Hallo zusammen!
Jana hat in einem anderen Thread eine Frage gestellt zu "The Great Gatsby". Ich nehme sie mal dort heraus und poste sie separat, damit wir den Überblick nicht verlieren:
Zitathat jemand schon "Der große Gatsby" gelesen? Was haltet ihr von dem Buch?
Ich hatte erst große Schwierigkeiten, das Buch zu verstehen. So genau verstehe ich das Ende nun auch nicht. Bringt Gatsby sowohl sich, als auch einen anderen Mann um? Es wird nur gesagt, dass ein Schuss fiel. Und wie sieht das mit dem Autopunfall aus? Ich lese mir das Ende noch mal durch.
Womit ich am meisten Schwierigkeiten hatte, war, was will das Buch von mir? Warum soll ich mich mit dem Leben der Sportler und Berühmtheiten auseinander setzen? Die Sportler haben irgendwie überhaupt gar keine moralische Wertvorstellungen, so kommt es mir vor. Der Golfspieler betrügt seine Ehefrau mit einer Geliebten. Seine Ehefrau weiß es und akzeptiert es. Der Ich-Erzähler (Nick) fragt sich, warum sie sich nicht von ihrem Ehemann trennt. Die Ehefrau hat auch kein richtiges Verhältnis zu ihrer 3-jährigen Tochter. Die "Freunde" Gatsbys sehen auch gar nicht ein, zu Gatsbys Beerdigung zu gehen. Gatsby selbst verhält sich unmoralisch (Alkoholschmuggler), um zu Geld zu kommen. Zuerst fragte ich mich: Warum soll ich das Buch lesen? Mit Berühmtheiten habe ich nix zu tun. Aber unterhaltend ist das Buch schon. Reicht das aber aus? Nächste Frage: Über welche Figur kann ich mich identifizieren? Über welche Figur bekomme ich einen Zugang zur Erzählung? Da dachte ich an den Ich-Erzähler (Nick). Er ist der "Normalo"-Bürger, der auch bestimmte Wertvorstellungen mitbringt. (Die Ehefrau akzeptiert die Untreue des Ehemannes, Nick regt sich darüber auf, dass zu Gatsbys Beerdigung keiner kommt usw.) Ich habe dann an Lessings bürgerliches Trauerspiel gedacht. Die Bürger vertreten moralische Wertvorstellungen und der Adel integriert, missachtet jegliche Moral. Ähnliches kann man auch in dem Roman ausmachen. Nick als Vertreter des Bürgers besitzt Moral, die Reichen setzen sich aus Eigennutz darüber weg. Die Reichen sind egoistisch.
Was denkt ihr?
Ja, ich habe das Buch mal gelesen. Es kennzeichnet m.W. eine Wende in Fitzgeralds Werk, indem die Thematik der 'Lost Generation' endgültig durchdrückt: Die jungen Amerikaner, die ohne moralische Ziele und Werte in der Gegend 'rumhängen. Fressen und vor allem Saufen und F....en sind ihre einzigen Beschäftigungen. Eine unsympathische Bande, und es geht Dir, Jana, bei Gatsby wie mir mit den Figuren der U.S.A.-Trilogie von John Dos Passos: es fehlt ein Sympathieträger und der Leser/die Leserin reagiert leicht gereizt. Ich bezweifle nicht, dass dies in der Absicht der Autoren lag.
Grüsse
Sandhofer