Grimmelshausen - Abenteuerlicher Simplicissimus

  • Hallo zusammen!


    Zur Geschichte der Schweiz. Eidgenossenschaft:


    http://www.lexhist.ch/externe/protect/textes/d/D26413.html


    oder auch unter dem Stichwort 'Kantone':


    http://www.lexhist.ch/externe/…extes/d/D26414-1-915.html


    Die alte Eidgenossenschaft war ein ziemlich kompliziertes Gebilde. Sie hat sich zwar aus dem 30-jährigen Krieg heraushalten können, hatte aber durchaus ihre eigenen Kämpfe zwischen Katholiken und Reformierten. Den letzten derartigen Bürgerkrieg sah sie 1712 - zu einer Zeit also, wo andere Länder ihre Glaubenskriege unterdessen beigelegt hatten ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    Danke, Sandhofer, für die Links zur Schweizer Geschichte. Ich hab auch noch eine tabellarische Auflistung der Geschichtsdaten der Schweiz gefunden:


    http://www.auswaertiges-amt.de…tml?type_id=9&land_id=148


    Bei dieser Gründung der Eidgenossenschaft im Jahre 1291 kam es doch zu dem berühmten Rütli-Schwur, den Schiller in seinem Drama „Wilhelm Tell“ beschreibt. Oder täusche ich mich da? Ist der Rütli Schwur eigentlich ein geschichtliches Ereignis oder von Schiller erfunden?


    http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/wilhelm_tell.htm


    Gruß von Hubert


    PS: Ich habe gerade übers Internet ein interessantes Video zu einer Vorlesung über Grimmelshausen entdeckt und im Forum „....Chronik“ im Thread „Grimmelshausen“ einen Link dazu hinterlegt.

  • Hallo zusammen,


    Maria hat in einem anderen Thread auf die Literaturgeschichte von Klabund hingewiesen. Vielen Dank, Maria, für den Link. Ich habe jetzt bei Klabund folgende Stelle gefunden:


    Neben dem Grübler Faust, dem weisen Narren Eulenspiegel kann man den reinen Toren Parzival als die dritte Verkörperung der deutschen Seele ansprechen. Parzival heißt beim Grimmelshausen Simplizissimus.


    Ich grüble jetzt über folgende Fragen:


    1. Sind neben Faust (unbestritten), tatsächlich auch Eulenspiegel und Parzival Verkörperungen der deutschen Seele?


    2. Heißt Parzival bei Grimmelshausen tatsächlich grundsätzlich Simplizissimus, oder kann man die beiden nur im ersten Kapitel gleichsetzen?


    3. Entspricht Grimmelshausen ev. in jedem Kapitel zwar nicht einer Verkörperung der deutschen Seele, aber einer literarischen Figur, im zweiten Kapitel z.B. durchaus dem weisen Narren Eulenspiegel und irgendwo vielleicht auch dem Faust?


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Um hinten anzufangen bei Deinen Fragen: Ich glaube nicht, dass Grimmelshausen auf so eine Idee gekommen wäre. Ein Autor des 20. Jh., Joyce, Th. Mann, Arno Schmidt: vielleicht, ja. Aber dieses 'einer literarischen Figur entsprechen' ist m.M. eine Konzeption, die der Zeit des Barock völlig unbekannt war.


    Ist Simplicius = Parzival? Insofern als Parzival der tumbe Tor, der Naive ist: ja. Viel weiter würde ich den Vergleich allerdings nicht ziehen.


    Zu Deiner ersten Frage habe ich keine Antwort ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    kann sein, dass das Konzept (einer literarischen Figur entsprechen) in der Barockzeit nicht üblich war?, ich bin kein großer Barockexperte. Aber, dass Grimmelshausen seinen Simpel im 1. Buch dem Parzival nachgestaltete ist in der Literatur unbestritten, was zeigt, wie modern Grimmelshausen ist.


    Nicht nur sind beide reine Toren, beide wachsen auch im Wald auf, beide kennen ihren Namen nicht, beide haben eine unklare Herkunft usw.


    z.B. schreibt Peter Triefenbach in seinem „Lebenslauf des Simplicius Simplicissimus, Figur – Initiation – Satire“::


    Wie Parzival ist Simplicius von der Begierde getrieben, die Welt zu sehen. Die Sündhaftigkeit beginnt bei beiden mit einer falschen Wahl: sie entscheiden sich, augustinisch gesprochen, für die Schöpfung, als das Niedere gegenüber dem Höheren, dem Schöpfer. Die Blindheit, deren Simplicius sich anklagt – „Oh blindes Plock“ – ist, theologisch gesehen, die Folge des ersten Sündenfalls. (Zum Problem der Sünden des Parzivals vgl. P. Wapnewski: Wolframs Parzival.
    Dass Unwissenheit und Unvermögeen nicht als Entschuldigung gelten können, da sie wie die aus Unwissenheit und Unvermögen begangenen Sünden Folgen der Erbsünde sind, sagt Augustinus, De libro arbitrio, 3,54. Zu Augustinus Sündenlehre vgl. J. Mausbach: Die Ethik des heiligen Augustinus.)


    Im Unterschied zu Klabund sehe ich diese Gleichung Simpel = Parzival aber nur im ersten Buch. Aber wenn Grimmelshausen im 1. Buch dieses Konzept anwendet, warum nicht auch in den anderen?


    Gruß von Hubert


    PS: Eigentlich hatte ich gehofft, dass Du etwas zum Rütlischwur sagen kannst. Vielleicht hast Du meine Fragen dazu überlesen? Sie sind ein Posting vorher – und auch eine Seite vorher.

  • Hallo zusammen,


    gestern abend habe ich noch bis zum Ende des Mummelseeabenteuers gelesen. Hier befinden wir uns eindeutig in der Mondphase. Der Mond ist ja der Herr über das Wasser (Gezeiten). Entsprechend hält sich Simpel im Reich der Wassergeister auf. Möglicherweise beginnt die Mondphase aber auch schon mit Simpels Eintreffen im Sauerbrunnen? * grübel *. Wie seht ihr das?


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Das Posting zum Rütli-Schwur ist mir tatsächlich durch die Latten gegangen, tut mir leid.


    Zitat von "Hubert"

    Bei dieser Gründung der Eidgenossenschaft im Jahre 1291 kam es doch zu dem berühmten Rütli-Schwur, den Schiller in seinem Drama ?Wilhelm Tell? beschreibt. Oder täusche ich mich da? Ist der Rütli Schwur eigentlich ein geschichtliches Ereignis oder von Schiller erfunden?


    Nun, ich bin kein Historiker. Schillers Quelle war das Chronicon Helveticum von Ägidius Tschudi in einer Ausgabe von 1734/36 und die darin berichteten Ereignisse der Jahre 1304 - 1308. Tschudi lebte von 1505 - 1572. Sein Werk ist übrigens kürzlich neu aufgelegt worden, 13 Bände + 2 Supplementbände für CHF 1520.00 :smile: . Soweit ich weiss, berichtet schon Tschudi von einem Schwur auf dem Rütli. Wie weit dieser historische Tatsache ist, kann man heute m.W. nicht mehr nachvollziehen. Das Jahr 1291 bezieht sich nicht eigentlich auf den Rütli-Schwur sondern auf das älteste erhaltene Dokument der Eidgenossenschaft: den Bundesbrief zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen.
    Ich bin ja zwar leider bei dieser Leserunde ausgestiegen, aber da ich zumindest das erste Buch noch vollständig gelesen habe, könnte ich in Bezug auf die Frage Parzival=Simplizissimus vielleicht auch noch ein paar Vermutungen abgeben.
    Das im ersten Buch Anklänge vorhanden sind, die auch im Parzival vorkommen, ist denke ich eindeutig. Dennoch würde ich nicht so weit gehen, die beiden Figuren gleich zu setzen. Denn Teile dieser Übereinstimmungen (Aufwachsen in zivilisationsferner Umgebung, frühe Sünde, Unkenntnis des eigenen Namens) sind zwar durchaus beim Parzival zu finden, aber nicht nur dort. Dies ist eher ein recht gängiges Motiv in der mittelhochdeutschen Artusepik. So ist auch der Lanzelet Ulrichs von Zatzikoven sehr analog aufgebaut (Lanzelet wird von einer Meerfee auf eine abgelegene Insel entführt und dort aufgezogen und besitzt ähnlich wie Parzival und wohl übertragen auch Simplizissimus keinerlei ritterliche Ausbildung, er kennt seinen eigenen Namen nicht und ist ebenfalls als Sünder gekennzeichnet). Wenn mich nicht alles täuscht, nimmt auch der Wigalois Teile dieser Motivik auf. Da der Lanzelet bisher nicht eindeutig datiert worden ist, läßt sich auch somit nicht eindeutig sagen, ob Ulrich diesen Aufbau von Wolfram übernommen hat, oder beide Autoren dies aus ihrer angenommenen Quelle Chretien entlehnt haben.
    So gibt es also schon in der mittelhochdeutschen Literatur mehrere heute noch erhaltene Beispiele für diese intertextuelle Gestaltung und vermutlich noch einige mehr, die nicht überliefert wurden. Einer Gleichsetzung von Parzival und Simplizissimus würde ich also eher widersprechen. Viel mehr scheint mir Grimmelshausen ein allgemein nicht ganz unbekanntes Motiv aufgegriffen und übernommen zu haben, ohne daß ich eindeutige Bezüge nur auf den Parzival erkennen würde.
    Mit der Frage nach der 'Verkörperung der deutschen Seele' tue ich mich allgemein ein wenig schwer, da ich bisher keine literarische Figur gesehen habe (auch Faust nicht), die diese Verkörperung in vollem Umfang erreichen könnte. Ich denke, in dieser Problemstellung liegt auch immer sehr viel interpretatorische Freiheit. So wurde auch Eichendorffs Taugenichts lange Zeit als eine zutiefst typisch deutsche Figur interpretiert und das vor ganz unterschiedlichem politischem Hintergrund. Die genannten Figuren mögen vielleicht einen gewissen Zeitgeist widerspiegeln, eine Verkörperung der deutschen Seele würde ich darin aber nicht sehen...
    Gruß
    Berch

  • Hallo JMaria


    Zitat

    ikarus: Grimmelshausens Bemerkung, dass Olivier und Simplici gleich stark sind - interpretiere ich zuviel hinein? Mir stach das so ins Auge *grübel*


    Die beiden sind nicht nur gleich stark, sondern sich auch sonst sehr ähnlich. Beide führen ein sehr ziel- und haltloses Leben und sind ständig auf Wanderschaft. Am deutlichsten zeigt sich mir ihre Ähnlichkeit aber dadurch, daß Olivier damals als "Jäger von Werl" Simplicius´ Taten als "Jäger von Soest" nachgeahmt hat.
    Was mir noch aufgefallen ist, ist daß Simplicius seine Raubzüge und Überfälle als Jäger von Soest im 3. Buch voller Stolz auf seine Taten beschrieb und sich regelrecht damit brüstete. Davon merkt man der Beschreibung des Überfalls auf die Kutsche zusammen mit Olivier nichts mehr an. Er hält Olivier sogar davon ab, die Frauen und Kinder umzubringen. Ich denke, zu seiner Zeit als Jäger von Soest hätte Simplicius mit ihnen wahrscheinlich auch kurzen Prozess gemacht. Ich sehe das als Zeichen von geistiger und charakterlicher Reife.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,


    sandhofer
    Danke, Sandhofer, für Deine Erklärung. Das wusste ich doch, dass Du da der kompetente Ansprechpartner bist. Sehr interessant der Link zum Bundesbrief. Diesen Text kannte ich noch nicht.


    Berch
    Schön, dass Du auch nach deinem Ausstieg mit der Leserunde verbunden bleibst. Dass Lanzelot ähnliche Kindheitserlebnisse hat, ist mir bekannt, den Wigalois von Wirnt von Grafenberg kenne ich nicht, der französischen Vorlage für Wolfram von Eschenbach, Chrétiens „Le conte du Graal“ fehlt meiner Meinung nach die religiöse Komponente. Die Sünde-Schuld-Erlösung-Thematik wird m.M. nach erst im Parzival hervorgehoben. Die Frage bleibt, wieso in der Sekundärliteratur immer nur Parzival mit dem Simpel verglichen wird, vielleicht kennen die Herren Literaturwissenschaftler die Grimmelshausen bekannte Literatur?


    Mit der deutschen Seele tue ich mir auch schwer, und kann insbesondere Klabunds Meinung in Bezug auf Parzival und Eulenspiegel nicht nachvollziehen. Aber seit ich einmal Grabbes Drama „Don Juan und Faust“ gesehen habe, bin ich doch überzeugt, dass der Faust eher dem deutschen Geist entspricht als der Don Juan.


    Gruß von Hubert

  • Zitat von "ikarus"



    Was mir noch aufgefallen ist, ist daß Simplicius seine Raubzüge und Überfälle als Jäger von Soest im 3. Buch voller Stolz auf seine Taten beschrieb und sich regelrecht damit brüstete. Davon merkt man der Beschreibung des Überfalls auf die Kutsche zusammen mit Olivier nichts mehr an. Er hält Olivier sogar davon ab, die Frauen und Kinder umzubringen. Ich denke, zu seiner Zeit als Jäger von Soest hätte Simplicius mit ihnen wahrscheinlich auch kurzen Prozess gemacht. Ich sehe das als Zeichen von geistiger und charakterlicher Reife.


    Hallo Ikarus
    meinst du wirklich, daß zu irgendeinem Zeitpunkt Simplicissimus genauso gewissenlos war wie Olivier?
    Ich meine gelesen zu haben, dass Simplicissimus auch den Armen etwas von seinen Beutezügen abgegeben hat. Ich sehe Olivier eher als Mahnbild wie Simplicissimus hätte werden können.


    über die anderen Gedanken muß ich nochmals nachdenken, denn diese Woche war zuviel Arbeit, als dass ich zum Lesen kam.
    Dazu melde ich mich nochmal.


    Schade, dass ich den Parzifal nie gelesen habe. Ich habe mal begonnen, aber fand es sehr schwierig zu lesen.


    Nur noch eine Frage dazu: Kann man in Simplicissimus dem Narren eine Parallele zu Parzifal sehen.

    Ich weiß nicht wo der Gedanke her kommt, aber ich bringe auch Parzifal mit "Narr" in Verbindung.


    Gruß Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    meinst du wirklich, daß zu irgendeinem Zeitpunkt Simplicissimus genauso gewissenlos war wie Olivier?
    Ich meine gelesen zu haben, dass Simplicissimus auch den Armen etwas von seinen Beutezügen abgegeben hat. Ich sehe Olivier eher als Mahnbild wie Simplicissimus hätte werden können.


    Da hast Du natürlich recht. Ich meinte auch eher, daß Simplicius hätte werden können, wenn seine Entwicklung als Jäger von Werl so weitergegangen wäre. So begeistert wie er uns von seinen Raubzügen berichtet hat muß es ihm großen Spaß gemacht haben. Aber zu welcher Abstumpfung und Skrupellosigkeit ein Leben führt, das nur aus Rauben und Morden besteht, hat Simplicius aus der Schilderung des Lebenslaufs und der grausamen Tat Oliviers erkannt.


    Den Parzifal kenne ich auch nicht. Nächste woche komme ich wieder in die Stadtbibliothek. Vielleicht haben sie eine Ausgabe da und ich schnupper mal rein. Denn interessieren würde er mich schon.


    Ich bin bis jetzt auch noch nicht zum Weiterlesen gekommen, werde aber heute mit dem 5. Buch anfangen.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,


    JMaria: Parzival hat zu Beginn tatsächlich ein 'narrenhaftes' Auftreten. Da seine Mutter ihn von der ritterlichen Welt fern halten will, gibt sie ihm keinerlei diesbezügliche Ausbildung. Er kann also weder kämpfen, noch reiten. Als er in die 'normale' Welt eintritt, setzt er sich demzufolge auf sein Pferd, läßt die Zügel schleifen und hofft darauf, daß sein Pferd ihn zum richtigen Ort bringen wird. Dies wirkt auf die Außenstehenden, die ihn vorbeiziehen sehen, natürlich lach- und narrenhaft.


    Hubert: Es ist natürlich gut möglich, daß in der Literaturwissenschaft Erkenntnisse über die literarischen Grundlagen Grimmelshausens bestehen. Das wäre die sinnvollste Begründung.
    Aber Ulrichs Lanzelet hat auch lange Zeit nur sehr wenig Beachtung bekommen. Die Erzählung galt im Vergleich zu den Artusromanen Hartmans oder Wolframs als minderwertig (z.B. aufgrund des vermeintlich leichteren, 'trialen' Erzählstils). Die Forschung beschäftigt sich erst seit 20-30 Jahren wieder intensiver mit dem Lanzelet, so gilt auch eine schon über 100 Jahre alte Textform noch immer als die Standardvariante. Gut möglich, daß dies auch dazu beigetragen hat, daß eher Wolframs Parzival in die Betrachtung eingeflossen ist, als Ulrichs Lanzelet.

  • Zitat von "Hubert"


    Im zehnten Kapitel des 5. Buches berichtet Grimmelshausen vom Mummelsee und seinen Sagen. Ich hab’ ein paar Internetseiten dazu gefunden. Insbesondere die Mummelsee-Sage der Brüder Grimm könnte fast dem Simplicissimus entnommen sein.


    Hallo Hubert
    vielen Dank für die schönen Hinweise. Mir ist auch aufgefallen, dass die Wortwahl der Gebrüder Grimm fast identisch ist mit dem Simplicissimus.
    Schaurig das Gedicht von Mörike und traurig die Sage von den 3 Jungfrauen.


    Nixen und deren Sage erinnern mich unweigerlich an "Undine"


    ich glaube ich weiß wo ich dieses Jahr eine Wanderung unternehme und ich werde dann an unsere gemeinsame Leserunde denken.

    Zitat von "Berch"

    JMaria: Parzival hat zu Beginn tatsächlich ein 'narrenhaftes' Auftreten. Da seine Mutter ihn von der ritterlichen Welt fern halten will, gibt sie ihm keinerlei diesbezügliche Ausbildung. Er kann also weder kämpfen, noch reiten. Als er in die 'normale' Welt eintritt, setzt er sich demzufolge auf sein Pferd, läßt die Zügel schleifen und hofft darauf, daß sein Pferd ihn zum richtigen Ort bringen wird. Dies wirkt auf die Außenstehenden, die ihn vorbeiziehen sehen, natürlich lach- und narrenhaft.


    vielen Dank, das erklärt einiges. :winken:
    so langsam frag ich mich ob Simplicissimus nicht bis zum Ende seines Lebens dieses Narrenkleid, auch wenn er es buchstäblich nicht trägt, anbehält. Einmal ein Narr - immer ein Narr? (Huberts 2. Frage läßt mich hierzu keine Ruhe, vielleicht zieht sich doch durch den gesamten Simplicissimus der Parzifal?)

    [1. Sind neben Faust (unbestritten), tatsächlich auch Eulenspiegel und Parzival Verkörperungen der deutschen Seele? ]


    das kann ich leider nicht beantworten, darin kenne ich mich zuwenig aus.

    [3. Entspricht Grimmelshausen ev. in jedem Kapitel zwar nicht einer Verkörperung der deutschen Seele, aber einer literarischen Figur, im zweiten Kapitel z.B. durchaus dem weisen Narren Eulenspiegel und irgendwo vielleicht auch dem Faust?]


    eine toller Gedanke und ich meine es kam der Gedanke des Faust irgendwo im Buch auf.
    Mir kam auch Odysseus in den Sinn.


    Danke auch für die Hinweise zu der Geschichte der Schweiz, erstaunlich dass die Eidgenossenschaft bereits im 13. Jahrhundert ihren Anfang nahm.
    ob wohl während des 30jährigen Krieges viele Zuflucht in die Schweiz nahmen?


    Zitat von "sandhofer"

    Die alte Eidgenossenschaft war ein ziemlich kompliziertes Gebilde. Sie hat sich zwar aus dem 30-jährigen Krieg heraushalten können, hatte aber durchaus ihre eigenen Kämpfe zwischen Katholiken und Reformierten. Den letzten derartigen Bürgerkrieg sah sie 1712 - zu einer Zeit also, wo andere Länder ihre Glaubenskriege unterdessen beigelegt hatten ...


    es kann der Mensch nicht in Frieden leben....
    was wohl Grimmelshausen zu den Glaubenskriegen in der Schweiz gesagt hätte?


    ( Sind retorische Fragen, die mir im Kopf rumgehen - beantworten kann man das schlecht ).


    Zitat von "Ikarus"

    Da hast Du natürlich recht. Ich meinte auch eher, daß Simplicius hätte werden können, wenn seine Entwicklung als Jäger von Werl so weitergegangen wäre. So begeistert wie er uns von seinen Raubzügen berichtet hat muß es ihm großen Spaß gemacht haben. Aber zu welcher Abstumpfung und Skrupellosigkeit ein Leben führt, das nur aus Rauben und Morden besteht, hat Simplicius aus der Schilderung des Lebenslaufs und der grausamen Tat Oliviers erkannt.


    dann hatten wir ja den gleichen Gedanken, nur ich habs nicht verstanden :redface:


    [Parzifal]
    ich bin damals schon am 1. Buch gescheitert :sauer:


    Atomium:
    ich fand das 3. Buch bisher am spannendsten, dieser Jove hat es mir angetan. Bin gespannt wie du es siehst und der Gegenspieler vom Jäger kommt später im 4. Buch wieder vor.


    Hier noch die Ballade Spiritus familiaris des Roßtäuschers das im 5. Buch erwähnt wird.

    Traurig, dass auch die 2. Ehe so unglücklich war, aber mit der Moral hatte es Simplicissimus wirklich nicht :rollen:


    Bis dann
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    Maria hat gepostet:
    eine toller Gedanke und ich meine es kam der Gedanke des Faust irgendwo im Buch auf.
    Mir kam auch Odysseus in den Sinn.


    An Odysseus hatte ich bisher noch nicht gedacht, aber nach Deinem Posting habe ich nochmals nachgedacht und doch einige Gemeinsamkeiten festgestellt. z.B. wenn Simpel im 4 bis 6 Kapitel des vierten Buches im Venusberg festgehalten wird, obwohl er eigentlich heim zu seiner Frau und seinem Sohn will, erinnert das (egal ob von Grimmelshausen gewollt oder nicht) an Odysseus Aufenthalt bei Circe und Simpels Reise durch den Mummelsee zur Unterwelt im fünften Buch stellt ihn in eine Reihe mit Theseus, Odysseus, Aeneas und Dante..


    Vielen Dank für Deinen Link zur Rosstäuscher-Ballade und noch einen schönen Sonntag


    Lieben Gruß von Hubert

  • Hallo JMaria


    Zitat

    ich glaube ich weiß wo ich dieses Jahr eine Wanderung unternehme und ich werde dann an unsere gemeinsame Leserunde denken.


    Dann hoffe ich, daß es Dir nicht so enttäuscht wirst wie ich.
    Vor einigen Jahren unternahm ich eine Schwarzwald-Durchquerung zu Fuß und der Weg führte auch am Mummelsee vorbei. Es ist nur ein sehr kleiner See, der sich in wenig Zeit zu Fuß umrunden läßt. Außer an das große Hotel, das auch auf dem Bild zusehen ist (danke für die Links, Hubert) kann ich mich nur noch an eine ganze Reihe von Souvenierläden auf dem Parkplatz erinnern und daß die Wanderweg-Beschilderung im Bereich des Sees sehr schlecht war.
    Damals wußte ich allerdings noch nicht, daß der See so sagenumwoben ist. Vielleicht sieht man ihn mit diesem Wissen im Hinterkopf auch ganz anders.
    Ich hoffe, ich habe Dir jetzt nicht die Lust auf Deine Wanderung genommen :redface: Der Schwarzwald ist zum Wandern immer eine Reise wert. Ich habe vor, dieses Jahr auch wieder dort hin zu fahren. Und zwar an den Schluchsee.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo!


    Ich bin in der Mitte des dritten Bandes angekommen und muss zugeben, dass mich die Geschichte mehr und mehr fasziniert.


    Simpel ist vom Jäger von Soest zum Dragoner geworden, wartet auf die Beförderung zum Fähnrich. Für mich als Nichtmilitarist - gibt es irgendwo eine kurze Erklärung dieser militärischen Ränge? Ich finde ja, dass Fähnrich nach nicht viel klingt, aber anscheinend ist es ja schon ein Aufstiegsposten...


    Ich warte darauf, dass Simpel anfängt, sich mehr Gedanken über seine Opfer zu machen. Er wird als Jäger von Soest sicher Kindern begegnet sein, wie er ein paar Jahre zuvor eines war, und doch erwähnt er nichts davon. Deren Schicksal nimmt er nicht wahr.


    Hubert - 1: Till Eulenspiegel als Verkörperung der deutschen Seele? Für mich ist Till Uylenspiegel Flame. Aber vielleicht habe ich zuviel De Coster gelesen. (s. http://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_De_Coster Link zur französischsprachigen Wikipedia).
    Till zeigt auch eher typische Eigenschaften der belgischen Seele. Er erkennt Autoritäten nicht an, narrt die, die die Macht haben, wer immer sie auch gerade sind. Er untergräbt die herrschende Ordnung, weil es nicht seine ist und weil man sein Land auspresst wie eine Zitrone.


    Hubert - 2: Straßburger Münster - Ich interessiere mich für Kirchen, romanische, gothische, weniger barocke, und kann Stunden damit verbringen, die "Comics" auf den Kapitellen zu enträtseln. Deshalb kenne ich viele Kirchen. Ich versuche, in jeder Stadt, die ich besuche, eine Kirche anzuschauen. Und manchmal bleibt dann etwas im Gedächtnis hängen.


    Gruß
    Atomium

  • Hallo zusammen!
    Hallo Atomium!


    Zitat von "Atomium"

    Simpel ist vom Jäger von Soest zum Dragoner geworden, wartet auf die Beförderung zum Fähnrich. Für mich als Nichtmilitarist - gibt es irgendwo eine kurze Erklärung dieser militärischen Ränge? Ich finde ja, dass Fähnrich nach nicht viel klingt, aber anscheinend ist es ja schon ein Aufstiegsposten...


    Fähnrich - wenn diese Aufstellung zur preussischen Kavallerie von rund 1750 auch 100 Jahre früher in anderen deutschen Staaten Gültigkeit hatte (und ich sehe keinen Grund, warum nicht: nichts ist konservativer als das Militär und seine Organisation ...) - Fähnrich also war wahrscheinlich die höchste Stufe, die so ein Bürgerlicher in der Armee erreichen konnte. Offiziersränge waren eigentlich den Adligen vorbehalten, ein äusserst befähigter Bürgerlicher mochte allerdings schon mal den Rang eines Fähnrich oder Kornett erreichen. Ein Rang, den die 16-jährigen adligen Frischlinge geschenkt bekamen, wenn sie nicht gleich als Lieutenant beginnen durften.


    Zum Eulenspiegel: De Costers Figur dieses Namens ist natürlich vom Helden des Volksbuches abgeleitet, hat aber mit diesem nicht mehr alle Züge gemeinsam. So ist De Costers Figur Repräsentant der flämischen Rebellion, während der 'deutsche' Eulenspiegel allenfalls auf eigene Rechnung rebelliert.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen


    Zitat von "sandhofer"


    Soweit ich weiss, berichtet schon Tschudi von einem Schwur auf dem Rütli. Wie weit dieser historische Tatsache ist, kann man heute m.W. nicht mehr nachvollziehen. Das Jahr 1291 bezieht sich nicht eigentlich auf den Rütli-Schwur sondern auf das älteste erhaltene Dokument der Eidgenossenschaft: den Bundesbrief zwischen Uri, Schwyz und Unterwalden.


    gestern am Sonntag kam auf dem ZDF diese Mittelalter-Doku und dieses Mal ging es auch u.a. um die Schweiz und dieser Historiker hat auch gemeint, dass man eher davon ausgehen kann, dass dieser Schwur nie auf dieser Rütli-Wiesen stattgefunden hat, sei alles Legende:


    [url=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,2119394,00.htm]ZDF - Mittelalter[/url]


    [Hans Sachs und Till Eulenspiegel]
    darüber berichtet auch in einer netten Zusammenfassung Klabund. Wollte diese Seite nochmals in Erinnerung rufen, ich finde sie sehr informativ.


    ikarus:
    Ich hoffe, ich habe Dir jetzt nicht die Lust auf Deine Wanderung genommen Der Schwarzwald ist zum Wandern immer eine Reise wert. Ich habe vor, dieses Jahr auch wieder dort hin zu fahren. Und zwar an den Schluchsee.


    nein - du hast mir nicht die Lust genommen, denn ich möchte den See mehr aus literarischen Interesse anschauen und ich werde bestimmt keine Steine reinwerfen :breitgrins:


    Was haltet ihr von Buch 5/ Kapitel 13-15?
    wieder eine neue Weltanschauung?


    Hubert:
    dein Vergleich mit der Unterwelt finde ich sehr passend.


    Habt ihr auch die Angst herausgelesen, dass die Erde mit Feuer gerichtet werden soll. Ich nehme an Grimmelshausen bezieht sich hier auf den Petrusbrief.


    Aber ich warte jetzt erstmal auf eure Reaktionen.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)