Was lest ihr gerade?

  • Ich hab mir diese wunderschöne Gesamtausgabe genehmigt, kostet EUR 99.-
    Nachdruck der Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags.


    Storm, Theodor: Sämtliche Werke : in 4 Bänden / Theodor Storm. Hrsg. von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier. - Darmstadt : Wiss. Buchges.
    Bd. 1. Gedichte, Novellen : 1848 - 1867 / hrsg. von Dieter Lohmeier. - 1998
    Bd. 2. Novellen : 1867 - 1880 / hrsg. von Karl Ernst Laage. - 1998
    Bd. 3. Novellen : 1881 - 1888 / hrsg. von Karl Ernst Laage. - 1998
    Bd. 4. Märchen, kleine Prosa / hrsg. von Dieter Lohmeier. - 1998

    Und lese jetzt den dritten Band, die späteren Novellen. Hatte ich alles schon mal gelesen, in den 70ern und 80ern. Es gewinnt beim Wiederlesen noch sehr.


    Und außerdem von Dostojewski "Der Doppelgänger", also den Band mit den frühen Romanen und Erzählungen aus der Ausgabe des Piper-Verlags.
    Es wird wohl, im Laufe der Zeit, auf das Gesamtwerk rauslaufen.
    Wiederlesen macht Freude :smile:


    Gruß
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Wir haben anscheinend die selben Vorlieben! Stanišic (den Strich auf dem "c" bekomme ich leider nicht hin) lese ich auch gerade und bin schier beeindruckt! Das mit Kusturica empfinde ich gar nicht so präsent, nur das Kapitel mit dem Fest hat mich zu Beginn daran erinnert und auch das nur wegen der bunten Bild-Ästhetik. Was Kusturica macht, und was bei Stanišic zum Glück fehlt, ist eine gewisse Romantisierung des Balkans mit allzu ausuferndem Figurentheater. Stanišic löst das viel subtiler, es kommt mir fast vor, als würde er Kusturicas Welt ironisieren (die Aufzählung des Essens beim Fest). Das Buch jedenfalls kann ich (bisher, bin auf Seite 210) absolut empfehlen. Ich muss zugeben, mehrmals musste ich gewaltig schlucken (vor allem bei den beiden Kriegskapiteln), das ist so was von packend und ergreifend und rührend!


    Danke Dostoevskij für die Links! Habe mir einige Einträge im Blog des Autors durchgelesen, da kriegt man schon so ein wenig mit wie genau er mit der Sprache arbeitet.


    Übrigens, davor gelesen: Thomas Glavinic, "Die Arbeit der Nacht". Auch lesenswert, beklemmend!, obwohl kleinere logische Fehler (eine zweimal zu Ende gegessene Schokolade bspw.) das Lesevergnügen etwas stören. Ist so etwas nicht die Arbeit des Lektors?

  • hallo efeukletterer,
    ich denke nicht, dass Kusturica den Balkan romantisiert, er ist ganz klar ein Jugo-Nostalgiker, was ich gut nachvollziehen kann, vor allem wenn man in Friedenszeiten in Gegenden gelebt hat , die vollkommen durchmischt waren. In seinen Filmen ist auch viel Kritik, Ironie und Trauer und ich erlebe Kusturica sehr subtil (otac na sluzbenom putu - weiss nicht wie der Film auf deutsch heisst, etwa "Vater auf Dienstreise", "Underground", "dom za vesanje" heisst auf französisch "le temps des gitants", kenne den deutschen Titel auch nicht, sorry) . Der letzt "life is a miracle" war mir zu viel Klamauk, all die anderen habe ich sehr gemocht, vor allem "black cat white cat"
    Beim Vergleich habe ich eher an das Tempo gedacht. Aber auch an so absurde Szenen als Aleksanders Freund mit seinem Vater die Mutter beim Fremdgehen erwischt, die Geschichte mit dem Zauberhut usw.
    Bei den Kriegskapiteln musste ich das Buch für ein paar Tage weglegen, es ging mir doch zu nah, der Teil danach gefiel mir am Besten.
    Ach ja, als ich so 50-60 Seiten gelesen hatte, war ich furchtbar wütend, ich wollte das Buch in die Ecke schmeissen, dachte wieder so klischeehaft: die "Jugos" saufen, tanzen,vergewaltigen, lachen, töten, feiern, sterben...was für ein lustiges Völkchen... doch dann kam ja die Wende.
    Stanisic ist ja für den "Deutschen Buchpreis" nominiert, zur Zeit mit Walser, Trojanow u.a. auf der Shortlist, bin richtig gespannt auf den 2.Oktober, ich würde es ihm von Herzen gönnen.
    Liebe Grüsse
    donna


  • hallo efeukletterer,
    ich denke nicht, dass Kusturica den Balkan romantisiert, er ist ganz klar ein Jugo-Nostalgiker, was ich gut nachvollziehen kann, vor allem wenn man in Friedenszeiten in Gegenden gelebt hat , die vollkommen durchmischt waren.


    Das hast du mir voraus, wie es scheint hast du dort gelebt? Ich kenne die ehemaligen jugoslawischen Gebiete recht gut, aber nur aufgrund zahlreicher Reisen (nicht nur Urlaub an der Adria, sondern auch wissenschaftlicher Art). Und auf keiner dieser Reisen sind mir Begegnungen oder Menschen untergekommen, wie sie in Kusturicas Filmen häufig auftreten, ich habe kaum "Zigeuner" (was ist die korrekte BEzeichnung?) angetroffen und die Feste waren eher so wie auch Stanisic sie beschreibt - üppig und lustig und bunt - aber die Musik z.B. war eher gediegen und immer der Gegend angepasst (ich war meistens in Montenegro und Bosnien unterwegs), aber ich hatte immer den Eindruck: so kann man auch bei uns (in D) feiern. Kusturicas Filme spielen ja aber eben in Gebieten, die ich nicht kenne (Vojvodina z.B.), es mag also sein, dass die Sitten und die sozialen Umstände dort anders sind. Kritik konnte ich ehrlich gesagt in keinem seiner Filme vorfinden, auch "Underground" kann mir eher einfach politisch korrekt vor, erwartbar und nur aufgrund des absurden Szenarios interessant.


    Ich mag mich irren, aber bei Stanisic dachte ich eine große Ironisierung dieser "Balkan"-Bilder gelesen zu haben. Wie gesagt, gerade das Kapitel um das Fest - es kommt mir vor, als würde der Autor Kusturica "anzitieren", um dann aber das Zitat zu brechen - "Die Leute denken, dass wir hier immer feiern, aber das stimmt nicht, wir müssen das Gefeierte doch auch irgendwann aufräumen" (da gibt es so einen ähnlichen Satz von Aleksander), ich habe das Buch nicht bei mir, aber habe mir gerade die Stelle gut eingeprägt, denn genau dort wußte ich: okay, hier spielt jemand ganz bewußt mit den bekannten Balkanismen, die wir im Westen im Kopf haben, und sagt uns auch noch augenzwinkernd: "ihr im Westen habt eine bestimmte Vorstellung davon, wie wir sind, aber wir können auch ganz anders"


    Der letzte Film von Kusturica war für mich völlig inakzeptabel, so eine Menge an Klischees und wie du auch sagst Klamauk, war einfach zu viel.


    Wo wir also einer Meinung sind: das Erzähltempo beim Filmemacher und beim Textmacher! Das finde ich nämlich auch, man wird richtig gepackt, Stanisc variiert das auch so schön, leise Stellen mit lauten, direkten, drastischen.


    Und die Kriegskapitel waren so gut, so herzergreifend, daß ich sie meiner Frau laut vorlesen musste, worauf sie sagte, ihr Vater habe ihr ähnliche Dinge (Schutzbunker, Belagerung) aus dem zweiten Weltkrieg erzählt, den er auch als Kind erleben musste. Da wiederholt sich das Grausame, obwohl so viel Zeit und Raum dazwischen liegt.


    lg
    efeukletterer

  • hallo efeukletterer,
    ja ,ich bin in der Vojvodina aufgewachsen, der Film black cat white cat, wurde sogar ein paar Kilometer vom Haus meiner Grosseltern entfernt gedreht...
    In Montenegro und Bosnien sind effektiv die Roma weniger präsent als bei uns, dafür aber in grossen Teilen Serbiens und in Makedonien.
    Natürlich übertreibt Kusturica, bei uns werden auch nicht die Musiker an den Baum gefesselt :zwinker: aber lebendig sind Hochzeiten und auch so manches Begräbnis.
    Ich glaube, man muss wirklich dort gelebt haben, um Emirs Filme ganz zu verstehen, da sind soviele "clin d'oeil" drin, die nur insider mitbekommen, vor allem im Underground.
    Dieser Film war vor allem in Frankreich sehr umstritten, weil er eben nicht politisch korrekt war. Die neuen sogenannten Philosophen, wie Bernard-Henri Lévy, Alain Finkielkraut haben mit solchem Hass auf Kusturica eingedroschen, dass es nur noch peinlich war.
    so, jetzt ist meine Mittagspause um, wir lesen uns ja dann noch.
    Liebe Grüsse
    donna

  • Hallo Donna, hallo Efeukletterer!


    Ihr macht mich aber unheimlich neugierig auf Stanisic's Buch.


    Zu Kusturica muss ich mich jetzt auch äußern: ich finde auch, dass er mit seinen pompösen Bildern vom lustigen, immerzu zu Besäufnissen neigenden, morbiden Balkanesen übertreibt. Aber Wahrheit steckt dort auch drinnen, natürlich überzeichnet. In Nordbosnien hat es vor dem Krieg sehr viele Roma gegeben, die sind während des Krieges geflohen. Jetzt sind einige zurückkehrt, aber sehr, sehr wenige. In Serbien gibt es glaube ich, wirklich viel mehr, die haben dort auch einen eigenen Namen (Kalderas, soweit ich mich erinnern kann).


    Und Underground fand ich genial, auch Time of the Gypsies. Underground ist voll von Anspielungen auf die Geschenisse in Sarajevo während des Krieges. Dort wurde auch unter der Stadt (vom Flughafen weg) ein Tunnel gegraben, der als die Versorgungsader für die Stadt gedient hat. Der Tunnel ist ca. mannshoch, keineswegs also für Panzer und ähnliches geeignet. Und diese ständigen vom-Freund-zum-Feind-Situationen sind wirklich vorgekommen, so grausam das auch ist.


    Übrigens noch etwas, was ich an Kusturica's Filmen genial finde ist die Musik.
    @ efeukletterer es stimmt, dass die Musik oft gediegener Natur ist, oft auch traurig, v.a. wenn man anfängt, die alten bosnischen Liebeslieder zu singen (die Sevdalinke). Aber die Stimmung kann sich oft schnell ändern, es braucht nur jemand eine Ziehharmonika rausholen und los geht's. So zumindest habe ich einige Feste in Bosnien und auch in Dänemark unter bosnischen Flüchtlingen erlebt.


    donna wieso wurde Kusturica von den erwähnten Personen kritisiert?


    Ach, ja - ich lese zur Zeit Carlos Fuentes Die gläserne Grenze, und möglicherweise bald Sasa Stanisic :smile:


    Lg
    nikki


  • Übrigens noch etwas, was ich an Kusturica's Filmen genial finde ist die Musik.


    Tja, Nikki, schon wieder sind wir uns eins... :breitgrins:


    Zitat

    ...wieso wurde Kusturica von den erwähnten Personen kritisiert?


    Die beiden Herren unterstellen Kusturica ein serbischer Kollaborateur (sie haben tatsächlich dieses Wort gebraucht) zu sein, sie haben es als Schande und Hohn empfunden, dass Emir einen Film dreht, während in Bosnien Krieg herrscht, desweiteren soll Underground, laut Finkielkraut ein serbischer Propaganda-Film sein... :vogelzeigen:
    Finkielkraut hatte den Film im "le monde" zerrissen, DANACH hat er zugegeben, den Film überhaupt nicht gesehen zu haben...
    B.-H. L. und A.F. sind in Frankreich sehr umstritten, vor allem B.-H.L. mit seinen Starallüren, der sich so gerne als der Saubermann der Nation ausgibt, ist peinlich. Seine Bücher haben auch nicht den von ihm erwarteten Erfolg, trotz grosser Werbung, die französische Linke macht sich einen Spass draus, ihn im Radio und in der geschriebenen Presse blosszustellen, weil er auch noch extrem arrogant ist.


    Zitat

    Carlos Fuentes Die gläserne Grenze


    Wie gefällt dir das Buch?
    Ich habe von Fuentes: die Jahre mit Laura Diaz gelesen und war begeistert, danach versuchte ich Christoph, Ungeborn und Terra Nostra... legte die beiden Bücher nach kurzer Zeit weg, weil ich überhaupt nicht reinkam... :sauer:


    Lieber Gruss
    donna

  • Hallo!
    Ich lese gerade den Psychothriller von Jeffery Deaver- Der Insektensammler.
    Ist zwar ganz gut , aber es gibt ein deutig bessere Thriller.
    Das Buch von Patrick Süsskind -Parfüm habe ich mir in der Bibliothek vorbestellt. Hoffentlich kommt es bald.

  • B.-H. L. und A.F. sind in Frankreich sehr umstritten, vor allem B.-H.L. mit seinen Starallüren, der sich so gerne als der Saubermann der Nation ausgibt, ist peinlich. Seine Bücher haben auch nicht den von ihm erwarteten Erfolg, trotz grosser Werbung, die französische Linke macht sich einen Spass draus, ihn im Radio und in der geschriebenen Presse blosszustellen, weil er auch noch extrem arrogant ist.


    Danke für die Klarstellung und Erklärung, liebe Donna, ich sehe, ich muß mein Kusturica-Bild ein wenig korrigieren. Habe gerade auch ein wenig im Netz recherchiert und auf eine krasse Lagerteilung gestoßen, was seine Filme und Person angeht. Aus der "Entfernung" des Westens zu beurteilen fällt mir sehr schwierig, andererseits gilt es festzustellen, dass ja gerade Künstler, die so polarisieren können, oft die bereicherndsten sind oder sein können.


    Genug über Kusturica, uns geht es hier um Bücher, also meine ganz persönliche aber umso aufrichtigere Empfehlung, liebe Nikki, "Wie der Soldat das Grammofon repariert" zu lesen (komisch, das Grammofon ohne "ph"...). Selten war ich so gerührt und so erheitert durch ein Buch, hinten steht auch etwas vom Kopfkino, das kann ich voll und ganz bestätigen, eine so fruchtbare Bilderwelt, lebhaft und quirrlig, ich bin noch ganz benommen (in positivster Weise), wenn ich zum Beispiel allein an den Schluß des Buches denke.


    Auch davon jetzt aber genug, denn es geht ja auch darum, was wir aktuell lesen. Nach Stanisic habe ich ein weiteres nominiertes Buch (Deutscher Buchpreis, Longlist) zu lesen angefangen, den zweiten Debütanten übrigens: Steffen Popp "Ohrenberg oder der Weg dorthin". Vom Layout her schon mal ein echtes Schmankerl! Werde berichten!


    Viele Grüße!
    ek


  • Lese gerade Folletts "Säulen der Erde" und bin nach den ersten 100 Seiten kräftig enttäuscht!


    Dabei soll das Buch doch so gut sein. Immerhin hatte ich mir schon überlegt ob ich mir das Buch zulegen soll. Na ja, dann ist es
    wohl doch besser das Buch erst mal in der Bibliothek ( wenn sie es denn haben) auszuleihen.


    Ich fange heute an von Joy Fielding das Buch" Lauf Jane, lauf" zu lesen. Gerade das Richtige nach dem Buch von Jeffery Deaver
    "Der Insektensammler", das zwar gut war , da die Geschichte Wendungen nimmt mit denen ich nun gar nicht gerechnet habe, aber als super spannend konnte ich das Buch nun nicht bezeichnen.
    Die Bücher von Joy Fielding hingegen versprechen immer sehr spannend zu sein.

  • Trotz Stress lese ich hin und wieder, nach Wilders "Our Town" und Greens "The Third Man" bin ich wieder bei deutscher Literatur: Klaus Manns "Symphonie Pathéthique". Habe wieder Lust auf Klaus Mann bekommen - las vor kurzem "Alexander".
    Sein Stil ist mir angenehm, man findet ähnliches in der neueren Literatur selten, finde ich...


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo zusammen!


    Unter anderem: Die Nikomachische Ethik von Aristoteles. Ich glaube, es war xenophanes (der hier schreibende!), der mich an diesen Text erinnert hat.


    Grüss


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich lese gerade "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde.
    Ist ziemlich interessant und spannend.


    Gruß
    Astrid

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • hallo zusammen,
    lese gerade die Dubliner von Joyce, bin so begeistert, dass ich jede Erzählung zweimal lese...denke, dass ich mir bald Ulysses vornehme....
    liebe Grüsse
    donna

  • Lese gerade "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque.

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • Ich bin in den letzten Zügen von "Tod im Champagnerbad" von Manfred Bauer, einem österreichischen Krimiautor. Wenn ich das fertig gelesen habe, werde ich mich wieder dem Buch von Christoph Hardebusch "Die Trolle" widmen.


    Katrin