F. Scott Fitzgerald: The Great Gatsby

  • Hallo zusammen!


    Jana hat in einem anderen Thread eine Frage gestellt zu "The Great Gatsby". Ich nehme sie mal dort heraus und poste sie separat, damit wir den Überblick nicht verlieren:

    Zitat

    hat jemand schon "Der große Gatsby" gelesen? Was haltet ihr von dem Buch?
    Ich hatte erst große Schwierigkeiten, das Buch zu verstehen. So genau verstehe ich das Ende nun auch nicht. Bringt Gatsby sowohl sich, als auch einen anderen Mann um? Es wird nur gesagt, dass ein Schuss fiel. Und wie sieht das mit dem Autopunfall aus? Ich lese mir das Ende noch mal durch.
    Womit ich am meisten Schwierigkeiten hatte, war, was will das Buch von mir? Warum soll ich mich mit dem Leben der Sportler und Berühmtheiten auseinander setzen? Die Sportler haben irgendwie überhaupt gar keine moralische Wertvorstellungen, so kommt es mir vor. Der Golfspieler betrügt seine Ehefrau mit einer Geliebten. Seine Ehefrau weiß es und akzeptiert es. Der Ich-Erzähler (Nick) fragt sich, warum sie sich nicht von ihrem Ehemann trennt. Die Ehefrau hat auch kein richtiges Verhältnis zu ihrer 3-jährigen Tochter. Die "Freunde" Gatsbys sehen auch gar nicht ein, zu Gatsbys Beerdigung zu gehen. Gatsby selbst verhält sich unmoralisch (Alkoholschmuggler), um zu Geld zu kommen. Zuerst fragte ich mich: Warum soll ich das Buch lesen? Mit Berühmtheiten habe ich nix zu tun. Aber unterhaltend ist das Buch schon. Reicht das aber aus? Nächste Frage: Über welche Figur kann ich mich identifizieren? Über welche Figur bekomme ich einen Zugang zur Erzählung? Da dachte ich an den Ich-Erzähler (Nick). Er ist der "Normalo"-Bürger, der auch bestimmte Wertvorstellungen mitbringt. (Die Ehefrau akzeptiert die Untreue des Ehemannes, Nick regt sich darüber auf, dass zu Gatsbys Beerdigung keiner kommt usw.) Ich habe dann an Lessings bürgerliches Trauerspiel gedacht. Die Bürger vertreten moralische Wertvorstellungen und der Adel integriert, missachtet jegliche Moral. Ähnliches kann man auch in dem Roman ausmachen. Nick als Vertreter des Bürgers besitzt Moral, die Reichen setzen sich aus Eigennutz darüber weg. Die Reichen sind egoistisch.
    Was denkt ihr?


    Ja, ich habe das Buch mal gelesen. Es kennzeichnet m.W. eine Wende in Fitzgeralds Werk, indem die Thematik der 'Lost Generation' endgültig durchdrückt: Die jungen Amerikaner, die ohne moralische Ziele und Werte in der Gegend 'rumhängen. Fressen und vor allem Saufen und F....en sind ihre einzigen Beschäftigungen. Eine unsympathische Bande, und es geht Dir, Jana, bei Gatsby wie mir mit den Figuren der U.S.A.-Trilogie von John Dos Passos: es fehlt ein Sympathieträger und der Leser/die Leserin reagiert leicht gereizt. Ich bezweifle nicht, dass dies in der Absicht der Autoren lag.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofen,


    ich bin nun in englischer Literatur überhaupt nicht bewandert. :bang:
    Was meinst du mit der "lost generation"? Wie war das gesellschaftlich in den 20igern in Amerika?
    Ein bisschen möchte ich dir schon widersprechen. Einen Sympathieträger habe ich in dem Ich-Erzähler gefunden. Nick ist ja gerade aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen. Die meisten Leser (vermute ich) hat Fitzgerad unter den bürgerlich Gebildeten gefunden. Deshalb hat er vielleicht auch Nick als Bürgerlichen, als Erzähler gewählt. Aus der Sicht des Reichen hätte die Geschichte wohl nicht so richtig funktioniert, um gerade das "unmoralische" Leben darzustellen, weil es nämlich dann keine "moralische Instanz" zum Vergleich gegeben hätte. Und Nick kommt in diese versnobte, reiche Gesellschaft rein und schaut sich das Leben der Reichen an. Und der Gatsby kam ja wie Nick auch aus ärmlichen Verhältnissen. Das wird irgendwann einmal erzählt und! Gatsby vertritt auch noch so ein romantisches Liebesideal. Gatsby sei der einzige wirkliche Geliebte der Ehefrau. Deshalb unternimmt Gatsby ja so viel, um seine Geliebe zu beeindrucken. Leider merkt er erst so spät, dass seine Angebetete ihn nicht so liebt, wie er es sich gewünscht hätte. Deshalb sieht er ja den Ausgang nur in der Selbsttötung.
    Also: ich widerspreche dir in der Hinsicht, dass Nick (und eventuell Gatsby) hier schon Sympathieträger bzw. Figuren sind, mit denen sich der Leser identifizieren kann und deren moralische Wertvorstellungen teilweise übernehmen kann.
    Was mich nur interessiert, ist die Frage:
    Was habe ich jetzt von dem Werk? Was will es mir sagen?
    Dass ich durch eine unmoralische Lebensführung reicher werde und mehr Spaß im Leben habe? Dass ich als Reicher unmoralisch lebe?
    (Vielleicht meintest du das mit der Lost Generation?)
    Zu Gatsbys Beerdigung kommt niemand mehr. bitterböse gesagt: na und? stört einen das? ich, Gatsby, habe durch Alkoholschmuggel so viel Geld eingenommen und so ein schönes Haus, was interessiert mich meine Beerdigung? Nick, der arme Bürger, ist enttäuscht darüber, dass Gatsby keine Freunde hat, die zu seiner Beerdigung kommen. Nick regt sich darüber auf, dass die Ehefrau den Seitensprung ihres reichen SPortlerehemanns duldet. Dafür lebt die Frau in Saus und Braus. SIe braucht nicht zu arbeiten, sondern liegt faul auf der Couch. Sie kümmert sich noch nicht mal um ihr dreijähriges Kind.


    Liebe Grüße Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)

  • Hallo zusammen!
    Hallo Jana!


    Die 'Lost Generation' - wenn ich das mal so aus dem Ärmel schütteln darf (ich bin auch kein Spezialist für die englisch-amerikanische Literatur) - sind die Autoren der Generation Faulkner, Hemingway & Co., die miterlebten, wie die alte, patriarichalische Gesellschaft der Weber und Pflanzer (i.e. die Plantagenbesitzer des US-Südens) abgelöst wurde durch die industriell-kapitalistisch ausgerichtete Gesellschaft des US-Nordens. Anstelle von (wie auch immer, z.B. in der Frage der Sklavenhaltung pervertiertem, christlichem) moralischem Gedankengut trat reines Gewinnstreben, das letztlich einfach den Gewissenloseren zum Vorbild der übrigen machte. Die 'Lost Generation' also die Generation, die ihre moralisch-ethischen Ideale in der Gesellschaft verloren hat.


    Zu Deinen Fragen: "Was habe ich jetzt von dem Werk?" - Nun, offenbar sehr viel. Jedenfalls hast Du einen langen Abschnitt darüber schreiben können.


    "Was will es mir sagen?" - Dazu kann ich Dir nichts sagen, weil ich von einer ganz anderen Prämisse ausgehe. Ein Werk, bin ich der Meinung, will uns gar nichts sagen. Kunst ist nicht dazu da, dass ich irgendwelche moralisch-ethischen Schlussfolgerungen daraus ziehe. Sie beschreibt, und das in ästhetisch befriedigender Weise. Ob ich daraus Schlussfolgerungen ziehe, und welche, bleibt mir als Leser überlassen. Aber das ist noch eine andere Diskussion ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofen, :winken: es ging mir bei der Frage: "Was will mir das Buch sagen?" um den Sinn, die Aussage des Buches. Diese Aussage muss keine moralisch-ethischen Wertvorstellungen enthalten. Welcher Sinn steckt hinter dem Buch? Liebe Grüße Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)

  • Hallo Sandhofen,


    erst einmal lieben Dank für deine Antwort. Ich komme jetzt auch etwas weiter in die Thematik hinein. Aisha hat mir auch einen guten Link geschickt: http://www.sparknotes.com/lit/gatsby/themes.html


    Ich habe zuerst mit dem Buch überhaupt nichts anfangen können. Aber, wie du schon sagtest, es geht dabei um die lost generation, das Leben der Neureichen (vertreten durch Gatsby, den Sportlern und seinem Wohnort).


    Liebe Grüße Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)

  • Wenn ich das auf der genannten Internetseite von sparknotes richtig verstanden habe, geht es dabei um folgende Punkte:
    1) Ein entscheidendes Thema: ist die romantische Liebe zwischen Gatsby und Daisy, die aber im Laufe der Zeit scheitert.
    2) Im Gatsby wird die Lebenseinstellung der Neureichen zur Zeit der 20iger Jahre dargestellt: die dekadent lebenden Neureichen und die desillusionierten Soldaten (Gatsby und Nick kämpften im 1. Weltkrieg mit) und auch die Leichtigkeit in der Zeit zur Geld und Reichtum zu kommen (Gatsbys Lebenslauf: vom armen Farmerjungen zum reichen Alkoholschmuggler)
    3) weiter sind noch Infos über die Motive des Wetters als Stimmungsanzeichen und der Geografie (West Egg ist der Wohnort der Neureichen, die dekadent und unmoralisch leben. hier lebt Gatsby und East Egg, dem Wohnort der alten Aristokratie)


    usw.
    Liebe Grüße Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)

  • Hallo Jana,


    leider kenne ich "The Great Gatsby" noch nicht, aber einige von Fitzgeralds Kurzgeschichte.


    Bemerkenswert ist mir dabei aufgefallen, dass diese junge, reiche Generation geradezu froh war, sich in das Getümmel des 1. Weltkriegs zu stürzen, weil sie keine Lebensperspektive hatte und sich so mit dem Leben und dem Tod an sich auseinandersetzten konnten. Die Ziele (Wohlstand, Familie) hatten ja schon die Väter erreicht, für die Jugend war da nichts mehr übrig.


    Vielleicht kommen solche Motive auch im Gatsby vor ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    hm, jetzt bin ich in einer Zwickmühle. Willst du den Gatsby noch lesen? Da will ich nicht vorab so viel verraten.


    Du hast eine sehr interessante Frage gestellt. :klatschen: Denn um Illusionen geht es in diesem Roman wirklich. Ich vermute mal, dass die Illusionen im Gastby sich inhaltlich von den Illusionen seiner Kurzgeschichten unterscheiden. Allerdings sehen alle Figuren noch eine gewisse Lebensperspektive.
    Ich kenne die Kurzgeschichten Gatsbys nicht. Da der Roman um 1922 spielt, mag die Lebenssituation der im Roman beschriebenen Figuren ein wenig anders gewesen sein, als vor dem Krieg.
    Möchtest du mehr wissen?


    Liebe Grüße Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)

  • Hallo Jana,


    ja, eigentlich möchte ich den Gatsby schon ganz gerne lesen - bloß, wann ich dazu komme ... keine Ahnung. Du kannst also ruhig mehr erzählen :smile: .


    Ich finde es auch spannend, ein Buch, das man aus Erzählungen anderer schon ein bißchen kennt, zu lesen und zu sehen, ob man das eine oder andere nachvollziehen kann.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"

    Bemerkenswert ist mir dabei aufgefallen, dass diese junge, reiche Generation geradezu froh war, sich in das Getümmel des 1. Weltkriegs zu stürzen, weil sie keine Lebensperspektive hatte und sich so mit dem Leben und dem Tod an sich auseinandersetzten konnten. Die Ziele (Wohlstand, Familie) hatten ja schon die Väter erreicht, für die Jugend war da nichts mehr übrig.
    Gruß von Steffi


    Hallo Steffi


    dein Gedanke möchte ich auch kurz aufgreifen, weil in meinem "Barockprojekt" (Dichter aus der Barockzeit) etwas ähnliches herauskristallisiert. Sie hatten, so nun mein Eindruck, auch keine Lebensperspektive, jedoch weil sie bereits unter Krieg litten. Ihre Dichtkunst gipfelte sich meist im Heil nach dem Tode, ja war sogar erwünscht um aus dem "Jammertal" heraus zukommen.


    ein kleiner Einblick:


    Ich weiß nicht was ich bin / Ich bin nicht was ich weiß:
    Ein ding und nit ein ding: Ein stüpffchin und ein kreiß.
    - Angelus Silesius


    Der Leib eilt nun zur ruhe / Legt ab das kleid und schuhe /
    Das bild der sterblickeit / Die zieh ich aus: dagegen wird
    Christus mir anlegen Den rock der ehr und herrlichkeit
    - Paul Gerhardt


    Traurig.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    bei Barockdichtern kenne ich mich leider wenig aus, deshalb finde ich deine Anmerkungen sehr interessant. Diese Todessehnsucht ist ja recht deprimierend - obwohl sie ich auch fasziniert.


    Liest du etwas bestimmtes ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi, hallo Ihr Lieben :winken:


    Wie gesagt, die Erzählung setzt 1922 an. Der 1. Weltkrieg ist vorbei. Zur Vorgeschichte gehört, dass Gatsby sich zur Zeit des 1. Weltkrieges in Daisy verliebt hat. Gatsby sich aber von ihr trennen muss, weil er im 1. Weltkrieg kämpgfen muss. Ich vermute, dass ihn diese Liebe zu Daisy indirekt das Leben im Krieg gerettet hat. Auf jeden Fall sah er nach dem Krieg noch Sinn in seinem Leben. Nach dem Krieg kommt er in sein Heimatland zurück und erhält durch Zufall das Glück sich vom armen Farmersjungen zum reichen Alkoholschmuggler zu entwickeln.
    Sein Ziel: Die Liebe zu Daisy auffrischen und, wenn es klappt, die Ehe mit ihr eingehen.


    Problem: Daisy kommt aus einem gutbürgerlichen Elternhaus und möchte einen Ehemann mit gewissem finanziellen Rückhalt (sprich: Kohle :zwinker: ) haben. Gatsby ist Sohn armer Farmersleute.
    Durch Zufall kommt Gatsby an Geld und kann es durch seine Tätigkeit als Alkoholschmuggler weiter ausbauen.


    So viel zur Handlung. Was hat das jetzt mit Illusion zu tun?
    Ich vermute, dass u.a. in diesem Buch das Bild einer vollkommenen, glücklichen Familie und Ehe zerstört werden soll. Die Ehe als glückliche Institution zwischen 2 Partner ist reine Illusion (wenigstens gilt das für die Menschen der reichen Schicht).


    Wie komme ich darauf?
    Die Ehe zwischen Daisy und ihrem Ehemann Tom besteht nur auf dem Papier.
    Daisy ist selbst mit dem bekannten und reichen Footballspieler Tom Buchanan verheiratet. Tom wiederum hat mit einer anderen Frau ein Liebesverhältnis. Daisy, die von Tom ein Kind hat, lässt sich dennoch nicht von Tom scheiden. Der Grund wird nicht genannt.


    Gatsby hat sich eine ideale Vorstellung über Daisy gemacht, nachdem er sie verlassen hat. Diesem Idealbild entspricht Daisy nicht. Als Gatsby und Daisy sich das erste Mal treffen, organisiert Gatsby (natürlich) einen romantischen Ort, d.h. er lässt ein Zimmer mit reichlich Blumen ausschmücken. Er ist vor dem Treffen mit Daisy aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge. Im Laufe der nächsten Tage, als Gatsby Daisys Familie kennen lernt, will er von ihr wissen, ob Daisy nur ihn allein geliebt hat. Daisy antwortet, dass sie ihn und Tom liebte. Das ist zuviel für Gatsby. Im Laufe der nächsten Tage stirbt Gatsby.


    Liebe Grüße
    Jana

    Wer nicht lachen kann, ist nicht ernst zu nehmen. (Thomas Bernhard: Der Untergeher)


  • Hallo Steffi


    das Barock war/ist für mich auch eine Epoche, von der ich dachte, sie würde mir nicht liegen. Aber dem war nicht so. Wenn man den Grimmelshausen und seine Botschaft liest und an die Zeit denkt die damals herrschte und dann noch diese Gedichte der anderen Barockdichter dazu liest, bekommt man eine ganz andere Perspektive über diese Zeit.


    Filip von Zesen gehört hier zu meinen persönlichen Lieblingen, er schreibt auch fröhlicher, z.B. über die Liebe, über Wein und Gesang.


    Hier ein Auszug aus seinem Gedicht:
    An seine lieb- und hold-sälige Adelmund/ Gegen-hüpfendes Lied.


    4. Strophe:
    Sie lieb' ich / Sie lob' ich / Ihr leb' ich zu liebe/
    Sie ehr' ich / sie höhr' ich / Ihr kehr' ich mich zu:
    Sie machet es / daß ich im lieben mich übe /
    daß ich verschertze die hertzliche ruh.
    Sie schreib' ich / mich treib' ich / Ihr bleib' ich ergeben /
    Sie denk' ich / mich kränk' ich / Ihr schenk' ich mein leben. (1649)


    Im Moment lese ich zwischen durch die 49 Barockgedichte die in "Das Treffen in Telgte" von Günter Grass enthalten sind und eine Menge Infos habe ich von Hubert bekommen.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    Vor ca. acht Jahren habe ich das Stück „The Great Gatsby“ als Schauspiel nach dem Roman von der American Drama Group im Theater gesehen und daraufhin auch das Buch gelesen, das mir nicht so gut gefallen hat wie das Schauspiel. Aus dem damaligen Programmheft:


    „Emporkömmling, Kriegsheld, Alkoholschmuggler und Gangster – so eindimensional könnte man die Persönlichkeit des Großen Gatsby abstempeln. Doch nicht umsonst hat dieser wohl exemplarischste Liebesroman der Weltliteratur F. Scott Fitzgeralds in den zwanziger Jahren eine solche Wirkung erzielt. In seinem einsamen Kampf um eine Liebe, die es nicht geben kann, verkörpert Jay Gatsby den amerikanischen Traum und dessen Trauma."


    Sandhofer hat gepostet:
    Ja, ich habe das Buch mal gelesen. Es kennzeichnet m.W. eine Wende in Fitzgeralds Werk, indem die Thematik der 'Lost Generation' endgültig durchdrückt: Die jungen Amerikaner, die ohne moralische Ziele und Werte in der Gegend 'rumhängen. Fressen und vor allem Saufen und F....en sind ihre einzigen Beschäftigungen. Eine unsympathische Bande


    Die Wende in Fitzgeralds Werk kann ich nicht ganz erkennen. Die Thematik von „Der große Gatsby“ (1925) hat sich gegenüber dem Roman „Die Schönen und Verdammten“ (1923) m.M. nach nicht groß geändert, obwohl Gatsby nach dem 1. Weltkrieg, Die Schönen ... vor dem 1. Weltkrieg spielt. Aus dem Klappentext:


    Der Roman „Die Schönen und Verdammten“ versetzt uns in das Lebensgefühl eines jungen Paars aus der New Yorker „high society“ kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Die rauschenden Parties des „Jazz Age“ werden hier zur Ersatzbefriedigung einer Generation, die auf der Flucht vor der Langeweile im Glück des Augenblicks aufgeht und sich eine Sinngebung ihres eigenen Lebens versagt.


    Fitzgerald scheint m.M. nach im Gegensatz zu Dos Passos nur einen Teil der Gesellschaft zu kennen. Obwohl er immer zur „lost generation“ gerechnet wird, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich dazu zählt. „Lost generation“, das ist für mich Dos Passos und Ernest Hemingway, letzterer vor allem in „The sun also rises“, wo sich die Protagonisten durch den 1. Weltkrieg, der alle ihre Werte über den Haufen warf, psychisch und physisch geschädigt zeigen.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen,


    vielleicht für den einen oder anderen von Interesse. Zum ersten Mal erscheint der Briefwechsel des Autors mit seiner Frau:


    Lover! Briefe


    Auszug (gefunden auf der Webseite von 3Sat:

    Sie waren ein Traumpaar - schön und erfolgreich: F. Scott und Zelda Fitzgerald. Er galt als herausragender amerikanischer Schriftsteller der 20er Jahre, sie tat es ihm nach und schrieb 1932 "Darf ich um den Walzer bitten". Doch auf den Erfolg folgte der Absturz. Ihr Briefwechsel ist nun auf deutsch erschienen, ausgewählt von dem Schauspieler Hanns Zischler.


    Sie waren zwei Paradiesvögel: F. Scott und Zelda Fitzgerald. Sie liebten den Luxus bis zum Exzess, und seltsamerweise kam gute Literatur dabei heraus. Sie fuhren extravagante Autos und küssten sich die Perlen aus den Austern. F. Scott wird über Nacht berühmt mit "This Side of Paradise", darauf folgt "Der große Gatsby", später verfilmt mit Mia Farrow und Robert Redford. Der "Große Gatsby" hat in der Beschreibung der fatalen Anziehungskraft zwischen zwei Menschen starke autobiografische Züge.


    Eigentlich waren sie die Generation zwischen den Kriegen, die "Lost Generation". Aber der unglaubliche Erfolg von F. Scott übertünchte alles. Zelda lebte eine zeitlang sein Leben, statt ihre eigenen Talente zu fördern. Lebenslang machte sie ihm daraus einen Vorwurf. Und wie beim großen Gatsby schlichen sich immer mehr Misstöne und Eifersüchteleien ein.


    Gruß Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • hi all


    ich lese gerade eben den grossen gatsby (südeutsche zeitung) und bin begeistert


    wollte dass nur mal kundtun :smile:


    es ist in einer wundervollen art geschrieben - dialoge, personen - macht lust auf mehr FSF


    lg enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Zitat

    Ein Werk, bin ich der Meinung, will uns gar nichts sagen. Kunst ist nicht dazu da, dass ich irgendwelche moralisch-ethischen Schlussfolgerungen daraus ziehe. Sie beschreibt, und das in ästhetisch befriedigender Weise. Ob ich daraus Schlussfolgerungen ziehe, und welche, bleibt mir als Leser überlassen.


    hi all - hi sandhofer


    ich bin der selben meinung - dieser roman spiegelt einen teil der amerikanischen high socienty in den zwanziger jahren wieder


    was man für moralische oder anderwertige schlüsse daraus zieht ....


    ich denke eher FSF hat hier einen roman geschrieben welcher eine geschichte erzählt - nur weil er das in einer ausgezeichneten sprache konnte, heisst das für mich nicht dass fitzgerald irgend eine symbolik darin verborgen hatte


    am ehesten noch sich selbst in der einen oder anderen person - wie man weiter oben schon lesen konnte


    lg enderlin :smile:


    mir hat das buch echt gut gefallen - es verdient den titel "ein schönes buch"

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo.


    Ich habe gerade den großen Gatsby beendet. Schönes Buch.
    Was ich nicht verstehe ist, lieber Herr Enderlin, warum wieder Probleme mit "Symbolik" auftauchen (ich weiß ja von Deinen "Problemen" mit Symbolik, aber dennoch).
    Der Roman wird von Symbolen zusammengehalten. Wie eigentlich in jedem großen Kunstwerk (ja, es gibt sicher Gegenbeweise) ist in diesem Roman nichts beliebig. Weder Farben noch Bezeichnungen irgendwelcher Dinge (die Brillenwerbung, das Aschetal) noch sonst irgendetwas.
    Für genauere Infos: http://www.ovtg.de/english/gatsby/Symbols.html
    Oder ausführlicher: http://www.fcps.k12.va.us/west…ct/99gg/99gg6/symbol1.htm


    Ralph

  • hi ralph


    vielen dank für die beiden links


    hochinteressant


    Zitat

    ich weiß ja von Deinen "Problemen" mit Symbolik


    da is was dran - darum hab ich ja dich :smile: - und bin sehr froh darüber


    viele liebe grüsse von wien nach leipzig :winken:


    enderlin

    mein lieblingsbuch deutscher sprache: mein name sei gantenbein
    <br />mein nicht deutsches lieblingsbuch: der englische patient

  • Hallo zusammen,


    Maria hat gepostet:
    vielleicht für den einen oder anderen von Interesse. Zum ersten Mal erscheint der Briefwechsel des Autors mit seiner Frau:


    Vielen Dank, Maria, für diesen Hinweis. Ich habe noch drei weitere Links zu diesem Briefwechsel gefunden:


    Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 6.4.4
    http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/lover-r.htm


    Sendung im Deutschlandradio vom 7.4.4.
    http://www.dradio.de/dlr/sendungen/literaturlive/252983/


    Bericht von Sigrid Löffler, wie er auch im Mai-Heft von „Literaturen“ zu lesen ist:
    http://www.literaturen-online.de/schwp2.html


    Gruß von Hubert