Buchsuche: Klassiker für Freizeitleser

  • Hallo,


    Ein Freund (Naturwissenschaftler mit Familie, sehr im Stress) fragte mich kürzlich nach Lektüretipps. Ich dachte noch, sowas von kein Problem, aaaaber: Es soll etwas klassisches sein, also nicht nach 1945 veröffentlicht. Außerdem soll es gut zu lesen sein, sich nicht in Gesellschaftskritik erschöpfen, und der Stil soll auch nicht wichtiger als der Inhalt sein. Madame Bovary z.B. hat meinen Freund nachdrücklich erschöpft, bei Moby Dick hat er alsbald aufgegeben und bei den Brüdern Karamasow hat er vor den langen Beschreibungen zu Beginn kapituliert.

    Ich habe ihm jetzt mal Balzac empfohlen (Vater Goriot, dann Verlorene Illusionen), sowie Dickens (Bleak House, dann Copperfield) und von Dostojewski Der Idiot, dann Die Dämonen. Aber so ganz zufrieden bin ich nicht. Habt ihr vielleicht gute Tipps? Es darf Anspruch haben, aber man muss es auch nach einem harten Arbeits- und Familientag noch lesen können, ohne einzuschlafen.

  • Ich empfehle britische Klassiker: Sturmhöhe, Jane Eyre, Tess (die beiden letztgenannten sind aus Frauenperspektive, ich weiß nicht, ob das in Frage kommt) und R.L. Stevenson natürlich, der sehr spannende Romane und Erzählungen geschrieben hat. Was zum Gruseln ist Sheridan LeFanu, auch sehr unterhaltsam. "Onkel Silas" ist der reinste Psychothriller - das meine ich völlig ernst.

  • Kürzlich neu entdeckt und neu übersetzt wurden die beiden folgenden Romane aus den 1920er Jahren, beide gut lesbar:

    Zwei Wochen am Meer von R.C. Sheriff (im Original A Fortnight in September)

    Gentleman über Bord von Herbert Clyde Lewis (im Original Gentleman Overboard)

    Und natürlich immer Daphne du Maurier: Rebecca oder Jamaica Inn

  • Na ja ... naturwissenschaftlich gesehen, ist Fahrenheit 451 eher irrelevant.


    Aber, warum nicht etwas empfehlen, Swann81 , das Du selber magst: George Eliot. Da kannst Du gleich aus dem Vollen schöpfen, wenn's darum geht, das Buch zu loben. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • vielen dank für die tipps. einiges davon kannte ich selbst noch nicht, da schaue ich mal rein!

    ja, george eliot, guter punkt, aber middlemarch ist dem guten mann vermutlich zu lang. ob ihn die dhrchaus faszinierende charakterentwicklung da fesseln kann, weiß ich noch nicht.

    von daher ist silas marner ein guter tipp. ich hab sonst von eliot nichts gelesen außer adam bede, was okay war, aber mehr auch nicht. silas marner sollte ich hier im regal haben, das gehe ich als nächstes an :)

    von bradbury kenne ich nur die verfilmung, wäre aber interessant, zu sehen, wie er schreibt!

  • Da wäre sonst noch Jane Austen, falls er nicht dem Vorurteil anhängt, Austens Romane seien

    a) platte Liebesromane

    b) "Frauenliteratur". ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • ich befürchte, das tut er. also da war die ablehnung explizit leider ich muss allerdings zugeben, dass mir das viele jahre genauso ging. allerdings hätte ich vor 10 jahren damit auch noch nicht so viel anfangen können, wie jetzt. bei manchen dauerts halt länger :)

  • Wie wäre es denn, wenn du ihm Jules Verne vorschlügest? Auf seine Art ist das auch ein Klassiker, darüber hinaus etwas für Naturwissenschaftler und dann auch noch spannend. Und wenn er repräsentative Bände für seine aufzubauende Bibliothek sucht, von Jules Vernes Romanen gibt es sehr schöne bibliophile Ausgaben.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Du erinnerst mich daran: Gottfried Keller - aber nicht den "Grünen Heinrich" (keine der beiden Versionen), sondern die Novellen. Sofern er nicht der Meinung ist, Literatur müsse = Roman sein.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Einer meiner Lieblinge: Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes. Kurze bis sehr kurze Geschichten. Ideal für häppchenweises Lesen vor dem Einschlafen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • R. L. Stevenson ist mehr, viel mehr als nur "Die Schatzinsel". (Wobei auch die nicht zu verachten ist, um mal Arno Schmidt zu paraphrasieren.)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus