Cervantes: Don Quijote

  • Na, dann will ich das an dieser Stelle nachholen. Ich dachte eigentlich, es sei ein wenig unredlich, seinen Beitrag in mehreren Foren direkt zu veröffentlichen, habe das bisher nur gemacht, wenn es Voraussetzung für die Teilnahme an einer Leserunde mit vom Verlag zur Verfügung gestellten Büchern war.

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    Ein Dreivierteljahr habe ich für diesen Literaturriesen gebraucht, den Thomas Mann mit Recht ein Menschheitsbuch nennt.


    Des Romans erster Teil erschien 1605, der zweite 1615.


    Zum Inhalt

    Der Landedelmann Alonso Quijano aus der Mancha ist ein begeisterter Leser von Ritterromanen, die mit der Annahme eines fahrenden, edlen Rittertums und deren großartigen Taten auch in Spanien die Leser ein paar Generationen zuvor jahrzehntelang unterhalten haben. Im Alter von fünfzig plus beschließt nun Alonso, auch er sei zum Ritter geboren und müsse ausreiten, die Schwachen zu schützen und das Recht durchzusetzen. Er bennet sich in Don Quichote de la Mancha um, versichert sich der Dienste des Kleinbauern Sancho Panza als Schildknappen und lässt diesen die magere Mähre Rocinante (ein Hengst wohlgemerkt, was der deutsche Leser bei dem Namen nicht unbedingt vermutet) satteln, wonach die beiden wohlgemut ins Abenteuer ziehen, der Ritter auf dem Zossen voran, Sancho auf seinem heißgeliebten Esel, dem Grauen, hinterher. Sehr schnell erleben sie viele Abenteuer wie den berühmten Kampf gegen die Windmühlen, die Befreiung einer Schar von Häftlingen, den Kampf mit den Weinschläuchen und und und … . Alle Besiegten schickt Don Qichote zu seiner Herzensdame Dulcinea del Toboso, die allerdings auch gar nicht existiert.

    Jede Kneipe wird ihm zu einer aufnehmenden Burg, und den beiden begegnen viele Menschen, die mit ihren abenteuerlichen Geschichten Don Quichotes Hilfsbereitschaft schüren und ausnutzen, immer mehr, um sich über ihn lustig zu machen.

    Das Ganze zieht sich in meiner Ausgabe über mehr als 1300 Seiten, geteilt in zwei Teile, zwischen deren Veröffentlichung zehn Jahre lagen.

    Während der erste Teil eher geprägt ist von episodischen Abenteuern und vielen eingeflochtenen Novellen, ist der zweite Teil stark reflektiert und mit weiten Strecken durch den Erzählerkommentar vorinterpretiert. Sancho Panza mit seiner drolligen Ausdrucksweise, seiner Schlitzohrigkeit und seiner handfesten Menschlichkeit erhält im zweiten Teil einen weit größeren Part. Außerdem wird in diesem Teil immer wieder Don Quichotes Rittertum gebrochen, lächerlich gemacht und gerade in der tiefsten Demütigung erscheint die völlige innere Stimmigkeit von Don Quichotes tiefem Verständnis der Welt und des Menschen und seiner völligen Verrücktheit in Bezug auf seine ritterliche Wahnwelt als Größe gegenüber der Abgefeimtheit der Menschen, die ihm Fallen stellen und sich an seiner Verrücktheit ergötzen. Dies gilt ebenso für Sancho Panza.

    Meine Meinung

    Ich musste mich sehr um dieses Werk bemühen, seine Lektüre ist mir nicht leichtgefallen. Das liegt einmal an dem episodischen Stil und den vielen eingestreuten Novellen des ersten Teils sowie den unendlichen Wiederholungen und Varianten. Erst spät habe ich erkannt, dass diese vielfältigen Brechungen dazu dienen, zu zeigen, wie sich die unterschiedlichsten Menschengruppen an diesen beiden nur scheinbaren Simpeln bewähren oder viel häufiger scheitern. Auch das Schreiben an sich und die Redlichkeit der Literatur sind wichtige Themen des Romans.

    Ich hätte mir mehr Ruhe für die Lektüre gewünscht, sie passte nicht richtig in dieses für mich relativ hektische und vollgefüllte Jahr, aber vielleicht ist das ein Anlass, in einer späteren Ruhephase noch einmal zu dem Werk zu greifen, wenn auch nicht, wie Thomas Mann, bei einer Atlantiküberquerung. Dazu reicht bei den heutigen Pötten weder die Zeit noch die Ruhe an Bord.