Danke, Volker für die Zusammenfassung des Textes von Golo Mann. Mir reicht das - zusammen mit dem Link, den Maria uns im Materialthread gegeben hat -, um mir ein Bild zu machen. Wir lesen ja Wassermann, nicht Golo Mann.
Ich bin inzwischen im Kapitel "Botschaft aus der Ferne". Wie du, @Newman, schon nachzeichnest, geht es immer mehr darum, wie Caspar scheinbar seine Unschuld verliert, in Wirklichkeit aber immer mehr das Opfer seiner Umwelt wird. Sie beuten seine Unerfahrenheit aus, ziehen ihn zu sich herunter. Auch Daumer beutet ihn aus, und in dem Moment, wo er nicht mehr seinen idealistischen Erwartungen entspricht, schiebt er ihn ab.
Passt übrigens bitter zu unserer Reaktion auf die Flüchtlinge: Nachdem wir uns nicht mehr in der Sonne unserer international wahrgenommenen "Menschlichkeit" sonnen konnten, nahmen wir sehr schnell das Lästige wahr, dass da genauso gemischte Menschen, wie wir sie selber sind, zu uns gekommen sind, dies ihnen aber, im Gegensatz zu uns selbst vorwerfen. Wobei Caspar ja auch noch zur Mitte des Buches ein extrem naiver und freundlicher Mensch ist, wenn man sich überlegt, was er bis dahin schon durchgemacht hat.
Nach dem ersten Drittel nimmt der Kriminalfall Fahrt auf: Caspar wird verfolgt und schließlich Opfer eines Attentats. Wassermann deutet mit seiner Erzählweise zunächst immer nur an, dass Caspar ein Sprössling mit politischen Implikationen ist. Schließlich wird in Feuerbachs Brief deutlich, dass es hier um einen Erbfolgefall in einem Fürstenhaus geht.
Die auktoriale Erzählweise gibt dem Leser viele Hintergründe an die Hand; Stark ist Wassermann immer dann, wenn er aus der Sicht Caspars auf die Umwelt sieht.