in Pension bin habe ich sicher Zeit dafür :breitgrins:


    Habe jetzt aber oben groß das Datum der Zusammenstellung ergänzt. Will ja nicht, dass du aus schlechter Laune dann irgendwelche Neutronen misshandelst.


    CK

    Hallo!


    Erst einmal vielen Dank für die engagierte Diskussion rund um meine bescheidende virtuelle Residenz. Ich habe jetzt testweise auf ein anderes Template umgestellt. Feedback natürlich wieder erwünscht.


    CK


    Vielleicht gelingt es mir, xenophanes zu überreden, Wordpress selbst zu installieren und anzupassen. Ich spiele diese Schritte <a href="http://notizen.buecherlei.net/">gerade selbst durch</a> und bin von der einfachen Implementierung angetan.


    Ein Hausbesuch wäre gut :breitgrins:


    CK


    Dort gibt es auch mehrere knapp einstündige Features über Musils Recherchen, Leben, Nachlass etc. Interessant sind auch die Beiträge mit zeitgenössischen Stimmen zum MoE. Eine wahre Fundgrube für Musil- und MoE-Freunde! Dafür muss man den Bayerischen Rundfunk sehr sehr loben!


    Habe ich auch gemacht, auf einem Symposium in Klagenfurt in Anwesenheit der Macher und in meiner Rezension :smile:


    CK

    Hallo Wolf,


    vielen Dank für die Tipps.


    Ich benutze aber eine bei meinem Provider gehostete Wordpress Version und habe keinen Zugriff auf die Stylesheets. Wie ich eben gelernt habe, könnte ich mit meinem Paket auch eine lokale Version von WordPress betreiben. Das traue ich mir im Moment aber noch nicht zu, nicht zuletzt aus Zeitgründen.


    So ist das alles sehr bequem, weil ich mich um die Technik nicht kümmern muss.


    CK


    Habe die Schrift nochmal überprüft. Die Probleme der Schrift sind offensichtlich:
    - Zahlreiche Buchstabenkombinationen berühren sich, so ch, ap, as, an, ak. Gerade ch liest wie ein d mit Bogen.
    - Großes W und kleines w sind am oberen Scheitelpunkt "unsauber" .


    Danke. Dafür ist aber der Kontrast sehr gut, viele andere Layouts haben (dunkel)graue Schrift auf weiß. Bisher sind die Rückmeldungen sehr divergent, habe noch keine Entscheidung getroffen, ob ich es beibehalte. Einigen gefällt auch, dass das Design sehr dezent ist ...


    CK


    danke für die Rückmeldung. Nun, vielleicht findet sich ja noch jemand , der ein bisschen Spaß an chinesischer Literatur hat.
    Übrigens kann ich dir, falls du eine ausführliche Bidungsreise durch China planst, von Jacques Guérnet: "Die chinesische Welt" em-pfehlen. Das grundlegende und bisher scheint's nicht überholte Werk zur chinesischen Geschichte und Kultur.


    Diese Empfehlung kann ich nur unterstreichen. Habe das Buch für meine China Studienreise als Vorbereitung benutzt.


    CK

    Thomas Bernhard: Der Schein trügt
    (Burgtheater 6.1.)
    Karl: Martin Schwab
    Robert: Michael König
    Regie: Nicolas Brieger


    Die Kritiken waren nicht sehr vorteilhaft, und tatsächlich lässt sich einwenden, dass es in der Vergangenheit inspiriertere Bernhard-Inszenierungen am Burgtheater gegeben hat. Man wird den Eindruck nicht los als bewege sich die Aufführung immer nur an der Oberfläche.
    Was den Abend dennoch rettet ist die fulminante Schauspielleistung von Martin Schwab und Michael König. Schwab gibt den Artisten Karl als verzweifelt-komischen Geistesmenschen und reiht ihn damit passend in die Riege dieser schrägen Bernhard-Typen ein. König spielt dessen Stiefbruder Robert, einem pensionierten Schauspieler, überzeugend kauzig-zurückhaltend.
    Es spricht nichts dagegegen, sich diese Inzensierung anzusehen, Bernhards Text trägt gut über die zwei Stunden hinweg. Man sollte aber kein großes Theaterereignis erwarten.


    Heute um 20.15 läuft die mittlerweile als Klassiker geltende Verfilmung eines ganz großen Klassikers auf Tele 5: "Moby Dick" aus dem Jahr 1956, mit Gregory Peck als Ahab. Prädikat: Sehenswert!


    Ich kann diese Filme nur im Original sehen, die Synchronfassungen machen mich nervös ...


    CK