• Hallo zusammen,


    Gestern Abend war ich auf einer Lesung:
    Urs Widmer, der in Basel geborene und in Zürich lebende Schriftsteller las aus seinem neuen Roman „Das Buch des Vaters“. Natürlich habe ich es mir mitgenommen und werde es demnächst sicher auch lesen. Auf dem Umschlagtext lese ich jetzt, dass dieses Buch u.a auch die Geschichte Claras erzählt?, die im Zentrum von Widmers vor vier Jahren erschienenem Roman „Der Geliebte der Mutter“ steht. Die gleiche Geschichte, verblüffend anders erzählt.


    Jetzt überlege ich mir, vielleicht zuerst den Roman „Der Geliebte der Mutter“ zu lesen. Kennt jemand einen der beiden Romane oder weiß wie sie zusammenhängen und ob man die in der richtigen Reihenfolge lesen soll?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert!


    Die beiden von Dir angesprochenen Romane Widmers kenne ich nicht. Ich kenne nur frühere Romane und Erzählungen von ihm.


    Er hatte, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, schon immer die Tendenz - offen oder versteckt, satirisch-ironisch oder ernsthaft - in seinem neuesten Werk auf das frühere Oeuvre einzugehen.


    Also einer, den man im Grunde genommen von Anfang an lesen müsste ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    Sandhofer hat gepostet:
    Also einer, den man im Grunde genommen von Anfang an lesen müsste


    Hallo Sandhofer,


    da hast Du sicher recht und ich denke es wird sich auch lohnen. Auf jeden Fall, habe ich mir mit dem „Buch des Vaters“ wohl das richtige Buch zur richtigen Zeit gekauft. In der aktuellen SWR-Bestenliste wird es empfohlen, heute war Widmer um 12.30 Uhr auf 3sat im „bücherTalk“ bei Thea Dorn und Dirk Schümer zu Gast. Dabei wurde auch über den Zusammenhang vom „Buch des Vaters“ und dem „Geliebten der Mutter“ gesprochen. Und im März-Heft von „Literaturen“ soll „Das Buch des Vaters“ als eines der „Bücher des Monats“ vorgestellt werden.


    Übrigens ist Urs Widmer auch im März noch mit dem Roman auf Lesereise. Folgende Termine sind mir bekannt:
    11.03.2004 Zürich, Buchhandlung Hirslanden, 20 Uhr
    16.03.2004 Berlin, Literaturhaus, 20 Uhr
    21.03.2004 Köln, Gloria Theater, 16 Uhr .


    Gruß von Hubert

  • Hi Hubert


    Zitat

    Übrigens ist Urs Widmer auch im März noch mit dem Roman auf Lesereise


    Warum machst du solche Werbung für den Widmer. Ist der so gut


    und tschüss


    Der Allesleser

  • Hallo Allesleser,


    ich muß den Widmer auch erst noch selbst lesen. Aber wenn Du ja ein Allesleser bist, und überflüssige Zeit scheinst Du auch zu haben, dann kannst Du den Roman ja mal lesen und wir können hier unsere Leseerfahrungen über den Widmer austauschen. Aber mehr als drei Sätze erwarte ich dann schon von Dir.


    Gruß von Hubert


  • Hallo zusammen!
    Hallo Allesleser


    Meiner persönlichen Meinung nach: ja. Einer der wenigen Lebenden, die ich von Zeit zu Zeit lese :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Hubert, Hallo Sandhofer,
    auf Widmer bin ich auch in letzter Zeit aufmerksam geworden.
    Da ich mir momentan ein Buchkaufverbot auferlegt habe, habe ich mir vorgenommen, seine Bücher in der Bücherei auszuleihen.
    Sowohl das Buch des Vaters als auch der geliebte der Mutter, also die beiden Bücher, von denen ich bereits gehört habe, sind momentan komplett ausgeliehen.
    Daher wollte ich Dich, sandhofer, fragen, was Du mir ansonsten noch von seinen Werken besonders ans Herz legen würdest? Deinem Posting entnehme ich, dass Du Widmer schon länger kennst?


    Viele Grüße, adia

  • Hallo zusammen!
    Hallo adia!


    Ich empfehle nie Bücher :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Was mir sehr gut gefallen hat: "Die gelben Männer" von 1976. Der Klappentext:

    Zitat

    Eine Reise von Frankfurt nach Basel und zurück.
    Dazwischen das Abenteuer des einfachen Lebens, der gelben Gefahr, der Freundschaft, der Liebe und des Weltalls.
    Eine Geschichte voll Gegenwart und Ahnung der Zukunft.

    Lektüre auf eigene Gefahr. Ich bin nicht dafür verantwortlich, wenn es jemandem (nicht) gefällt!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo :winken:


    Ich habe das heir als Anstoss gesehen und endlich mit dem Geliebten begonnen. Kann ncoh nicht viel sagen, ausser dass ich im MOment noch sehr zwiegspalten bin, ob ich das Buch gut finden soll oder ob ich etwas dran auszusetzen hätte...;)


    Gruss
    Aisha

  • Hallo zusammen,


    über Ostern werde ich zusammen mit Sandra (alias Aisha) Urs Widmers Roman: "Der Geliebte der Mutter" lesen. Über diesen Roman, der nur 130 Seiten hat, hat MRR im literarischen Quartett einmal gesagt:
    „Eine hochaufregende Geschichte, so ruhig, so leise, mit so viel Ironie und leisem Humor erzählt. Ein toller Kontrast zwischen Ton und Inhalt, und dieser Kontrast ist ein Kunstmittel von hoher Qualität.“
    und Elke Heidenreich:
    „Urs Widmer erzählt mit schlafwandlerischer Balance zwischen Witz, Ironie und Melancholie.“


    Also wenn noch jemand mitlesen und nach Ostern mitdiskutieren will, das Buch ist sicher in jeder Buchhandlung als Taschenbuch vorhanden.
    Hier noch ein Link mit einer Besprechung des Romans vom 1.9.2000 im WDR (aber Achtung Spoiler):
    http://www.wdr.de/radio/wdr2/rheinweser/20000901.html


    Gruß von Hubert


    PS: Danke, Maria, für den Link zur „Buch Basel 2004“


  • Hallo zusammen,


    „Der Geliebte der Mutter“ handelt von der unerwiderten Liebe der Mutter des Erzählers zu dem Dirigenten Edwin. Als sie ihn kennen lernt, ist sie jung und reich, er dagegen mittellos .und musikbesessen. Am Ende ihres Lebens ist er ein berühmter Dirigent und der reichste Mann des Landes und sie stürzt sich aus dem Fenster.


    Wieder mal ein Roman über eine unglückliche Liebe, der alle Klischees bedient, hatte ich am Anfang gedacht, warum muss der berühmte Dirigent z.B. auch noch der reichste Mann des Landes werden, ist das nicht zu realitätsfremd? Bis ich dann merkte, dass das nicht nur nicht realitätsfremd ist, sondern Edwin eine real existierende Person. Natürlich hieß der im realen Leben nicht Edwin, und die Story muss man sich nicht in der „Stadt am See“ in der Urs Widmer heute lebt, sondern in die „Stadt am Fluß“, in der er aufgewachsen ist, vorstellen, dann wird aus dem „Jungen Orchester“ des Romans das Basler Kammerorchester und aus der Erbin der Maschinenfabrikanten-Dynastiie die .Witwe eines Chemieunternehmers.


    Nach dieser Erkenntnis hat mich der Roman gefesselt, obwohl ich Schlüsselromane eigentlich nicht mag, aber Widmer beschreibt die Psyche seiner Protagonisten so gekonnt, dass man den Leidensweg der Mutter und die künstlerische Laufbahn ihrer lebenslangen großen Liebe nachvollziehen kann. Ein bewegender Roman über Musik, Faschismus, Kriegsgewinnler und vor allem die Liebe.. Sehr traurig aber wahr!


    Hallo Aisha,


    wie hat Dir das Buch gefallen? Dir, als Schweizerin, war sicher von Anfang an bekannt, dass das Buch ein Schlüsselroman ist?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert :winken:
    ja, ich habe gewusst, dass der Roman aus dem realen schöpfte, es ist mir aber nur noch am Rande im Gedächtnis, wer die realen Menschen waren. Ich habe, da ich den Roman einfach zum vergnügen las, dem auch nciht weiter nachgeforscht.


    Der Roman weckte in mir ein dauerndes Zwiegespalten sein... Es gab Szenen, da musste ich schmunzeln, dann war es mir wieder zu "durcheinander". Widmer kommt von einem zum nächsten und geht zurück zum letzten und vorletzten. Gerade am Anfang musste ich mich etwas zwingen, dran zu bleiben. Insgesamt muss ich aber sagenn, hat mir der Roman nicht schlecht gefallen, ich würde ihn jetzt nciht nochmals lesen wollen oder empfehlen als ein must würde ich ihn auch nicht. Aber er ist durchaus amüsant, wenn man das von einer eigentlich tragischen Geschichte sagen darf.


    Was ich interessant fand, waren die identischen Muster, die überall immer wieder auftauchten. Das Strahlende, ܨberragende einiger Männerfiguren, das in sich zusammenbrach bei eigentlich harmlosen Gegebenheiten. Der Vater, der herrschte und eigentlich eine armselige Figur war, Boris, der Strahlende, der seinen Glanz mehr und mehr verlor, Edwin, der Angehimmelte, der eigentlich auch nciht wirklich edel war, wie man es von einem derart bewunderten erwarten würde. Und mittendrin die Mutter, mit ihrer Art, die immer erwähnt aber nie wirklcih erklärt wurde, von der man nur erfuhr, dass sie eben so war, wie sie war und dass sie so, wie sie war , nciht gut war.


    Interessant fand ich die explizite Nichtnennung des Ehemannes und die beinahe Ignoranz des Sohnes, welcher ja der Erzähler war und von sich mal in Er- und mal in Ich-Form sprach.


    Gruss
    Aisha

  • Huber,


    Ich mag gern Widmer. Vor paar Jahre habe ich seine Lesung bei Luzern Literaturfest besucht. Dieser Mann hat Kraft und starke Mimik. Sein rechte hand bewegt sich immer, während er las.


    Bei diese Lesung kaufte ich einem Buch "Schweizer Geschichte".
    Dieses Buch erzählt über Ballon Reise durch verschiedene
    Kantonen. Widmer war genie, diese Erfindung über sein gebirge Land zu erzählen. Als Hitler in Italien war, sagte er eine berümte Satz: "Und die Schweiz das kleine Stachelschwein, nehmen wir auf die rück
    Weg ein."


    Ich meine damit, Ballon ist bekannt in der Schweiz und einfache Weg jede Kanton zu besuchen. Fast jede Ort wo das Ballon halt, erzählte Widmer über Spezialitäten.


    Über Der Geliebte de Mutter, habe ich schon gelesen. Ich las sehr langsam, sein Prosastill war seh dynamisch und nie Langweilig. Ich war erschröken, er sagte ein bisschen über Bali, wo ich schon lange
    Jahre gewesen war. Die Geschichte selbe fand ich für mich nicht einfach zu verstehen. Ich glaube wegen meine Deutsch Kenntnise. Es gab schon komische Sachen. z.B:
    Ganz erste Satz (Erste Seite)lautet.
    "Heute ist die Geliebte Meiner Mutter gestorben."
    und ganz Ende Paragraph (Letzte Seite)lautet:
    Heute ist der Geliebte meiner Mutter zu Graben getragen worden."


    Trotz ich die unklare Geschichte erlebt, aber sein Schreibstill beindrückt mich schon.


    Ps: Nächste Dezember Widmer kammt bei Luzern Literaturfest wieder, und werde ich wieder gerne besuchen.


    Viel Spass bei Lesungen.
    Sigit

  • Zitat von "Sigit Susanto"

    Huber,


    Ich mag gern Widmer. Vor paar Jahre habe ich seine Lesung bei Luzern Literaturfest besucht. Dieser Mann hat Kraft und starke Mimik.


    Hi Sigit,


    Deiner Einschätzung über Urs Widmer kann ich nur zustimmen: ein kraftvoller Autor, sowohl als Person, als auch in seinen literarischen Äußerungen. Nach dem Buch „Der Geliebte der Mutter“ habe ich inzwischen auch den Roman „Das Buch des Vaters“ gelesen und das hat mir noch besser gefallen. Wie im „Geliebten der Mutter“ beginnt Widmer auch dieses Buch mit einem präzisen Satz („Mein Vater war ein Kommunist“) und danach lässt er den Ich-Erzähler über das Leben des verstorbenen Vaters sinnieren. Eigentlich müsste es ja die gleiche Geschichte sein, wie im „Geliebten der Mutter“, aber durch den vorgenommenen Perspektivwechsel entsteht doch eine völlig anderes Buch und während im „Geliebten der Mutter“ der Vater so gut wie nicht vorkam, erfährt man im „Buch des Vaters“ von dessen Liebe zu seiner Frau Clara.


    Wie Du, denke ich auch, dass Urs Widmer ein toller Erzähler und ein glänzender Stilist ist und gelangweilt habe ich mich mit diesen zwei kleinen Romanen auch keine Sekunde. Viel Spaß wünsche ich Dir schon heute beim Luzerner Literaturfest.


    Viele Grüße von Hubert

  • Die legendären Poetik-Vorlesungen an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt/Main hält im Wintersemester 2006/2007 der Schriftsteller Urs Widmer unter dem Titel "Vom Leben, vom Tod und vom übrigen ....", d.h. heute gibts im Hörsaal VI im Hörsaalgebäude (Gräfstr./Mertonstr) die letzte Vorlesung und wie ich mir habe sagen lassen, sind Widmers Vorlesungen, die bestbesuchten Poetikvorlesungen in Frankfurt seit ungefähr zehn Jahren.


    Wie in Frankfurt schon Tradition, gibt der jeweilige Dozent der Poetik-Vorlesungen auch eine Lesung im Literaturhaus, das war gestern abend und ich habe schon lange keine so lustige Lesung mehr gehört. Übrigens war die Lesung, obwohl der Vortragssaal mehr als 200 Plätze hat, ausverkauft!

  • Hallo !


    Ich habe vor einem halben Jahr Urs Widmer in einer Lesung erlebt. Er las aus "Das Buch der Albträume" und wurde begleitet von einem Bass-Saxophon. Herr Widmer hat eine sehr intensive Ausstrahlung und es war sehr spannend.


    Leider war das ganze nach nur 45 min vorbei. Urs Widmer hat sich auch leider keiner öffentlichen Diskussion gestellt und verschwand einfach hinter der Bühne. Erst nachdem schon fast alle Leute gegangen waren, kam er in Hut und Mantel heraus und signierte noch ein paar Bücher.


    Ich war erst das zweite Mal bei einer Lesung (die erste von Robert Menasse dauerte knapp 2 Stunden und danach nochmal eine halbe Stunde interessante Diskussion), so dass ich nicht weiß, ob das bei bekannten Autoren so üblich ist. Aber etwas geärgert habe ich mich über den Urs Widmer-Abend schon.


    Gruß von Steffi