"Hier hat Goethe übernachtet" - Autoren und Literatur auf der Landkarte

  • Hier können alle schreiben, die einen Ort mit interessantem Bezug zur Literatur besucht haben und ihn uns vorstellen wollen. Das können Wohn- und Aufenthaltsorte von Autoren sein, aber auch Landschaften, Orte und Gebäude, die in literarischen Werken wichtig geworden sind.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Zählt Lavaters Wohnhaus in Zürich?


    (Ansonsten natürlich die Wohnhäuser von Goethe und Schiller in Weimar, das Schiller-Haus in Leipzig, Wielands Gartenhäuschen in Biberach (sein Wohnhaus war nicht mehr zu besichtigen), Schloss Lichtenstein ... Was halt hier so rumliegt ...)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Na, dann mache ich mal den Anfang - als bekennender Jean-Paul-Bewunderer.


    Natürlich weiß ich, wo der Reichsmarktflecken Kuhschnappel liegt, und Flachsenfingen und Scheerau. Es sind Chiffren für Hof, den Ort seiner Schulzeit, mit dem ihn eine lebenslange Aversion verband. Aber das möchte ich nicht vorstellen, sondern drei Orte, die keine zehn Kilometer voneinander entfernt liegen.


    Das eine ist das Grab des Dichters auf dem Friedhof in Bayreuth, ein unscheinbarer Findling, dessen Inschrift die Grabstätte als die seine und die seines Sohnes Max Emanuel ausweist, von Efeu dicht umwuchert. Ein Blatt des Bewuchses liegt, mumufiziert, im Buchblock meines "Siebenkäs". Die Grabstätte liegt, wenn man von der Stadtseite aus den Friedhof durchquert, rechts des Mittelgangs, und man kann auf Anhieb schon einmal vorbeilaufen, also aufpassen!


    Verlässt man den Friedhof in westlicher Richtung, gelangt man auf der B 22 nach etwa 4 km alsbald nach Eckersdorf-Donndorf. Unmittelbar links der Bundesstraße liegt ein zentraler Schauplatz des "Siebenkäs", Schloss Fantaisie. Es ist nun nicht das ganz große umwerfende Baudenkmal, und es soll in den vergangenen 200 Jahren auch äußerlich verändert worden sein; aber die Anmut der Gesamtanlage mit ihrer talseitigen Gartenlandschaft ist bestechend. Genau so ein Ort ist dem Lustwandeln des Firmian Siebenkäs mit seiner verehrten Natalie gemäß.


    Und wenn wir schon einmal dabei sind: verlässt man Bayreuth auf derselben Bundesstraße nach Osten, erreicht man nach wiederum etwa 5 km die "Rollwenzelei", einstmals der Gasthof der Familie Rollwenzel, in dem der Dichter in seinen späten Jahren seinen Arbeitsmittelpunkt unterhielt und den Berichten nach erkleckliche Mengen an Kartoffeln, Salat und fränkischen Bieres vertilgte. In dem Gebäude ist das Arbeitszimmer des Dichters erhalten und wird hoffentlich bald wieder zur Betrachtung und Kontemplation offenstehen.

  • Auf meinen Reisen, habe ich schon einige literarisch interessante Fleckchen besucht und gesehen.


    Auf dem Weg nach Bologna machten wir 2016 einen Zwischenstopp in Ferrara, eine wunderschöne alte Stadt.

    Einige Zeit zuvor hatte ich das Bassanis Buch - Die Gärten der Finzi Contini gelesen.


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    In Ferrara suchten wir den jüdischen Friedhof um das Grab, aus dem Buch. Die Familie die Bassani in seinem Buch geschrieben hat hieß in Wirklichkeit Finzi- Magrini, auch das Grab Bassanis ist gleich in der Nähe. Er war ja Teil der Resistenza und wollte auf dem jüdischen Friedhof bestattet werden.


    Schon der Weg vom mittelalterlichen Stadtkern zum jüdischen Friedhof war abenteuerlich. Wir gingen unbeabsichtigt einen Umweg und nach 7 km Fußmarsch haben wir endlich hingefunden. Der Friedhof war allerdings verschlossen und wir wollten schon fast wieder umkehren, als eine ältere Frau aus dem Eingangstor herauskam, sie war sowas wie die Friedhofswärterin. Als ich ihr von unserer Suche erzählte, ließ sie uns rein.


    Das Areal war sehr groß und sie zeigte uns die Richtung in die wir gehen mussten, kam aber selber nach mit einem Fahrrad, weil ihr das Gehen schon zu beschwerlich war. Sie erzählte und von den Juden in Ferrara, wie es war, als die Rassengesetze unter den Faschisten auch in Italien gültig wurden, vom großen Massaker bei der Burg von Ferrara (darüber hat Bassani in einem anderen Werk auch geschrieben). Das leere Grab der Finzi- Magrini war schon beklemmend, es war für Menschen bestimmt, die in Polen verbrannt wurden. Ich fand das Gespräch sehr sehr interessant, sie hat auch von ihr selber erzählt, sie war im Krieg bei einem Bauern versteckt als Magd untergekommen und konnte der Todesmaschinerie entkommen.


    Micol, das Mädchen aus dem Roman war nicht aus der Familie Finzi-Magrini, da hatte der Autor ein anderers Vorbild genommen.


    Während ich das hier so schreibe habe ich Lust bekommen, das Buch wieder zu lesen. Ich glaube, ich werde das auch tun, sobald ich mein jetziges Buch fertig habe.


    Unten die beiden Bilder vom Grab der Finzi Magrini und von Bassani.



    finzimagrini.JPG



    bassani.JPG

  • Vor einigen Jahren habe ich in Danzig mal einige der Orte gesehen, an denen Grass' Blechtrommel spielt. Das war mehr Zufall; ich bin nicht eine solche Blechtrommelverehrerin, dass ich es bewusst darauf angelegt hätte. Mir ist aber aufgefallen, dass es dort Führungen in deutscher Sprache gibt, bei denen man eine ganze Reihe der Schauplätze gezeigt bekommt; zum Beispiel das alte Zeughaus, wo Oskars Mutter die Blechtrommel für ihren Sohn kauft. Siehe hier: Romanreise Blechtrommel (link führt zu einer Seite namens "Romanreisen").

  • Ich möchte an @sandhofers Post anschließen und allen Weimarer Besuchern, die vielleicht auch Wieland mögen, den Besuch des Wielandgutes im nahe gelegenen Oßmannstedt ans Herz legen, eine wunderschöne schlossartige Anlage mit historischer Inneneinrichtung, Parkanlage und Wielands Grabstätte an der Ilm.
    Für mich ein wunderbarer, wie aus der Zeit gefallener Ort, der ganz zu dem Charme von Wielands Romanen passt.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich möchte an @sandhofers Post anschließen und allen Weimarer Besuchern, die vielleicht auch Wieland mögen, den Besuch des Wielandgutes im nahe gelegenen Oßmannstedt ans Herz legen, eine wunderschöne schlossartige Anlage mit historischer Inneneinrichtung, Parkanlage und Wielands Grabstätte an der Ilm.
    Für mich ein wunderbarer, wie aus der Zeit gefallener Ort, der ganz zu dem Charme von Wielands Romanen passt.

    Ausgezeichnete Empfehlung! Wer beide Wirkungsstätten Wielands kennt, staunt auch über den Kontrast zu dem Gartenhaus in Biberach - nicht nur des Größenunterschiedes wegen, sondern auch wegen der epischen Verschandelung der Lage durch die angrenzende Rückfront der Kreisverwaltung.